Die diesjährige Grünlandsaison ist so gut wie beendet und nun wird bereits der Grundstein für den ersten Schnitt im kommenden Jahr gelegt.
Wetterereignisse treten regional sehr unterschiedlich auf. Im Frühjahr 2025 fehlte vielerorts der nötige Niederschlag zum ersten und zweiten Schnitt. Pflegemaßnahmen zu planen und durchzuführen wird zunehmend schwieriger und muss oftmals spontan erfolgen. Hier erfahren Sie, wie Sie ihr Grünland bereit für die Wintersaison machen.
Jetzt nachsäen
Für den Aufgangserfolg von Nachsaaten sind nachfolgende Niederschläge förderlich, um eine ausreichende Bodenfeuchte für die Saat zu gewährleisten. Für die Nachsaat im Spätsommer bzw. im Frühherbst sprechen die nachlassende Konkurrenzkraft der Altnarbe und die meist ausreichenden Herbstniederschläge. Ab einem Lückenanteil von 10 – 15 % empfiehlt es sich, diese gezielt durch das Deutsche Weidelgras zu schließen, das dank seines hohen Futterwertes, seiner zügigen Jugendentwicklung, einer dichten Narbenbildung und einer insgesamt hohen Ertragsfähigkeit als der Hauptbestandsbildner für das intensiv genutzte Dauergrünland im ertragsreichen nordwestdeutschen Tiefland gilt. Mit der Wahl der drei möglichen Nachsaatmischungen nehmen Sie Einfluss auf den Futterwert und die Nutzungselastizität (Tabelle 1 - siehe Dateianhang). Nachsaaten sind bis Mitte Oktober abzuschließen.

Auch in diesem Jahr ist mancherorts verstärkter Rostbefall zu beobachten. Bei dem Befall von Gräsern sind Arten wie Gelbrost, Kronenrost, Schwarzrost und Braunrost bedeutsam, deren Sporen am Boden überdauern. Befallen werden viele Grasarten, auch die wichtigen Futtergräser Deutsches Weidelgras und Wiesenrispe. Zur Infektion der Wirtspflanzen reichen oftmals Morgentau und das geringe Abtrocknen der Bestände, durch die sinkende Kraft der Sonne im Spätsommer, schon aus. Zusätzlich, zu dem Vorhandensein von Feuchtigkeit, beeinflusst die Umgebungstemperatur das Auftreten von Rostinfektionen.
Sie können aber durch pflanzenbauliche Maßnahmen einem Rostbefall vorbeugen: eine regelmäßige und junge Nutzung der Grasnarben unter Schnitt- sowie Weidenutzung, eine entsprechende Nährstoffversorgung nach Entzug und Versorgungsstufe sowie regelmäßige Nachsaaten können Bestände weniger anfällig für Rostbefall machen. Setzen Sie hier künftig auf rostresistente Sorten. Informationen zu standortspezifischen Grünlandmischungen sowie zu aktuellen Sortenempfehlungen finden Sie im Grünen Faltblatt Qualitätsstandard-Mischungen für Grünland der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern.
Auch die Gemeine Rispe (Poa trivialis) hat leichtes Spiel, wenn Lücken nicht rechtzeitig durch Nachsaaten geschlossen werden. Durch die oberflächig kriechenden Ausläufer breitet sie sich in lückenhaften Beständen schleichend aus, verfilzt mit zunehmender Dichte die Grünlandnarben und verhindert dadurch die erfolgreiche Etablierung von Nachsaaten zur Bestandesverjüngung. Ein gezieltes Striegeln und Nachsäen kann im September für Grasbestände mit hohen Anteilen der Gemeinen Rispe bei trockenen Bedingungen noch erfolgen. Ansonsten sind die Maßnahmen als Pflegemaßnahme für das Frühjahr vorzumerken.
Beweidung im Herbst
Eine empfohlene Herbstnutzung muss in Abhängigkeit vom Niederschlag flexibel erfolgen. Milde Witterungsbedingungen verleiten immer dazu, die Nutzungsdauer im Herbst nach hinten zu verschieben. Eine nach mehrfacher Schnittnutzung an den Aufwuchs angepasste Nachweide im Herbst ist für die Grünlandnarbe grundsätzlich vorteilhaft zu bewerten. Sollte eine Beweidung mit Rindern möglich sein, hätte diese neben dem Kurzhalten der Narbe zusätzlich den Vorteil, dass sich durch den Verbiss und Tritt der Weidetiere die Narbendichte verbessert und dadurch die Narbe winterhärter wird. Die Beweidung ist dann aber rechtzeitig vor zu nassen Bo-denbedingungen und zur Einleitung der Regenerationsphase des Grünlandes abzuschließen.
Letzte Nutzung nicht hinauszögern
Milde Temperaturen im Herbst können bei Weidelgras reichen Beständen noch zu üppigen Aufwüchsen vor Winter führen, vor allem, da mit den aktuellen Niederschlägen die im Vegetationsjahr verabreichte Gülle noch einmal nachwirkt. Hohe Grasbestände (über ca. 10 cm) sind besonders empfindlich und auswinterungsgefährdet. Planen Sie einen letzten Reinigungsschnitt oder das Mulchen in der letzten Oktoberdekade ein, um den Bestand kurz zu halten, jedoch den Gräsern vor Winter noch ausreichend Zeit zum Regenerieren zu geben. Aufgrund der variablen Herbstwitterung der letzten Jahre dient dies als grober Zeitrahmen. Erfolgte der letzte Schnitt relativ früh und wächst vor allem das Deutsche Weidelgras bei milden Herbsttemperaturen weiter, sollte im Nachgang noch ein Mulchgang erfolgen.
