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Einsatz von Stroh im Mastversuch

Webcode: 01039862
Stand: 05.11.2021

Ab August dieses Jahres müssen laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung alle Schweine Zugang zu organischem und faserreichem Beschäftigungsmaterial haben. Betriebe, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen, müssen außerdem gesundheitlich unbedenkliches Raufutter anbieten, wobei ITW Raufutter als rohfaserreiche, strukturreiche Futtermittel definiert. Das Beschäftigungs(rau)futter muss mindestens 20 % Rohfaser enthalten. Für Mastschweine gibt ITW einen Orientierungswert von etwa 50 g/Tag an. In Versuchen wurden sehr unterschiedliche Verzehrsmengen von rohfaserreichen Futtermitteln ermittelt, die zur Beschäftigung eingesetzt wurden. In einer Untersuchung der LWK Niedersachsen wurde die Aufnahme verschiedener faserreicher Futtermittel gemessen.

Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Ferkel (Topigs Norsvin, PI Select x TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Gruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Die Tiere wurden dreiphasig ad libitum gefüttert. Das Anfangsmastfutter mit 16,5 % Rohprotein wurde bis 65 kg Lebendgewicht eingesetzt, Das Mittelmastfutter von 65 bis 90 kg LG enthielt 14 % und das Endmastfutter 12 % Rohprotein. Das „Beschäftigungsfutter“ wurde den beiden Gruppen in einem separaten Futtertrog ad libitum angeboten. Gruppe 1 erhielt Häckselstroh und Gruppe 2 Strohpellets. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 27 bis 122 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.

Tabelle 1: Geplante Nährstoffgehalte

Mastabschnitt

           kg

Anfangsmast
28-65

Mittelmast
65-90

Endmast
90-122

Rohprotein

Lysin

ME

Phosphor

%

%

MJ/kg

%

16,5

1,10

13,2

0,44

14,0

0,90

13,0

0,40

12,0

0,90

13,0

0,40

Die Futteranalysen bestätigten die Sollwerte.

Tabelle 2: Analysen der drei Futtermischungen

 

 

Anfangsmast

Mittelmast

Endmast

Rohprotein

Lysin

Methionin + Cystin

Threonin

Valin

Rohfaser

ME

Phosphor

%

%

%

%

%

%

MJ/kg

%

15,9

1,07

0,56

0,67

0,74

3,6

13,2

0,41

13,8

0,95

0,54

0,60

0,67

4,1

12,9

0,40

11,8

0,96

0,48

0,56

0,61

3,8

13,1

0,40

Das Stroh wurde auf Rohfaser und die Zellwandgerüstsubstanzen ADFom (Säure-Detergenzien-Faser, nach Veraschung) und aNDFom (Neutral-Detergenzien- Faser, Amylase behandelt, nach Veraschung) untersucht. Zusätzlich wurden die Mykotoxine DON (Deoxynivalenol) und ZEA (Zearalenon) per Elisa-Test ermittelt. Die Befunde zeigen eine sehr geringe Belastung. Die empfohlenen Höchstgehalte je kg Futtermischung liegen bei 0,9 mg DON und 0,25 mg ZEA.

Tabelle 3: Strohanalysen

 

Häckselstroh

Strohpellets

Rohfaser                          %

ADFom                            %

aNDFom                          %

DON                           mg/kg

ZEA                            mg/kg

41,2

48,3

75,0

<0,2

<0,02

35,1

42,2

70,6

0,6

0,02

Gleiche Mastleistung

Es traten keine gesicherten Unterschiede in der Mastleitung auf. Die mittleren Leistungen lagen bei rund 960 g Tageszunahmen und einem Futteraufwand von 2,55 kg je kg Zuwachs. Das Angebot an Häckselstroh bzw. Strohpellets führte nicht zu unterschiedlichen Verbräuchen an Kraftfutter (2,43 bzw. 2,47 kg).

Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

 

 

Gruppe 1
Häckselstroh

Gruppe 2
Strohpellets

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

kg

kg

g

kg

kg

54

26,8

122,2

952

2,55

2,43

52

26,8

122,4

975

2,54

2,47

Schlachtkörpergewicht

Schlachtausbeute

Schinken

Lachs

Schulter

Bauch

MFA Bauch

Speckmaß

Fleischmaß

Indexpunkte/kg SG

kg

%

kg

kg

kg

kg

%

mm

mm

96,1

78,7

18,7

7,4

9,2

13,8

57,9

14,3

66,5

0,994

96,5

78,8

18,8

7,3

9,1

13,9

56,9

15,0

66,7

0,988

Die Schweine wurden nach AutoFOM klassifiziert. Im Mittel wurden 0,991 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Signifikante Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung gab es nicht. In der Gruppe 1 fielen zwei Tiere und in Gruppe 2 vier Tiere vorzeitig aus.

