Fütterung von Legehennen: Auf die Mischung kommt es an!
Es ist bekannt, dass die Urformen des Haushuhns die meiste Zeit des Lichttages in ihren natürlichen Habitaten mit der Futtersuche beschäftigt sind und sich die Futteraufnahme erarbeiten müssen. Dabei tätigt das Huhn bis zu 15.000 Pickanschläge pro Tag. Dieses Verhalten der Futtersuche- oder anders gesagt- Futteraufnahme durch Beschäftigung sollte auch in unseren Legehennenhaltungen in optimaler Weise weitestgehend nachgeahmt werden. Darüber hinaus ist die Hochleistungs-Legehenne ein äußerst sensibler Futterverzehrer. Das Futter muss ausgewogen und leistungsgerecht sein, und alle für ein hohes Leistungspotential notwendigen Nährstoffe müssen in ausreichender Menge täglich vorhanden sein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass insbesondere Legehennen Allesfresser sind. Die Erfahrungen zeigen, dass gerade die in der Junghennenaufzucht und Transitphase gemachten Fütterungsfehler schlecht bis überhaupt nicht in der späteren Legeperiode zu beheben sind. Einige Legehennenhalter setzen aufgrund hoher Futterkosten auf die Veredlung des eigenen Getreides und stellen Eigenmischungen her. Doch wie sinnvoll sind Eigenmischungen und was muss beachtet werden?
Obwohl die Hochleistungs-Legehenne fast täglich ein Ei legt ist der Legehennenhalter aus der aktuellen Situation heraus gezwungen, die Haltungsdauer vorhandener Legeherkünfte zu erhöhen. Durch den immensen Kostendruck von Futter- und Junghennenbezug wird eine Haltungsdauer bei Braunlegern von mind. 80 Lebenswochen und bei Weißlegern über 90 Lebenswochen bei hoher biologischer Leistung angestrebt. Für die Eibildung muss die Legehenne einen Großteil der Aminosäuren mit der Nahrung aufnehmen. Werden die mit dem Futter zugeführten Aminosäuren nicht benötigt, werden diese desaminiert und letztendlich vom Tier als Harnsäure ausgeschieden und als Ammoniak in die Luft bzw. als Nitrat in den Boden emittiert.
Einige praktische Erfahrungen mit durchdachten Eigenmischungen haben gezeigt, dass eine Mischung mit überwiegend gleichen Futterkomponenten über die Legeperiode hinweg verdauungsphysiologisch besser ist als ein mehr oder weniger ständiger Wechsel der Rohkomponenten aus ökonomischen Gründen.
Grob- und Feinteile
Zunächst einmal sollte ein Alleinfutter für Legehennen ein Mehlfutter (Schrot) von homogener, gröberer Struktur sein. Helleres Futter wird gegenüber dunklerem Futter von den Tieren bevorzugt, weil Vögel ein anderes Sehvermögen als Säuger haben. Daher sollen Vorratsgefäße (Futtertröge) nicht unbedingt in einer dunkleren Stallzone stehen, und Futterketten können angeleuchtet werden. Darüber hinaus sollte die Fütterungstechnik und das Futtermanagement so gestaltet sein, dass sowohl Grob- als auch Feinanteile gleichmäßig und regelmäßig gefressen werden. Während über Futterpausen (Futterketten leerfressen lassen) und einer Blockfütterung (kurzzeitiges zweimaliges Einfüttern der Futterketten mit nur kurzer Pause) das selektive Fressen der Hennen sowie die Sozialstruktur innerhalb einer Herde über eine bewusste Steuerung positiv beeinflusst werden, kann es bei Vorratsfütterungen in kleinen Haltungen (Mobilställe) zu Problemen kommen. Ranghohe Tiere fressen die Grobanteile im Futter, und den rangniedrigen Hennen bleibt dann nur der Feinanteil der Futtermischung. Die groben Futteranteile sind meistens Getreide- und damit Kohlenhydratlastig. Feinanteile hingegen weisen in höheren Anteilen Proteine und Mineralstoffe auf. Da Feinanteile weniger gern gefressen werden, wäre es bei einer Vorratsfütterung sinnvoll, den Hühnern diesen Feinanteil als Feuchtfutter anzubieten und auf gar keinen Fall Feinanteile zu verwerfen. Durch den Zusatz von Wasser, Obstessig bzw. Brottrunk ist es möglich, einen Futterteig herzustellen. Dabei ist auf Hygiene zu achten, das Futter darf nicht schimmeln oder gärig werden. Oftmals wird der teigige, getrennt gefütterte Feinanteilrest begierig von den Hennen in kürzester Zeit aufgenommen. Ein Sprühnebel über dem Futterrest kann helfen, die Futteraufnahme zu fördern.
