Regen für Wald und Felder: Zurzeit zählt jeder Tropfen
Landwirtschaftskammer Niedersachsen: 2022 sind bislang erst zwei Drittel der üblichen Regenmengen gefallen
Norddeutschland liegt zurzeit im Einflussbereich eines Tiefdruckgebietes, dem nun etwas größere Niederschlagsmengen folgen. Für viele Pflanzenbestände, das ausgesäte Getreide, Grünland, Gärten, Baumschulen und Wälder endlich etwas mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Genau genommen aber auch noch nicht viel mehr“, stellt Dr. Karsten Mohr fest, bei der LWK zuständig für die Themen Immissionsschutz, Wasserschutz, Naturschutz und Waldökologie.
Blick in den Boden macht Dürre-Folgen sichtbar
„Zwar kommen die Pflanzen im Herbst und Winter aufgrund der niedrigen Temperaturen mit vergleichsweise wenig Wasser aus – doch bei einem tieferen Blick in die Böden wird das Ausmaß der Hitze und Dürre in den zurückliegenden Monaten deutlich“, berichtet der Wasserschutzexperte, der sich unter anderem mit Untersuchungen des Wasserhalthalts des Waldes befasst. Dazu betreibt die LWK in einem Waldstück im Kreis Oldenburg sowie in der Nähe von Hannover und im Kreis Lüchow-Dannenberg eigene Messstationen.
Im niedersächsischen Flachland liegt der Jahresniederschlag durchschnittlich bei etwa 450 und 850 Millimeter (Liter) pro Quadratmeter, im Harz sind es mehr als 1000 Millimeter, in den höheren Lagen bis zu 1400 Millimeter. Nach Erkenntnissen der LWK sind dieses Jahr im niedersächsischen Flachland bis jetzt erst etwa zwei Drittel der üblichen jährlichen Regenmenge gefallen – lokal noch weniger.
Trockenheit noch in fünf Meter Tiefe
Mit dem tiefer im Boden gespeicherten Wasser haben sich die Pflanzen über diese Zeit gerettet. Je nach Pflanzenbestand sei es zu Austrocknungen der Böden bis in mehrere Meter Tiefe gekommen, hebt Mohr hervor. „In einigen Wäldern Niedersachsens ist der Boden sogar noch in über fünf Meter Tiefe ausgetrocknet.“
Das sind nicht nur schlechte Aussichten für die Waldbäume – die Trockenheit beeinträchtigt auch den Grundwasserhaushalt. Kammerfachmann Mohr geht davon aus, dass die Niederschlagsmenge eines gesamten, durchschnittlichen Jahres nötig sein würde, um einen derart ausgetrockneten Boden zu durchfeuchten und auch das darunterliegende Grundwasser wieder zu befüllen.
Typisch "nordwestdeutsches Wetter" weiterhin nötig
In landwirtschaftlichen Kulturen ist die Situation wegen der dort geringeren Verdunstung etwas weniger angespannt. Aber auch hier bleibt Mohr zufolge zu hoffen, dass uns das ursprünglich typische „nordwestdeutsche Wetter“ noch länger erhalten bleibt, um das zur Trinkwassergewinnung genutzte Grundwasser sowie andere vom Wasser abhängige Ökosysteme wie Moore, Flüsse und Seen zu speisen.
„Eines wird immer deutlicher“, sagt Mohr mit Blick auf seine Untersuchungen: „Der Klimawandel zwingt uns alle Wasser zu sparen, ob draußen in Wald und Flur oder beim Wohnen und in den Betrieben – auch bei Regen.“
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Wolfgang Ehrecke
Pressesprecher

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