Ergebnisse der Saatgutverkehrskontrolle 2013 in Niedersachsen können sich sehen lassen
Die Qualität des Saatgutes war im letzten Jahr sehr gut, wie die Beschaffenheitsprüfung zeigte. Insgesamt wurden in Niedersachsen nahezu 1,6 Mio. dt. alleine an Saatgut aufbereitet. Das ist deutlich mehr als in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz zusammen. Die niedersächsische Saatgutwirtschaft hat die großen Saatgutmengen in engen Zeitspannen aufbereitet und in sehr guter Qualität in den Handel gebracht. Allerdings zeigten einzelne Beanstandungen durch die Saatgutverkehrskontrolle, dass es immer noch besser geht. Unter anderem traten vereinzelt auch Mängel bei der Verschließung und Kennzeichnung auf.
Verschließung von Saatgut
Die Verschließung der Gebinde ist neben dem Etikett ein wichtiger Punkt zur Absicherung des Saatgutes. Saatgut wird in neuen, ungebrauchten Gebinden abgepackt. Die Verschließung darf nicht beschädigt sein und wird von einem amtlichen Probenehmer durchgeführt. Dieser bringt auch die entsprechenden Etiketten an. Somit würden denkbare Veränderungen sofort offenkundig.
Bei der Verschließung von Saatgut gibt es unterschiedliche Varianten. Im Saatgutverkehrsgesetz, den dazugehörigen Verordnungen und der Probenehmer-Richtlinie wird die Verschließung konkretisiert. Saatgut kann zum Beispiel bei 50 kg-Säcken mit einer Naht versehen sein. Entweder wird das Etikett mit eingenäht oder der Sack hat eine Nummernleiste (siehe Bild 1), beginnend am oberen Rand mit der Nummer eins, so dass man erkennen kann, ob das Gebinde noch die ursprüngliche Größe hat und nicht ein Teil des Sackes abgeschnitten und neu vernäht wurde. Demzufolge verbieten sich auch „Doppelnähte“ (siehe Bild 2), es ist also nicht zulässig, einmal verwendete Säcke nochmals zu gebrauchen und nochmals zu zunähen. Bei Ventilsäcken (siehe Bild 3) ist der Sack nach einer Öffnung nicht mehr verwendbar.
Bei der Verschließung von Big Bags werden in der Regel Siegelkordeln verwendet und das Etikett hinter der Verschlusssicherung (siehe Bild 4) befestigt. Ist das Etikett in der Tasche an der Seite des Big Bags untergebracht oder das Etikett ist um die Siegelkordel „gewickelt“ (siehe Bild 5), stellt sich die Frage, ob das Original-Etikett ausgetauscht worden ist oder nicht. Selbstverständlich ist dies in der Regel nicht der Fall, sondern diese Mängel sind fast immer auf Unachtsamkeit zurückzuführen, können aber deshalb nicht toleriert werden.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt vier Bußgeldverfahren (siehe Tabelle 1 im Anhang) wegen mangelnder Verschließung durchgeführt. In Anbetracht von nahezu 600 Überprüfungen von niedersächsischen Partien auf korrekte Verschließung ist das weniger als 0,7 %, aber es geht noch besser.
Kennzeichnung von Saatgut mit allen relevanten Angaben für den Saatgutverbraucher
Jeder Landwirt bzw. Saatgutverbraucher erkennt Saatgut an dem Etikett, welches an jedem Gebinde befestigt ist. Zertifiziertes Saatgut (Z-Saatgut) wird mit einem blauen Etikett gehandelt. Ein grünes Etikett wird zum Beispiel bei Grasmischungen verwendet. Auf dem Etikett stehen alle relevanten Daten wie Art, Sorte, Anerkennungsnummer für die Rückverfolgbarkeit, Erzeugerland, Datum der Verschließung und Gewicht bzw. Stückzahl der Körner. Meistens ist die freiwillige Angabe Keimfähigkeit und Tausendkorngewicht (TKG), woraus der Landwirt die Aussaatstärke berechnen kann, auf dem Etikett oder Gebinde aufgedruckt. Eine eventuelle Beizung ist auf dem Etikett vermerkt und das Gebinde ist zusätzlich mit einem Beiz-Etikett versehen (siehe Bild 6).