Magensteine
Beim Kauf von Junghennen sollte geklärt sein, ob die Junghennen schon mit Magensteinen versorgt wurden. Falls nicht, ist eine Startgabe von 2-3 g je Tier kurz nach der Einstallung in den Legestall zu empfehlen. Junghennen benötigen den Kiesel (grober Aquarienkies) als Mahlhilfe für den Muskelmagen. Wenn sie diese Vermahlungshilfe nicht zur Verfügung haben und ins Freiland entlassen werden, nehmen sie jede Menge „Unrat“ auf, verdrängen dann das eigentliche Kraftfutter und müssen sich zusätzlich noch mit den aufgenommenen Endoparasiten des Auslaufs auseinandersetzen.
Muschelschalen
Ein Legehennenalleinmehl enthält etwa 8 - 9 % Futterkalk (Calciumcarbonat). Eine noch nicht legende und frisch eingestallte Junghenne verträgt diese hohe Menge an Futterkalk noch nicht, nimmt durch den hohen Kalkgehalt viel zu wenig Futter auf und könnte sogar an Durchfall erkranken. Erst mit Legebeginn ist der höhere Anteil an Futterkalk zur Eischalenbildung notwendig. Legehennenhalter sollten daher ihre teuer erworbenen Junghennen optimal füttern, indem sie in den ersten Tagen das Futter aus der Aufzucht verwenden, anschließend bis Legebeginn mit Vorlegefutter weiter versorgen und dann mit dem eigentlichen Legehennenalleinmehl verschneidend beginnen.
Bei Muschelschalen gilt insbesondere, dass die Beschäftigung der Hennen dadurch realisiert wird, dass sie sich vor allem abends durch Scharren in der Einstreu die Muschelschalen erarbeiten. In der Regel müssen vor der 30. - 35. Lebenswoche auch keine zusätzlichen Muschelschalen zum Legehennenalleinmehl verabreicht werden. Erst bei Beginn dünner Eischalen sollte mit zusätzlicher Gabe von Muschel- oder Austernschalen begonnen werden. Da nachts die Schalenbildung stattfindet, wird das benötigte Kalzium nur während dieser Zeit und hier insbesondere in den Nachmittagsstunden bzw. am Abend benötigt. Am Vormittag wird das aufgenommene Kalzium meist ungenutzt ausgeschieden. Das sogenannte split-feeding, d.h. zwei Futtermischungen pro Tag, zielt auf den oben angesprochenen Effekt ab.
Mais, Weizen und Gerste
Diese kohlenhydratreichen Futtermittel eignen sich für alle Geflügelarten. Dabei ist Körnermais für Geflügel optimal, da es das energiereichste Getreide darstellt und viel hochverdauliche Stärke aufweist. Auch Gerste bzw. Hafer/Gerste werden in letzter Zeit verstärkt in Geflügelmischungen verwendet, da sie den Rohfasergehalt der Gesamtfuttermischung erhöhen. Ein strukturreiches Futter erhöht das Volumen von Muskelmagen und Darm und damit auch die Futteraufnahme. Weizen ist auch ein hervorragender Energielieferant. Es sollte Futterweizen (C-Weizen) verwendet werden, da er für Geflügel höher verdaulich ist und auch weniger unverdauliche Klebereiweiße als Brotweizen hat. Wenn über Eigenmischungen nachgedacht wird, sollte geprüft werden, ob eine ausgewogene und identische Getreidemischung über die gesamte Legeperiode eingehalten werden kann. Alleinfuttermischungen aus rund 60 % Getreidekomponenten (Mais, Weizen und Gerste) haben sich bewährt. Obwohl Roggen in Eigenmischungen für Legehennen eher selten verwendet wird, werden in der Literatur aufgrund neuer Züchtungen Roggenanteile bis etwa 20 % beschrieben. Roggen mit Mutterkorn sollte nicht eingesetzt werden.
