Wo Pflege und Reparaturmaßnahmen nicht mehr ausreichen, kann die Erneuerung der Grünlandnarben im Spätsommer notwendig werden. Narbenerneuerungen mit Bodenbearbeitung sind im Förderrecht auch für Teilflächen ab 1.000 qm genehmigungspflichtig.
Grünlandnarben prüfen - Pflege- und Erneuerungsmaßnahmen vorbereiten
Damit auch in kommenden Jahren gute Ernten eingefahren werden können, gilt es schon jetzt den Grundstein dafür zu legen und die einzelnen Grünlandnarben in den Blick zu nehmen. Wo Pflege und Reparaturmaßnahmen nicht mehr ausreichen, kann die Erneuerung der Grünlandnarben im Spätsommer notwendig werden. Narbenerneuerungen mit Bodenbearbeitung sind im Förderrecht auch für Teilflächen ab 1.000 qm genehmigungspflichtig.

Je nach Standort, Nutzungsregime und Witterungseinflüssen können sich Grünlandnarben sehr unterschiedlich darstellen. Ist das Ziel jedoch eine futterbauliche Nutzung sollte der Anteil an futterbaulich wertvollen Kulturgräsern über 50 % liegen (vgl. Tabelle 2). Durch unterschiedlichste Faktoren können diese 50 % mindestens erwünschten Kulturgräser in Bedrängnis geraten. Als unerwünschte Süßgräser gelten die Quecke, Honiggräser und Gemeine Rispe, außerdem die verschiedene Trespen und im Extremfall auch Sauergräser und Binsen u.a. mehr.
Auch aus der Gruppe der Kräuter gibt es Vertreter die in einer futterbaulich genutzten Grünlandnarbe unerwünscht sind. Sei es auf Grund ihrer negativen Futtereigenschaften wie der stumpfblättrige Ampfer und die Kratzdistelarten oder wenn sie sogar eine Gefahr für die Tiergesundheit darstellen wie das Jakobskreuzkraut und der Sumpfschachtelhalm.
All diese Konkurrenten der erwünschten Gräser, Leguminosen und Kräuter gilt es durch geeignete Maßnahmen zurück zu drängen. Regelmäßige Pflegemaßnahmen auch zum Herbst nach der Grünlandernte werden dabei immer wichtiger, weil die milde Witterung ein langes Wachstum auch noch nach der letzten Grasernte begünstigt. Nachsaaten profitieren im Herbst von einer geringen Konkurrenz der Altnarbe und einer positiven klimatischen Wasserbilanz. Niederschläge bewirken einen Wasserüberschuss, der von den keimenden Gräsern genutzt wird, so dass ein grundsätzlich geringeres Risiko im Vergleich zu Frühjahrsansaaten besteht.
Um die Grasnarben hinsichtlich ihrer Ertragskraft und Futterqualität zu stabilisieren, werden gezielt empfohlene Sorten `Deutsches Weidelgras´ und `Wiesenlieschgras´ in die kurz zuvor gemähte Grasnarbe ausgesät. Zur Schaffung günstiger Keimbedingungen ist ein vorbereitender Striegeleinsatz empfehlenswert, um offene Bodenlücken zu schaffen. Entscheidend ist, den Saatkörnern einerseits den notwendigen Bodenkontakt zu ermöglichen und andererseits nicht tief einzudrillen, um noch etwas Lichteinfluss zu gewährleisten, denn Licht (wenn auch wenig) und Wasser sind für die Keimphase entscheidende Faktoren.
Wenn eine Grünlanderneuerung unumgänglich ist
Ist die Narbenzusammensetzung derart ins Ungleichgewicht geraten, dass Pflegemaßnahmen allein nicht mehr ausreichen, um eine Regeneration des Grünlandbestands im Sinne der futterbaulichen Anforderungen zu erzielen, wird eine Grünlanderneuerung erforderlich. Zur Beurteilung der Situation und der notwendigen Maßnahmen sollte man sich an den Kriterien in Tabelle 1 aus den Leitlinien der ordnungsgemäßen Landwirtschaft (Landwirtschaftskammer, 2025) orientieren.
