Landwirt Christian Hilbers hat in einem Vortrag gehört, dass die Futtererzeugung auf Moorflächen die Treibhausgasemissionen der Milcherzeugung vervielfachen. Das macht den 37-jährigen Familienvater nachdenklich. Er ist Milcherzeuger in der Nähe von Oldenburg und erzeugt das Futter für seine 160 Milchkühe plus Nachzucht fast ausschließlich auf Hochmoorflächen mit einer Torfmächtigkeit von 2 bis 3 Metern. Nun möchte er genau wissen, wie es um die Klimabilanz seiner Milcherzeugung bestellt ist und beauftragt die Landwirtschaftskammer damit, eine Treibhausgasberechnung zu erstellen.

Die gesamte Grassiliage und fast ein Drittel der Maissilage erzeugt Hilbers auf Moorflächen. Trockengelegte Moore verursachen durch die Torfzersetzung bis zu 30 t Treibhausgasemissionen je ha. Dazu gibt es Messergebnisse von verschiedenen Moorstandorten. Die Ergebnisse weisen eine große Spreizung auf.
Hilbers schätzt den Wasserstand seiner Moorflächen auf 30 bis 60 cm unter Geländeoberfläche. Es ist davon auszugehen, dass trotz des bereits relativ oberflächennahen Wasserstandes zwischen 10 und 20 t CO2äq je ha und Jahr durch die Torfzersetzung freigesetzt werden. Auf die Milcherzeugung umgelegt sind das 303 bis 607 g CO2äq je kg Milch. Das ist zweifellos eine deutliche Steigerung. Von einer Vervielfachung der Treibhausgasbelastung durch die Futtererzeugung auf den Moorflächen zu reden, ist bei Hilbers Milcherzeugung allerdings maßlos übertrieben. Tatsächlich ist es weniger als eine Verzweifachung.

Grundsätzlich gilt, je nasser die Moorfläche, desto weniger Torf wird zersetzt und desto niedriger sind die Treibhausgasemissionen. Erst eine vollständige Vernässung der Moorflächen könnte die Torfzersetzung zum Stoppen bringen oder langfristig sogar eine gewisse Kohlenstoffsenke ermöglichen. Dazu müsste der Wasserstand auf 0 bis 10 cm unter Geländeoberfläche angehoben werden. Die Vernässung hätte den Verlust dieser Flächen für die Futtererzeugung und für die Beweidung zur Folge. Das wäre das Aus für die Milcherzeugung auf dem Betrieb Hilbers.
Praxiserprobte landwirtschafliche Nutzungsalternativen für vollständig vernässte Moorflächen gibt es bisher nicht. Bei einer Vernässung wären außerdem eine Reihe weiterer Fragen zu klären. Sie reichen von der Sicherstellung der Entwässerung bei Starkregenfällen über die Befahrbarkeit der Straßen bis zur grundsätzlichen Eignung bei der gegebenen Geländetopografie.
Wasserstand so weit wie möglich anheben
Christian Hilbers bewirtschaftet den Betrieb in der 17. Generation. Er sieht sich in der Verantwortung, den Betrieb für die nächste Generation zu erhalten. Gleichzeitig möchte er sich später von seinen Kindern nicht vorwerfen lassen, dass er sich um den Klimaschutz nicht gekümmert hätte. Deshalb möchte er die Torfzersetzung soweit wie real möglich reduzieren.
Ob eine weitere Anhebung des Wasserstandes überhaupt möglich ist, kann man so einfach nicht beantworten. Hilbers kann ihn eigenmächtig auch nicht verändern. Schließlich sind dabei auch die Belange eventuell niedriger liegender Nachbargrundstücke zu beachten. Diese Frage kann nur großräumiger in Zusammenarbeit mit den betrofenen Bewirtschaftern und dem Entwässerungsverband geklärt werden.
















