Das Blockland ist das größte zusammenhängende landwirtschaftlich genutzte Grünlandgebiet auf moorigen und anmoorigen Böden im Bundesland Bremen. 80 % der landwirtschaftlichen Flächen liegen in Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten mit gebietsspezifischen Schutzauflagen. Das Gebiet ist als umweltsensibel einzustufen mit hoher Relevanz für den Klima- und Artenschutz, sodass die Erprobung nachhaltiger Bewirtschaftungspraktiken für grünlandwirtschaftende Betriebe eine sehr hohe Relevanz hat.
Vor diesem Hintergrund führt der Fachbereich Grünland und Futterbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, im Auftrag der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft des Landes Bremen (SUKW), Praxisversuche zu unterschiedlichen Verfahren der Grünlanderneuerung bzw. Verbesserung, ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln (Projekt „Grünlanderneuerung in Bremen“), auf drei landwirtschaftlichen Betrieben im Bremer Blockland, durch.
Auf intensiv genutzten Flächen steht dabei die Steigerung der Produktivität (Ertrag und Futterwert) im Fokus, wohingegen auf artenarmen Extensivflächen die floristische Vielfalt durch die Etablierung von Regiosaatgut, zusätzlich gefördert werden soll. Insbesondere die Situation bei extensiv genutztem und bereits geschütztem Grünland, das nach den Grünlanderneuerungsmaßnahmen eine wertvollere Artenzusammensetzung haben soll, ist für die Praxis oft selten und neu. Hier liegen bisher wenig Erfahrungen mit der Aussaat und erfolgreichen Etablierung von Regiosaatgut vor.
Maßnahmen und Ziele der mechanischen Verfahren
Die Vegetation vieler Altnarben im Bremer Blockland wird durch Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) und Wolliges Honiggras (Holcus lanatus) dominiert, welche neben einem mittleren bis geringen Futterwert auch kaum eine naturschutzfachliche Bedeutung aufweisen und durch die Maßnahmen möglichst unterdrückt werden sollten. Die unerwünschten Arten sind Zeigerpflanzen für die Standort- und Nutzungsverhältnisse und können langfristig zur Nutzungsaufgabe der Grünlandflächen führen, wenn nicht gegengesteuert wird.
Als Vorbereitung für eine ungestörte Bodenbearbeitung, wurden die vorab gemähten Aufwüchse, wenige Tage nach der Ernte, noch einmal sehr kurzrasig gemulcht, um störende Einflüsse zu vermeiden.
Um den Wiederaustrieb der Altnarbe zu verhindern und Pflanzenreste, Wurzelfilz und -Reste von Wurzelunkräutern möglichst effektiv und trotzdem bodenschonend (flach) in den Boden einzuarbeiten und zu vermischen, wurden in mehreren Varianten verschiedene Geräte geprüft. Dazu wurden flache Bodenbearbeitungstechniken ausgewählt.
Mit Beginn des Projektes Grünlanderneuerung Bremen, im Spätsommer 2022, wurde mit der Umsetzung von Erneuerungsmaßnahmen auf einer intensiv genutzten Mähwiese begonnen. Hier wurden ein zapfwellenbetriebener Kreiselgrubber sowie ein nur flach in den Oberboden eingreifender Schälpflug mit sehr geringer Arbeitstiefe (bis 15 cm) miteinander verglichen. Aufgrund der Vegetation der Altnarbe wurden hohe Anteile keimfähiger Samen des Wolligen Honiggrases und anderer unliebsamer Arten im Oberboden vermutet. Diese sollten zur Keimung angeregt und deren Konkurrenz, durch wiederholte mechanische Nachbearbeitung mittels Striegel, minimiert werden.
Als Mittel zur Unterdrückung von Pioniervegetation nach der Saat und um ein schonendes Kleinklima zum Schutz der gewünschten Keimpflanzen zu erzeugen, wurde in jeder zweiten Variante zusätzlich ein schnellwachsendes Ammengras (Einjähriges Weidelgras) mit einem Anteil von 10 % in der Gesamtmischung verwendet. Die Aussaat erfolgte mit 20 kg einer weidelgrasbetonten Ansaatmischung mittels einmalig durchgeführter Saatstriegelkombination.

