Die Landwirtschaftskammer hat im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen Treibhausgasbericht der Landwirtschaft in Niedersachsen erstellt. Die 40-seitige Broschüre gibt einen Überblick über die Treibhausgasemissionen aus der Quellgruppe Landwirtschaft in Niedersachsen von 1990 bis 2023. Der aktuelle Bericht beschreibt die Treibhausgasemissionen (THGE) aus den Quellgruppen „Landwirtschaft“ und „Landnutzung und Landnutzungsänderung“ für Niedersachsen und teilweise auch Deutschland. Die Datengrundlage dafür bietet die Emissionsberichterstattung des Thünen-Institutes, welche jährlich im Zuge der Treibhausgasinventur vorgenommen wird. Andere Betrachtungsebenen, wie die sektorale und die produktbezogene Ebene werden auszugsweise dargestellt. In einem Sonderkapitel wird der Harmonisierungsprozess für die Berechnungsmethodik der Treibhausgasbilanzierung beschrieben.
Laut dem Umwelt-Bundesamt sind die Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft in Deutschland um 0,9 Mio. t CO2e im Vergleich zum Vorjahr gesunken und lagen damit im Jahr 2023 bei 63 Mio. t. Dies entspricht einem Anteil von ca. 9,3 % der Gesamtemissionen in Deutschland. 54,8 Mio. t CO2e sind in dem Jahr auf die Quellgruppe „Landwirtschaft“ zurückzuführen. Aus der Differenz der Sektor- und Quellgruppenemissionen ergeben sich dann 8,2 Mio. t an THGE aus stationären und mobilen Feuerungsanlagen, die der Landwirtschaft zuzuordnen sind. In der Quellgruppe „Landwirtschaft“ sind die Emissionen zwischen 1990 und 2023 um 25,2 % gesunken, wovon ein Großteil auf Wiedervereinigungseffekte nach der Wende zurückzuführen sind. Die Folgejahre sind von Schwankungen geprägt. Insgesamt sinken die Treibhausgasemissionen auf nationaler Ebene. Sie sind bestimmt von agrarpolitischen und gesellschaftlichen Einflüssen insbesondere im Bereich der Tierhaltung.
In Niedersachsen haben Wiedervereinigungseffekte dahingehend keine Bedeutung. Zwischen 1990 und 2023 sind die THGE von 13,4 Mio. t. CO2e auf 12,3 Mio. t. CO2e gesunken. Dies entspricht einer Reduktion von 8,2 %, welche in den letzten Jahren insbesondere auf die Steigerung der Stickstoffeffizienz und die Senkung der Stickstoffeinsatzmengen zurückzuführen ist. Gleichzeitig fand in dem Zeitraum eine deutliche Produktionssteigerung in der niedersächsischen Landwirtschaft statt. Daraus resultiert, dass die absolute Menge der Treibhausgasemissionen zwar relativ konstant bleibt, jedoch mit denselben Inputmengen mehr produziert werden kann. Das wirkt sich positiv auf den CO2-Fußabdruck aus, der die ausgestoßene Menge an Treibhausgasen pro Kilogramm erzeugtem Produkt bilanziert.
Niedersachsen gehört mit rund 484.000 ha kohlenstoffreichen Böden insgesamt zu den Bundesländern mit dem höchsten Moorflächenanteil. Davon wird ein Großteil landwirtschaftlich genutzt. Bei der landwirtschaftlichen Nutzung auf kohlenstoffreichen Böden wurden im Jahr 2023 11,2 Mio. t CO2e freigesetzt. Damit liegen die THGE 2023 um 17% geringer als im Jahr 1990. Auch insgesamt ist in der Quellgruppe LULUC ein sinkender Trend zu beobachten. Ursachen können unterschiedliche klimatische Bedingungen in den einzelnen Berichtsjahren sein.
Die niedersächsischen THGE in der Quellgruppe Landwirtschaft setzten sich im Jahr 2023 zu 63 % aus Methan-, zu 33 % aus Lachgas- und zu 4 % aus Kohlenstoffdioxidemissionen zusammen. Damit haben sich im Vergleich zu vorherigen Jahren die Anteile der einzelnen THG wenig verändert. Die in der Quellgruppe Landwirtschaft entstehenden Methanemissionen sind zu einem Anteil von etwa zwei Dritteln auf die Verdauung der Wiederkäuer zurückzuführen. Ein weiteres Drittel entsteht bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern, wenn diese nicht gasdicht gelagert werden. Die Lachgasemissionen entstehen zu einem Großteil aufgrund von natürlichen Denitrifikationsprozessen im Boden bei der Düngung von Stickstoff, während die Kohlenstoffdioxidemissionen auf die Düngung mit Harnstoff und die Kalkung zurückzuführen sind. Die Emissionen aus der Nutzung von Brennstoffen in der Landwirtschaft werden hier nicht mit einbezogen, da sie einer anderen Quellgruppe zugeordnet werden.
Die Berechnung eines „CO2-Fußabdruckes“ von landwirtschaftlichen Produkten wird vorgenommen, um die Treibhausgaseffizienz eines Produktionsverfahrens abzubilden. So können die entstehenden Emissionen in dem Produktionsverfahren dem Output bzw. der Leistung dieses Verfahrens gegenübergestellt werden. Hier werden neben den THGE aus den Umsetzungsprozessen auf dem Betrieb auch die Emissionen aus zugekaufter Wärme und Strom und anderen Betriebsmitteln mit einbezogen. Für das Beispiel Winterweizen ergibt sich im Ergebnis ein Wert von 281 g CO2eq/kg TM und für das Beispiel Silomais von 323 g CO2eq/kg TM. In beiden Produktionsverfahren liegt die Hauptemissionsquelle in der Stickstoffdüngung mit Mineral- und Wirtschaftsdüngern der Kulturen. Anhand der Werte für die Hauptemissionsquellen, können Stellschrauben für eine Minderung der Emissionen sowie deren Wirkung herausgearbeitet werden.
Um sowohl bei der Berechnung von CO2-Fußabdrücken, welche im Zuge einer Klimaschutzberatung landwirtschaftlicher Unternehmen berechnet werden, vergleichbare Ergebnisse zu erlangen als auch die Anforderungen der Industrie und der Banken an eine Treibhausgasbilanzierung zu erfüllen, braucht es eine einheitliche, abgestimmte Berechnungsmethodik. Über die Arbeitsgruppe des Berechnungsstandards für einzelbetriebliche Klimabilanzierung wird zurzeit zusammen an der Entwicklung einer harmonisierten Berechnungsmethodik gearbeitet. Für die einzelnen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren erarbeiten verschiedene Fachgruppen eine gemeinsame Methodenbeschreibung, die sowohl die einzelnen Verfahren als auch eine gesamtbetriebsbezogene Betrachtung der Bewertung der THGE ermöglichen soll. Damit soll zukünftig den verschiedenen Anforderungen Dritter an die Treibhausgasbilanzierung der Landwirtschaft insgesamt und für die landwirtschaftliche Beratung nachvollziehbar Rechnung getragen werden. Zudem soll auch eine technische Umsetzung der abgestimmten Methodik in Form einer Schnittstelle geschaffen werden, welche als Grundlage für die Entwicklung von webbasierten Treibhausgasrechnern genutzt werden kann. So können die Klimabilanzen für landwirtschaftliche Produkte und Betriebe langfristig über alle Bundesländer hinweg vergleichbarer und transparenter abgebildet werden.
Den vollständigen Bericht können Sie am Seitenende herunterladen.

















