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Pilotprojekt Emsschlick

Pilotprojekt Verwertung des Baggerguts der Ems auf landwirtschaftlich genutzten Flächen (Phase II)

Beginn: 21.09.2020 / Ende: 01.11.2024

Ems
Lässt sich das Emsbaggergut auf landwirtschaftlichen Flächen nutzen?Wolfgang Klahsen

Ausgangslage
Die Ökologie des Ems-Ästuars wird durch hohe Schwebstofffrachten und die Ausbildung mächtiger Fluid-Mud-Schichten negativ beeinflusst. Niedersachsen und die Niederlande streben daher an, eine gemeinsame Strategie zum Sedimentmanagement zu entwickeln. Ein möglicher Ansatz ist die Entnahme von Sediment aus dem System und die Verbringung des anfallenden Baggerguts ins Binnenland auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Im Rahmen einer im Vorfeld durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde deutlich, dass weiterer Forschungsbedarf und die Anlage von Feldversuchen notwendig sind, um die Eignung des Baggergutes der Ems zur Bodenverbesserung unter Praxisbedingungen zu evaluieren. Die vorliegende Pilotstudie knüpft somit unmittelbar an den Erkenntnissen und den Forschungsfragen der Machbarkeitsstudie an.

Zielsetzung
Auf Grundlage von Feldversuchen soll in der Pilotstudie unter Praxisbedingungen erörtert werden, inwieweit das Baggergut der Ems aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften für eine Verwertung auf landwirtschaftlichen Flächen mit unterschiedlichen Standort- und Nutzungseigenschaften geeignet ist.

Projektdurchführung
Im Rahmen der Pilotstudie wird Baggergut in unterschiedlichen Auftragshöhen von bis zu zehn Zentimetern auf Flächen mit verschiedenen Standorteigenschaften wie Marsch und Geest und Nutzungen wie Acker und Grünland im Untersuchungsgebiet Rheiderland aufgebracht und eingearbeitet. Im Rahmen eines umfangreichen Monitorings werden neben der technischen Machbarkeit vor allem die Auswirkungen auf die durchwurzelbare Bodenschicht und der pflanzenbauliche Nutzen einer Baggergutaufbringung unter Praxisbedingungen untersucht.

Kontakt

Dipl.-Landschaftsökol.
Dr. Sarah Witte

Leiterin Fachbereich Wassermanagement, Wasser- und Bodenschutz

sarah.witte~lwk-niedersachsen.de

Beiträge aus dem Projekt-Blog

21.03.2025

Nach Abschluss des Pilotprojekts Emsschlick besteht die Möglichkeit zum Download des Abschlussberichts auf der offiziellen Projekt-Website https://www.ems-eems.de/themen/oekologische-strategie-zum-sedimentmanagement/projekte-auf-deutscher-seite-zur-umsetzung-der-oekologischen-strategie-zum-sedimentmanagement.

 

19.03.2025

Abschlussbericht zum Pilotprojekt zur Verwertung von Baggergut der Ems auf landwirtschaftlichen Flächen vorgestellt

Gandersum – Eignet sich Emsschlick zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft? Dieser Frage hat sich die Machbarkeitsstudie zur Verwertung von Baggergut der Ems auf landwirtschaftlichen Flächen gewidmet. Die Ergebnisse des Projekts wurden am Mittwoch (19. März) bei der Abschlussveranstaltung im Emssperrwerk Gandersum (Kreis Leer) präsentiert. An der Präsentation nahm auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer teil. Unter Federführung der Betriebsstelle Aurich vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) waren neben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Rheider Deichacht, der Landkreis Leer und die Sielacht Rheiderland an dem Vorhaben beteiligt. Das Ergebnis des Pilotprojekts: Das Baggergut der Ems hat aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrere positive Auswirkungen auf Pflanzen und Böden.

