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Anbau von Luzerne- und Rotkleegras – Superfood für das Milchvieh

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Mit Luzerne- und Rotkleegras kann hochwertiges Ackerfutter produziert werden. Um die Vorzüglichkeiten dieser beiden Leguminosen nutzen zu können, ist achtzugeben auf: die Etablierung der Saaten, das Anstreben von Ertragsanteilen oberhalb von 30 % sowie auf eine frühe Mahd bei Standort- und Witterung angepasster Nutzung.
Mehr Tipps zum Anbau, zu Mischungen und zur Nutzung lesen Sie nachfolgend.
 

Anbau von Luzerne- und Rotkleegras – Superfood für das Milchvieh

Den feinkörnigen Leguminosen, wie Rotklee, Weißklee oder Luzerne wird eine hohe Vorzüglichkeit bescheinigt. Sie zeichnen sich als Eiweiß-, energiereiches sowie schmackhaftes Futter mit hoher Verdaulichkeit und guter Strukturwirksamkeit aus, so das Faktenwissen aus den Lehrbüchern. Doch was muss beim Anbau und Nutzung beachtet werden, damit der volle Wert der Leguminose zum Tragen und das Futter im wahrsten Sinne des Wortes als Superfood auf den Futtertisch kommt? Wesentliche Grundregeln werden nachfolgend berichtet.

Anbauhinweise
Damit sich Leguminosen in der Mischung mit Gras oder auch in Reinsaat gut entwickeln können, gilt es zunächst, die Ackerfutterfläche entsprechend vorzubereiten. In erster Linie ist dem Boden-pH-Wert Beachtung zu schenken. Leguminosen bevorzugen ein eher neutrales Milieu, wie aus Tabelle 1 hervorgeht. Nicht nur der Boden-pH-Wert sollte in der Versorgungsstufe C liegen, sondern auch die Grundnährstoffe Phosphor, Kali und Magnesium. Kali- oder auch PK-Dünger sind mindestens drei Wochen vor der Saat einzuarbeiten, insbesondere in trockenen Lagen. Die jungen Leguminosenkeimlinge reagieren ansonsten sehr empfindlich auf Kalisalze.
Eine gute Saatbettvorbereitung empfiehlt sich auch im Hinblick auf die Unkrautbekämpfung. Leguminosengras entwickelt sich langsam und Unkräuter können schnell Oberhand gewinnen. Eine Bereinigung mit Herbiziden ist in Gemengen nachher nicht mehr möglich. 
Für die Saat selbst sollte der Acker feinkrümelig, eben und gut abgesetzt sein. Es gilt, die Feinsämereien so flach wie möglich abzulegen. Prinzipiell hat sich ein Walzgang im Anschluss nach der Saat bzw. in Kombination mit der Saat bewährt.
Kleegras oder reine Leguminosen können im Frühjahr (Anfang April) bis Anfang August (spätestens 10. August) gedrillt werden. Die Aussaaten mit Deckfrüchten wie Grünhafer (50 kg/ha) oder Sommergerste (80 kg/ha) sind besonders für Frühjahressaaten empfehlenswert. Die schnell wachsenden Deckfrüchte verhindern stärkere Verunkrautung, geben Erosionsschutz und erhöhen den Ertrag im Saatjahr. 
Für die Saat im Sommer kommen bevorzugt Blanksaaten in Betracht. 

Mischungswahl
Im Allgemeinen ist unter niedersächsischen Klima- und Bodenverhältnissen der Anbau von

Qualitätsstandard Mischungen für den Ackerfutterbau 2024/25
Qualitätsstandard Mischungen für den Ackerfutterbau 2024/25Dr. Tammo Peters
Rotkleegras am sichersten. Rotklee ist aus Sicht des Anbaus und der Nutzung eine robuste Leguminose, die darüber hinaus noch recht passable Siliereigenschaften in Form eines speziellen Pflanzeninhaltsstoffes mit sich bringt.
Grundsteine für die im nordwestdeutschen Raum empfohlenen Rotkleegrasmischungen sind entweder die Ackergrasmischung A3 mit Welschem -, Bastard- und Deutschem Weidelgras oder die Ackergrasmischung A5 mit Deutschem Weidelgras. Zu einer weiteren artenreichen Kleegrasmischung gehört die Standardmischung A7. Die Mischung enthält neben Rot- und Weißklee auch drei ausdauernde Grasarten wie Deutsches Weidelgras, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras. Über den QR-Code gelangen Sie gezielt zu dem Übersichtsflyer „Qualitätsstandard Mischungen für den Ackerfutterbau 2024/25. Dort werden die Mischungen detaillierter textlich beschrieben und in ihrer Artenzusammensetzung tabellarisch dargestellt. 

