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Fehler beim Maissilieren kosten Geld

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Auf vielen Gunststandorten bestanden sehr gute Wuchsbedingungen für den Silomais. Nicht nur der Ertrag, sondern auch die Qualität könnten passen. Nun sind alle Stellschrauben so zu setzen, dass sowohl die Silierung als auch der Weg bis zum Futtertisch mit wenig Verlusten verbunden ist. 

Der Silomais konnte sich vielerorts sehr gut entwickeln, viel Grünmasse aufbauen und gut mit Körnern gefüllte Kolben ausbilden. Insofern sind die Voraussetzungen für gute Futterqualitäten gegeben. 
Bei der Silierung des Produktes ist nun viel Wert auf die entsprechende Sorgfalt zu legen, um Verluste sowohl bei der Ernte als auch im Silo sowie während der Verfütterungsphase so gering wie möglich zu halten.

Maisentnahme Silofräse
Maisentnahme SilofräseDr. Christine Kalzendorf
Ursachen der Verluste
Für den leicht silierbaren Silomais treten Fehlgärungen im Silo nur bei grober Missachtung der Silierregeln auf. In aller Regel sind die Gärverluste gering. In der Praxis liegen die so genannten, unvermeidbaren Masseverluste im Allgemeinen unter 8 %. 
Nennenswerte Verluste treten bevorzugt während der Verfütterungsphase mit Öffnung des Silos auf. Mit dem Zugang von Luft baut sich allmählich eine Keimpopulation auf, welche die wertvollen, leicht verdaulichen Nährstoffe, inklusive der Gärsäuren veratmet. Werden beispielsweise Zucker und Milchsäure abgebaut, entstehen die Endprodukte Kohlendioxid und Wasser. Die in dem Zucker (Glukose) oder in der Milchsäure gespeicherte Energie wird dabei freigesetzt. Am Silo ist das Freiwerden der Energie als Wärmebildung wahrnehmbar. Mit fortlaufender Zeit wird der Futterverderb zusätzlich durch Verpilzung und Fäulnis sichtbar. 
Daraus lässt sich schlussfolgern: alle Atmungsprozesse sind letztendlich mit einem vollständigen Nährstoffabbau sowie einem hohen Energie- aber auch Masseverlust verbunden. 
Sobald Sie also im Rahmen einer Silokontrolle den Beginn von Nacherwärmungen (Temperatur liegt ≥5°C höher als Kerntemperatur der Silomitte) registrieren, nimmt der Futterwert ab. Dieser Verderb kostet Geld.

Kosten des aeroben Verderbs
Welche monetären Verluste unter bestimmten Bedingungen zu Buche schlagen, zeigt Tabelle 1. Ausgangspunkt ist ein Silo mit 18 m Breite und 3 m Höhe bei drei unterschiedlichen Ausprägungen an Verderbschichten von 30, 50 und 80 cm. In diesem Beispiel wurde eine Eindringtiefe des Futterverderbes von 10 m angenommen. Es gehen damit Futtermengen von 54 bis 144 m³ verloren. Aktuell liegt der durchschnittliche Marktwert für Maissilage 41 €/t FM (Spannbreite 37 – 45 €/t FM). Die monetären Verluste liegen bei diesen drei Beispielen, die sich allein nur auf Oberflächenverluste beziehen, zwischen 1395 und 3720 €.
Betrifft das Ausmaß des warm gewordenen Futters nicht nur einen Teil des Oberflächenbereiches, sondern auch partiell weitere Bereiche des Silos (z.B. die Randbereiche), so summiert sich der Verlust schnell auf. Unberücksichtigt ist bei dieser Verlustbewertung zudem, dass das Ausselektieren des Futters täglich mit zusätzlichem Zeitaufwand verbunden ist, die Futteraufnahme sinken kann, ggf. Konzentratfutterzukauf erforderlich wird und die Tiergesundheit bei steter Aufnahme von verpilztem Futter leidet.  
All das verdeutlicht, dass der Verlustvermeidung eine erhöhte Beachtung geschenkt werden sollte. Vor dem Hintergrund werden im Folgenden wichtige siliertechnische Regeln detaillierter beschrieben. 

Silogeometrie und Futtervorschub
Je länger die Futteranschnittfläche der Luft ausgesetzt ist, desto mehr Keime können sich entwickeln und zu einem erhöhten

Siloanlage
SiloanlageDr. Christine Kalzendorf
Nährstoffabbau beitragen. Durch einen zügigen Futtervorschub lassen sich diese Verderbvorgänge einschränken. Es ist deshalb wichtig, einen wöchentlichen Mindestvorschub von 2,50 m zu gewährleisten. 
Insbesondere für das Sommerhalbjahr wäre es sogar noch günstiger, über diesen Orientierungswert des Mindestvorschubes zu liegen. 
Dem Mindestvorschub wird in der Praxis noch zu wenig Beachtung geschenkt, denn nach den Investitionen von Stallausbau, Flächenzukauf etc. steht der Silobau eher weit hinten an. 
In Tabelle 2 ist ein Rechenbeispiel zur Planung der Silogeometrie aufgeführt. Es kann auch als Grundlage für die Planung der künftigen Siloplatten genutzt werden. 

