Mit frischer Energie in die Zukunft der Forellenerzeugung
Betriebsübergaben innerhalb der Familie oder Übernahmen durch qualifizierte, engagierte junge Menschen außerhalb der Familie sind auch in der Fischwirtschaft Niedersachsens ein drängendes Thema.
Jüngst hat der Fischwirt Lasse Grundmann die traditionelle Forellenteichwirtschaft „Grevenhof“ in der Lüneburger Heide als Pächter von Fischwirtschaftsmeister Michael Engelhardt übernommen. Ein positives Beispiel, wie es gehen kann. Deshalb haben wir an Lasse Grundmann ein paar Fragen gestellt:
Herr Grundmann, wie alt sind Sie und was hat Sie bewegt so einen großen und traditionsreichen Betrieb der Forellenwirtschaft in Niedersachsen zu pachten?
Ich bin 31 Jahre und habe hier in der Nähe in der Heide Fischwirt in einem ebenfalls größeren Betrieb zur Saiblingszucht gelernt. Auch war ich generell interessiert an einer beruflichen Zukunft in der Selbstständigkeit. Diesen Gedanken hat meine Frau von Anfang an unterstützt. So zog es uns, mittlerweile mit zwei Kindern, auf den Grevenhof. Mit der Teichwirtschaft Grevenhof und zu dessen Betriebsleiter Michael Engelhardt pflegten wir bereits im Vorfeld über viele Jahre ein kollegial freundschaftliches Verhältnis. Die Entscheidung zur Betriebsübernahme reifte somit mit den Jahren der beruflichen Tätigkeit auf dem Grevenhof.
Welche Arten in welcher Menge werden von Ihnen im Jahr erzeugt und wieviel Wasser (l/s) steht Ihnen zu Verfügung?
Die überwiegend als Erdteichanlage angelegte Produktionsanlage wird mit dem Wasser der Luhe als Durchflussanlage betrieben. Dank der konstant guten Wasserparameter und der genehmigten 175 l/s Wasserentnahme können jährlich ca. 70t Elsässersaiblinge, Regen- und Bachforellen erzeugt werden. Der breit aufgestellte Betrieb erbrütet mittels Brunnenwasser die benötigten Satzfische selbst, welche in den naturnahen Erdteichen zu Speisefischen heranwachsen und über die gängigen Absatzstrukturen lebend, geschlachtet und geräuchert vermarktet werden. Auch die Absatz- und Kundenstruktur des Betriebes ist mit Großhandel, Gastronomie, Einzelhandel und Endverbraucher über einen Hofladen breit aufgestellt.
Wie haben sich die Banken verhalten auf Ihre Initiative und Anfrage für einen Betriebsübernahmekredit - wurden Sie mit Ihrem Anliegen bereitwillig empfangen?
Die Überlegung einen eigenen Betrieb zu führen, reifte über mehrere Jahre, so dass es für das Existenzgründungsvorhaben vorab auch zu zahlreichen Gesprächen mit verschiedenen Akteuren zu Finanzierungsmöglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen kam. Meine Besuche von Betriebsgründungsseminaren der IHK und Inanspruchnahme von Beratungsleistungen öffentlicher Stellen, wie der Landwirtschaftskammer, haben sich ebenfalls als positiv erwiesen. Diese halfen bei der Erstellung des Businessplans, welcher für die Finanzierung und Verhandlungs-position mit der Bank benötigt wurde. Die Beschaffung des notwendigen Kapitals stellte jedoch eine große Herausforderung für die Betriebsübernahme dar. Leider gibt es für mich als Betriebsgründer in der Fischerzeugung in Niedersachsen keine Fördermöglichkeiten zum Kauf aller bestehenden Wirtschaftsgüter der Forellen-teichwirtschaft wie Fischbestände, gebrauchte Gerätschaften, Fahrzeuge und Maschinen.
Eine beachtliche Kreditaufnahme war somit notwendig. Die finanzielle und persönliche Verantwortung ist beachtlich, zumal neben der eigenen auch die Existenz von acht Angestellten mit in Verantwortung genommen wird. Dieser finanzielle Druck ist dank der wirtschaftlich gesunden Unternehmensstruktur jedoch annehmbar bzw. nachhaltig mittelfristig gut zu schultern.
Planen Sie größere betriebliche Entwicklungs- oder Anpassungsschritte in den nächsten Jahren?
Sobald sich die Arbeitsstrukturen in Folge personeller Veränderung stabilisiert haben, plane ich eine Modernisierung im Bereich der Jungfischanlage auch mit Teilwasserkreislauf, um die Wasserversorgung effektiver zu nutzen. Weiter sollen Erneuerungen in der Verarbeitung vorgenommen werden, um die Qualität der Erzeugnisse weiter zu erhöhen.
Aus Ihrer Erfahrung mit der aktuellen Betriebsübernahme, was fehlt der Fischwirtschaftsbranche, um erfolgreich bestehende gut etablierte Betriebe in eine neue Generation bzw. Betriebsnachfolge zu bringen?