„Das Pilotprojekt zeigt eindrucksvoll, wie wir durch die Verwendung von überschüssigem Schlick aus der Ems für die ortsnahe Aufhöhung landwirtschaftlicher Flächen eine Win-Win-Situation schaffen können, die der Verbesserung der Ökologie des Ems-Ästuars, der Klimafolgenanpassung und der Flächenbewirtschaftung gleichermaßen zugutekommt und auf die alle Projektbeteiligten gemeinsam hingearbeitet haben“, so der Minister bei seinem Besuch im Emssperrwerk. Rund 50 Gäste, darunter viele Mitarbeitende der Projektpartner aus Niedersachsen und den Niederlanden, waren zur Vorstellung der Projektergebnisse nach Gandersum gekommen. „Wir wollen und müssen den ökologischen Zustand des Ems-Ästuars grenzüberschreitend und in enger Zusammenarbeit mit allen beteiligten Behörden und Verbänden verbessern und uns für die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels wappnen“, betonte Meyer.

vlnr: Willem Berlin (Sielacht Rheiderland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Dirk Post (NLWKN), Umweltminister Christian Meyer und Matthias Groote (Landrat Kreis Leer)
Projektabschluss am Emssperrwerk (von links): Willem Berlin (Sielacht Rheiderland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Dirk Post (NLWKN), Umweltminister Christian Meyer und Matthias Groote (Landrat Kreis Leer)Christopher Hanraets
Die Ökologie des Ems-Ästuars wird durch hohe Schwebstofffrachten und Flüssigschlickschichten negativ beeinflusst. Ursachen sind unter anderem das fortlaufende Ausbaggern der Ems zur Unterhaltung der Fahrrinne und das anschließende Verklappen des Baggerguts. Ein Ansatz zur Verbesserung der Situation in der Ems ist daher, das Baggergut auf landwirtschaftlichen Flächen zu nutzen.

Kooperation mit den Niederlanden

Niedersachsen und die Niederlande haben sich daher in einer im Jahr 2019 unterschriebenen „Ökologischen Strategie zum Sedimentmanagement“ unter anderem das Ziel gesetzt, in der Ems die Schwebstoffkonzentrationen zu reduzieren und die Gewässergüte zu verbessern. Erste positive Ergebnisse zum Thema lieferte bereits die im April 2020 abgeschlossene Machbarkeitsstudie. Genau dort hat das Pilotprojekt nun angesetzt. Wie die Machbarkeitsstudie wurde auch das Pilotprojekt mittels EU-Mitteln (ELER – Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) gefördert.

Höhere Erträge, mehr Nährstoffe

Ems
Schlickablagerungen an der Ems.Wolfgang Klahsen
Tatsächlich konnte auf den Ackerflächen in Marsch und Geest und den Grünlandflächen in der Marsch eine Ertragssteigerung festgestellt werden. Die Effekte traten bei unterschiedlichen Aufbringmächtigkeiten auf. Die Gehalte von Schwermetallen und Schadstoffen waren auf allen Versuchsflächen unbedenklich. Bei einer aufgebrachten Menge von maximal zwei Zentimeter auf eine bestehende Grünlandnarbe trat im Pilotprojekt weder eine nachhaltige Narbenschädigung noch eine Verschmutzung des Futters auf. Eine weitere wichtige Erkenntnis: Sowohl auf den Ackerflächen der Geest als auch auf der Marsch wurde durch das Aufbringen des Baggerguts der pH-Wert der Flächen angehoben und dem Oberboden geringfügig Nährstoffe zugeführt.

Dungtellerstreuer und Bagger im Einsatz

Aufgetragen wurde das Baggergut mit Dungtellerstreuern sowie Dumpern und Baggern. Für die Verteilung erwies sich ein Trockensubstanzgehalt von 55 bis 60 Prozent im Schlick als optimal. Anschließend wurde das Baggergut mit Pflug und Kreiselegge, bzw. Fräse, eingearbeitet. Da für die Verteilung die Flächen recht intensiv befahren wurden, mussten Bodenschutzmaßnahmen getroffen werden, um einer nachhaltigen Bodenverdichtung vorzubeugen. Idealerweise wurde das Baggergut auf Getreidestoppeln oder einer kurzen Grasnarbe aufgetragen. Für einen großflächigen Auftrag des Baggerguts auf den Flächen ist der Arbeitsaufwand für die Landwirtinnen und Landwirte mit den erprobten Mitteln jedoch hoch.

Im Projekt ergaben sich aber auch Hürden, die für eine großflächige Aufbringung des Baggerguts auf landwirtschaftliche Flächen noch überwunden werden müssen. Das betrifft naturschutzfachliche Anforderungen, förderrechtliche Vorgaben sowie bodenschutz-, abfall- und düngerechtliche Aspekte. Hier, so das Fazit der Projektbeteiligten, sei die Politik gefragt, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.