Geringer Strohverbrauch

Das Stroh wurde sackweise in kleinen Gebinden vom Landhandel bezogen. Zu Mastbeginn betrug die Tagesgabe 15 g je Tier und ab der Mittelmast 30 g. War noch genügend sauberes Stroh im Trog vorhanden, wurde nichts nachgelegt. Einmal wöchentlich wurde der Trog geleert, die Restmenge erfasst und neues Stroh verabreicht. Verschmutztes Stroh wurde zwischendurch ebenfalls entfernt und gewogen.

Die Verbräuche insgesamt und je Tier schwankten enorm. In der gesamten Mastperiode nahmen die Schweine, denen Häckselstroh ad libitum angeboten wurde, mit 262 g nur knapp ein Drittel der Strohpellet-Menge auf. Bezogen auf den Tag resultierte ein Verbrauch von 2,7 g (Häckselstroh) bzw. 9 g (Strohpellets). Hierbei ist das unterschiedliche spezifische Gewicht der beiden Futtermittel zu berücksichtigen. In der Anfangsmast ist der tägliche Verbrauch je Tier mit 1,6 g (Häckselstroh) und 6,5 g (Strohpellets) sehr gering. Zum Mastende erhöhten sich die Tagesverbräuche auf 4,0 bzw. 10,7 g. Insgesamt wurden von der angebotenen Menge an Häckselstroh weniger als ein Drittel verbraucht, in der Gruppe mit Strohpellets lag der Anteil bei etwa 57 %. Interessant war, dass die weiblichen Tiere deutlich mehr Häckselstroh und Strohpellets verbrauchten als die Kastraten. Die über die beiden Strohprodukte aufgenommenen Mengen an Rohfaser waren im Gegensatz zu einer sächsischen Studie nicht gleich. Bei der Gruppe mit Häckselstroh betrug die Menge 108 g und bei der Gruppe mit Strohpellets 294 g Rohfaser.

Tabelle 5: Verbrauch an Häckselstroh und Strohpellets (Angaben in g)

 

Gruppe 1
Häckselstroh

Gruppe 2
Strohpellets

Anfangsmast (28-65 kg)

Verbrauch/Tier gesamt  

          

Verbrauch/Tier und Tag         

 

 

57

(1-199)1)

1,6

(0-5,1)

 

233

 (58-419)

6,5

 (1,6-11,6)

Mittelmast (65-90 kg)

Verbrauch/Tier gesamt     

    

Verbrauch/Tier und Tag

 

 

73

(0-399)

2,6

(0-14)

 

281

 (69-535)

10,3

(2,6-19,1)

Endmast (90-122 kg)

Verbrauch/Tier gesamt

 

Verbrauch/Tier und Tag

 

 

132

 (4,5-369)

4,0

(0,2-13,7)

 

323

 (44,5-875)

10,7

 (2,2-28)

 

Ø Verbrauch/Tier und Tag

 

 

Gesamtverbrauch/Tier

 

 

2,7

 (0,2-9)

 

262

(20,5-823)

 

9,0

(3-16)

 

837

 (235-1567)

Anteil Verbrauch am Angebot %

35,0

56,5

1)Schwankungsbereich in Klammern

Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Aufgrund des gleichen Futteraufwandes unterschieden sich die Futterkosten nicht. Je 100 kg Zuwachs ergaben sich 68,65 €. Die Kosten für das Stroh bezogen sich ausschließlich auf die verbrauchten Mengen und betrugen beim Häckselstroh 0,10 € und bei den Strohpellets 0,35 € je Tier.

Fazit
In diesem Mastversuch wurden unterschiedliche „Beschäftigungsfutter“ in Form von Häckselstroh bzw. Strohpellets ad libitum angeboten. Die Tiere der beiden Gruppen wurden dreiphasig gefüttert und erhielten ab 90 kg Lebendgewicht ein Futter mit 12 % Rohprotein und 0,40 % Phosphor. Die mittleren Leistungen lagen bei rund 960 g Tageszunahmen und einem Futteraufwand von 2,55 kg je kg Zuwachs. Unterschiede in der Mastleitung traten nicht auf. Im Mittel wurden 0,991 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Signifikante Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung gab es nicht. Die Verbräuche an Häckselstroh bzw. Strohpellets in der gesamten Mast unterschieden sich mit 262 bzw. 837 g sehr deutlich. Die vorliegenden Versuchsergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass die Mastschweine deutlich weniger als die von ITW genannte Menge aufnehmen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in der Praxis die verbrauchten Strohmengen sehr unterschiedlich sein können, da das angebotene Stroh nicht immer vollständig gefressen wird, sondern z.T. im Güllekanal landet.