Im Jahre 2013 wurden 16 Verwarnungen und Bußgelder wegen Kennzeichnungsmängeln (siehe Tabelle 1 im Anhang) in Niedersachsen ausgesprochen. Dabei wurde z. B. die Keimfähigkeit oder das TKG nicht richtig angegeben. Die Zahl der Verfahren zu Kennzeichnungsmängeln ist von 40 Verfahren in 2012 zu 16 im Jahre 2013 deutlich geringer geworden. Es wurde also seitens der Saat- und Pflanzgutwirtschaft weiter daran gearbeitet, die Fehlerquote zu senken. Das Bewusstsein für eine richtige Kennzeichnung wurde bei den Aufbereitungsbetrieben geschärft. Bei etwa 1.000 Kennzeichnungsüberprüfungen durch die Saatgutverkehrskontrolle in Niedersachsen lag die Beanstandungsrate bei 3,4 % (34 Fälle absolut, Tabelle 1 im Anhang). Das ist sehr wenig, bietet aber dennoch Möglichkeiten zur Optimierung.
SVK-Probenumfang und Herkunft des Saatgutes
Im letzten Jahr wurden 963 SVK-Proben in Niedersachsen bei den Mähdruschfrüchten gezogen. Dies entsprach in etwa der Anzahl der Proben des Jahres 2012. Die Herkunft des Saatgutes bzw. der Aufbereitungsbetrieb ist in Tabelle 2 (siehe Anhang) dargestellt. Dabei kamen 62,3 Prozent des Saatgutes aus Niedersachsen, 34,9 Prozent aus anderen Bundesländern und 2,8 Prozent des beprobten Saatgutes aus Ländern außerhalb von Deutschland. Damit gehört Niedersachsen zu den Bundesländern im Bundesvergleich mit der intensivsten Kontrolle des Saatgutmarktes, sodass der Saatgutverbraucher in Niedersachsen mit großem Vertrauen auf das hiesige Saatgut zurückgreifen kann. Damit trägt auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit der Tätigkeit seines Prüfdienstes in der Saatgutverkehrskontrolle der großen Bedeutung, welche die pflanzliche Erzeugung und die Vermehrung von Saat- und Pflanzgut in unserem Bundesland innehat, Rechnung.
Gute Ergebnisse in der Beschaffenheitsprüfung
Im vergangenen Jahr entsprachen knapp 95 Prozent der Proben (siehe Tabelle 3 im Anhang) den Mindest-Anforderungen an die Beschaffenheit in Bezug auf Keimfähigkeit, Besatz und technische Reinheit. Damit wird das gute Ergebnis vom Jahr 2012 mit knapp 92 Prozent zu knapp 89 Prozent in 2011 noch übertroffen. Dies hängt sicherlich auch mit den guten Bedingungen des Aufwuchses und der guten Witterung zur Ernte zusammen.
Bei den Beanstandungen unterscheidet die SVK in die Bereiche innerhalb und außerhalb der Toleranz. Zum Beispiel liegt bei Gerste die Mindest-Keimfähigkeit bei 92 %. Aus statistischen Gründen wird erst bei einer Beanstandung von 88 Prozent (außerhalb der Toleranz) ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet. In der Tabelle 3 (im Anhang) werden bei der Zeile „entsprach nicht den Anforderungen“ die Zahlen deshalb unterteilt ausgewiesen in innerhalb und außerhalb der Toleranz. Außerhalb der Toleranz lagen 28 Proben (entspricht 2,9 %), bei 12 Proben handelte es sich dabei um Saatgutware aus anderen Bundesländern. Die Untersuchung der SVK-Proben findet bei der LUFA-Nord-West in Hameln statt.
Die guten Ergebnisse bei der Beschaffenheit spiegeln sich bei den Ordnungswidrigkeiten-Verfahren (siehe Tabelle 1 im Anhang) wider. So gab es nur 16 Bußgeldverfahren in Niedersachsen zum Besatz und zur Keimfähigkeit.
Betriebsprüfungen und Aufzeichnungen
Im vergangenen Jahr wurden 28 Betriebsprüfungen bei Aufbereitungsfirmen für Saatgut bzw. Vertriebsfirmen für Pflanzgut in Niedersachsen durchgeführt. Im Mittelpunkt stehen die Aufzeichnungspflichten nach der Saatgutaufzeichnungsverordnung (SaatAufzV). Die Identität der Ware und die Rückverfolgbarkeit der Ware bei Beanstandungen sollen damit nachvollzogen werden können. Im letzten Jahr wurden 15 schriftliche Verwarnungen und Bußgelder ausgesprochen.
