Mit Sommerzwischenfrüchten kann gezielt der Grundfuttervorrat erweitert werden. Prädestinierte Kulturen sind das Einjährige Weidelgras aber auch spezielle Kleegrasmischungen. Lesen Sie mehr, was es beim Anbau zu beachten gilt.
Durch Sommerzwischenfrüchte mehr Grundfutter im Silo
Wie bewerten Sie aktuell ihre Futtersituation? Ist der Winterfuttervorrat schon ausreichend oder gestalten sich die Mengen im Silo bisher noch als sehr übersichtlich?
Gemischtbetriebe haben mit dem Anbau von Zwischenfrüchten die Möglichkeit, Futter auf dem Acker zu produzieren. Das setzt allerdings voraus, dass keine extremen Dürre- und Hitzeperioden im Sommer auftreten. Wichtig ist zudem, dass für die schnell wachsende Kulturen gute Saat- und Startbedingungen geschaffen werden.
Dem Einjährigen Weidelgras kommt als Sommerzwischenfrucht zur Futternutzung die größte Bedeutung zu. Es kann in Reinsaat oder auch in Mischungen mit passenden und ebenfalls schnellwüchsigen Leguminosen angebaut werden.

Das Einjährige Weidelgras hat das Vermögen, sich rasch zu entwickeln und in einem kurzen Zeitraum von etwa 60 Tagen nach Saat einen für die Mahd würdigen Futterertrag zu erbringen. Bei Anwelkgraden von mindestens 30 % siliert das Einjährige Weidelgras auch im Herbst gut, aufgrund eines günstigen Z/PK-Quotienten. Jung geerntet, d.h. bei Mahd zu Beginn des Ährenschiebens, zeichnet sich das nährstoffreiche Herbstgras durch einen akzeptablen Futterwert aus.
Der Tabelle 1 (siehe Dateianhang) sind die im Sommerzwischenfruchtbau zugelassenen Sorten zu entnehmen, welche nach Reifegruppe und Ertrag sortiert wurden.
Achten Sie bei der Sortenwahl nicht nur auf das Ertragsergebnis der einschnittigen Sorten, sondern zunächst auf die Reifegruppe. Sie hat besonderen Einfluss auf die Futterqualität. Frühe Sorten können aufgrund der schnelleren Schossbildung bereits 8 Wochen nach der Saat die Silierreife mit entsprechender Struktur erlangen, gute Aufwuchsbedingungen vorausgesetzt.
Die Sorten der mittleren und späten Reifegruppe zeichnen sich durch eine höhere Blattmassebildung und eine verzögerte Schossneigung aus. Späte Sorten sind deshalb energiereicher, aber strukturärmer als frühe Sorten.
Späte Sorten punkten zudem durch ein besseres Nachwuchsvermögen. Unter guten Wachstumsbedingungen, d.h. bei regelmäßigen Niederschlägen ist durchaus eine Nachweide möglich und im allergünstigen Fall auch eine zweite Ernte. Letztere setzt jedoch in aller Regel frühe Saaten (Ende Juni/ Anfang Juli) voraus.
Die Reifegruppe ist auch aus dem Blickwinkel des Saatzeitpunktes von Bedeutung, denn das Einjährige Weidelgras reagiert stark auf die Tageslichtlänge.
Der Saatzeitraum von Mitte Juli bis Mitte August darf als optimaler Saattermin betrachtet werden. Erfolgt die Saat vor diesem Zeitraum, sollten bevorzugt späte Sorten aus dem mehrschnittigen Hauptfruchtanbau ausgewählt werden, denn diese gelangen nicht so schnell in die Schossphase.
Nach dem 15. Juli gibt es für die frühen, einschnittigen Sorten keine Einschränkungen.
Spätere Aussaattermine sind für das Einjährige Weidelgras nicht mehr ratsam, denn die Ertragsleistung sinkt stark ab und stellt die Wirtschaftlichkeit des Anbaus in Frage. Zudem erhöht sich das Risiko des Fritfliegenbefalls.
Neben den Sorteneigenschaften „Reifegruppe“ und „Ertrag“ kommt der Rostresistenz als drittes Qualitätskriterium Bedeutung zu. Die Gefahr des Rostbefalls besteht insbesondere im Herbst, wenn sich das Wachstum verzögert.
Mit Leguminosen den Futterwert verbessern
Ein Plus an Rohprotein und Energie bieten Leguminosen im Gemengeanbau mit Gräsern. Sie punkten aus futterbaulicher Sicht zusätzlich durch ihre Nutzungselastizität.
