Beregnung – Potentiale zum Wassersparen nutzen
Im 2. Trockenjahr in Folge kam der Beregnung 2019 wieder eine entscheidende Bedeutung bei der Sicherung der Erträge zu. Die Beregnungsversuche der LWK Niedersachsen zeigen auf, wie das knappe Wasser so effizient und wirtschaftlich wie möglich eingesetzt werden kann.
Aktuell steht gerade wieder die Notwendigkeit der Getreideberegnung im Mittelpunkt. In Wintergerste und –weizen auf leichten Böden ist die Beregnung jetzt wichtig zur Ertragssicherung. Im Vergleich zu Kartoffeln oder Gemüse ist die Beregnungswürdigkeit des Getreides deutlich geringer. Zwischen den Getreidearten gibt es dabei große Unterschiede. Das hat Einfluss auf Entscheidungen zum Beregnungseinsatz, wenn Wasser eingespart werden muss. 2019 konnten in den Beregnungsversuchen in Hamerstorf, Landkreis Uelzen die Getreidearten Winterroggen und –weizen sowie die Sommerbraugerste verglichen werden. Auch bei den Hackfrüchten Kartoffeln, Silomais und Zuckerrüben wurden Einsparmöglichkeiten untersucht.
In aller Kürze
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Unterschiede Weizen, Roggen, Braugerste
Die für das Getreide entscheidenden Monate April und Mai waren im Jahr 2019 deutlich zu trocken. In der Abbildung der Relativerträge ist ersichtlich, dass daher die Erträge ohne Beregnung beim Weizen nur 63 % und bei der Sommergerste 65 % des möglichen Ertrages ohne Trockenstress erreichten. Gegenüber dem langjährigen Mittel sind das 7 %-Punkte weniger, was darauf hinweist, dass das Wasser für diese Getreidearten 2019 überdurchschnittlich ertragsbegrenzend gewirkt hat. Für den Roggen liegen keine langjährigen Ergebnisse aus Hamerstorf vor. Im Vergleich mit dem Weizen wird aber sehr deutlich, dass der Roggen mit 82 % Relativertrag gegenüber der optimal beregneten Variante weitaus besser mit der Trockenheit zurechtkam. Es scheint sich damit bereits anzudeuten, dass der Roggen seinem Ruf gerecht wird, sehr trockenheitsresistent zu sein, auch wenn es sich bisher nur um ein 1-jähriges Ergebnis handelt. Das wird auch sichtbar durch den gleich hohen Ertrag von Roggen und Weizen bei reduzierter Beregnung, obwohl der Roggen mit 30 mm weniger beregnet wurde. Hier ist auf eine späte Gabe zur Kornfüllung verzichtet worden, was aber kaum negative Auswirkungen auf das Korngewicht hatte. Beim Weizen erfolgte noch eine Gabe zu Beginn der Milchreife kurz vor der Hitzephase Ende Juni, die vermutlich deutliche Ertragseinbußen verhindert hat. Das Ertragsniveau bei reduzierter Beregnung im Weizen lag damit im Durchschnitt der Jahre, auch wenn die dafür nötige Beregnungsmenge etwas höher ausfiel.
In der Sommergerste führte die reduzierte Beregnung mit nur 2 Gaben zu einem geringeren Ertragsanstieg im Vergleich zum Weizen. Das langjährige durchschnittliche Ertragsniveau wurde wegen der verringerten Beregnungsintensität nicht erreicht. Der erforderliche Proteingehalt unter 11,5 % konnte bei einem mittleren N-Angebot von 140 kg/ha eingehalten werden, nicht jedoch bei einem hohen N-Angebot von 160 kg/ha.
Wann mit Beregnung im Getreide beginnen?