Neuansaatflächen können mit einem Stand von 6 – 8 cm etwas höher in den Winter gehen. Auch dort, wo rechtzeitig im Spätsommer gedrillt wurde, erreichen die Bestände aufgrund der langen Trockenheitsphase kaum diese Entwicklungshöhe. Hier besteht in Einzelfällen eher Handlungsbedarf, mit einer Herbizidmaßnahme den aufkommenden Unkrautdruck einzudämmen. So kann für die Gräsern entsprechender Freiraum zum Erlangen der Vorwinterentwicklung geschaffen werden.
Nicht genutzte Futterreste beweideter Flächen sollten ebenfalls rechtzeitig ausgemäht oder gemulcht und bei starker Mulchschicht abgefahren werden. Beim Mulchen mit geringem Aufwuchs ist darauf zu achten, dass die Futterreste breitflächig und dünn auf der Fläche verteilt liegen. Überständiges Futter und hohe Restaufwüchse verschlechtern nicht nur während der Weideperiode die Weidefutter- und Narbenqualität, sondern sind auch besonders anfällig gegenüber Frost. Für eine optimale Überwinterung des Grünlandbestandes sollte die Aufwuchshöhe nicht über 10 cm liegen.
Kalken zur Förderung der Bodenstruktur
Eine ausreichende Kalkversorgung des Bodens ist wichtig für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und sollte standortabhängig und vorausschauend eingeplant werden, um nicht in eine pH-Wert Mangelsituation zu geraten. Die positive Wirkung der Kalkung im Dauergrünland beginnt erst mit der Einwaschung in den Oberboden
Es werden drei Wirkungsweisen des Kalkes unterschieden: Die chemische Wirkung des Kalkes beruht auf dem Zusammenhang zwischen dem pH-Wert als Maß für den Kalkversorgungszustand und der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Während Phosphat und Bor im schwach sauren bis neutralen Bereich (pH 6 bis 7) am besten verfügbar sind, nimmt die Löslichkeit der Spurenelemente (außer Molybdän) mit steigendem pH-Wert ab. Die physikalische Wirkung beruht darauf, dass der Kalk Brücken zwischen den Tonteilchen bildet, sodass stabile Bodenkrümel entstehen können.
Mineralisch geprägte Grünlandböden sind dadurch tragfähiger und weniger anfällig gegenüber Verdichtungen, wodurch gleichzeitig das Wurzelwachstum der Pflanzen und der Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens begünstigt werden, was gerade vor dem Hintergrund zunehmender Wetterextreme entscheidend ist.
Neben dieser indirekten Wirkung durch die Bodengare werden Bodenlebewesen auch direkt durch einen optimalen pH-Wert begünstigt. Damit hat der pH-Wert einen Einfluss auf wichtige Abbau- und Umbauprozesse im Boden. Je nach Bodenart und Humusgehalt sollte der pH-Wert unter Dauergrünland mineralischer Böden zwischen 5,5 bis 6,5 liegen. In Tabelle 2 (siehe Dateianhang) finden Sie den Ziel-pH-Wert und die Erhaltungskalkung in Abhängigkeit vom Humusgehalt für das Grünland. Die pH-Klasse C – Erhaltungskalkung ist immer anzustreben und muss flächenscharf auf Basis von aktuellen Bodenproben geplant werden.
Auf Moorstandorten ist aufgrund ihrer nicht mineralischen Bodenstruktur ein sehr niedriger pH-Wertebereich ab > 4,0 tolerierbar, ohne Nachteile für die Nährstoffverfügbarkeit oder Bodenstruktur befürchten zu müssen. Mit zunehmendem pH-Wert wird auf diesen organischen Böden der Abbau der organischen Masse gefördert, wodurch mittelfristig Strukturschäden und Höhenverluste (Substanzabbau) dieser Standorte beschleunigt werden. Eine Erhaltungskalkung dieser Standorte wird daher nicht empfohlen.
Entwässerungssysteme kontrollieren
Grünlandnarben, die unter Staunässe leiden, verändern ihre Bestandeszusammensetzung zu Gunsten unerwünschter Gräser und feuchteliebender Unkräuter. Insbesondere Binsengewächse profitieren dann von einem Konkurrenzvorteil. Staunässe wird durch stauende Bodenschichten und mangelnden Oberflächenabfluss (z.B. Grüppen) begünstigt. Drainagestränge leiten freies Bodenwasser nur dann in Gräben und Vorfluter ab, wenn sie regelmäßig frei gespült werden. Kontrollieren Sie die verschiedenen Entwässerungssysteme und stellen Sie sicher, dass die Entwässerungssysteme funktionstüchtig bleiben.
Fazit
- Eine optimale Überwinterung des Grünlandes ist eine notwendige Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Futterproduktion im nächsten Frühjahr.
- Schließen Sie lückige Bestände durch Nachsaaten. Setzen Sie hier auf rostresistente Gräserarten und -Sorten.
- Milde Temperaturen im Spätherbst können noch zu massereichen Beständen führen, die vor Winter geschröpft oder gemulcht und gegebenenfalls abgefahren werden sollten. Beachten Sie hierbei die optimale Wuchshöhe vor Winter von 5–7 cm.
- Kalken ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung einer guten Bodenstruk-tur und des Bodenlebens mineralischer Böden.
- Die genannten Pflegemaßnahmen, die am Ende der Vegetationsperiode beachtet werden sollten, sorgen für den Erhalt einer guten Narbenqualität und schützen ihren Grasbestand vor Auswinterungsschäden.

