Zu speziellen Kleegrasmischungen für die Futternutzung im Sommerzwischenfruchtbau gehören die A10 und A10 spät. In der Mischung „A10“ sind frühe und in der Mischung „A10 spät“ mittlere und späte Sorten des Einjährigen Weidelgrases entweder mit Perser- oder mit Alexandrinerklee kombiniert (Tabelle 2 - siehe Dateianhang). Beide Kleearten sind nicht winterhart. Perserklee zeichnet sich durch Schnellwüchsigkeit, ein gutes Nachwuchsvermögen und vor allem durch eine hohe Nutzungselastizität aus. Dem Alexandrinerklee ist ebenfalls eine schnelle Anfangsentwicklung eigen. Lediglich im Nachwuchsverhalten kann er im Vergleich zum Perserklee nicht mit Schritt halten. Zudem verholzt Alexandrinerklee nach der Knospenbildung schnell, was zu Lasten des Futterwertes geht. Es empfiehlt sich, dies für die Entscheidung des Mahdtermins zu berücksichtigen.
Beide Leguminosengrasmischungen sind zur Silierung mit Anwelkgraden oberhalb von 28 % TM gut geeignet.
Die Saat der A10 und A10 spät-Mischungen sollte möglichst noch im Juli und spätestens bis Anfang August erfolgen. Von den frühen Saatterminen profitieren insbesondere die Leguminosen. Es verschafft ihnen gute Entwicklungsmöglichkeiten in dem ohnehin schon begrenztem Vegetationszeitraum.
Legt man hierzu eine alte Bauernregel für den Aussaatzeitpunkt zugrunde, so gilt, dass ein Tag bis Mitte Juli so viel an Ertragszuwachs bringt, wie eine Woche im August.
Die Räumung der Ackerflächen nach der Getreideernte sowie die Bodenbearbeitung und Bestellung haben folglich so zügig wie möglich zu erfolgen. Eine Pflanzenschutzbehandlung zur Unkrautbekämpfung von Samenunkräutern ist dann aber oftmals nicht möglich.
Anbautechnik
Um ein gleichmäßiges Auflaufen der Feinsämereien zu erzielen, benötigen die Ackergräser ein feines sowie gt rückverfestigtes Saatbett. Die Anforderungen für die Saatbettbereitung sind genauso hoch anzusetzen wie bei einer Hauptfrucht. Zu bevorzugen ist eine Pflugfurche, gefolgt von einem intensiven Durcharbeiten und Rückverfestigen des Bodens sowie eine Drillsaat. Auf eine flache Saatgutablage ist zu achten. Saattiefen unterhalb von 2 cm sind für die Feinsämereien unbedingt zu vermeiden. Bewährt hat sich zudem ein zusätzlicher Walzenstrich nach der Aussaat, denn dies fördert den Bodenschluss und die Wasserversorgung.
Düngung
Optimale Ertragsleistungen der frohwüchsigen Ackergräser sind nur bei ausreichender N-Düngung erzielbar. Bei einer Aussaat bis zum 15. August und einer Futternutzung im Herbst besteht für Ackergräser gemäß der Düngeverordnung (DüV) ein N-Düngebedarf von 80 kg N/ha, unabhängig der Vorfrucht.
Für Leguminosengrasmischungen ist der Leguminosenanteil (Anzahl Samen) in der Mischung relevant für den N- Düngebedarf. Für Futterzwischenfrüchte mit Leguminosenanteilen bis 50 % liegt der N-Düngebedarf bei 80 kg N/ha. Bei Leguminosenanteilen über 50 % besteht kein N-Düngebedarf.
Hinweis: Bei Flächen im roten Gebiet sind die Vorgaben zur Einhaltung des um 20% reduzierten N-Bedarfs in der Summe aller roten Flächen des Betriebes zu beachten.
In roten Gebieten ist bei Aussaat nach dem 15. August keine N-Düngung mehr zulässig. In den nicht mit Nitrat belasteten grünen Gebieten darf bei einer Aussaat bis 15. September und bei Vorfrucht Getreide noch eine N-Düngung (max. 60/30-Regel) erfolgen. Sie ist bis zum 01. Oktober vorzunehmen. Die N-Düngung „max. 60/30-Regel“ bedeutet, dass eine Düngung von maximal 60 kg Gesamt-N/ha und/oder maximal 30 kg NH4-N/ha (mineralisch + organisch) erfolgen darf.
Mehr Details zur Herbstdüngung entnehmen Sie dem Spezialbeitrag „Herbstdüngung“ unter dem Webcode 01043825.
Wir fassen zusammen
Für den Sommerzwischenfruchtanbau zur Futternutzung kommt es besonders darauf an, dass die Kulturen schnellwüchsig sind und sie die Silierreife möglichst noch im September erlangen.
Hierbei haben das Einjährige Weidelgras aber auch spezielle Leguminosengrasmischungen die höchste Anbaubedeutung. Bei der Sortenwahl sind die Sorteneigenschaften Ertrag, Reifegrad und Rostresistenz zu berücksichtigen.
Perser- oder Alexandrinerklee sind für die Ackergräser geeignete Gemengepartner.
Eine gute Saatbettbereitung und Augenmerk bei der Mischungs- bzw. Sortenwahl sind grundlegend für hohe Nettoenergieleistungen.
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