
Gerald Burgdorf
Leiter Fachbereich Pflanzenbau

Ausgangslage
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach heimischen Eiweißpflanzen wie Erbse, Ackerbohne, Sojabohne und Lupine, gewinnt ihr Anbau in Niedersachsen zunehmend an Bedeutung. Neben der Tierfütterung finden Körnerleguminosen vielseitige Verwendung in der menschlichen Ernährung. Zudem bieten sie in pflanzenbaulicher Sicht einige positive Effekte, wie die Verbesserung der Bodenstruktur, Auflockerung der Fruchtfolge und die Einsparung mineralischer Stickstoffdünger. Dennoch stehen Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen im Kulturpflanzenmanagement, wie bspw. bei der Fruchtfolgeplanung, Unkrautregulierung und Ernte als auch beim Aufbau langfristiger Vermarktungswege.
Ziel des Projektes
Im Hinblick auf die pflanzenbaulichen Herausforderungen werden die kulturspezifischen Empfehlungen zu Körnerleguminosen auf Basis von Feldversuchen weiterentwickelt. Zudem werden differenzierte Informationen zu Inhaltsstoffen verschiedener Sorten erhoben, um Erkenntnisse für die Verarbeitung zu gewinnen. Dabei liegt ein weiterer Fokus auf der Vernetzung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette, um langfristige Vermarktungsstrukturen zu etablieren.
Projektdurchführung
Die im Rahmen von Feldversuchen und Demonstrationsflächen gewonnenen Erkenntnisse zum Anbau werden der landwirtschaftlichen Praxis durch Beiträge in verschiedenen Medien (Internet, Zeitschriften), Feldbesichtigungen und Vorträgen auf Veranstaltungen präsentiert. Des Weiteren wird durch die Organisation und Durchführung von Feldtagen und themenspezifischer Veranstaltungen die Gelegenheit geboten, Netzwerke zu bilden und der Austausch unter den beteiligten Akteuren gefördert.