Besonders die Bekörnung der Ähren der Sommergerste hat durch einen sehr großen Abstand der beiden Beregnungsgaben zwischen Ende des Schossens und Beginn der Milchreife gelitten. Die erste frühe Beregnung im 2-Knoten Stadium der optimalen Variante hat aber vermutlich nur einen geringen Ertragseffekt gehabt, da die Anzahl der Ähren dadurch nicht erhöht wurde. Die geringe Ertragswirkung eines frühen Beregnungsbeginns bis zum 2-Knoten-Stadium zeigte sich ebenfalls beim Weizen. Diese Beobachtung wurde auch in anderen Jahren mit mäßiger Frühjahrstrockenheit bestätigt. Nur bei extremem Trockenstress brachte eine so frühe Beregnung Ertragsvorteile. Dann ist bei zu später Beregnung auch Zwiewuchs ein Problem, besonders bei Braugerste. Meistens gelingt es den Getreidepflanzen, eine durch Triebreduktion verringerte Zahl an Ähren durch mehr Körner je Ähre und ein höheres Korngewicht auszugleichen, sofern die Wasserversorgung ab Mai gut ist.
Wasser einsparen bei Zuckerüben
Bei den Zuckerrüben wurde 2019 versucht, in der reduzierten Beregnung noch mehr Wasser einzusparen als in den Vorjahren. Dazu ist der Grenzwert von 30 auf 25 % der nFK gesenkt worden. Dennoch waren 3 Gaben notwendig, um die Bodenfeuchte nicht unter dieses niedrige Niveau absinken zu lassen. Das hat jedoch nicht genügt, um den Ertrag ausreichend abzusichern. Die ersten beiden Gaben Anfang Juni und Juli erfolgten erst nach Hitzeperioden. Dadurch waren die Rüben sehr starkem Trockenstress ausgesetzt und erlitten zweimal Blattverluste. Eine weitere Hitzewelle im August setzte den Rüben erneut zu. Hier erfolgte die Beregnung gerade noch rechtzeitig, um weitere gravierende Blattverluste zu verhindern. Im Anschluss konnten sich die Pflanzen durch ausreichende Niederschläge im September und Oktober noch erholen und an Ertrag zulegen. Jedoch reichte dann die Zeit nicht mehr aus, den durch mehrfachen Blattverlust verursachten Rückstand im Rübenzuwachs und der Zuckereinlagerung aufzuholen. Bei den Rüben ist es in den meisten Jahren gut möglich, Wasser einzusparen. Das gilt zumindest dann, wenn die Böden ausreichend tiefgründig sind, damit die Pflanzen über ihr tiefreichendes Wurzelsystem in unteren Bodenschichten noch an Wasser kommen. Einige Tage mit liegenden Blättern und sogar Blattverluste kann die Zuckerrübe meistens gut kompensieren. Kommt das aber mehrfach in der Vegetationszeit vor, wird die Grenze der Kompensationsfähigkeit überschritten. Sind bereits einmal Verluste von Blättern eingetreten, sollte die Beregnung bei heißer, trockener Witterung rechtzeitig erfolgen.
Bei Kartoffeln und Silomais wurde das durchschnittliche Ertragsniveau bei reduzierter Beregnung erreicht, allerdings war besonders bei Kartoffeln ein etwas höherer Aufwand an Zusatzwasser nötig als im Mittel der Jahre.
Wo hat sich Beregnung gelohnt?
Bei Betrachtung der Wirtschaftlichkeit hat sich die Beregnung im Roggen nicht gerechnet. Bei reduzierter Beregnung gab es lediglich ein leichtes Plus von 22 €/ha, wenn nur die variablen Kosten angerechnet werden. Im Weizen war die reduzierte Beregnung mit 363 €/ha dagegen ein wirtschaftlicher Erfolg. Es wurden sogar ein paar Euro mehr als mit "optimaler" Beregnung erzielt. Die stark reduzierte Beregnung in der Braugerste führte zwar noch zu einem Überschuss nach Abzug der variablen Beregnungskosten in Höhe von 276 €/ha. Mit 90 statt 55 mm Zusatzwasser wurden jedoch 137 € je ha mehr erreicht.