Luzerne hat hohe Ansprüche an die klimatischen Bedingungen und den Standort. Ungeeignet sind Böden, die entweder extrem schwer, nasskalt, verdichtet, versauert oder staunass sind, sowie reine Sand- oder Moorböden. Besser gelingt der Anbau von Luzerne hingegen auf tiefgründigen Böden ohne Staunässegefahr und mit Boden-pH-Werten von mindestens 5,8. Insofern ist der Luzerneanbau in Niedersachsen bevorzugt im östlichen Niedersachsen und im Raum Hannover-Braunschweig zu finden. Die Luzerne ist zudem eine konkurrenzschwache Pflanze. Vor dem Hintergrund gehören die in der A9-Mischung eingebundenen Graspartner (Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras) nicht zu den schnellwüchsigen Gräsern.

Mit Rhizobien beimpftes Saatgut zu nutzen, ist vor allem dann sinnvoll, wenn auf der Fläche seit langer Zeit kein Leguminosenanbau stattgefunden hat.

Fruchtfolge
Rotklee und Luzerne sind mit sich selbst und den meisten anderen Leguminosen unverträglich. Beim Anbau von Leguminosengras sind Anbaupausen von mindestens drei, besser noch vier Jahren erforderlich. Reinbestände benötigen sogar eine fünf- bis sechsjährige Anbaupause, um Krankheiten (Kleemüdigkeit, Luzernewelke etc.) entgegenzuwirken. 
Prinzipiell gehören Leguminosen und Leguminosengras zu wertvollen Vorfrüchten aufgrund ihrer positiven Effekte auf die Bodenfruchtbarkeit. 

Nutzung
Bei Frühjahrssaaten ist zu beachten, dass der Rotklee im Saatjahr nicht zur Blüte kommen sollte, da er dadurch geschwächt würde. Für die Luzerne wird eine erste Mahd nach frühestens 75 Tagen oder zu Beginn der Blüte empfohlen. Schröpfschnitte sind in dem jungen Stadium zu vermeiden.

Rotkleegras
RotkleegrasDr. Christine Kalzendorf
In den Hauptnutzungsjahren orientiert sich der Schnittzeitpunkt vor allem an der physiologischen Entwicklung der Hauptbestandesbildner. Protein- und energiereiches Futter lässt sich nur bei früher Mahd erzielen. Dominieren die Gräser den Bestand sollte zu Beginn des Ährenschiebens gemäht werden. In aller Regel haben die Leguminosen dann noch nicht das Blühstadium erreicht. Es ist somit auch der optimale Erntetermin für die Leguminosen, wenn es um viel Protein und Energie im Futter geht. Leguminosengras stellt auch nur dann das so genannte Superfood dar, wenn neben dem frühzeitigen Mahdzeitpunkt zusätzlich die Leguminosenanteile im bestehenden Bestand mindestens bei 30 Prozent liegen. Es bedarf also einer guten Etablierung und einer umsichtigen Nutzung. 
Für die Luzerne ist zusätzlich zu beachten, dass sie Zeitabschnitte zur Reservestoffeinlagerung benötigt, damit sie im Bestand erhalten und leistungsfähig bleibt. Vor dem Hintergrund sollte zwischen dem vorletztem und letzten Schnitt eine Pause von 50 Tagen eingeräumt werden. Sensibel reagiert die Luzerne auch auf jede Überfahrt und einen zu tiefen Schnitt, da beides ihren oberirdischen Wurzelstock schädigt. Das führt zu Verlusten von Luzernepflanzen und bedingt eine allmähliche Abnahme der Bestandeszahl im Nutzungszeitraum. 
Die Nutzung von Rotkleegras ist im Vergleich dazu wesentlich unkomplizierter. Eine intensive Nutzung kann in der gesamten Vegetationsperiode erfolgen und Überfahrten werden toleriert. Lediglich die Schnitthöhe sollte auch hier zwischen 7 bis 10 cm liegen. Je höher die Stoppel, desto schneller der Wiederaustrieb.

