LIFE MICA
Entwicklung eines länderübergreifenden Managementkonzepts für Nutria- und Bisampopulationen in Europa

Ausgangslage
Nach einer Konferenz im EU Parlament zur Problematik der invasiven Ausbreitung der Nutria schlugen die Niederländischen Wasserunterhaltungsverbände ein EU Life Projekt vor. Die LWK Niedersachsen wurde eingeladen sich zu beteiligen. Hintergrund des Projektes ist die Tatsache, dass verstärkt Nutrias (aber auch Bisam) von Deutschland in die Niederlande einwandern. Beide Arten stellen wegen ihrer Wühltätigkeit in Deichen und Dämmen eine Gefahr für den Hochwasserschutz dar. Auch von einem negativen Einfluss auf die Biodiversität ist auszugehen.
Zielsetzung
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, neue Ansätze für ein effizienteres und transnationales Management für Nutria und Bisam zu entwickeln. Dabei spielt der Austausch mit den niederländischen und belgischen Projektpartnern und verschiedenen Interessengruppen, Behördenvertretern und Entscheidungsträgern eine große Rolle. Ein besonderer Fokus des MICA-Projektes liegt auf der Entwicklung von innovativen Methoden zur Populationskontrolle von Nutria und Bisam. Im MICA-Projekt werden außerdem die Auswirkungen von Nutria und Bisam auf die Biodiversität (und eventuell Landwirtschaft) in den Projektgebieten untersucht und mit Öffentlichkeitsarbeit soll ein Beitrag zur Meinungsbildung zum Thema Neozoenmanagement geleistet werden.
Projektdurchführung
In diesem Projekt sind die Niederlande, Belgien und Deutschland involviert. In elf Gebieten auf einer Fläche von insgesamt 574.480 ha werden diverse innovative Methoden und Technologien getestet und eingesetzt. In regelmäßigen Treffen tauschen sich die Projektpartner zum Stand des Projektes aus. Wichtige Arbeitsschritte sind, die entwickelten Innovationen unter Feldbedingungen zu erproben, das Monitoring der Biodiversität, Öffentlichkeitsarbeit. Ein erster Zwischenbericht für die EU wird derzeit erstellt, die Abgabe ist für September 2021 terminiert. Zur Populationskontrolle von Nutria und Bisam wurde eine Applikation entwickelt, die das Erfassen von Nutria- und Bisamfängen ermöglicht. Außerdem werden Vorkommen und Wanderungsbewegungen der Tiere mittels Daten aus („intelligenten“) Kamerafallen, Umwelt-DANN-Analyse und DNA-Kartierung überwacht. Die Entwicklung von „intelligenten“ Lebendfallen soll das Problem der unerwünschten Beifänge geschützter Tierarten beheben.
Kontakt
Projekt-Website
lifemica.de/Beiträge aus dem Projekt-Blog
Landwirtschaftskammer, Jägerschaft und Unterhaltungsverband informieren Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast über Erfolge und Herausforderungen bei der Nutriajagd
„Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Jägerschaft, Unterhaltungsverbände und Kommunen haben in manchen Regionen bei der Nutriabejagung gemeinsam schon viel erreicht – dort, wo die Zusammenarbeit funktioniert, können die Tierbestände und damit das Risiko für den Hochwasserschutz deutlich reduziert werden“, berichtete Stefan Ortmann, stellvertretender Kammerdirektor und Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft. „Dass es in Niedersachsen aber weiterhin Gegenden gibt, in denen sich die Nagetiere nahezu ungehindert ausbreiten können, zeigt, dass wir trotz der Erfolge unser Engagement ausbauen sollten.“
Nach Angaben von Heiko Fritz, bei der LWK Koordinator für die Nutriabejagung, lag die Gesamtzahl der in Niedersachsen erlegten Nager im gerade abgelaufenen Jagdjahr 2021/22 bei 39.864 Nutrias (2020/21: 44.395, 2019/20: 41.369). Neben Fritz organisieren bei der LWK drei hauptamtliche Nutriajägerinnen und -jäger zusammen mit zahlreichen freiberuflichen Jäger*innen die Nutriabekämpfung.
In dem unter anderem von Fritz betreuten EU-Projekt Life MICA, in dem es unter anderen an der Vechte um die Eindämmung der Nutria- und Bisampopulation und um die Einführung effizienter Kontrollmaßnahmen über die Ausbreitung dieser Arten geht, werden außerdem neuartige, „intelligente“ Fallen erprobt. „Diese selektiven Lebendfangfallen lösen nur aus, wenn die Zieltierart in der Falle ist – der Einsatz im Zuge des Projekts verläuft vielversprechend“, sagte der LWK-Koordinator. „Diese Fallen eignen sich vor allem für Naturschutzgebiete, da Störungen durch Kontrollen, welches Tier gefangen wurde, wegfallen – in Stadtgebieten schützt dieser Fallentyp Hauskatzen, die sich für die Köder interessieren und damit eine herkömmliche Falle auslösen würden.“
Internationale Projektpartner bei Life MICA sind die Nachbarländer Niederlande und Belgien, die von Nutriajagd-Erfolgen in Deutschland besonders profitieren können. Weitere Projektpartnerin in Niedersachsen ist die Tierärztliche Hochschule Hannover.
Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast lobte die Aktivitäten der LWK: „Ich bin froh, dass wir mit diesem neuen Projekt endlich nach weiteren Lösungen suchen. Die stark wachsende Zahl der Nutria gefährdet die Deichsicherheit. Eine Unterhöhlung dieser Deichanlagen gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, zumal die Nutria bereits die ostfriesischen Inseln erreicht hat. Einen weiteren erheblichen Schaden richtet sie im Böschungs- und Uferbereich der Gewässer an.“ Niedersachsen verfügt nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums über 650 Kilometer Sturmflutdeiche und deutlich über 1000 Kilometer weitere Deiche im Binnenland.
„Wir haben begonnen, für die Nutriajagd eine gute Struktur aufzubauen – aber für eine langfristige Regulierung der Bestände müssen wir unsere Anstrengungen intensivieren“, betonte auch Marcus Polaschegg, Leiter des zuständigen LWK-Fachbereichs Klima, Natur und Ressourcenschutz, Biodiversität, mit Blick auf die benachbarten Niederlande, die über ein leistungsfähiges System zur Bejagung der Nager verfügen.
„Dadurch, dass in Zukunft noch mehr Gewässer nach ökologischen Gesichtspunkten naturnah umgestaltet werden, erhalten auch fremde, invasive Tierarten wie die Nutria mehr Rückzugsräume – das macht die Bejagung nicht einfacher“, erläuterte Polaschegg weiter. „Deswegen benötigen wir in ganz Niedersachsen bei diesem Thema eine hohe Sensibilität.“
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