Problematisch sehe ich die fehlende finanzielle Unterstützung für junge Unternehmer in der Fischwirtschaft bei Übernahme von bestehenden, beweglichen Wirtschaftsgütern wie Fischbestände, gebrauchte Geräte, Maschinen und Fahrzeuge. Ganz wichtig ist für mögliche junge Betriebsleiter die Planungssicherheit besonders zum Schutz der Betriebsgrundlagen. Das betrifft in erster Linie die Sicherung der Wasserversorgung und der Schutz der Fischbestände, z.B. gegen Prädation wie Vögel und Fischotter. Wir hier in Grevenhof sind mit einer recht neuen Vogelschutzeinhausung und starker Wasserversorgung gut aufgestellt, jedoch macht uns auch die massive Bestandsentwicklung des Fischotters große Sorgen. Auch die Klimaentwicklung mit langen Trockenphasen, sommerlichen kurzen Starkregenereignissen und zunehmender Wassertemperatursteigerung ist für die Forellenwirtschaft kritisch zu betrachten. Die stark steigenden Futter- und Energiekosten verursachen ebenfalls erhebliche Besorgnis!
Für neue Generationen und Betriebsnachfolger ist das insgesamt eine schwierige Gemengelage. Jedoch sehe ich hier bei guter Absatzlage für unsere heimische Fischerzeugung und technischer Aquakulturinnovation, z.B. zu Teilkreislauf und PV- Überdachung/Beschattung, echtes Zukunftspotential. Das Thema Fachkräfteverfügbarkeit mit Leistungs- und Verantwortungsbewusstsein, oft auch sieben Tage die Woche, ist dann für mich eigentlich noch das Wichtigste. Das betrifft nicht nur die Betriebsleitung sondern auch führende Angestellte.
Weitere Information zum Betrieb unter www.saibling.de und im Youtube-Firmenvideo:
Kontakte
Stefan Feichtinger
Berater Fischerei und Aquakultur: Beratung, Auslegung u. Betrieb von Kreislaufanlagen (RAS)
Erneut viel Schatten und wenig Licht für die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei 2023 in Niedersachsen
Landwirtschaftskammer Niedersachsen: EU-Pläne, geringe Fangmengen und sinkende Umsätze machen Betrieben 2023 zu schaffen – Steigende Fischpreise zu erwarten
Mehr lesen...Küstenfischerei Niedersachsen 2022
Die Anzahl der Fischereifahrzeuge in der niedersächsischen Küstenfischerei ist seit Jahren rückläufig. Während im Jahr 2012 über alle Sparten 134 Fahrzeuge gemeldet waren, waren es im vergangenen Jahr nur noch 123. Dies …
Mehr lesen...Neue Fischereiberaterin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Die neue Fischereiberaterin Küste an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist Margarethe Nowicki (38). Frau Nowicki tritt die Nachfolge von Hilke Looden am Standort Oldenburg an und ist seit dem 01.06.2022 angestellt.
Mehr lesen...Positionspapier Aquakultur- Hemmnisse und Lösungswege kreislaufbasierter Aquakulturanlagen in Niedersachsen
Neues Positionspapier zum Thema "Aquakultur-Hemmnisse und Lösungswege kreislaufbasierter Aquakulturanlagen in Niedersachsen“ veröffentlicht.
Mehr lesen...Wissenswertes zur niedersächsischen Küstenfischerei
Die Fischerei vor der niedersächsischen Küste hat eine lange Tradition, sie ist ein kultureller und historischer Bestandteil des Küstenmeeres. Sie setzt sich zusammen aus der Küstenfischerei, welche hauptsächlich …
Mehr lesen...Empfehlungen zur Einzäunung von Fischhaltungsanlagen zum Schutz gegen Fischotter (Merkblatt zum Download verfügbar!)
Traditionelle Teichwirtschaften zur Forellen- und Karpfenerzeugung sind weit verbreitet in Niedersachsen. Mit dem Anstieg des Fischotterbestandes gehen zunehmend starke wirtschaftliche Schäden einher.
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
-Aquakultur- Fischerzeugung in Kreislaufanlagen
06.12.2024
In der Seminarreihe -Aquakultur- geht es um diverse Themen kreislaufbasierender Anlagentypen zur Erzeugung von Fisch und anderen aquatischen Organismen. Jede Veranstaltung widmet sich einem speziellen Themenkomplex, welcher wiederholt angeboten …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Fachberatung für die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei
Sie haben einen fischereilichen Betrieb mit Schwerpunkt in der Küstenfischerei oder der Kleinen Hochseefischerei in Niedersachsen oder Sie suchen nach Fördermöglichkeiten und haben Fragen zu behördlichen Auflagen. Sie …
Mehr lesen...Fachberatung für Aquakultur und Binnenfischerei
Sie sind in der Fischzucht/ -haltung tätig oder betreiben einen Binnenfischerei- oder Aquakulturbetrieb. Vielleicht planen Sie, Ihren Betrieb zu erweitern, diesen umzustrukturieren oder sind auf der Suche nach Fördermöglichkeiten. …
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...