Lagerungsdichte 
Um eine hohe Lagerungsdichte von ≥ 230 kg TM/m³ zu erreichen, bedarf es eines hohen Punktdruckes (kg/cm²) und einer ausreichenden Zeit, die einzelnen Futterschichten zu verdichten. Eine intensive Walzarbeit ist daher unerlässlich. 
Bei dem Festfahren je Futterschicht muss so viel Zeit verbleiben, dass mindestens drei Überfahrten auf derselben Stelle gesichert sind. Zudem sollten die Schichtstärken bei maximal 20 cm, besser noch darunter liegen. Bei höheren Schichtdicken kann auch eine sehr schwere Walztechnik keine gute Verdichtungsarbeit sicherstellen. Ein langsames Fahren von etwa 4 km/h hat sich für eine gute Lagerungsdichte genauso bewährt wie ein hoher Auflagedruck pro Flächeneinheit.  Letzterer lässt sich durch einen hohen Reifeninnendruck im Bereich von 2,0 bis 3,5 bar und zum anderen durch Zusatzgewichte am Walzschlepper beeinflussen. Eine Zwillingsbereifung mindert grundsätzlich den Punktdruck. Wenn es die Arbeitssicherheit beim Festfahren erlaubt, sollte auf eine Zwillingsbereifung entweder verzichtet oder diese nur einseitig angebracht werden. 

Walzleistung und Bergeleistung abstimmen
In der Praxis wird häufig zu wenig beachtet, dass nicht die Erntetechnik, sondern die Walzleistung die Geschwindigkeit des Ernteprozesses bestimmt. Zwischen der Walz- und der Bergeleistung bedarf es grundsätzlich einer noch besseren Abstimmung. So ist beispielsweise das erforderliche Walzgewicht anhand der Bergeleistung auszurichten. Gemäß einer Faustformel lässt sich das notwendige Walzgewicht einfach berechnen, indem die Bergeleistung durch 4 geteilt wird. 
Dazu ein Beispiel: Legt man eine Hektarleistung bei der Maisernte von 2 ha/Stunde, einen Ertrag von 150 t TM/ha und einem Trockenmassegehalt von 35 % zugrunde, so errechnet sich daraus eine Bergeleistung von 860 dt FM je Stunde und ein errechnetes Walzgewicht von 21,5 t. Das Gewicht kann anhand des Beispiels am besten mit zwei Walzschleppern realisiert werden. Es ist jedoch zusätzlich zu berücksichtigen, dass für eine gute Walzleistung eine Verdichtungszeit von 2 bis 3 Minuten je Tonne Erntegut zu gewährleisten ist. Wird diese Forderung mit in das Kalkül genommen, so errechnet sich bei einer Bergeleistung von 860 dt FM je Stunde ein zeitlicher Verdichtungsbedarf von 172 bis 258 Minuten, also von 2,8 bis 4,3 Stunden. Die Tonnage fällt aber in einer Stunde an. Welche Schlussfolgerung ist daraus zu ziehen? 
Es müssten nach diesem Rechenexempel vorzugsweise drei bis vier Walzschlepper auf dem Silo agieren. 
Es wird deutlich, dass die Futterbergung bei den hohen Erntemengen der zur Verfügung stehenden Erntetechnik neu zu überdenken ist, um den Anforderungen an die Lagerungsdichte künftig besser entsprechen zu können. Wo es möglich ist, sollten günstigenfalls zwei Silos parallel gefüllt werden. Prinzipiell wird auch anhand dieser Fakten deutlich, dass dringend mehr Siloraum bei wachsenden Betrieben erforderlich ist. 

Siloverschluss
Gärungsvorgänge beginnen erst bei Ausschluss von Sauerstoff im Futterstapel. Eine unverzügliche und sorgfältige Abdeckung ist daher geboten. Mit dem Siloverschluss wird die in den Porenvolumen vorhandene Luft des Futterstockes entweder durch luftliebende (aerobe) Mikroorganismen oder durch Pflanzenenzyme in wenigen Stunden verbraucht und Kohlendioxid gebildet. Damit sind die Voraussetzungen für Gärungsvorgänge gegeben. Es kommt zu einer Umschichtung der Mikrobenpopulation zu Gunsten jener Gärkeime, die nur unter strikter Abwesenheit von Luft Stoffwechsel betreiben können. Umgekehrt gilt aber auch, dass die Mikroorganismen, die dringend Sauerstoff benötigen, inaktiviert werden. Zu denen gehören in erster Linie die Schimmelpilze. 
In der Praxis hat sich für eine luftdichte Abdeckung ein mehrschichtiges System in Form einer Unterziehfolie und einer Silofolie sowie das Auflegen eines Schutzgitters bewährt. 

Anaerobe Lagerdauer
Je länger das Kohlendioxid im geschlossenen Futterstock verweilen kann, desto nachhaltiger werden Schimmelpilzen und andere luftliebende Keimen unterdrückt. Vor dem Hintergrund wird eine Verschlusszeit des Silos von mindestens 6, besser noch 8 Wochen empfohlen.  Die Gärgashaube ist Beleg für einen sicheren Luftabschluss.  
Keinesfalls sollte die Gärgäsbildung durch Hochheben der Folie oder Absaugen der Gärgase gestört werden, denn Gärprozesse kommen damit zeitweise zum Erliegen und müssen neu gestartet werden. All das zieht einen zusätzlichen Verbrauch und damit Verlust wertvoller Nährstoffe nach sich.


Fazit
Warm gewordenes oder verpilztes Futter ist stets mit hohen Verlusten an Futtermasse, Energie sowie Nährstoffen und damit auch mit einem nicht unerheblichen Geldwert verbunden.  
Um Verluste zu minimieren, sind in erster Linie wesentliche Silierregeln konsequent einzuhalten. 
Die Silogeometrie, der Futtervorschub, die Lagerungsdichte und der Verschlusszeitraum sind wichtige Stellschrauben, die auf die betrieblichen Gegebenheiten abzustimmen sind. 
Viele Probleme der Nacherwärmung lassen sich durch eine Anpassung des Silolagerraumes lösen.