Wir bieten Lösungen - regional & praxisnah!

Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen der Niedersächsischen Landwirtschaft von 1990 bis 2018

Webcode: 01037483

Wo entstehen Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen in der Landwirtschaft, wie groß sind ihre Anteile und wie können sie verringert werden?

Gasdichte Güllelagerung vermeidet Treibhausgasemissionen
Gasdichte Güllelagerung vermeidet TreibhausgasemissionenAnsgar Lasar
In der Quellgruppe Landwirtschaft werden laut offizieller Treibhausgasberichterstattung Lachgasemissionen (N2O) aus dem Boden sowie Methanemissionen (CH4) aus tierischen Verdauungsprozessen und dem Wirtschaftsdüngermanagement erfasst. Hinzu kommen CO2-Emissionen aus der Kalkdüngung und dem Harnstoffeinsatz.

Methan- und Lachgasemissionen sind viel klimaschädlicher als Kohlendioxid. Sie fließen mit ihren Kohlendioxidäquivalenten (CO2e) in die Treibhausgasberichterstattung ein. Mit 51% bzw. 45 % der CO2e machen die Methan- und Lachgasemissionen den größten Anteil der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen aus. Kohlendioxidemissionen spielen mit einem Anteil von vier % nur eine untergeordnete Rolle. Sie stammen im Wesentlichen aus der Düngung mit Kalk und Harnstoff.

Treibhausgasbindungen im Pflanzenaufwuchs werden in der Treibhausgasberichterstattung nicht berücksichtigt, da man davon ausgeht, dass der gebundene Kohlenstoff innerhalb kurzer Zeit wieder als Kohlendioxid freigesetzt wird, zum Beispiel durch den Verzehr.

Die Methanemissionen stammen fast ausschließlich aus der Tierhaltung. Mehr als zwei Drittel der Methanemissionen entstehen bei der Verdauung, hauptsächlich von Wiederkäuern. Insbesondere die Verdauung strukturreicher Futtermittel, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind, verursacht besonders hohe Methanemissionen. Möglichkeiten, die Methanemissionen aus der Verdauung über die Fütterung zu reduzieren werden seit vielen Jahren untersucht und ihre nachhaltige Wirksamkeit ist nach wie vor sehr umstritten. Mit Leistungssteigerungen lassen sich in der Regel die Methanemissionen je kg Milch reduzieren. Bei einem gleichbleibenden Tierbestand steigt durch Milchleistungssteigerungen allerdings die Summe der Treibhausgasemissionen. Um national die Summe der Methaneimissionen aus der Verdauung zu reduzieren, kommt praktisch nur die Abstockung der Rinderbestände in Frage. Bei unveränderter Nachfragemenge und Verlagerung der Produktion in andere Länder gehen die globalen Treibhausgasemissionen dadurch allerdings nicht zurück.

Knapp ein Drittel der Methanemissionen entweichen beim Wirtschaftsdüngermanagement und hier fast ausschließlich bei der Lagerung von Gülle, Mist und Gärresten. Bei Anwendung der gültigen Emissionsfaktoren könnten sie durch eine gasdichte Lagerung um bis zu 90 % reduziert werden. Bisher werden in Niedersachsen laut Emissionsinventar 11,2 % und laut Nährstoffbericht 17,7 % der anfallenden Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen überführt. Egal welche Zahl zugrunde gelegt wird, hier gibt es noch Minderungspotential, dessen Nutzung allerdings mit hohen Kosten verbunden ist.

Im Gegensatz zu den Methanemissionen, die fast ausschließlich aus der Tierhaltung stammen, entstehen die Lachgasemissionen zu 85 - 90 % auf dem Feld. Sie stehen größtenteils in direkter Beziehung zur ausgebrachten Menge an organischen und mineralischen Stickstoffdüngern. Jedes Kilogramm ausgebrachter Stickstoff fließt mit knapp 6 kg CO2e aus direkten und indirekten Lachgasemissionen in die Treibhausgasberichterstattung ein. In Niedersachsen führt eine Verringerung der ausgebrachten Stickstoffmenge um zum Beispiel 10 kg je ha LF in der Quellgruppe Landwirtschaft zu einer Treibhausgasminderung von jährlich etwa 0,15 Mio. t CO2e. Die Verbesserung der Stickstoffeffizienz ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Es gilt die vorhandenen Möglichkeiten zur Hebung dieser Potenziale zu nutzen, von der bedarfsgerechten Ausbringungsmenge über die Ausbringungszeitpunkte bis zur Ausbringungstechnik.