Die beregnungswürdigste Kultur war wieder einmal die Kartoffel. Mit einer reduzierten Beregnung von 115 mm wurde eine Leistung von 2895 €/ha realisiert. Mit 65 mm zusätzlicher Beregnung stieg die Wirtschaftlichkeit noch um 355 €/ha an. Beim Mais wurde mit 90 mm Beregnung eine Leistung von 128 €/ha erzielt. Die um 30 mm reduzierte Beregnung erreichte 83 €/ha weniger. Bei einer Futterknappheit wie in 2019 kann eine ausreichende Beregnung besonders wichtig sein und die Wirtschaftlichkeit zusätzlich erhöhen. In den Zuckerrüben war die stark reduzierte Beregnung nicht wirtschaftlich, weil durch den geringen Mehrertrag die variablen Kosten kaum gedeckt wurden. Bei intensiver Beregnung mit 170 mm war die Wirtschaftlichkeit mit 67 €/ha gering. Davon müssen auch noch die festen Kosten abgezogen werden, die hier mit 200 €/ha angenommen sind.
Wasser einsparen – aber wie?
Welche Einsparungen an Wasser möglich sind und was das für die Wirtschaftlichkeit bedeutet, kann aus den Versuchsergebnissen abgeleitet werden. Bei der Bewertung dieser Zahlen sollte allerdings bedacht werden, dass die Beregnung bei allen Kulturen, besonders Zuckerrüben und Mais, auf leichteren Böden als in Hamerstorf wahrscheinlich zu höheren Mehrerträgen und damit auch zu einer besseren Wirtschaftlichkeit geführt hätte. Mit einer weitgehend an die beste Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Beregnung der Fruchtfolge des Versuchsfeldes errechnen sich 103 mm Wasserverbrauch im Jahr 2019. Dabei wäre nur der Roggen nicht beregnet worden, der Weizen reduziert und die anderen vier Kulturen optimal. Die Summe der beregnungskostenfreien Leistungen nach Abzug aller Kosten hätte in diesem Fall 3020 € betragen. Bei Verteilung des knappen Wassers auf die beregnungswürdigsten Kulturen mit einer optimalen Beregnung nur von Kartoffeln und Braugerste, einer reduzierten von Weizen, Mais und Zuckerrübe und ohne Beregnung des Roggens wären 86 mm Wasser benötigt worden. Das hätte einen Verzicht auf die in diesem Jahr bessere Leistung von Mais und Zuckerrübe unter optimaler Beregnung von insgesamt 140 € in der Fruchtfolge bedeutet. Eine weitere deutliche Einschränkung des Wassereinsatzes auf 53 mm Wasser ist z.B. durch einen zusätzlichen Verzicht auf die Beregnung von Zuckerrüben und die reduzierte Beregnung aller anderen Kulturen möglich gewesen. Damit wäre allerdings ein finanzieller Verlust für jeden Hektar Kartoffeln von 355 € und für jeden Hektar Braugerste von 137 € verbunden gewesen. Bei diesen Kulturen sollte also möglichst nicht zu sehr mit Wasser gespart werden, sofern es nicht unumgänglich ist.
Wegen der begrenzten Wassermengen und angesichts zunehmender Trockenjahre mit erhöhtem Beregnungsbedarf müssen daher weitere Überlegungen angestellt werden, wie Wasser für die Beregnung eingespart werden kann. Möglichkeiten sind z.B. eine effektive Beregnungssteuerung, ein Einsatz der Beregnung nur bei hoher Beregnungswürdigkeit und die Optimierung der Technik. Auch Alternativen zur derzeitigen Fruchtfolge können dazugehören. Möglich wäre z.B. ein höherer Anteil an Brache bzw. Grünstreifen und die Aufnahme oder Ausweitung des Roggens oder von Triticale. Auch der Mais ist eine vergleichsweise wassersparende Kultur, weil der Beregnungszeitraum eher kurz ist. Oft kommt der Mais mit nur zwei Zusatzwassergaben aus. Die Entscheidung darüber muss nach den betrieblichen Strukturen, den Böden und den Absatzmöglichkeiten getroffen werden.
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Kontakte
Angela Riedel
Beraterin Pflanzenbau, Beregnung
Ekkehard Fricke
Leiter Sachgebiet Beregnung und Wassermanagement
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