Die neuen Ansaaten für das Ackergras stehen bevor. Um in den kommenden und weiteren Nutzungsjahre von robusten und leistungsfähigen Grasbeständen profitieren zu können, wird jetzt der Grundstein gelegt. Zu einem wichtigen Baustein gehört die Sortenqualität der Saatgutmischung. Worauf Sie Wert legen und woran Sie sich auf dem Markt orientieren sollten, erfahren Sie hier.
Das Welsche Weidelgras darf in keiner Ackergrasmischung fehlen, wenn es um hohe Erträge und intensive Nutzung geht. Von den Ackergräsern ist das Welsche Weidelgras die ertragreichste Kultur. Es zeichnet sich zugleich durch einen guten Futterwert sowie vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten wie Frischfütterung, Silierung und Beweidung aus. Allein das sind Gründe, die das Welsche Weidelgras so interessant machen, dass es im Rahmen von Landessortenprüfungen in den drei norddeutschen Landwirtschaftskammern geprüft wird. Das Ziel der Anbauversuche ist es, die leistungsfähigsten Sorten mit weiteren guten Eigenschaften für das nordwestdeutsche Anbaugebiet herauszuarbeiten. Daraus wird eine Liste mit Sortenempfehlungen für unseren Anbauraum erarbeitet. Genau das Wissen ist für die landwirtschaftliche Praxis interessant. Wie Sie als Futterbauer sowohl von der Versuchsarbeit profitieren als auch ohne langes Studieren und mit wenig Zeitaufwand den Zuchtfortschr
Versuchsarbeit - Vom Zuchtfortschritt profitieren
Alle in Deutschland neu zugelassenen Sorten des Welschen Weidelgrases werden von den in Nordwestdeutschland ansässigen Landwirtschaftskammern (Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) gemeinsam auf insgesamt 7 Standorten geprüft. Neben der Ertragsfeststellung erfolgen Bonituren, die zur weiteren Sortenbeurteilung dienen. Dazu gehören beispielsweise der Stand nach Winter, die Massebildung im Frühjahr, die Lagerneigung aber auch das Vorkommen von Krankheiten (z.B. Rost, Mehltau).
Diese Ergebnisse, egal ob nach 1-, 2- oder 3-jähriger Prüfung, werden jährlich über alle Standorte zusammengefasst und tabellarisch in Form eines Faltblattes bzw. im Internet ausgewiesen. Nach dreijährig aufeinanderfolgender Prüfdauer erfolgt die endgültige Sortenbeurteilung. Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt der Sortenempfehlung für das Jahr 2024/25 dar. Den Gesamtüberblick des empfohlenen Sortimentes aller Ackergraskulturen entnehmen Sie dem Webcode 01043580. Aufgeführt sind in Tabelle 1 jene Sorten, die im Gesamtertrag sehr gut abgeschnitten haben (Relativzahlen ab 102). Mit Relativzahlen der Erträge oberhalb von 100 kommt zum Ausdruck, dass die Sorten ertragreicher waren als die Verrechnungssorten. Verrechnungssorten dienen im Versuch als Vergleich zu den Prüfsorten. Das Ertragsergebnis der Verrechnungsorten wird stets auf 100 Prozent gesetzt. Obgleich Verrechnungssorten ohnehin schon einen hohen Standard aufweisen, kann neues Zuchtmaterial durchaus noch bessere Ergebnisse erbringen. So sind bereits auf einen ersten Blick leistungsfähige Genotypen zu erkennen. Bei genauerer Betrachtung kann das Zahlenwerk dieser Tabelle noch viel mehr Detailinformationen zu den einzelnen Sorten liefern.
Alle Sorten, die besonders ertragreich im ersten Aufwuchs sind, haben in aller Regel auch eine Empfehlung zum Anbau als Winterzwischenfrucht. Für den Anbau des Welschen Weidelgrases im Winterzwischenfruchtbau kommt es vor allem auf den Frühjahresertrag an. Deshalb sind hier besonders die erstschnittbetonten Sorten zu nutzen.
Für den Hauptfruchtanbau sollten bevorzugt Sorten mit einer ausgewogenen Ertragsverteilung zur Anwendung kommen. In der Tabelle 1 sind das jene Sorten, die nicht nur für den 1. Schnitt im Relativertrag deutlich oberhalb von 100 ausgewiesen sind, sondern auch in den weiteren Schnitten.
Neben dem Ertrag ist die Rostresistenz bedeutsam, vor allem im Hauptfruchtanbau. Anfällige Sorten wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit sowie den hygienischen Zustand des Futters aus.