Was geht noch?
Die Entscheidung für ein bestimmtes Verfahren richtet sich nach den rechtlichen und betrieblichen Möglichkeiten aber auch nach Besatz und Anzahl der unerwünschten Arten in der Grünlandnarbe (vgl. Tabelle 1).
Im ökologischen Landbau ohnehin nicht zulässig, stehen doch auch bei konventioneller Bewirtschaftung immer seltener chemisch, synthetische Herbizide zur Abtötung der Altnarbe zur Verfügung. Schutzgebietskulissen mit hohen Schadschwellen für nur einzelne, wenige Unkräuter im Grünland ermöglichen noch den selektiven Herbizid Einsatz, nicht aber das Totalherbizid.
Eine Neuansaat mit mechanischer Zerstörung der Grasnarbe sollte dennoch stets das letzte Mittel der Wahl sein, geht sie doch einher mit Nährstoffverlusten, Kohlstofffreisetzung und Humusabbau. In der praktischen Umsetzung stehen verschiedene Verfahren zu Auswahl, die sich bezüglich der Erfolgsaussichten am Einzelstandort unterscheiden.
Mechanische Verfahren bei der Grünlanderneuerung
Die den Boden am wenigsten beeinträchtigende Variante der Grünlanderneuerung ist die Direktsaat. Die größte Herausforderung ist dabei, die Konkurrenzkraft der Altnarbe derart einzuschränken, dass die nach der Saat keimenden Gräser sich durchsetzen und etablieren können. Dies kann beispielsweise durch sehr scharfes Mulchen bei hohen Temperaturen erfolgen, sodass die Altnarbe in Teilen „verbrennt“. Liegt das Mulchgut zu hoch auf, muss es abgefahren werden. Anschließend kann mit Spezialmaschinen, in der Praxis übliche Schlitzdrillen, das Saatgut in die Altnarbe eingebracht werden. Sofern die Grasnarbe durch die Maßnahme nicht weitgehend zerstört wird, ist diese Variante außerhalb von Schutzgebietskulissen sowohl fachrechtlich als auch förderrechtlich genehmigungsfrei.
Demgegenüber sind jegliche Grünlanderneuerungen mit wendender oder mischender Bodenbearbeitung genehmigungspflichtig, auch flache bis zu einer Tiefe von 10 cm gelten förderrechtlich schon als Umwandlung, da in diesem Verfahren die Grasnarbe mechanisch zerstört wird.
Flach wendende oder mischende Verfahren mit Narbenzerstörung und die Krume lockernden Effekt bieten sich bei starkem Besatz Rhizom bildender Ungräser wie gewöhnlicher Quecke an, sofern eine Austrocknung der gestörten Grasnarbe bei noch ausreichend hohen Temperaturen (Spätsommer/ Frühherbst) erreicht werden kann. Bei entsprechend trockener Witterung sollten diese flachen Bodenbearbeitungsgänge mehrfach wiederholt werden, um eine Regeneration der unerwünschten Quecke u.a. zu vermeiden. Die Einebnung kleinerer Unebenheiten wird durch bodenlockernde Verfahren ebenfalls ermöglicht, wobei der pH-Wert und die Nährstoffgehalte in der oberen Bodenschicht erhalten bleiben. Tiefere Schichten können ihre Bodenfunktionen (Kapillarsaum, Nährstoffspeicher) weiterhin erfüllen, weshalb diese flachen mechanischen Verfahren auf Moorböden zu bevorzugen sind. Da auch die flachen Grünlanderneuerungsverfahren eine kurzfristige Durchführung bei geeigneter Witterung erfordern, sollte man sich frühzeitig um eine Genehmigung kümmern.
