Die im LSV geprüften Grünroggensorten konnten die Herbst- und Frühjahrsvegetationszeit effektiv zur frühen Futterbereitstellung nutzen. Eine anschließende Hauptfruchtbestellung ist in diesem Jahr dank der Niederschläge im Mai problemlos möglich gewesen.

Die speziellen Grünroggensorten zeichnen sich durch eine sehr gute Jugendentwicklung aus und bilden dadurch bereits zeitig im Frühjahr viel Grünmasse.
Wann ist der richtige Erntezeitpunkt?
Ertrag und Futterqualität des Grünroggens werden stark vom Erntetermin beeinflusst. Bei der Ernte ab Ende des Fahnenschiebens bis Beginn des Ährenschiebens, etwa Mitte April/Anfang Mai wird gute Qualität für die Rinderfütterung erreicht. Im Anschluss ist der Anbau einer Zweitkultur mit der üblichen Vegetationszeit möglich. Eine verzögerte Ernte könnte in Betracht gezogen werden, wenn der Oberboden bereits stärker ausgetrocknet ist und das Auflaufen der Zweitfrucht gefährdet sein könnte. Sollten in diesem Zeitraum auch niedrige Temperaturen ein zügiges Auflaufen von Mais oder Sorghumhirse verzögern, könnte der Roggen mit seinem bereits gut ausgebildetem Wurzelsystem und seiner Kältetoleranz noch deutliche Ertragszuwächse erzielen, die die Folgekultur dann nicht unbedingt generieren kann. Für die Aussaat der zweiten Frucht sollten Regen und steigende Temperaturen abgewartet werden. Die Grünroggenernte darf allerdings nicht zu lange hinausgezögert werden, damit die Vegetationszeit für die Folgefrucht nicht zu stark verkürzt und damit deren Ertragsbildung verringert wird. Außerdem steigt die Lagergefahr beim Roggen, der ja auf starke Massenbildung und eine frühe Ernte gezüchtet wurde. Die aktuellen Bedingungen müssen also gut beobachtet werden, um die jeweils richtige Entscheidung treffen zu können.
Wird der Grünroggen früh geerntet (Trockenmassegehalt unter 20 %) sollte ein Anwelken auf ca. 25 - 28 % TM erfolgen, damit die starke Sickersaftbildung bei der Silierung verringert wird. In der Praxis erfolgt häufig eine Ablage des Erntegutes im Schwad. Nach ca. einem Tag wird es mit einer Pick-Up-Vorrichtung aufgenommen und gehäckselt. Bei höheren TM-Gehalten kann der Grünroggen mit dem GPS-Vorsatz am Häcksler aus dem Stand geerntet werden. Für die Nutzung als Rinderfutter wird in der Regel ein früherer Erntetermin mit entsprechend hoher Futterqualität angestrebt und dafür auf etwas Ertrag verzichtet. Bei der Verwertung in der Biogasanlage sind eher höhere Erträge wichtiger und mit der Ernte kann auch bis kurz nach dem Ährenschieben gewartet werden.
Zwei Kulturen auf einer Fläche setzen eine gute Wasserversorgung voraus
Grünroggen kann auf unterschiedlichen Standorten angebaut werden, da diese Kultur relativ anspruchslos und robust ist. Soll er vor einer Folgekultur zur Ernte im gleichen Jahr angebaut werden, ist jedoch eine ausreichende Wasserversorgung erforderlich. Der Roggen nutzt das verfügbare Wasser bis zu seiner Ernte, diese Mengen stehen für die Folgefrucht also nicht mehr zur Verfügung. In Jahren mit Frühsommertrockenheit im Mai und Juni drohen dann Qualitäts- und Ertragseinbußen bei der nachfolgend angebauten Hauptfrucht, sofern keine Niederschläge fallen oder eine Beregnungsmöglichkeit fehlt. Letzteres muss allerdings auch immer unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit betrachtet werden. 2025 verbrauchten die Grünroggenbestände die Bodenwasservorräte intensiv, da in den Monaten März bis Anfang Mai nur sehr geringe Niederschlagsmengen fielen. Die ab Mai dann wieder stärker einsetzenden Niederschläge konnten die Folgefrüchte in der Regel jedoch gut für den Auflauf und die Jugendentwicklung nutzen.
