Das 15. Volksbank AgrarForum bot am 04.11.2025 im Weserschlösschen in Nienburg den interessierten Teilnehmenden Einblicke in eine zukunftsfähige Unternehmensführung. Themen waren Resilienz, steuerliche Strategien sowie Mitarbeiterbindung.
Zukunftsfähige Unternehmensführung in turbulenten Zeiten
– 15. Volksbank AgrarForum
Landwirtschaftliche Betriebe sind heute mehr denn je gefordert, sich als moderne Agrarwirtschaftsunternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Dabei geht es nicht nur um rechtliche Strukturen und wirtschaftliche Strategien, sondern auch um eine gesunde, mitarbeiterorientierte Führungskultur.
Zum 15. AgrarForum hatten die Volksbank in Schaumburg und Nienburg, die Volksbank Niedersachsen-Mitte sowie die Volksbank Vechta ins Weserschlösschen nach Nienburg eingeladen. Rund 230 Landwirtinnen und Landwirte, überwiegend aus den Landkreisen Diepholz, Nienburg, Vechta und Verden folgten der Einladung, um sich über zukunftsfähige Unternehmensführung in herausfordernden Zeiten zu informieren und auszutauschen. Im Fokus standen rechtliche Unternehmensformen, Strategien zur Mitarbeitergewinnung sowie Ansätze für eine gesunde und resiliente Betriebsführung. Gemeinsam mit der Bezirksstelle Nienburg der Landwirtschaftskammer Niedersachsen präsentierten die Volksbanken ein vielseitiges Programm mit Vorträgen von vier ausgewiesenen Experten.
Markus Strahler, Vorstand der Volksbank in Schaumburg und Nienburg, eröffnete das Forum mit einer wertschätzenden Begrüßung. Er hob die zentrale Bedeutung der Landwirtschaft für die Region hervor und betonte, wie stark sie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben prägt. „In Zeiten des Wandels, die von Innovation und Wachstum begleitet werden, ist der Austausch untereinander besonders wertvoll. Die Volksbank versteht sich als verlässlicher Partner und aktiver Unterstützer der Betriebe“, so Strahler. Wilken Hartje, der Kreislandwirt des Landkreises Diepholz, unterstrich die aktuellen Herausforderungen: Preisdruck, politische Entscheidungen, Tierseuchen sowie sich wandelnde gesellschaftliche Erwartungen stellten die Betriebe vor große Aufgaben. „Die Märkte sind volatil, die Anforderungen vielfältig – umso wichtiger ist es, dass landwirtschaftliche Unternehmen ihre Resilienz stärken und sich strategisch gut aufstellen“, so sein Appell. Das Agrar-Forum solle dazu beitragen, neue Perspektiven und praxisnahe Lösungsansätze zu eröffnen. Nils-Joachim Meinheit, Leiter der Bezirksstelle Nienburg der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, moderierte das Forum. Er zeigte sich überzeugt, dass die diesjährige Themenwahl wertvolle Impulse bietet, um den steigenden Belastungen auf den Betrieben aktiv zu begegnen. Es geht darum, standhaft zu bleiben und gleichzeitig offen für neue Ideen und Konzepte zu sein. Die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden sei dabei eine zentrale Aufgabe, die mit Kreativität und Wertschätzung gemeistert werden kann.
Resilienz als Fundament zukunftsfähiger Betriebe
Den Auftakt der Vortragsreihe machte Arne Bär, Unternehmenslotse aus Bruchhausen-Vilsen. In seinem Beitrag erläuterte er, wie Resilienz landwirtschaftliche Betriebe zukunftsfähig macht. „Resilienz bedeutet, Haltung zu bewahren, wenn’s stürmt – und den Kurs zu ändern, wenn der alte Weg nicht mehr trägt“, so Bär. In einer Welt, die immer schneller und komplexer wird, seien Fokussierung und Priorisierung entscheidend. Vertrauensvolle Netzwerke, die auf Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Offenheit und Respekt basieren, seien ebenso wichtig wie die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln. Bär plädierte für eine ausgewogene Zukunftsgestaltung: Werte, Tradition und Erfahrung sollten mit neuen Technologien, strategischem Denken und mehr Verantwortung für Mitarbeitende kombiniert werden. „Keiner weiß besser, wie es geht, als die, die es täglich tun“, so sein Credo. Die Prinzipien wirksamer Veränderung – Fokussierung, Kooperation, Disziplin, Systematik und Wirksamkeit – bilden die Basis für eine resiliente Unternehmensführung. Dabei unterscheidet Bär drei Ebenen der Resilienz: die persönliche, die soziale und die strukturelle. Sein Fazit: Wertschätzung kostet nichts – bringt aber viel.
Steuerliche Strategien für moderne Agrarbetriebe
Im zweiten Vortrag stellte Daniel Blömer, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, innovative Konzepte zur Unternehmensführung vor. Unter dem Titel „Steuer- und Haftungsstrategie für moderne Agrarbetriebe“ erläuterte er, wie Rechtsformen „Holding“ und „Familienstiftung“ sinnvoll in landwirtschaftliche Strukturen integriert werden können. „Bevor gehandelt wird, braucht es eine klare Strategie“, so Blömer. Er empfahl, Einkünfte nach betrieblicher und privater Verwendung zu trennen und bei privaten Einkünften eine möglichst gleichbleibende Höhe anzustreben. Die Thesaurierungsbesteuerung könne dabei ein sinnvolles Instrument sein. Zudem zeigte er die Vorteile eines Holding-Modells auf und erläuterte, wie eine Haftungs-GmbH als „Brandmauer“ zur Risikobegrenzung dienen kann.
Mitarbeitende gewinnen und binden
Christian Appels von der R+V Versicherung führte in Form eines Impulsreferates in das Thema Mitarbeitergewinnung ein. „Ein Personalinstrument ist dann wirklich wertvoll, wenn ich über meinen Arbeitgeber Leistungen und Vorteile erhalte, die ohne ihn unerreichbar wären“, erklärte Appels. Neben klassischen Vergütungsbausteinen wie Lohn und Gehalt seien Versorgungskonten, Gesundheitskonten, flexible Arbeitszeiten und ein betriebseigenes Gesundheitssystem attraktive Zusatzleistungen. Auch individuelles Marketing spiele eine wichtige Rolle, um sich als Arbeitgeber positiv zu positionieren.
Praxisnah und mitarbeiterorientiert
Den Abschluss der Veranstaltung bestritt Ralf Schlesselmann von der Schlesselmann GmbH aus Asendorf. In seinem praxisnahen Vortrag berichtete er über seine Erfahrungen im eigenen Unternehmen. „Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt“, lautet das Leitbild seines Unternehmens. Betriebliche Kranken- und Unfallversicherung sowie Altersvorsorge, Einkaufsgutscheine, familienfreundliche Urlaubsplanung, sind feste Bestandteile der Unternehmenskultur. Der Fokus liegt auf Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Die Führungskultur ist mitarbeiterorientiert, die Mitarbeitergewinnung erfolgt über sogenannte „Rückwärtsbewerbungen“ – niederschwellig, formlos und schnell. „Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ändern sich stetig – wir müssen unsere Prozesse kontinuierlich hinterfragen“, so Schlesselmann. Eine pauschale Lösung gebe es nicht – jedes Unternehmen müsse seinen eigenen individuellen Weg finden.
Das AgrarForum zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und anspruchsvoll die Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe heute sind. Gleichzeitig bot es wertvolle Impulse, wie eine zukunftsfähige Unternehmensführung gelingen kann – mit Resilienz, strategischer Klarheit und einem klaren Fokus auf die Menschen im Betrieb.














