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Ökolandbau in Niedersachsen 2023 – Zahlen und Trends

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Fachbereich Ökologischer Landbau, 27. Oktober 2023

Der Ökologische Landbau ist in Niedersachsen gewollt und soll ausgeweitet werden. Doch das letzte Jahr war unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges und der Inflation wirtschaftlich für Biobetriebe eine Herausforderung. Gleichzeitig wurden mit der neuen GAP die finanziellen Anreize für Biobetriebe erhöht. Wie reagieren die Betriebe auf diese Situation? Einen ersten Eindruck, wie es um den Ökologischen Landbau aktuell steht, kann man aus der Auswertung der diesjährig gestellten Agraranträge ableiten. Wir haben uns die Zahlen einmal genauer angeschaut und ausgewertet.

Ökolandbau in Zahlen – Welche Zahl gilt?

Zahlen und Statistiken im Ökologischen Landbau können auf zwei Arten ermittelt werden: zum einen über die gestellten Agraranträge - diese Zahlen werden in der Regel vom statistischen Landesamt genutzt. Zum anderen über eine aktive Meldung der Ökobetriebe und Ökoflächen über die Bio-Kontrollstellen an das LAVES – diese Zahlen werden von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ausgewertet und ca. Mitte des Jahres für das Vorjahr veröffentlicht. Die offizielle Ökofläche für Niedersachsen liegt laut BLE aktuell bei 5,8% (Stand 2022). Ein Vorteil dieser Erhebung ist, dass bei dieser Flächenerhebung nur zertifizierte Bioflächen berücksichtigt werden. Sie ist also relativ genau. Ein Nachteil: man erhält die Zahlen immer erst ein Jahr später. Um einen Einblick auf die aktuelle Lage im jetzigen Jahr zu erhalten bietet sich der Blick auf die Agraranträge an. Da die Anträge nach der Antragsstellung geändert und auch zurückgezogen werden können, zeigt eine Auswertung im laufenden Jahr nicht den IST-Zustand in diesem Jahr, sondern vielmehr die von den Betrieben zur Antragstellung beabsichtigte Entwicklung. Zudem können die Zahlen variieren, je nachdem wann die Antragszahlen aus der Datenbank abgerufen wurden. In der Regel passen die über das LAVES erhobene Ökofläche und die beantragten Agrarflächen allerdings gut zusammen. Ein Vergleich der letzten zwei Jahre zeigt, dass über die Antragsfläche die reale Fläche eher unterschätzt, als überschätzt wird. Die im Folgenden präsentierten Zahlen sind auf Basis der Agraranträge 2023 für landwirtschaftliche Flächen ausgewertet worden. 

Vergleich verschiedener Ökoflächenerhebungen
Vergleich verschiedener ÖkoflächenerhebungenDr. Alexandra Wichura

Ökofläche in Niedersachsen – weiterhin positiver Trend

Insgesamt wurden in Niedersachsen im Jahr 2023 (Stand 27.07.2023) für etwas mehr als 162.000 ha Anbaufläche eine Öko-Förderung beantragt. Dies entspricht im Vergleich zur offiziellen Ökofläche 2022 einer Steigerung um 15.000 ha. 
Der Anteil der gesamt zur Förderung beantragten Anbaufläche in Niedersachsen läge bei 
6,4 %. Dies entspräche einem Wachstum der Ökofläche um knapp 10,2 % im Vergleich zu 2022. Der positive Trend der letzten Jahre ist damit ungebrochen. 
Mit 11.958 ha befindet sich die größte ökologische Anbaufläche im Landkreis Lüchow-Dannenberg. 20% der landwirtschaftlichen Fläche im Landkreis wird ökologisch bewirtschaftet. Dies entspricht 7,3 % der ökologischen Fläche von ganz Niedersachsen. Auch in den Landkreisen Lüneburg und dem Heidekreis werden mehr als 10.000 ha ökologisch bewirtschaftet.


Das größte absolute Wachstum im Vergleich zu 2022 zeigt sich im Landkreis Diepholz mit 2.314 ha. Das größte relative Wachstum hingegen mit über 900 % ist in Salzgitter zu verzeichnen. Dies entspricht einem Zuwachs von 606 ha. 

Ökofläche in Niedersachsen
Ökofläche in NiedersachsenDr. Alexandra Wichura

 

Um 175 ha ist laut Agraranträgen die ökologische Anbaufläche in Holzminden gesunken, was einem Minus von 10% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Wachstum der beantragten Ökofläche im jeweiligen LK 2023
Wachstum der beantragten Ökofläche im jeweiligen LK 2023Isabel Bröker

 

 

 

Kulturen im Ökolandbau
Der stärkste Flächenzuwachs ist mit einem Plus von knapp 11.000 ha im Dauergrünland zu sehen. Deutliche Flächensteigerungen mit jeweils knapp 2500 ha und ca. 3000 ha sind im 

Entwicklung relevanter Kulturarten im ÖL
Entwicklung relevanter Kulturarten im ÖLIsabel Bröker

Entwicklung seltener Kulturarten im ÖL
Entwicklung seltener Kulturarten im ÖLIsabel Bröker

Getreide und im Futterbau zu verzeichnen. Beim Getreide wird vermehrt Wintergetreide  angebaut, während die Fläche von Sommergetreide leicht rückläufig ist. Aufgrund des schlechten Absatzes im Vorjahr ist der Dinkelanbau um mehr als die Hälfte zurückgegangen. 
Ein Großteil der Futterflächen ist auf eine Ausweitung des Silomais-Anbaus zurückzuführen. Relativ konstant blieben die Flächen für Kartoffeln und Zuckerrüben. Erwähnenswert ist, dass der Anteil seltener Nutzungsarten (Sonstige) um ca. 1200ha gestiegen ist. Hierunter verbergen sich auch Kulturen wie Soja und Sonnenblume. Bei beiden Kulturen hat sich die Flächen kontinuierlich vergrößert, auf knapp 1000 ha bei Soja und etwas mehr al 500 ha bei Sonnenblumen. Der Anbau von Hanf, als sehr interessante Kulturpflanzen, etabliert sich auf niedrigem Niveau. 
 

Beantragte Ökofläche von Hack-, Öl- und Eiweißfrüchten 2021-2023
Beantragte Ökofläche von Hack-, Öl- und Eiweißfrüchten 2021-2023Isabel Bröker
Beantragte Ökofläche Getreide und Futtermais 2021-2023
Beantragte Ökofläche Getreide und Futtermais 2021-2023Isabel Bröker

 

 

 

 

Ökozahlen 2023 – kurz und bündig
-    Trotz schwieriger Marktlage, wächst die beantragte Ökofläche auf ca. 160.000 ha.
-    Die beantragten Zahlen lassen einen Ökoflächenanteil von mehr als 6% erwarten.
-    Mit 10,2% liegt das erwartete relative Flächenwachstum deutlich über dem der letzten zwei Jahre. 
-    Das Wachstum ist vor allem auf eine vermehrte Beantragung von Grünlandflächen zurückzuführen (+11.000 ha).
-    Vor allem extensiv wirtschaftete Betriebe scheinen derzeit umzustellen.  
-    Die Umstellungsbereitschaft bei Marktfruchtbetrieben scheint sehr verhalten.  
 

 

Dr. Alexandra Wichura
Fachbereichsleiterin