Für die mechanische Umsetzung wurden folgende Techniken gewählt, um sie in ihrer Wirkung auf die Rasenschmiele zu vergleichen:
- Direktsaat
- Kreiselgrubber für den flachen Narbenumbruch
- Flachfräse für den flachen Narbenumbruch und Unterschneidung
- Präzisionsgrubber für den flachen Narbenumbruch, Unterschneidung und Offenlegung der Wurzelhälse
- Wiesenengel zum flachen Narbeneingriff ohne Umbruch mit Direktsaat.
Um aufgrund der zum Zeitpunkt des Maschineneinsatzes vorherrschenden, sehr trockenen Bodenverhältnisse möglichst wenig Bodenwasser verdunsten zu lassen, wurde eine bodenschonende Aussaattechnik angewendet, damit ausreichend Keimwasser für die Neuaussaat und zur weiteren Entwicklung der Gräser zur Verfügung steht:
- Direktsaat mit dem Wiesenengel zur Einsaat der Grünlandmischungen und anschließender Striegelübersaat zur Ausbringung des Regiosaatgutes
Erste Bewertung des Erfolges
Die Praxisflächen werden seit ihrer Anlage im Spätsommer 2022 bzw. 2023 variantenscharf, auf
Erste Ergebnisse zu Veränderungen in der Vegetation lassen interessante Trends feststellen. Um diese den Bremer Landwirt:innen, Vertretern des Naturschutzes und weiteren Interessierten vorzustellen und zu diskutieren, wurde am 24. September 2025 ein Feldbegang im Bremer Blockland durchgeführt.
Bisher ermittelte Ertragssteigerungen, die mit der Verbesserung der Futterwerte auf der Extensivfläche einhergehen, müssen im ersten Untersuchungsjahr zu einem wesentlichen Anteil auf die zusätzliche Nährstofffreisetzung (Mineralisation) aus organischer Masse (Humus) in Folge der Bodenbearbeitung zurückgeführt werden.
Auf der Intensivfläche konnten Erträge und Futterwerte durch die Bestandsverbesserung, im Vergleich zur unbearbeiteten Kontrolle, gesteigert werden. Jedoch ist das Wollige Honiggras, welches sich nach anhaltender Nässe im Herbst/Winter 2022 aus der Boden-Samenbank in der Neuansaat etablierte, nach wie vor dominant vertreten. Um dieses nachhaltig zu verdrängen und die geringen Anteile gewünschter Gräser aus der Ansaat zu fördern, soll der Bestand durch gezielte Grünlandpflegemaßnahmen, entwickelt werden. Da Standard-Pflegemaßnahmen wie Schleppen und Walzen im Frühjahr, aufgrund hoher Feuchtigkeit bzw. Nässe nach Winter und/oder dem Schutz von möglichen Wiesenvogel-Gelegen ausscheiden, soll deren positive Wirkung im Sommerhalbjahr und Herbst erprobt werden. Erste Maßnahmen dazu wurden bereits im Oktober umgesetzt: das scharfe Mulchen mit anschließender Nachsaat (15 – 20 kg/ha) als Direktsaat mit Scheibensech sowie eine daran anschließende intensive Walzarbeit mittels Glattwalze (Bodenschluss verbessern, Bestockung anregen). Diese Pflegemaßnahmen sollen in den Folgejahren bis Ende 2028, außerhalb der Brut und Setzzeiten, jeweils ab Mitte Juni, abgestuft in mehreren Varianten intensiviert werden, um deren Wirkung auf die Bestandsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte zu überprüfen.
Wie nachhaltig sich die beschriebenen, positiven Zwischenergebnisse sowie die fortgesetzten Maßnahmen auf den Praxisflächen nachweisen lassen, kann nur durch weitere Untersuchungsjahre belegt werden.
Projektverlängerung
Das Projekt Grünlanderneuerung in Bremen wird seit 2022 von der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen finanziert. Ein Antrag auf Projektverlängerung bis Ende 2028 ist gestellt.

















