Viele Freiflächen sind in den vergangenen Jahren durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer entstanden. Vielfach haben sich Waldbesitzer in Zusammenarbeit mit dem betreuenden Forstpersonal entschieden, ehemalige Fichtenbestände wieder aufzuforsten.
Es lohnt sich aber durchaus, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und genauer hinzuschauen: Vielleicht ist der Leittrieb ausgefallen, aber viele Laubholzarten kompensieren diesen Ausfall durch Stockausschlag. Da schiebt sich dann beispielsweise bei einer Roteiche oder Esskastanie von unten wieder ein Trieb durch das Gras – der Setzling ist also doch nicht verloren. In früheren Zeiten machte man sich den Stockausschlag sogar für eine eigene Bewirtschaftungsform zunutze, der Niederwald wurde regelmäßig abgetrieben. Dabei fiel vor allem Brennholz an, in Eichenwäldern wurde aber zum Beispiel auch die Rinde zum Gerben von Leder genutzt.
Die Fähigkeit, einen Ersatztrieb zu schieben, haben unter anderem Hainbuche, Robinie, Stieleiche, Roteiche, Erle, Pappel und Esskastanie. Nadelbäume verfügen in der Regel nicht über diese Fähigkeit, Eibe und Exoten wie der Küstenmammutbaum bilden eine Ausnahme. Im Hinblick auf die Qualität der Stockausschläge lässt sich sicherlich darüber streiten, ob sich daraus später höherwertige Sortimente erzielen lassen. Für den Moment wird an dieser Stelle aber ein Ausfall kompensiert, der zumindest für den Moment als Füllholz oder später auch als Samenbaum dienen kann. Gerade die Bedeutung als Füllholz ist bei allzu üppiger Begleitvegetation nicht zu unterschätzen. Es kann sich also lohnen, dem frischen Trieb zusätzlich etwas Raum zu schaffen und so das Wachstum zu unterstützen.