Wir bieten Lösungen - regional & praxisnah!

„Käferradar“ hilft bei der Borkenkäferbekämpfung

Webcode: 01036847

Borkenkäfer machen deutschlandweit den Bäumen zu schaffen. Waldbesitzer aus Südlohne locken nun mit Pheromonen im Innern von Borkenkäferfallen die kleinen Krabbler an. So wollen sie vor allem die erste Käfergeneration bekämpfen, wie Carl Hesebeck in einem Artikel in der Land & Forst 16/2020 schreibt.

Die Waldbesitzer Christoph Partmann (links) und Hermann Bruns engagieren sich für die Borkenkäferbekämpfung. Mit Hilfe der Schlitzfallen kontrollieren sie, ob der Borkenkäferflug eingesetzt hat.
Die Waldbesitzer Christoph Partmann (links) und Hermann Bruns engagieren sich für die Borkenkäferbekämpfung. Mit Hilfe der Schlitzfallen kontrollieren sie, ob der Borkenkäferflug eingesetzt hat.Carl Hesebeck
Wenn Christoph Partmann wissen will, wie es um den Borkenkäferflug in Südlohne bestellt ist, muss er lediglich zwei schmale schwarze Kästen an seinem Hoftor kontrollieren. „Im vergangenen Jahr habe ich bei den entsprechenden Temperaturen Unmengen an Borkenkäfern in meinen Schlitzfallen gefunden“, erzählt Waldbesitzer Partmann. Sobald Temperaturen um 16,5° Grad erreicht werden, beginnen die kleinen Käfer zu schwärmen und befallen neue Bäume. Im vergangenen Jahr war das in den Wäldern rund um Lohne, Wietmarschen und Elbergen ein großes Problem, deutschlandweit haben Trockenheit und Borkenkäfer Fichte und auch Lärche zu schaffen gemacht. Unter der extremen Witterung haben aber nicht nur Nadelbäume gelitten, sondern auch Laubbäume wie Eiche, Birke und Buche.

Damit überhaupt Borkenkäfer in die zwei Schlitzfallen gelangen, hat Christoph Partmann in ihrem Innern Pheromone, also Duftstoffe, befestigt. Sie simulieren den Käfern einen potentiellen Wirtsbaum, der für eine Besiedlung ausreichend geschwächt ist. In trockenen Jahren wie 2018 und 2019 sind die Fichten zu geschwächt und erhalten nicht ausreichend Wasser, um Harz zur Abwehr von Buchdrucker und Kupferstecher zu bilden. Lärchen sind ebenfalls betroffen, sie werden vor allem vom sogenannten Lärchenborkenkäfer befallen.

Ein Pheromon im Innern dieser Borkenkäferfalle lockt die Borkenkäfer an. Wenn die kleinen Krabbler auf dem begifteten Netz landen, kann vor allem die erste Käfergeneration bekämpft werden.
Ein Pheromon im Innern dieser Borkenkäferfalle lockt die Borkenkäfer an. Wenn die kleinen Krabbler auf dem begifteten Netz landen, kann vor allem die erste Käfergeneration bekämpft werden.Carl Hesebeck
Um dem entgegenzuwirken, hat Christoph Partmann im vergangenen Jahr gemeinsam mit Hermann Bruns zum ersten Mal Borkenkäferfallen aufgestellt. Die erinnern aufgrund des dreibeinigen Gestells und des daran gespannten Netzes ein wenig an Tipis und funktionieren ähnlich wie die Schlitzfallen am Hoftor in Südlohne. In ihrem Innern hängt ebenfalls ein Pheromon, dass Borkenkäfer anlockt – wenn die kleinen Krabbler dann auf dem begifteten Netz landen, kann vor allem die erste Käfergeneration bekämpft werden. „Dadurch wollen wir verhindern, dass noch mehr Fichten und Lärchen befallen werden“, sagt Hermann Bruns. Im Frühjahr ist das besonders effektiv, denn ein einzelnes Borkenkäferweibchen kann in einer Saison für bis zu 100.000 Nachkommen sorgen. Genau wie sein Nachbar ist Bruns Waldbesitzer und Mitglied in der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Lohne-Elbergen, in der die Waldbesitzer zwischen Lohne, Elbergen, Lingen und Wietmarschen organisiert sind. Weil Hermann Bruns Landwirt ist und über einen Pflanzenschutzschein und damit über die nötige Sachkunde verfügt, können er und Partmann die Netze an geeigneten Stellen gemeinsam aufstellen.

„Da muss man schon ein paar Dinge beachten. Zum Beispiel müssen die Borkenkäferfallen in einem bestimmten Abstand zueinanderstehen, das gilt auch für die nächsten lebenden Fichten oder Lärchen“, sagt Martin Merschel. Als Vorsitzender der FBG freut er sich über das Engagement von Christoph Partmann und Hermann Bruns, das auch den benachbarten Wäldern anderer Waldbesitzer zugutekommt. „Je mehr wir die Borkenkäferpopulation reduzieren können, desto besser“. Gleichwohl komme es nun vor allem auf ausreichenden und vor allem kontinuierlichen Niederschlag in den kommenden Monaten an, um den Wald zu stärken und gleichzeitig die Entwicklung der Borkenkäfer zu bremsen.

„Hinter unseren Wäldern liegen zwei schwierige Jahre, teilweise sind manche Flächen völlig abgestorben oder nur wenige Bäume übriggeblieben. Gleichzeitig gibt es für das Holz nur noch wenig Geld, das später für die Aufforstungen dringend benötigt wird“, sagt Merschel. Umso wichtiger sei es nun, vor allem die junge Generation Waldbesitzer für ihren Wald zu begeistern und zu motivieren.

Hermann Bruns und Christoph Partmann werden in der nächsten Zeit regelmäßig nach ihrem Wald und auch den Fallen schauen. Befallenes Holz soll möglichst schnell aus dem Bestand, damit sich Buchdrucker und Kupferstecher nicht weiter ausbreiten. Dafür kommt auch schon mal der Forstmulcher von Partmann zum Einsatz, der kleine Holzreste in wenigen Sekunden zerkleinert – so wird den Borkenkäfern das Brutmaterial entzogen. Da ist das „Käferradar“ direkt am Hof ein guter Indikator, um den Borkenkäferflug im Blick zu halten.