Landessortenversuch Grünroggen 2025
In Niedersachsen wird der Landessortenversuch (LSV) Grünroggen bereits langjährig an den Standorten Obershagen (Region Hannover) und Werlte (LK Emsland) durchgeführt.
Seit 2020 ist das Prüfsortiment aus den 7 Populationssorten Protector, Turbogreen, Powergreen, Traktor, Lunator, Higreen und SU Vector unverändert geblieben, da vom Bundessortenamt (BSA) seit 2018 keine neuen Sorten für den Winter-/ Futterzwischenfruchtanbau zugelassen worden sind. Die Zulassung weiterer in den Wertprüfungen stehender Sorten bleibt abzuwarten.
In Obershagen wurde der LSV am 23.09.2024, in Werlte eine Woche später am 30.09.2024 unter jeweils guten Bedingungen angelegt. Die Bestände liefen zügig auf und konnten sich vor dem Winter gut entwickeln.
Im Vergleich zum nassen Winter 2023/24 war der Winter 2024/25 deutlich trockener, besonders im Februar fiel wenig Niederschlag, was eine frühe Befahrbarkeit der Flächen und damit auch die für den Grünroggen förderlichen zeitigen Düngungsmaßnahmen möglich machte.
Der Vegetationsbeginn war an beiden Standorten später als im Vorjahr etwa Mitte März. In Obershagen gab es im März und April mehrfach Nachtfrost, die außerdem zunehmende Trockenheit verzögerte die Massenbildung der Bestände. Dies konnte in Werlte trotz ebenfalls trockener Bedingungen nicht beobachtet werden. Das Stadium des Ährenschiebens wurde wie im Vorjahr an beiden Standorten um den 20. April erreicht.
In Obershagen traten bis zur Ernte am 29. April 2025 kein Lager und keine Krankheiten auf. Dort wurden ein durchschnittlicher TM-Ertrag von 58,3 dt/ha bei einem TM-Gehalt von 21,1 % und einer durchschnittlichen Pflanzenlänge von 123 cm erzielt, alle drei Werte lagen höher als im Vorjahr. In Werlte wurden am 30. April 63,8 dt TM/ha geerntet, dabei lag der TM-Gehalt mit 16,2 % deutlich unter dem Wert von Obershagen, die Pflanzen waren mit im Schnitt 149 cm jedoch länger als dort. In Werlte wurde Lager auf einem etwas höheren Niveau als im Vorjahr festgestellt, dabei waren Sortenunterschiede erkennbar. Protector zeigte die Schwäche in der Standfestigkeit am deutlichsten, was auch die Einstufung des Bundessortenamtes zur Lagerneigung widerspiegelt (Tab. 2). SU Vector ging ebenfalls etwas ins Lager, wobei die Sorte und auch Powergreen bei den Sorten im LSV vom BSA am besten eingestuft sind. Dies hat Powergreen in Werlte mit der besten Boniturnote auch gezeigt.
Sortenergebnisse 2025
Auch im Jahr 2025 hielt Protector in Obershagen mit rel. 106 die ertragliche Spitzenposition, gefolgt von Higreen, ebenfalls rel. 106 und Turbogreen mit rel. 105. Die übrigen Sorten blieben unterdurchschnittlich mit Werten zwischen rel. 97 und 92. In Werlte erzielte Turbogreen mit rel. 105 den höchsten Ertrag, es folgten Powergreen mit rel. 103 und Higreen und Lunator mit rel. 100. Die weiteren Sorten erreichten Ertragsergebnisse zwischen rel. 99 und 96.
Da Turbogreen in diesem Jahr auf beiden Standorten gute Erträge lieferte, ist sie im Mittel mit rel. 105 die ertragsstärkste Sorte, es folgt Protector mit rel. 104. Higreen war in Obershagen ertragsstark, erreichte in Werlte einen durchschnittlichen Ertrag und steht im Mittel beider Standorte mit rel. 103 an dritter Stelle. Die weiteren Sorten blieben mit Werten zwischen rel. 98 und 96 unterdurchschnittlich.
Der Trockenmassegehalt zum Erntezeitpunkt war bei Higreen (rel. 106) und Protector (rel. 105) auf beiden Standorten überdurchschnittlich, was deren zügige Abreife verdeutlicht. Der mittlere TM-Gehalt lag dabei in Werlte mit 16,2 % deutlich niedriger als in Obershagen mit 21,1 %. Im Mittel über beide Standorte und Sorten wurde bei einem TM-Gehalt von 18,6 % geerntet.