Leiter Fachbereich Pflanzenbau

Leiterin Fachbereich Ökologischer Landbau
Was haben Ackerbohne, Erbse und Sojabohne mit Niedersachsen gemeinsam? Mehr als sich auf den ersten Blick vermuten lässt, denn so vielfältig das Bundesland von der Nordseeküste bis zum Harz ist, so lassen sich in jeder Region passende Körnerleguminosen erfolgreich anbauen, wie auf den Feldtagen der Niedersächsischen Eiweißstrategie und des Projekts LeguNet gezeigt wurde.
Obwohl Sojabohnen mit 2.200 ha in 2025 in geringem Umfang in Niedersachsen angebaut werden, erfreuen sie sich aufgrund des züchterischen Fortschritts und veränderter klimatischer Bedingungen zunehmender Beliebtheit, was sich auch in der Flächenzunahme von 14 % gegenüber dem Vorjahr zeigt. Im Fokus des Soja-Feldtags im Landkreis Blender lagen die auf einer Fläche des LeguNet-Demobetriebs Clasen angelegten Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachen (LWK) zur Reihenweite und Aussaatstärke von Sojabohnen, sowie zur unterschiedlichen Impftechnik. Da Sojabohnen eine langsame Jugendentwicklung aufweisen und die zugelassenen Bodenherbizide bei trockenen Witterungsbedingungen in ihrer Wirkung eingeschränkt sind, kommen Maßnahmen wie Aussaatstärke und Reihenweite, sowie mechanischer Beikrautregulierung eine besondere Bedeutung zu. Dabei ist der Reihenschluss der Bestände früher bei enger Reihenweite und höherer Aussaatstärke, sodass das Beikrautwachstum erfolgreich unterdrückt werden kann.
Für einen erfolgreichen Sojaanbau ist des Weiteren die Symbiose mit spezifischen Bakterien zur Stickstoffversorgung notwendig. Da diese Bakterien natürlicherweise nicht in den Böden Deutschlands vorkommen, ist eine Impfung des Saatguts erforderlich. Aufgrund der Licht-, Druck- und Hitzeempfindlichkeit dieser Bakterien sollte die Impfung möglichst zeitnah zur Aussaat erfolgen um einen hohen Impferfolg durch die Bildung von Wurzelknöllchen zu gewährleisten. Dabei unterscheiden sich die Techniken und Verfahren zur Impfung hinsichtlich des Zeit- und Arbeitsaufwandes als auch in der Flexibilität der sich anschließenden Aussaat. Von der LWK werden 2025 erstmalig drei verschiedene Impftechniken (Standard-Verfahren flüssig vor der Saat, SeedInjection von Ensemo (fertig geimpftes Saatgut bei Lieferung) und die Flüssig-Impfung mittels Sprühtechnik direkt in die Reihe bei der Saat) im Vergleich zur ungeimpften Kontrolle geprüft. Im Fokus der Untersuchungen liegen die Knöllchenbildung, Stickstoffversorgung der Pflanze, Kornertrag und Proteingehalt.
Beim Ackerbohnen-Feldtag im Landkreis Stade wurden im Rahmen der Vorstellung der Landessortenversuche ebenfalls die Auswirkungen unterschiedlicher Saatstärken und Reihenweiten auf die Pflanzenlänge und Lagerneigung, sowie auf den untersten Hülsenansatz diskutiert. Weiterer Forschungsbedarf besteht, inwiefern die Pflanzenlänge und der unterste Hülsenansatz pflanzenbautechnisch, durch Sortenwahl oder durch den Standort sowie klimatische Bedingungen beeinflusst werden. Ergänzend wurden die Versuche der Bezirksstelle Bremervörde zur Rost- und Botrytis-Behandlung, sowie zum Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln vorgestellt. Insbesondere Ackerbohnenrost (Uromyces fabae) kann bei ausbleibender Behandlung zu hohen Ertragseinbußen führen. Mehrjährige Versuchsergebnisse der Bezirksstelle Bremervörde zeigen, dass die Behandlung zum Ende der Blüte bisher die sicherste Wirkung erzielt.
Für die Erbse fanden zwei Feldtage in der Region Hannover statt, mit standortangepassten Themenschwerpunkten. Beim Erbsen-Feldtag in der Calenberger Börde wurde anhand der umfangreichen LWK-Versuche am Standort ein Rundumblick über die Bestandesführung der Erbse gegeben. Dabei stand im Rahmen des Düngungsversuchs insbesondere die optimale Versorgung mit Schwefel im Vordergrund, da Schwefel essenzieller Bestandteil vieler Enzyme ist (bspw. Nitrogenase zur Stickstofffixierung), als auch eine Schlüsselrolle bei der Proteinsynthese einnimmt. In trockenen Jahren oder bei einem niedrigen pH-Wert kann die Schwefelverfügbarkeit allerdings eingeschränkt sein. Um unter diesen Bedingungen einen Schwefelmangel vorzubeugen, hat sich in der Praxis eine Blattdüngung mit Schwefel als erfolgreich erwiesen, ersetzt aber grundsätzlich nicht die Notwendigkeit die Nährstoffgehalte und -verfügbarkeiten des Standorts im Blick zu behalten.
Der Erbsen-Feldtag im Wasserschutzgebiet Fuhrberger Feld fand in Zusammenarbeit mit INGUS auf dem LeguNet-Demobetrieb Detmering statt und widmete sich den speziellen Anforderungen des Leguminosenanbaus in Wasserschutzgebieten. Körnerleguminosen können je nach Kulturart nach der Ernte hohe Reststickstoffmengen im Boden hinterlassen. Zum Schutz des Grundwassers vor Nitratauswaschung ist der Anbau von Leguminosen in Wasserschutzgebieten daher häufig nicht erlaubt oder mit bestimmten Auflagen verbunden. Eine mögliche Maßnahme zur Reduktion des Auswaschungsrisikos stellt die Etablierung einer Untersaat im Leguminosenbestand dar. Der Einsatz neuer Technik, wie die Aussaat per Drohne, ermöglichen eine höhere Flexibilität beim Aussaatzeitpunkt und sind zugleich bodenschonend. Dabei gilt es die Artenzusammensetzung der Untersaatmischung auf die Hauptkultur, sowie auf die Aussaattechnik und den Aussaatzeitpunkt abzustimmen. Gräser mit Rasengenetik (wie bspw. Dt. Weidelgras) bilden eine dichte Narbe bei niedrigem Wuchs und werden daher häufig als Untersaaten genutzt. Im Kontext der Nitratauswaschung wird zunehmend Spitzwegerich als Mischungspartner diskutiert, da er den sekundären Pflanzeninhaltsstoff Aucubin enthält, welcher durch seine nitrifikationshemmende Wirkung im Boden das Potenzial hat Stickstoffverluste zu reduzieren. Zusätzlich weist Spitzwegerich einen niedrigen Wuchs als auch ein tiefreichendes Wurzelsystem auf, was ihn als tolerant gegenüber Trockenheit kennzeichnet. Den Vorteilen einer Untersaat stehen allerdings auch Herausforderungen gegenüber. Bei einer sehr frühen Aussaat kann das starke Wachstum der Untersaat zu Konkurrenz mit der Hauptkultur um Wachstumsressourcen und letztlich zu Ertragseinbußen führen. Ein späterer Aussaatzeitpunkt kann umgekehrt den Etablierungserfolg der Untersaat erschweren (z.B. durch Beschattung oder Trockenheit). Daher gibt es weiteren Forschungsbedarf, inwiefern sich Untersaaten eignen um Reststickstoffmengen nach Leguminosen sicher zu reduzieren.
Insgesamt gaben die Feldtage vielfältige Einblicke in die jeweiligen Besonderheiten der Körnerleguminosen mit aktuellen Chancen und Herausforderungen und boten eine Plattform um über Strategien für den erfolgreichen Leguminosenanbau zu diskutieren. Vom Projekt LeguNet und der Niedersächsischen Eiweißstrategie sind weitere Veranstaltungen und Workshops, beispielsweise zum Pflanzenschutz, Vermarktung und Fruchtfolgegestaltung für 2025 geplant und hier einzusehen.