Aus Sicht des Klimaschutzes geht es um die Stickstoffeffizienz. Falls der verringerte Stickstoffeinsatz zu einem Ertragsrückgang oder einer geringeren Kohlenstoffbindung im Boden führt, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Weniger Ertrag bedeutet zwar weniger Lachgasemissionen aus dem Abbau der Wurzelrückstände und entlastet das deutsche Treibhausgaskonto zusätzlich. Allerdings kann das durch Produktionsverlagerungen in andere Länder unterm Strich zu höheren Treibhausgasemissionen führen.

Durch gesicherte Klimaschutzmaßnahmen können die niedersächsischen Treibhausgasemissionen in der Quellgruppe Landwirtschaft um maximal 15 % reduziert werden. Darüber hinaus gehende Minderungen wären nur durch Produktionsminderungen möglich, die bei einer Produktionsverlagerung ins Ausland dem Klimaschutz eher schaden als nützen würden. Noch nicht einmal bekannte, geschweige denn erprobte und zulässige Technologien zur Vermeidung dieser Treibhausgasemissionen einzupreisen, ist der Vertrauensbildung in einen seriösen Klimaschutz nicht zuträglich.

Fazit:

In der Quellgruppe Landwirtschaft werden mehr als 90 % der Treibhausgasemissionen durch Methanemissionen aus der Tierhaltung und Lachgasemissionen aus dem Boden verursacht.

Diese Treibhausgasemissionen beruhen größtenteils auf natürlichen Prozessen, die nur sehr begrenzt zu beeinflussen sind.

Minderungsmaßmöglichkeiten mit einer gesicherten Klimaschutzwirkung bestehen in einer effizienteren Stickstoffdüngung und einer gasdichten Wirtschaftsdüngerlagerung.

Treibhausgasminderungen, die mit einer Reduzierung der Produktionsmengen einhergehen, sind in der Regel keine gesicherten Klimaschutzmaßnahmen.

Kontakte

Marcus Polaschegg
Ass.-Ing. agr.
Marcus Polaschegg

Biodiversität

marcus.polaschegg~lwk-niedersachsen.de

Mehr zum Thema

Karte Beratungsregionen

Beratung Biotop- und Artenschutz

Entwicklung der Beratung zum Biotop- und Artenschutz

Mehr lesen...
Treibhausgasbericht

Treibhausgasbericht der Landwirtschaft in Niedersachsen

Die Landwirtschaftskammer hat im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen Treibhausgasbericht der Landwirtschaft in Niedersachsen erstellt. Die 33-seitige Broschüre gibt …

Mehr lesen...
Misst die Stammumfänge bei den Versuchspflanzen: Björn Ehsen von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn.

Baumschul-Fachleute der Landwirtschaftskammer suchen Straßenbäume der Zukunft

Der Klimawandel und Krankheiten gefährden die Vitalität der Bäume. Bislang gibt es nur wenige „Allerweltsarten“.

Mehr lesen...
Treibhausgasemissionen

Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft in Deutschland und Niedersachsen von 1990 bis 2018

Laut deutschem Klimaschutzgesetz soll die Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 30 % im Vergleich zu 1990 reduzieren. Aktuell liegen endgültige Daten für die Jahre 1990 bis 2018 vor. Was hat die Landwirtschaft bisher …

Mehr lesen...
Batteriespeicher

Stromspeicher in Zukunft interessant für landwirtschaftliche Betriebe ?

Im vergangenen Jahr sind so viele Batteriespeicher installiert worden wie noch nie zuvor. Der Großteil der Speicher wurde in privaten Haushalten als sogenannter Heimspeicher installiert. Kann die Installation eines Speichers auch für einen…

Mehr lesen...
Im Zuge des Waldumbaus wird der alte Reinbestand durch Beimischung junger Bäume in einen Mischbestand überführt.

