Kreis Helmstedt: Feierstunde auf Burg Warberg würdigt jahrzehntelanges Wirken des 66-Jährigen - 48-Jährige erste Kreislandwirtin in der Geschichte der Landwirtschaftskammer Niedersachen
Schwetje: Großes fachliches Können
„Mit seinem großen fachlichen Können, seinem starken Interesse an aktuellen Themen, welche die Praxis bewegen, und mit seinem lösungsorientierten Verhandlungsgeschick hat Gerhard Rott sich für die grüne Branche eingesetzt“, hob Kammerpräsident Gerhard Schwetje hervor. „Menschen wie Gerhard Rott zeigen, wie gut die berufsständische Selbstverwaltung über die Landwirtschaftskammer funktioniert – diese ist stets direkt auf die Bedürfnisse der Betriebe ausgerichtet.“
Von der Sahl: Ein Mensch, der Haltung zeigt
„Landwirtschaft ist – und war schon immer – stetiger Wandel. Und in diesem Wandel braucht es Menschen, die nicht nur mitgehen, sondern mitgestalten. Menschen, die zuhören, Brücken bauen, Haltung zeigen“, würdigte Karl-Friedrich Wolff von der Sahl, Vorsitzender des Landvolks Braunschweiger Land, die Arbeit des langjährigen Kreislandwirts. „Gerade Gerhard Rott hat über 22 Jahre hinweg bewiesen, dass Beharrlichkeit und Veränderung keine Gegensätze sind, sondern sich wunderbar ergänzen können.“
Rott: Bei Wahl der Kulturen Betriebe breiter aufstellen
„Rote Gebiete“ und Wolfsübergriffe
„Vier Landräte habe ich miterlebt, viele Bürgermeister der acht Städte und Gemeinden in Helmstedt, dazu zahlreiche Gespräche mit Behörden, in denen es stets darum ging, die Bedingungen für unsere Betriebe zu verbessern“, blickte Rott auf 22 Jahren Amtszeit zurück. In jüngerer Zeit haben ihn die Dünge-Restriktionen in den „Roten Gebieten“ – dies betrifft rund ein Drittel des Landkreises Helmstedt – beschäftigt, die Auswirkungen auf Ertrag und Qualität haben. Zuletzt musste Rott sich intensiv mit dem Thema Wolfsübergriffe auf Nutztiere befassen: „Wir hatten seit vergangenem Herbst im Landkreis Übergriffe auf rund 100 Weidetiere – deswegen haben wir mehrere Herdenschutz-Infoveranstaltungen organisiert.“
Futterbau und Veredlung stark zurückgegangen
In den 22 Jahren als Kreislandwirt hat Rott den deutlichen Wandel der Landwirtschaft im Kreis Helmstedt miterlebt: „Futterbau und Veredlung sind stark zurückgegangen, ebenso die starke Konzentration auf Zuckerrüben und Weizen.“ Mittlerweile hätten sich zahlreiche Höfe zu reinen Marktfruchtbetrieben gewandelt. „Flexibler zu werden in der Fruchtfolge bedeutet auch, wenig abhängig zu sein von Zucker- und Weizenpreisen, die auf dem Weltmarkt großen Schwankungen unterliegen.“ Bedeutenden Einfluss habe hierbei die Beratung der LWK gehabt.
Begeisterung für Pflanzenbau-Versuchswesen
Eines seiner Steckenpferde als Kreislandwirt war stets das Pflanzenbau-Versuchswesen. In seiner Nachbarschaft, im Örtchen Schickelsheim, unterhält die LWK seit mehr als 50 Jahren eine Versuchsstation. „Dort wird sehr erfolgreich untersucht, wie sich unterschiedliche Sorten und Pflanzenarten speziell in unserem kontinentalen Klima entwickeln, wie sie auf Krankheiten reagieren – das liefert den Betrieben wertvolle Empfehlungen.“ Eng begleitet hat Rott in Schickelsheim auch die Einrichtung des PraxisLabors Digitaler Ackerbau der LWK sowie des Ackerbauzentrums auf Burg Warberg. Beide Einrichtungen untersuchen unter anderem den Nutzen digitaler Technologien und Strategien zur ressourcenschonenden Bewirtschaftung.