Eiweißkomponenten
Eiweißfuttermittel können pflanzlicher und tierischer Herkunft sein. Da in der Vergangenheit und durch die BSE-Krise überwiegend auf die Verfütterung tierischer Nebenprodukte verzichtet wurde, muss heutzutage eingesehen werden, dass durch den Einsatz tierischer Nebenprodukte die Ernährung der Hochleistungsherden stabiler und risikoärmer verläuft als ohne verarbeitete tierische Proteine (vtP). Tierische Nebenprodukte aus der Schlachtindustrie, Blutprodukte oder Fischmehle und auch Insektenproteine sind vorzügliche Lieferanten essentieller Aminosäuren, z.T. aber außerordentlich teuer, Insektenprotein kaum verfügbar und ihr Einsatz mit Auflagen (Verfütterungsverbot/BSE) verbunden. Sojaextraktionsschrot als pflanzlicher Eiweißträger besitzt mit rund 43 - 48 % Rohprotein (Standard- und HP- Soja) einen hohen Anteil der essentiellen Aminosäure Lysin und auch Methionin und ist daher in fast jeder konventionellen Zukaufmischung für Legehennen enthalten. Allerdings steht der Import von Sojaextraktionsschrot aus Südamerika zunehmend in der Kritik, da Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte gegen die Verwendung von Sojaprodukten aus entwaldeten Gebieten im Tierfutter sprechen. Hier gibt es jetzt neue Entwicklungen, denn ab 1.1.2024 verlangt QS von seinen zertifizierten Unternehmen, nur noch Sojaschrot zu vertreiben, für das Entwaldungsfreiheit und nachhaltigerer Anbau nachgewiesen wird. Als weitere Eiweißkomponenten können auch Magermilchpulver, Molkenpulver, Eipulver im Ei und auch Bierhefen verwendet werden. Bierhefe ist eine interessante Proteinquelle in der Legehennenfütterung. Sie enthält mehr als 40 % Eiweiß, ist reich an essentiellen Aminosäuren, B-Vitaminen und Spurenelemente. Bierhefe kann in Anteilen von bis zu 2 - 6 % die Eigenmischung ergänzen. Gleichfalls können Milch- bzw. Molkenpulver bis zu 2 % in Eigenmischungen für Legehennen verwendet werden. Neben Sojaextraktionsschroten sind bei den pflanzlichen Proteinträgern Sonnenblumenextraktionsschrot, Kartoffeleiweiß, Maiskleber und auch Rapsextraktionsschrot zu nennen. Sonnenblumenextraktionsschrot bzw. Sonnenblumenkuchen wird in Legehennenmischungen zu Anteilen von bis zu 10 - 15 % verwendet. Sonnenblumenextraktionsschrot aus geschälter Saat enthält etwa 46 % Rohprotein und hat einen hohen Methioningehalt. Rapsextraktionsschrot hat einen hohen Rohfaser-, Methionin- und Phosphorgehalt und kann als Protein ergänzende Rohkomponente in nicht zu hohen Anteilen eingesetzt werden.
In Legehennenalleinmischungen liegt der Gesamtanteil an eiweißreichen Rohkomponenten bei rund 15 - 25 %, je nach Proteinkonzentration der Einzelkomponenten. Körnerleguminosen wie Erbse, Ackerbohne und die Lupine sind auch Eiweißkomponenten, haben aber in der konventionellen Legehennenfütterung keine große Bedeutung. Erbse und Ackerbohne sind sehr stärkereich, enthalten aber wesentlich weniger Eiweiß als Sojaschrot und sind arm an Methionin.
Fette
Konventionell hergestelltes Legehennenalleinfutter enthält ca. 11,4 bis 11,6 MJ umsetzbare Energie (ME) je kg. Der Einsatz pflanzlicher Öle wie Soja-, Sonnenblumen-, Raps-, oder auch Leinöl erhöht den Energiegehalt der Mischung. Dabei spielt auch das Fettsäuremuster eine wichtige Rolle. Zu den langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren zählen die aus ernährungsphysiologischer Sicht positiv wirkenden Omega-3-Fettsäuren. Sie können über das Blut sofort in den Dotter transportiert werden, so dass diese Fettsäuren sich dort anreichern. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass bestimmte mittelkettige Fettsäuren auch immunisierend wirken können. So ist z.B. Kokos-, Palm- und Insektenfett reich an Laurinsäure, die antibakteriell wirken und positive Eigenschaften in der Immunabwehr aufweisen soll. Außerdem tragen kurz- und mittelkettige Fettsäuren dazu bei, kurzfristig dem Organismus Energie bereitzustellen. Diese Auflistung zeigt, dass es neben Sojaöl eine Reihe von Ölen und Fetten gibt, die Eigenmischungen energetisch und auch physiologisch verbessern. Außerdem wirken Fette staubbindend. Sie werden in Legehennenalleinfuttern zu 2 - 4 % eingemischt.