Erhöhung des Wasserangebotes in Wäldern

Der Dürresommer 2022 hat auf eine der gravierendsten Klimafolgen hingewiesen: Wassermangel. Dass auch im Wald Wasser eingespart werden kann, belegen Untersuchungen in Nordwestdeutschland.

Mehr lesen...

Weitere Arbeitsgebiete

Veranstaltungen

/media/media/3F8920E2-F6B8-95F2-01AC1D546C7ABD82.jpg

Schulung für die Anwendung des TEKLA-Tools zur Klimaschutzberatung

25.10.2023

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat mit TEKLa ein Rechentool entwickelt, mit dem einzelbetriebliche Klimabilanzen für landwirtschaftliche Betriebe erstellt werden können. TEKLa steht für Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-…

Mehr lesen...
/media/media/F9B26A55-CDFB-2040-7401BA021F86A15E.jpg

Beraterhochschultagung 2023: "Green Deal in der Praxis - Wo stehen wir?"

07.11.2023

"Green Deal in der Praxis – Wo stehen wir?" Der Transformationsprozess in der Landwirtschaft ist mit gewaltigen Herausforderungen für die Betriebe und Beratung verbunden. Die Anforderungen des europäischen Green Deals …

Mehr lesen...
/media/media/9E9527D6-DD2C-E96B-22A3E2404D9E227F.PNG

Landwirtschaft in Transformation

23.11.2023 - 08.02.2024

Sie haben Lust sich weiterzubilden und wünschen sich seit langem einen kollegialen Austausch? Dann sind Sie in diesem Seminar genau richtig! Denn:  Die Landwirtschaft im Emsland befindet sich in einem massiven Verä…

Mehr lesen...
/media/media/EB88D08F-D81E-5D63-A0E6AD8CAF8670D8.jpeg

Klimafreundliches Essen und Trinken - wie geht das?

06.02.2024

Klimafreundliches Essen und Trinken wird vielerorts diskutiert. Jeder Einzelne kann durch die richtige Wahl beim Einkaufen, Kochen oder Essen außer Haus einen wertvollen Beitrag leisten. Was haben Essen und Klima miteinander zu tun? …

Mehr lesen...
Blühflächen

Biodiversität in der Landwirtschaft - was können wir tun?

23.05.2024

Das Thema Biodiversität im Zusammenhang mit Landwirtschaft beschäftigt zunehmend die ländliche Bevölkerung und die landwirtschaftlichen Betriebe. Der Wunsch etwas für Natur und Umwelt zu tun, ist häufig …

Mehr lesen...

Beratungsangebote & Leistungen

Milch

Berechnung von Klimabilanzen

Sie möchten wissen, wie klimaschonend Sie ihre Produkte in der Landwirtschaft erzeugen. Sie suchen nach Argumenten für die öffentliche Diskussion um den Klimaschutz in der Landwirtschaft. 

Mehr lesen...
Grünland

Nachhaltigkeitscheck Landwirtschaft (NaLa)

Sie wollen überprüfen, wie nachhaltig und zukunftsfähig Sie Ihren Betrieb bewirtschaften.

Mehr lesen...

Drittmittelprojekte

Beregnung

Abibewässerung

Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …

Mehr lesen...
Grünland

ADAM

Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…

Mehr lesen...
2 Megawatt Biogasanlage

AGrON

Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …

Mehr lesen...
Forschungsprojekt Biotopverbund Grasland in Norddeutschland

Biotopverbund Grasland

Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…

Mehr lesen...
Symbolbild BTB

BTB

Ausgangslage Landwirte und Imker sind aufeinander angewiesen: Die Landwirte haben Vorteile durch die Bestäubung Ihrer Kulturpflanzen durch die Honigbienen. Die Imker benötigen Blühpflanzen zur Versorgung Ihrer Bienen und zur …

Mehr lesen...
Pflanzenkohle in der Geflügelhaltung

CarboFeet

Ausgangslage Der Tierschutzindikator Fußballengesundheit wird in Zukunft beim Mastgeflügel eine bedeutende Rolle spielen. Tierwohl und Tierschutz werden anhand des Zustandes der Fußballen als objektives Bewertungskriterium gemessen.…

Mehr lesen...