Bodenbearbeitung mit dem „klassischen“ Pflug zielt ebenfalls auf die mechanische Zerstörung der Altnarbe. Zusätzlich wird jedoch ein sauberes Saatbett geschaffen, wodurch der Ansaaterfolg auf besseren mineralischen Böden (humose Sandböden, Kalkmarsch) verbessert werden kann. Durch eine Bodenbearbeitung bis zu 30 cm Tiefe werden unerwünschte Narbenbestandteile ebenso wie nicht mehr ausreichend ertragsfähige Altnarben in tiefere Schichten verlagert und der Zersetzung durch das Bodenleben preisgegeben, während in der oberen Krume optimale Bedingungen für die Anlage einer ertragsstarken, leistungsfähigen Grasnarbe, in der gewünschten Zusammensetzung, geschaffen werden.
Die beschriebenen Effekte, insbesondere die Bereitung eines feinkrümeligen, ausreichend rückverfestigten Saatbetts, lassen sich durch einen vorgeschalteten Arbeitsgang mit der Fräse noch unterstützen. Eine dann zügig ausgebrachte Saatmischung nach Empfehlungen der Landwirtschaftskammern (Webcode 01043583 www.Landwirtschaftskammer Niedersachsen) kann sich somit bestmöglich etablieren. Steht eine solche Neuansaat mit mechanisch Zerstörung einer Grünlandnarbe in diesem Herbst an, sollte schon jetzt die erforderliche förderrechtliche Genehmigung dafür beantragt werden. Die rechtzeitige und vollständige Einreichung der zugehörigen Unterlagen unterstützt eine zügige Bearbeitung bei den Bewilligungsstellen, sodass die Genehmigung rechtzeitig vor Beginn der Maßnahme vorliegt. Das Fachrecht (§2a im Naturschutzgesetz) wird dabei automatisch berücksichtigt, bzw. kommt es häufiger zur Ablehnung, z.B. auf Moorstandorten (vgl. Abbildung 2).
Optimierungspotenzial rund um die Grünlanderneuerung
Der Zeitpunkt einer Grünlanderneuerung sollte immer auch den Blick auf eine aktuelle Bodenuntersuchung (verpflichtend alle sechs Jahre) lenken. Nur ein an den Standort angepasster pH-Wert garantiert eine bestmögliche Nährstoffverfügbarkeit für die zu etablierende Grünlandnarbe und schafft zudem eine Bodenstruktur, die die Befahrbarkeit verbessert. Entsprechende Erhaltungskalkungen sollten auf mineralischen Grünlandstandorten ohnehin Bestandteil einer optimierten Grünlandpflege sein, während für Moore eine leichte Kalkung zur Verbesserung der Keimbedingungen nach der Saat in Frage kommt.
Nach der erfolgreichen Etablierung der neuen Grünlandnarbe sollte zeitnah, bei gegebener Befahrbarkeit noch im selben Herbst spätestens jedoch zeitig im darauffolgenden Frühjahr eine erste Nutzung erfolgen. Diese regt die Bestockung der noch jungen Gräser an und reduziert die Konkurrenz gegebenenfalls konkurrierender, unerwünschter Kräuter.
Nach der Ernte ist vor der Ernte, auch wenn die Vegetation augenblicklich noch im vollen Gange ist und die Futterbergung gerade einmal zur Hälfte abgeschlossen ist, lohnt es sich schon jetzt schwächere Grünlandbestände gezielt in den Blick zu nehmen. Artenzusammensetzung und Narbenbeschaffenheit gilt es zu bewerten um Entscheidungen darüber treffen zu können, welche Verbesserungsmaßnahmen individuell auf dem einzelnen Standort umgesetzt werden sollten. Insbesondere für Maßnahmen der mechanischen Zerstörung der Altnarbe sind fachrechtliche und förderrechtliche Genehmigungen erforderlich, deren Einholung einen gewissen zeitlichen Vorlauf erfordert. Spielt die Witterung mit kann eine Grünlanderneuerung auch rein mechanisch erfolgreich sein.
















