Die Erträge und Qualitäten sind beim Öko-Sommerhafer in diesem Jahr in den Sortenversuchen und in der Praxis überwiegend erfreulich ausgefallen. Die gute Nachfrage nach Öko-Konsumhafer und zufriedenstellende Erlöse haben zum Anbau von Hafer motiviert. Das zeigen die niedersächsischen Anbauzahlen 2025. Sie weisen auf Grundlage der beantragten Fläche über die Agraranträge, einen erneuten Anstieg des Öko-Sommerhaferanbaus auf. Gegenüber dem Vorjahr ist die Fläche erneut um rund 460 ha auf insgesamt 3361 ha angestiegen. Allerdings hat der Flächenzuwachs und die überdurchschnittlich gute Ernte 2025 die Läger von Handel und Verarbeitung gut gefüllt, und den Öko-Hafermarkt preislich unter Druck gesetzt.
Den Hafermarkt im Blick behalten
Gegenwärtig gestalten sich die Vermarktungsmöglichkeiten für freie Ware beim Öko-Konsumhafer offensichtlich schwieriger. Eine weitere Ausdehnung des Anbaus im kommenden Jahr sollte nach dem aktuellen Stand unterbleiben. Veränderungen am Markt sind weiterhin im Blick zu behalten und der Anbau ist mit der aufnehmenden Hand abzustimmen und sofern möglich über Kontrakte abzusichern.
Das Hektolitergewicht ist entscheidend
Neben der Verarbeitung zu Flocken und Gebäck, dient Hafer zunehmend als Rohstoff für Haferdrinks, sowie weitere Verarbeitungsprodukte. Haferpartien mit einem hohen Hektolitergewicht sind gefordert. Die Mindestanforderungen variieren je nach Abnehmer zwischen 52 und 54 kg. Daran orientiert sich in der Regel auch die Bildung des Erzeugerpreises. Schälmühlen benötigen leicht zu entspelzende Körner, einen geringen Spelzanteil und eine hohe Kernausbeute. Je nach Anforderungen der Verarbeiter sollten die Spelzanteile nicht über 26 Prozent liegen. Außerdem sind bei der Sortierung möglichst großkörnige Partien gefragt, da kleine Haferkerne schwieriger schälbar sind.
Sommerhafer braucht Wasser
Beim Sommerhaferanbau besteht die Ungewissheit die geforderten Hektolitergewichte sicher zu erreichen. Einen großen Einfluss haben die Standort- und Umweltbedingungen. Um gute Qualitäten zu erzielen, sind Standorte mit gesicherter Wasserverfügbarkeit zu bevorzugen. Die Aussaat sollte nach Möglichkeit zeitig im März erfolgen, um eine frühe und kräftige Wurzelausbildung zu erreichen. Die Aussaat sollte möglichst bis Mitte April abgeschlossen sein. Noch spätere Saaten erhöhen vor allem auf trockenen Standorten das Risiko unzureichender Kornqualitäten deutlich. Eine überlegenswerte Alternative oder Ergänzung zum Sommerhafer könnte der Anbau von Winterhafer sein. Mehrjährige Versuche des Fachbereichs Ökolandbau der LWK Niedersachsen belegen seine Anbauwürdigkeit und die Möglichkeit zur Anpassung an die Klimaveränderungen. (siehe den Bericht zum Winterhaferanbau)
Gute Aussaatbedingungen
Die Aussaatbedingungen waren für den Haferanbau in diesem Frühjahr optimal. Die Böden trockneten zügig ab und es konnten so vielfach frühe Saaten im März realisiert werden. Das anhaltend trockene und kühle Frühjahr führte auf leichteren Standorten in der Schossphase zu sichtbarem Wassermangel und bremste zudem die Mineralisierung von Nährstoffen, insbesondere von Stickstoff. Erst ab Ende Mai führten Niederschläge zu einer Entspannung bei der Wasserverfügbarkeit (s. Wetterdaten ab Seite 17). Das dürfte sich positiv auf die Ertragsbildung und die Kornfüllungsphase ausgewirkt haben. Trotz zeitweise unbeständiger Witterungsphasen zur Ernte, blieben Qualitätseinbußen weitestgehend aus.
Sortenwahl
Eine weitere wichtige Stellschraube zur Absicherung der Qualitäten ist die Sortenwahl. Dazu ist in erster Linie auf die Qualitätseigenschaften der Sorten zu achten. Zudem sind die Anforderungen der aufnehmenden Hand an Sorte und Qualität vor dem Anbau zu klären. Bei der Sortenwahl ist ferner eine solide Standfestigkeit und eine geringe Neigung zum Halmknicken zu berücksichtigen. Da der Hafer dichte Bestände bilden kann, ist zudem eine geringe Mehltauanfälligkeit ein weiterer Auswahlparameter.
Sortenempfehlung zusammengefasst
- Gefragt sind Speisehafersorten mit einem hohen Hektolitergewicht und geringen Spelzanteil.
- Zu achten ist bei der Auswahl zudem auf eine solide Halmstabiltät und geringe Mehltauanfälligkeit.
- Von den mehrjährig geprüften Sorten kommen mit guten Qualitätseigenschaften die Sorten Lion, Karl, Asterion, Max, Platin und Fritz für den Anbau in Frage
- Bei den Sorten Max und Fritz ist die Schwäche bei der Halmstabilität zu beachten
- Von den zweijährig geprüften Sorten ist Eddy für den Probeanbau als Speisehafer überlegenswert
Die Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Sommerhafer 2025 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.
Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen und Landessortenversuchen aus den zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP
Öko-Saatgut ist vorgeschrieben
Beim Saatgutbezug ist der Sommerhafer in der Datenbank www.organicxseeds.de der Kategorie I zugeordnet. Die Eingruppierung in Kategorie I bedeutet, dass ausreichend Öko-Saatgut dieser Kultur zur Verfügung steht und deshalb keine Einzelgenehmigung zur Verwendung von konventionell erzeugtem Saatgut erteilt wird. Dies bezieht sich auf Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.1 der VO (EU) 2018/848 und die allgemeine Genehmigung gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.7 der VO (EU) 2018/848. Eine aktuelle Übersicht der verfügbaren ökologisch vermehrten Sorten finden Sie unter www.organicxseeds.de.
