Die Rückverfolgbarkeit von anerkannten Partien wird über den Wareneingang und Warenausgang nachvollzogen. Der Verbleib von aberkannten oder zurückgenommenen Vermehrungsvorhaben bzw. der Verbleib von Erntegut, für das ein Antrag auf Anerkennung gestellt worden ist, wird unter anderem geprüft.
Abgabe von Beanstandungen
Werden Mängel bei Saat- oder Pflanzgut aus anderen Bundesländern oder bei Ware aus dem Ausland festgestellt, werden diese Verfahren zuständigkeitshalber abgegeben. Dies geschah im vergangenen Jahr in 31 Fällen an die jeweilige Stelle eines Bundeslandes innerhalb von Deutschland. Über das Bundessortenamt wurden sieben Fälle an die zuständige Stelle zu einem Land außerhalb Deutschlands weitergeleitet. Ebenso bekam Niedersachsen von anderen Stellen neun Beanstandungen gemeldet, die dann weiterverfolgt wurden.
Fazit:
Die Saatgutverkehrskontrolle (SVK) in Niedersachsen hat im vergangenen Jahr knapp 1.000 SVK-Proben auf Beschaffenheit überprüft sowie ebenso viele Kontrollen von Partien auf eine korrekte Kennzeichnung und Verschließung durchgeführt.
Im Rahmen der Saatgutverkehrskontrollen wurde für 2013 bestätigt, dass die Qualität des verkauften Saatguts sehr gut war.
Der Saatgutverbraucher sollte auf die Kennzeichnung und Verschließung von Saat- und Pflanzgut achtgeben. Vereinzelt traten in dem Bereich Mängel auf.
Die Aufzeichnungspflichten, insbesondere über den Verbleib von Saat- und Pflanzgut, für die ein Antrag auf Anerkennung gestellt wurde, ist ein Schwerpunkt der Betriebsprüfungen.
Die Saatgutverkehrskontrolle überwacht den Handel. Somit trägt diese auch zur Sicherung der Versorgung des Saatgutverbrauchers mit qualitativ hochwertigem Saat- und Pflanzgut bei. Entscheidend allerdings ist, dass die Saat- und Pflanzgutwirtschaft in ihren Bemühungen zur Aufrechterhaltung des hohen Qualitätsstandards und hier und da sicherlich auch noch zur Optimierung der Aufbereitungsprozesse, nicht nachlässt.
Weitere Ergebnisse:
Kontakte
Heike Wolters-Becker
Fachreferentin Anerkennung von Saat- und Pflanzgut
Veranstaltungen
13. gemeinsame Saatgut-Tagung der LWK Niedersachsen und des VNS - zugleich 71. Mitgliederversammlung des VNS
07.05.2024
Einladung zur 13. gemeinsamen Saatgut-Tagung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und des Verbandes Niedersächsischer Saatguterzeuger e. V. - zugleich 71. Mitgliederversammlung des VNS - am Dienstag, 07.05.2024 um 09:30 Uhr Verwaltungs-…
Mehr lesen...Die Kräuter-Hausapotheke - Frühling-Sommer-Herbst
07.05.2024 - 11.09.2024
Sanfte und natürliche Heilmittel aus heimischen Kräutern erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dabei ist es gar nicht so schwer, diese selbst herzustellen. Häufig wachsen viele Heilpflanzen sogar im eigenen Garten oder …
Mehr lesen...Sachkundelehrgang - Betäuben und Töten von Rindern und Schweinen (Theorie & Praxis)
07.05.2024 - 25.07.2024
Bitte beachten Sie, dass sich dieser Sachkundelehrgang aus zwei Teilen zusammensetzt und lesen Sie diesen Text aufmerksam bis zum Ende. Das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Echem bietet in enger Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und …
Mehr lesen...Immer in Bewegung - Klauengesundheit und -pflege bei Schweinen
07.05.2024
Ein einwandfreies Fundament, fitte Schweine, die auf vier gesunden Klauen fest im Leben stehen: Das ist das Ziel der Klauenpflege in ökologischen Sauenherden. In einem eintägigen Seminar wird das Bewegungsverhalten von Sauen im ö…
Mehr lesen...Fachbezogene Beratung an der Musterzaunanlage am LBZ Echem
07.05.2024
Niedersächsische Weidetierhalter haben die Möglichkeit, jeden ersten Dienstag im Monat, mit einem Herdenschutzberater der LWK Niedersachsen eine Beratung an der Musterzaunanlage zu erhalten. Es können Materialien verglichen, …
Mehr lesen...Dialogforum Hauswirtschaft
07.05.2024
Liebe Fachkräfte der Hauswirtschaft, liebe Kolleginnen und Kollegen, hiermit laden wir Sie herzlich zum Online-Dialogforum Hauswirtschaft mit dem Thema: „Als Fachkraft zwischen Selbstfürsorge und Wertschätzung"&…
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Rund um den Betrieb
Ob Fragen zur einzelbetrieblichen Beratungsförderung, zur Gründung oder Auflösung von Kooperationen, bei Taxationsfragen, bei Pachtpreisfragen oder bei Hofübergaben - bei allen betriebswirtschaftlichen Fragen stehen wir kompetent …
Mehr lesen...Notfallordner - Für den Ernstfall gewappnet
Wenn Sie morgen ausfallen würden, wäre die reibungslose Weiterführung Ihres Betriebes schwierig. Sie möchten Ihrer Familie die dazu notwendigen Informationen kompakt zur Verfügung stellen und keine Lücken lassen.
