Die Öko-Sommergerste kann in diesem Jahr sowohl in den Sortenversuchen, als auch in der Praxis überwiegend mit guten, bis sehr guten Erträgen und Qualitäten überzeugen. Die Aussaatbedingungen waren in diesem Frühjahr optimal. Häufig konnte zeitig von Anfang bis Ende März ausgesät werden. Das Frühjahr war ausgesprochen niederschlagsarm und kühl. Das verzögerte die Nährstoffmineralisierung und führte auf leichteren Standorten zusätzlich zu Wasserstress. Die etwa ab Ende Mai einsetzenden Niederschläge kamen für die Entwicklung und Ertragsbildung der Sommergerste offensichtlich noch gerade rechtzeitig.
Die niedersächsische Anbaufläche 2025 zeigt auf Basis der Agraranträge einen deutlichen Rückgang um rund 700 ha, auf insgesamt 1400 ha. Der Anstieg im Vorjahr 2024 war dem nassen Winter und Frühjahr geschuldet. Das schränkte zwangläufig den Anbau von Wintergetreide ein, wodurch deutlich mehr Sommerungen angebaut wurden.
Vermarktungsmöglichkeiten für Braugerste abklären
Beim Anbau von Öko-Sommergerste steht die Verwertung als Braugerste oder Futtergerste im Vordergrund. Nach Öko-Futtergerste besteht bislang eine stabile Nachfrage seitens der Futtermischwerke, allerdings zu mäßigen Erzeugerpreisen. Der Markt für Öko-Braugerste ist vergleichsweise klein und ist gegenwärtig von einer vergleichsweise schwachen Nachfrage seitens der Mälzereien gekennzeichnet. Zudem ist der Bierkonsum zurückgegangen. Rohware dürfte für die Verarbeitung aufgrund der guten Erträge und Qualitäten ausreichend vorhanden sein. Der Anbau und die Vermarktungsmöglichkeiten von Öko-Braugerste für das kommende Jahr sollte deshalb im Vorfeld unbedingt mit der aufnehmenden Hand abgestimmt werden. Das betrifft auch die Sortenwahl, da bei der Braugerste nur bestimmte Sorten, sowie sortenreine und einheitliche Partien von den Verarbeitern abgenommen werden.
Braugerste stellt besondere Anforderungen
Neben Hektolitergewicht und Siebsortierung spielt der Proteingehalt bei der Vermarktung von Braugerste eine zentrale Rolle. Diese Parameter haben einen direkten Einfluss auf die Preisbildung. Der Eiweißgehalt sollte in einem Bereich zwischen 9,5 und 11,5 Prozent liegen. Um die Brauqualität nicht zu gefährden ist deshalb die Stellung in der Fruchtfolge und das N-Mineralisierungspotential auf den Anbauflächen zu beachten. Leguminosenvorfrüchte sind deshalb zu vermeiden. Zu hohe Rohproteingehalte können die Gärung beeinträchtigen, die Filtration erschweren, oder Ausflockungen im Bier verursachen. Aber auch zu niedrige Rohproteinwerte unter 9 Prozent sind nicht erwünscht, da sie sich negativ auf Geschmack und Schaumstabilität des Bieres auswirken. Erfüllt die Sommergerste nicht die genannten Qualitätsanforderungen, ist eine Vermarktung nur noch als Futtergerste zu meistens geringeren Erlösen möglich. Flankierend sind auch die Vermarktungsmöglichkeiten im Futtersegment im Auge zu behalten.
Sortenwahl
Zu den bereits beschriebenen Sortenanforderungen bei der Braugerste, sind beim Anbau von Futtergerste dagegen hohe Rohproteingehalte und ertragsstabile Sorten gefragt. Unabhängig von der Verwertungsrichtung ist bei der Sortenwahl vor allem auf eine hohe Widerstandskraft gegenüber den Pilzkrankheiten Netzflecken, Ramularia, Zwergrost und Mehltau zu achten. Zu beachten ist zudem der Gerstenflugbrand. Diese samenbürtige Krankheit kann zu spürbaren Ertragsverlusten führen. Ein wiederholter eigener Nachbau kann das Befallsrisiko erheblich erhöhen. Die Verwendung von gesundem, zertifiziertem Saatgut mindert das Risiko deutlich. Vereinzelt sind auch unterschiedliche Sortenanfälligkeiten zu beachten. Die meisten Sommergersten-Sorten verfügen über eine kurze Halmlänge. Das kann zu Einschränkungen bei der Beikrautunterdrückung führen. Aus diesem Grund sollte bei der Sortenwahl besonders auf die Pflanzenlänge und auf eine ausgeprägte frühe Bodendeckung, sowie Frohwüchsigkeit geachtet werden. Neben der Standfestigkeit ist das Augenmerk insbesondere auf eine geringe Neigung zu Halm- und Ährenknicken zu richten.
LSV-Ergebnisse
Die Öko-Landessortenversuche Sommergerste werden über Bundeslandgrenzen hinweg in festgelegten Anbaugebieten (ABG) gemeinsam abgestimmt und ausgewertet. Sie teilen sich auf in das Anbaugebiet 2 - Sandstandorte Nord-West mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein, sowie Anbaugebiet 3 - Lehmige Standorte West mit Niedersachsen und Hessen. Alle Versuchsstandorte konnten in diesem Jahr gewertet werden. Es wurden auf allen Standorten hervorragende Erträge erreicht. Sehr erfreulich fallen zudem die Hektolitergewichte aus, die im Mittel der Standorte bei 64 kg/100l liegen. Die Rohproteingehalte erreichen in den Versuchen im ABG 2 durchschnittlich 10 Prozent und erfüllen die Anforderung der Braugersten-Verarbeitung. Im ABG 3 bewegen sie sich teilweise deutlich unter 10 Prozent und erreichen für das Mälzen teilweise kritische Werte von nur 7 bis 8 Prozent. Beim Vollgerstenanteil werden die geforderten Werte von 90 % bei einer Sortierung von > 2,5 mm von allen Sorten sicher erreicht. Eine stärkere Sortendifferenzierung zeigte sich erst ab einer Sortierung oberhalb von 2,8 mm.
Anbauempfehlung
- Der Markt für Öko-Braugerste ist vergleichsweise klein und die Nachfrage der Mälzereien ist begrenzt. Wer gezielt Öko-Braugerste erzeugen möchte, sollte die Vermarktungsmöglichkeiten und die Sortenwahl unbedingt mit der aufnehmenden Hand abstimmen.
- Als Braugerste wird derzeit in erster Linie die Sorte Amidala akzeptiert. Die Eignung von weiteren Sorten sind mit dem Handel abzuklären.
- Für den Futteranbau gehören aufgrund solider Erträge und Eigenschaften bevorzugt LG Rumba, Sting, LG Caruso und Amidala in die engere Wahl.
- Für den Futteranbau kommt die zweijährig geprüfte Sorte Gretchen in Frage
Die Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Sommergerste 2025 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.
Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP
Saatgut aus ökologischer Erzeugung
Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter Saatgutpartien ist dem Internet unter www.organicxseeds.de zu entnehmen.
