Gemengeanbau oder Reinsaaten
Rotklee und Luzerne können selbstverständlich auch in Reinsaaten angebaut werden. Der Vorteil der Reinsaat ist, dass sich der optimale Mahdzeitpunkt leichter bestimmen lässt und der volle Futterwert der Leguminose zur Geltung kommt. Im Verlaufe der Nutzung kommt es trotz aller Umsichtigkeit aber zu Ausfällen von Leguminosenpflanzen. Die Bestandeszahlen der Leguminosen nehmen sukzessive ab. Der Mischanbau von Leguminosen und Gras gleicht zum einen das Anbaurisiko von Leguminosen als auch die Bestandeszahlabnahme der Leguminose im Nutzungszeitraum aus. Es besteht zudem eine höhere Anpassungsfähigkeit gegenüber wechselnder Feuchte- und Nährstoffverfügbarkeit. Darüber hinaus tragen die Gräser zu einer besseren Befahrbarkeit der Fläche durch eine dichteres Narbenbild sowie zu einer besseren Standfestigkeit bei. Ein weiteres Plus ist die bessere Silierbarkeit des Futters, vor allem, wenn zuckerreiche Weidelgräser in der Mischung enthalten sind.

Silierung
Prinzipiell weisen Leguminosen ungünstige Siliereigenschaften auf, bedingt durch einen niedrigen Zuckergehalt und hohe Anteile puffernd wirkender Inhaltsstoffe, zu denen auch das Rohprotein gehört. Durch den Mischanbau mit Gras verbessern sich die Siliereigenschaften. Gelingt es zudem, Anwelkgrade bei kurzer Feldliegezeit (unter 24 Stunden) von mindestens 35 % zu erzielen, sind gute Gärqualitäten möglich. Um Fehlgärungsprozessen prophylaktisch zu begegnen, sollte ein Siliermittelzusatz angewendet werden. Achten Sie auf ein schonendes Anwelken (Mähaufbereiter, Breitablage, einmaliges Kreiseln), um so wenig wie möglich von den wertvollen Blattanteilen der Leguminose zu verlieren. Zu weiteren Maßnahmen einer guten Silierarbeit gehören ein kurzes Häckseln, intensives Verdichten und ein unverzüglicher sowie ordnungsgemäßer Siloverschluss. So wird sichergestellt, dass Silier-, Nährstoff- und Trockenmasseverlust gering bleiben.

Wir fassen zusammen 
Um hohe Bestandeszahlen von Leguminosen zu erreichen, muss der Boden-pH-Wert passen.
Die Feinsämereien bedürfen viel Aufmerksamkeit bei der Saatbettvorbereitung. 
Wählen Sie die Leguminosengrasmischungen in Abhängigkeit der Standortbedingungen und der angestrebten Nutzungsdauer. 
Um hohe Anteile der anspruchsvollen Luzerne in den Mischungen zu bewahren, müssen Grundregeln der Nutzung eingehalten werden.
Hochwertiges Futter zu erzielen, erfordert frühe Schnittzeitpunkte und möglichst hohe Leguminosenanteile in den Mischungen.
Futteruntersuchungen sind für die Rationsplanung notwendig, da die Inhaltsstoffe unterschiedlich ausfallen können.


Demonstrations-Netzwerk „KleeLuzPlus“
Sie wollen noch mehr erfahren über Produktionstechnik, Mischungsempfehlungen, Artenbestimmung, Krankheiten, Nutzung und Silierung? Dann schauen Sie auf die Homepage von www.demonet-kleeluzplus.de. In dem bundesweiten Projekt waren auch Praxisbetriebe aus Niedersachsen (Westerstede und Wittmund) eingebunden. 
Vielgestaltig über Videoclips, Bildtafeln, Erträge, Merkblätter u.v.m. bleibt auf der Internetseite keine Frage offen.