Mineralstoffe, Vitamine und Futterzusätze
Im Handel bieten Firmen Mineralstoffmischungen für Eigenmischer an. Diese enthalten Mengen- und Spurenelemente, Vitamine, aber auch Dotterfarbstoffe, Antioxidationsmittel, Phytase und zugesetzte Aminosäuren. Der Zusatz freier Aminosäuren und Phytase ist allerdings in ökologisch wirtschaftenden Betrieben unzulässig. Aufgrund von gehäuft auftretenden Fällen von Histomoniasis (Schwarzkopfkrankheit) vor allem bei jungen Freiland-Legehennen könnten Oreganodestillate helfen, den Ausbruch dieser Erkrankung zu mildern bzw. zu verhindern. Darüber hinaus helfen diese Destillate, die Darmgesundheit zu verbessern. In jüngster Zeit und gerade bei verlängerter Legeperiode verweist der Handel auf einen ausgesprochenen Vitamin-D3-Spender, der aus getrockneten pulverisierten Blättern von Solanum glaucophyllum besteht und als Ergänzungsfutter für alte Legeherden mit geringerer Schalenqualität verwendet wird.
Auch zeigt der Kontakt zu „kleineren“ Legehennenhaltern, dass mit Zwiebel, Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie u.a. experimentiert wird, um die Darmgesundheit zu verbessern. Gleichfalls können Gewürze wie Vanille, Pfeffer, Thymian, Salbei etc. durch ihre antiseptische und auch antimikrobielle Wirkung helfen, die Widerstandskraft und die Darmgesundheit der Legehennen zu verbessern. Eigene Versuche zur Entwurmung von Legehennen mit Papajakernmehl waren nicht erfolgreich. Mineralfuttermischungen werden in Eigen-mischungen in der Regel mit rund 2 % eingesetzt. Meistens werden Kräutermischungen und Essenzen dem Mischfutter on top zugesetzt.
Inhaltsstoffe und Rationsgestaltung
Eine sehr gute Informationsbroschüre zur Legehennenfütterung und Rationsgestaltung haben die Autoren Dr. Klaus Damme und Dr. Ruben Schreiter vom Bayerischen Versuchs- und Bildungszentrum für Geflügelhaltung Kitzingen veröffentlicht (BAYSG Bayern).
Außerdem haben sie ein Excel-Tool zur Rationsberechnung veröffentlicht, das kleineren Haltern und Eigenmischern eine wertvolle Hilfe sein kann: Klicken Sie hier.
Zukauffutter oder Eigenmischung?
Diese häufig gestellte Frage sollte jeder Landwirt selbst beantworten. Eine Eigenmischung kann vorteilhaft sein, wenn die technischen Voraussetzungen gegeben und freie Arbeits-kapazitäten vorhanden sind. Außerdem sollte der Eigenmischer das Planungsziel haben, ein optimiertes Alleinfutter aus möglichst den gleichen Rohkomponenten über die gesamte Legeperiode hinweg herzustellen. Dabei sollte es ein Anliegen des Eigenmischers sein, eigenes Qualitätsgetreide und hochwertige Rohkomponenten unter Nachhaltigkeitsaspekten zu veredeln. Für eine nährstoffgerechte Rationsgestaltung müssen Fachkenntnisse vorhanden sein. Als Eigenmischer gilt es darüber hinaus die Anforderungen des Futtermittelhygienerechts (Verordnung (EG) Nr. 183/2005) zu beachten. In Abhängigkeit der Rationsgestaltung und des eigenständigen Einmischens bestimmter Komponenten (z. B. einzelner Futtermittelzusatzstoffe) können strengere Anforderungen an die Dosiergenauigkeit, Mischtechnik und Dokumentation bestehen.
Neben der Fütterungstechnik und dem Fütterungsmanagement kommt der bedarfsgerechten Futteroptimierung und Rationsgestaltung eine Schlüsselfunktion zu.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
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