Der Rohproteingehalt lag bei Powergreen 2025 mit 12,3 % über dem Durchschnitt des LSV-Sortiments (11,6 %), Higreen erreichte den geringsten Wert von 11,2 %. In Obershagen wurden insgesamt höhere RP-Gehalte erzielt als in Werlte, die Sorten zeigten aber eine vergleichbare Rangfolge.
Ertragsleistungen an den beiden Standorten im mehrjährigen Vergleich
Der Jahreseffekt auf die Ertragsleistungen beim Grünroggen wird beim Vergleich der Einzelortergebnisse im Verlauf der Jahre 2018 bis 2025 in Abbildung 1 dargestellt. Die Ertragsunterschiede sind zum Teil sehr deutlich. Sie können am Standort Obershagen weniger durch die Abreifeentwicklung erklärt werden, da die Versuche in einem relativ engen Bereich der TM-Gehalte geerntet wurden. Hier spielen sicherlich die Wachstumsbedingungen eine gravierendere Rolle. Ursache für die geringeren Erträge der Jahre 2018 und 2020 könnte in Obershagen in erster Linie die schwache Vorwinterentwicklung sein, da die Aussaat dort erst ab Mitte Oktober erfolgte. Die höheren Erträge im Jahr 2019 in Werlte und 2023 am Standort Obershagen sind hingegen vermutlich jeweils auf die spätere Ernte zurückzuführen. 2024 sind die recht geringen Erträge in Werlte mit zeitweiliger Staunässe mit entsprechenden Auswirkungen auf die Bestandesentwicklung zu begründen. Das Ertragsniveau hat sich im aktuellen Jahr an beiden Standorten wieder verbessert. Im Mittel der Jahre gleichen sich die jährlichen Ertragsunterschiede zwischen den beiden Standorten annähernd aus, wobei der Standort Werlte aufgrund seiner besseren Nährstoff- und Wasserversorgung ein höheres Ertragspotenzial hat.
Mehrjährige Sortenleistungen
Bei Betrachtung der Versuchsergebnisse von 2020 bis 2025 (Tab. 1) bleibt Protector wegen der konstant überdurchschnittlichen Ertragsleistungen mit rel. 104 an der Spitzenposition. Über die Jahre erzielte auch Turbogreen mit rel. 102 ein überdurchschnittliches Ergebnis, wobei die Erträge in den Einzeljahren schwankten und auch leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse vorkamen. Powergreen, Higreen, Traktor und Lunator erzielten in Einzeljahren ebenfalls Erträge über dem Schnitt, blieben jedoch auch deutlicher darunter und erreichten in Summe rel. 100 bzw. Traktor und Lunator rel. 99. SU Vector lieferte in dem betrachteten Zeitraum in jedem Jahr unterdurchschnittliche Erträge und erzielte so einen Durchschnittwert von lediglich rel. 96.
Protector, die mit Abstand älteste Sorte im LSV-Sortiment, erreichte in den in Tabelle 1 aufgeführten Einzeljahren 2020 bis 2025 durchweg überdurchschnittliche Erträge und ist mit im Schnitt rel. 104 klar die ertragsstärkste Sorte der Prüfung. Ihre zügige Entwicklung im Frühjahr und der überdurchschnittlich hohe TM-Gehalt zur Ernte (rel. 102) sind Grundlage für die konstant hohen Leistungen, die trotz der erhöhten Lagerneigung der Sorte erzielt werden. Trotz der in diesem Jahr in Werlte sichtbaren Lagerneigung erzielte Protector auch hier überdurchschnittliche Leistungen. Die große Bedeutung von Protector im Grünroggenanbau hält weiterhin an, was an den seit 2023 wieder zunehmenden Vermehrungsflächen in Deutschland deutlich wird. Wurden 2023 1.407 ha der Sorte vermehrt, stieg die Fläche 2024 auf 1.646 ha an, für 2025 sind 1.923 ha Vermehrungsfläche angemeldet.