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19.08.2021

Gemeinsam mit den Projektpartnern sowie Umweltminister Olaf Lies hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen das erste Baggergut entnommen und im Rheiderland ausgebracht.

Die Projektbeteiligten wollen herausfinden, ob sich das Baggergut der Ems zur Bodenverbesserung von landwirtschaftlichen Nutzflächen eignet.
Die Projektbeteiligten wollen herausfinden, ob sich das Baggergut der Ems zur Bodenverbesserung von landwirtschaftlichen Nutzflächen eignet.Wolfgang Ehrecke
Midlum/Hatzum – Inwieweit eignet sich das Baggergut der Ems aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften zur Bodenverbesserung von landwirtschaftlichen Nutzflächen? Dieser Frage will die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) gemeinsam mit der Betriebsstelle Aurich des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Rheider Deichacht und der Sielacht Rheiderland im Rahmen einer Pilotstudie auf den Grund gehen. Am Freitag, 30. Juli, fand der erste Spatenstich in Midlum (Gemeinde Jemgum, Landkreis Leer) statt: Der entnommene Klei wurde im Anschluss auf einer landwirtschaftlichen Fläche im Rheiderland ausgebracht. Auch der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies nahm an diesem ersten Spatenstich teil.

Hintergrund der Pilotstudie

Der ökologische Zustand der Ems wird durch hohe Sedimentfrachten negativ beeinflusst. Niedersachsen und die Niederlande streben daher an, eine gemeinsame Strategie zum Sedimentmanagement zu entwickeln. Die Pilotstudie ist ein erster, wichtiger Baustein dieser Strategie. Erste positive Ergebnisse lieferte bereits die im April 2020 abgeschlossene Machbarkeitsstudie zu diesem Thema (bit.ly/ems-schlick).

„Dieses gemeinsame Pilotprojekt zeigt, dass es vorangeht mit der Strategie zum Sedimentmanagement in der Ems“, sagte Lies, „hier geht es konkret darum, das Sediment aus der Ems als wertvolles Material zu nutzen für den Aufbau von Flächen vor und hinter dem Deich. Gleichzeitig können wir so neue Kleivorräte für den Deichbau schaffen. Das alles dient dem Aufbau und der nachhaltigen Sicherung unserer Deiche und der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen. Damit wirken wir den Effekten des Klimawandels und hier insbesondere dem Meeresspiegelanstieg entgegen.“

Das Baggergut wurde im Anschluss auf einer Grünland-Versuchsfläche im Rheiderland ausgebracht.
Das Baggergut wurde im Anschluss auf einer Grünland-Versuchsfläche im Rheiderland ausgebracht.Wolfgang Ehrecke
Umsetzung der Pilotstudie

Die Entnahme von etwa 1.500 Kubikmeter Baggergut aus dem Midlumer Deichvorland und die Aufbringung auf die Versuchsflächen findet bis Ende September 2021 statt. „Das Baggergut wird auf Flächen mit verschiedenen Standorteigenschaften und Nutzungen in den Gemeinden Hatzum und Bunde aufgebracht und eingearbeitet“, erklärt Wolfgang Klahsen von der LWK: „Es handelt sich sowohl um Marsch- als auch um Geest-Versuchsflächen, es ist sowohl Acker als auch Grünland dabei.“ Negative Auswirkungen auf den Boden und die Umwelt sollen in jedem Fall vermieden werden. Die Projektbeteiligten begleiten die Maßnahmen mit einem intensiven Monitoring, Landwirt*innen in der Region sollen wichtige Erkenntnisse über den Nutzen einer Baggergutaufbringung bekommen. Im Rahmen des Monitorings werden neben der technischen Machbarkeit vor allem die Auswirkungen auf die durchwurzelbare Bodenschicht, die Umwelt und der pflanzenbauliche Nutzen einer Baggergutaufbringung unter Praxisbedingungen untersucht.

Baggergutentnahme

Warum verwenden die Projektbeteiligten eigentlich Baggergut aus dem Midlumer Deichvorland? „Dieses Baggergut weist günstige Materialeigenschaften auf“, erklärt Dr. Sarah Witte, Bodenkunde-Expertin der LWK, „es wird aus einer ehemaligen, freien Wasserfläche entnommen. Durch das Ausbaggern der Fläche können wir den Zug- und Rastvögeln wieder eine freie Wasserfläche zur Verfügung stellen. Dadurch profitiert auch das Naturschutzgebiet Unterems.“

 


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