Mehr lesen...Gutachten Immissionsschutz
Sie befassen sich mit der Immissionssituation in Ihrer Nachbarschaft, weil Sie z. B. beabsichtigen, Ihren Tierbestand zu erweitern oder Ihre Tierhaltung umzustrukturieren als Privatperson in der Nähe von Tierhaltungen, …
Mehr lesen...Konfliktbearbeitung
Es gibt Ungeklärtes und Sie wünschen sich, dass dieses Klärung erfährt. Dies können sein: Konflikte mit Familienmitgliedern Ungereimtheiten mit anderen Personen Ziel- und Entscheidungsfindungsfragen mit sich …
Mehr lesen...Gesundheitsförderung durch sozioökonomische Beratung
Ihnen wächst die Arbeit über den Kopf, die Sorgen rauben Ihnen den Schlaf oder Ihre finanzielle Situation ist existenzbedrohend oder die anstehende Hofübergabe bereitet ungeklärte Herausforderungen.
Mehr lesen...Hygienekonzept und betriebliche Eigenkontrollen
Sie vermarkten Ihre Erzeugnisse direkt und/oder haben ein gastronomisches Angebot? Sie benötigen ein individuelles Hygienekonzept für Ihren Betriebszweig?
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
SmartPigProduction
Ausgangslage Für Schweinehalter ist es eine zunehmende Herausforderung, das Tierwohl zu verbessern, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, die Erzeugung transparenter zu machen und die Anforderungen der Gesellschaft an die Tierhaltung zu erf&…
Mehr lesen...MaVeTi Broiler
Ziel des Projektes Ziel des Vorhabens ist es, im Rahmen der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) in ausgewählten Praxisbetrieben mit Masthühnerhaltung ein innovatives Haltungskonzept zu etablieren, das den hohen Anforderungen an …
Mehr lesen...Säure+ im Feld
Ausgangslage Ein Großteil der Ammoniak-Emissionen stammt aus der Landwirtschaft. Ein Ziel der NEC-Richtlinie ist es, die Ammoniak-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 29 % zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Modell- und …
Mehr lesen...Digitalisierung Überbetriebliche Lehrwerkstätten Rind und Schwein
Ausgangslage Sowohl bei der Produktion pflanzlicher Produkte als auch in der modernen Tierhaltung stehen den Landwirt*innen heute zunehmend digitalisierte Anwendungen zur Verfügung. Diese können helfen, die immer komplexer werdenden …
Mehr lesen...SeBeK
Ausgangslage Die Bedeutung der Feldberegnung zur Sicherung von Ertrag und Qualität nimmt auf Grund der zunehmenden Trockenheit in der Vegetationsperiode zu. Da die Ressource Wasser nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, ist eine hohe …
Mehr lesen...Select4Milk
Ausgangslage Die erhöhte Fruchtbarkeitsleistung von Sauen von 25 Ferkeln/Sau im Jahr 2006 auf 32 Ferkel/Sau im Jahr 2016 korreliert negativ mit der Entwicklung des Geburtsgewichts, insbesondere wenn die Sau im geburtsnahen Zeitraum nicht gesund…
Mehr lesen...