Turbogreen erzielte in diesem Jahr mit rel. 105 den Spitzenertrag des Sortimentes sie konnte nach drei Jahren mit durchschnittlichen Erträgen wieder an die hohen Leistungen von 2020 und 2021 anknüpfen. Im Mittel der Jahre beträgt der Ertrag rel. 102. Der TM-Gehalt zur Ernte liegt mit rel. 100 im Durchschnitt, dieser Wert wird über die Jahre auch recht konstant gehalten und spricht für eine gleichmäßige Abreife. Zu beachten ist auch bei dieser Sorte die etwas höhere Lageranfälligkeit.
Die standfeste Sorte Powergreen konnte 2025 mit rel. 97 ertraglich nicht überzeugen und erreichte bei schwankenden Erträgen in den Einzeljahren einen Mittelwert von rel. 100. Der TM-Gehalt dieser Sorte ist mit rel. 98 unterdurchschnittlich, nur in zwei von sechs Jahren wurden leicht überdurchschnittliche Werte gemessen.
Higreen lieferte im aktuellen Jahr einen Ertrag von rel. 103 und im Schnitt der Jahre von ebenfalls rel. 100, wobei die Ertragsunterschiede in den Einzeljahren deutlicher ausgeprägt waren als bei Powergreen. Higreen kann allerdings mit konstant überdurchschnittlichen TM-Gehalten punkten, sie erreichte mit im Schnitt rel. 104 hier den höchsten Wert im Sortiment. Das untermauert ihre zügige Entwicklung und ihre frühe Abreife im Vergleich zu den anderen Sorten.
Traktor fiel ertraglich in diesem Jahr in Obershagen deutlich ab, mit dem leicht unterdurchschnittlichen Ergebnis in Werlte ergibt sich für 2025 ein Mittelwert von rel. 96. Insgesamt liegt die Sorte im Schnitt der Jahre mit rel. 99 leicht unter dem Durchschnitt, wobei die Ergebnisse der Einzeljahre von deutlich unter- bis überdurchschnittlich schwankten. Die TM-Gehalte waren dagegen recht konstant durchschnittlich.
Das Ergebnis der Sorte Lunator blieb 2025 mit rel. 98 unterdurchschnittlich. Mehrjährig betrachtet waren die Ertragsschwankungen gegenüber Traktor weniger stark, sodass beide Sorten letztlich einen Ertrag von rel. 99 erzielten. Der TM-Gehalt fiel 2025 deutlich ab, er war generell unterdurchschnittlich und erreichte im Mittel rel. 97.
SU Vector verbesserte seine Ertragsleistung gegenüber dem Vorjahr, blieb aber dennoch unterdurchschnittlich und konnte auch im langjährigen Vergleich nicht überzeugen. Positiv ist die Standfestigkeit der Sorte zu bewerten.
Zusammenfassung
Die Grundfutterproduktion sowohl für Rinder als auch für Biogasanlagen kann gut durch Grünroggenanbau abgesichert werden. Gerade für Betriebe mit geringer Flächenausstattung ist dies von besonderer Bedeutung. Nach der frühen Ernte des Roggens kann eine zweite Hauptkultur, hauptsächlich Mais, noch im selben Jahr angebaut und geerntet werden. Wichtig ist allerdings, dass die Wasserversorgung für beide Kulturen gesichert werden kann. Darüber hinaus sollten der Erträge beider Ernten zusammen deutlich höher liegen als der Ertrag der Hauptkultur ohne Vornutzung der Fläche. Der höhere Aufwand durch die zweifache Nutzung der Fläche darf den wirtschaftlichen Erfolg des Verfahrens nicht gefährden.
Bei der Sortenwahl für den Grünroggenanbau steht wegen ihrer konstant überdurchschnittlichen Ertragsleistung und hohen TM-Gehalte nach wie vor die bewährte Sorte Protector an erster Stelle, trotz der erhöhten Lagerneigung. Turbogreen erreicht ebenfalls überdurchschnittliche Erträge, allerdings nicht ganz so zuverlässig wie Protector. Auch diese Sorte neigt zu Lager. Higreen liefert nicht so sicher hohe Erträge wie die vorgenannten Sorten, punktet aber mit einer zügigen Entwicklung und hohen TM-Gehalten, was eine frühere Ernte ermöglicht.
Neue Zulassungen durch das Bundessortenamt könnten das Sortenspektrum erweitern.