Naundorf: Brücken bauen zu Politik und Gesellschaft
Seiner Nachfolgerin Felicitas Naundorf wünschte Rott „stets eine glückliche Hand bei dieser bedeutungsvollen Aufgabe“. Die guten Wünsche nahm Naundorf dankbar auf: „Ich freue mich auf mein Ehrenamt und möchte vor allem die Brücke zwischen meinen Berufskollegen, der Politik und der Gesellschaft weiter ausbauen“, sagte die 48-Jährige. „Mein Ziel ist es, das Verständnis füreinander auszubauen und nicht übereinander, sondern bestenfalls miteinander zu sprechen und dabei unsere Wirkungsstätten zu gestalten – unter Wahrung der unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen.“
Naundorf stammt aus Königslutter und wuchs auf einem Ackerbaubetrieb auf. Nach dem Studium der Agrarwissenschaften in Bonn und in Großbritannien arbeitete sie bei einem Pharmaunternehmen und lebte einige Jahre in Südasien. Vor 25 Jahren gründete sie als Pächterin des Klosterguts Hagenhof die Domäne Schickelsheim-Klostergut Hagenhof GbR. Weitere Engagements führten sie in die Bildungsarbeit und in die Vertriebsleitung eines Landhandelsunternehmens.
Landwirtin durch und durch
„Seit vielen Jahren aber konzentriere ich mich auf den Betrieb, denn ich habe gemerkt: Ich bin Landwirtin durch und durch“, betonte Naundorf. Mit einem kleinen, gut eingespielten Team bewirtschaftet sie rund 600 Hektar Ackerland. Die Hauptkulturen sind Zuckerrüben, Weizen, Mais, Sonnenblumen und Gerste. Außerdem werden zahlreiche Blühflächen, Randstreifen, Rotmilanbrachen und Feldgehölze unterhalten, angelegt und gepflegt.
Frauen in Landwirtschaft: Wichtige Rolle, aber oft nicht sichtbar
„In kaum einer anderen Branche haben Frauen von jeher eine so wichtige Rolle eingenommen wie in der Landwirtschaft mit ihren Familienbetrieben – das Problem ist eher, dass Frauen oft nicht sichtbar sind“, sagte Naundorf mit Blick auf ihre Rolle als erste Kreislandwirtin in Niedersachsen. „Wenn ich an die Tierproduktion denke, sehe ich oft Frauen, die die Auf- und Nachzucht betreuen – und dies seit Jahrhunderten.“
Landwirtschaft habe mittlerweile nicht mehr nur mit Muskelkraft zu tun. „Gerade in der heutigen Zeit der Digitalisierung und der fortschreitenden Technologien sind andere Fähigkeiten gefragt“, hob die Kreislandwirtin hervor. „Und diese Fähigkeiten haben nichts mit dem Geschlecht zu tun.“
Schwetje: Mehr Frauen fürs Ehrenamt gewinnen
„Frauen haben schon immer vollwertig im Betrieb mitgearbeitet“, bestätigte Kammerpräsident Schwetje. „Wir freuen uns sehr, dass dies mit der Wahl von Frau Naundorf noch deutlicher wird. Ihre Amtsübernahme passt gut zu unserer Strategie, zunehmend Frauen für ein ehrenamtliches Engagement in der Kammerversammlung zu gewinnen.“ Seit Herbst 2023 ist dies auch im Kammervorstand zu sehen: Dort amtiert Dagmar Heyens als Vizepräsidentin. Sie repräsentiert in der Kammerversammlung die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Agrarbereich (Wahlgruppe 2).
Von der Sahl: Naundorf wird viel bewirken
Auch Landvolk-Vorsitzender von der Sahl gab seiner Freude über Nauendorfs Wahl zum Ausdruck: „Mit Felicitas Naundorf als Kreislandwirtin für den Landkreis Helmstedt folgt Gerhard Rott eine Persönlichkeit, die durch ihre landwirtschaftliche Fachexpertise, ihr praxisnahes Wissen, ihre vielfältigen beruflichen Erfahrungen und ihre offene, zugewandte Art viel für die Landwirtschaft im Landkreis Helmstedt bewirken wird.“
Vertretung des Berufsstandes in den Regionen
Kreislandwirtinnen und Kreislandwirte repräsentieren den Berufsstand in ihrer Region und sind zentrale Ansprechpersonen für Landwirtinnen und Landwirte, für Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie für die Mitarbeitenden der LWK. Aktuell gibt es niedersachsenweit 38 Kreislandwirte und 1 Kreislandwirtin. Gewählt werden Kreislandwirtinnen und Kreislandwirte von den Mitgliedern der Kammerversammlung aus dem jeweiligen Kammer-Wahlkreis.
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