Ergebnisse der Landessortenprüfung
Welche Erträge sich im Hauptfruchtbau mit Welschem Weidelgras erzielen lassen, zeigt Abbildung 1. Die in der Abbildung dargestellten Jahresergebnisse sind Mittelwerte aus dem gesamten Prüfsortiment von niedersächsischen Prüfstandorten. Im Allgemeinen wurden in diesen Prüfjahren sechs Aufwüchse geerntet.
Die Standorte unterscheiden sich von ihrer Bodengüte. Dem Podsol-Gley Standort im Raum Celle wird zwar eine höhere Ackerzahl ausgewiesen als dem Eschboden im Ammerland. Allerdings muss der Standort in Celle oft in den Sommermonaten beregnet werden, um ein Vertrocknen der Futtergräser zu vermeiden.
Mit einer Ausnahme lagen die Durchschnittserträge oberhalb von 150 dt TM/ha. Auf den besseren Standorten (Ackerzahlen >80) wurden erwartungsgemäß die höchsten Ertragsleistungen erreicht. Im Durchschnitt von 10 Jahren erbrachte sowohl der Seemarsch- als auch der Brackmarschstandort Ertragsleistungen von mehr als 200 dt TM/ha. Das Ergebnis verdeutlicht anschaulich die Abhängigkeit der Ertragsleistung von den Standortbedingungen. Der ein- oder auch mehrjährige Ackerfutterbau gelingt am besten auf tiefgründigen Böden mit guter Wasserversorgung. Je leichter der Standort zur Austrocknung neigt, desto unsicherer wird der Anbau und um so größer auch die Ertragsschwankungen in den Prüfjahren. Dies wird in unseren Versuchen vor allem an dem Podsol-Gley Standort im östlichen Niedersachsen deutlich.
In Ackergrasmischungen sind in aller Regel entweder mehrere Grasarten oder zumindest mehrere Sorten eingebunden. Mit Mischungen wird das Anbaurisiko minimiert. Fällt beispielsweise eine Sorte oder gar eine gesamte Grasart bei extremen Wetter- und Nutzungseinflüssen aus, so können die verbleibenden Futtergräser noch zur Ertragsbildung beitragen.
Für die Saat im Spätsommer (ab August bis Mitte September) stehen fünf Ackergrasmischungen zur Auswahl. Hiervon können einige Mischungen nur für ein Jahr genutzt werden, andere hingegen bis zu mindestens zwei Hauptnutzungsjahren. Der angestrebte Nutzungszeitraum ist ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl für die passende Ackergrasmischung auf den Betriebsflächen. Berücksichtigen Sie auch die weiteren Beschreibungen zu den Mischungen im Ackerfutterfaltblatt (siehe Web Code 01043580).
Saatgutqualität auf einen Blick
Wenn die Entscheidung für die im Betrieb passende Ackerfuttermischung gefallen ist, kommt es nun beim Saatgutkauf darauf an,
Das rote Etikett wird dann vergeben, wenn die Saatgutware hinsichtlich Arten- und Sortenzusammensetzung exakt den Empfehlungen der nordwestdeutschen Landwirtschaftskammern entspricht. Ein magentafarbenes Siegel kennzeichnet firmeneigene Mischungen, bei denen zu 100 % empfohlene Sorten zum Einsatz kommen. Saatgutware mit dem Kontrollsiegel punkten auch in anderen Eigenschaften. So wird gewährleistet, dass:
- eine korrekte Mischungszusammenstellung der Qualitätsstandardmischungen gegeben ist
- Sortenechtheit für die eingemischten Gräser besteht und
- gesetzliche Mindestanforderungen wie Mindestkeimfähigkeit und technische Reinheit eingehalten werden.
Es lohnt sich demzufolge in mehrfacher Hinsicht, beim Saatgutkauf gezielt diese ausgewiesene Ware mit Kontrollsiegel zu erwerben.
Wir fassen zusammen
• Der erste Schritt für viel gutes Futter auf dem Acker beginnt mit dem Saatgutkauf.
• Es lohnt sich, auf geprüfte Ware zu setzen.
• Die Prüfung betrifft sowohl die regionale Sortenprüfung durch die Landwirtschaftskammer als auch die Sackware des Handels.
• Das Kontrollsiegel der Freiwilligen Mischungskontrolle verbindet beide Prüfungen.
• So kann qualitativ hochwertiges Saatgut auf einem Blick erkannt werden.
















