Die Erträge im LSV Winterweizen sind wie auch in der Praxis gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich angestiegen. Das trockene Frühjahr hat sich nicht so negativ auf die Ertragsleistung ausgewirkt wie zunächst befürchtet, verringerte aber den frühen Krankheitsbefall.

Vegetationsverlauf
Die Aussaat des Weizens verlief im vergangenen Herbst bei insgesamt günstigen Bodenbearbeitungsbedingungen kontinuierlich. Die zeitgerechte Aussaat ermöglichte es, dass sich die Bestände vor Winter gut etablieren konnten. Aber auch Spätsaaten im November hatten noch ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten, um ab Mitte November in eine relativ kurze und durch mildere Temperaturen wieder unterbrochene Winterruhe gehen zu können. Ungewöhnlich geringe Niederschlagsmengen in den Monaten Februar bis April führten, insbesondere auf den leichteren Standorten, zu einer Reduktion der zunächst angelegten ährentragenden Halme, wodurch Spitzenerträge bereits frühzeitig unterbunden wurden. Die in der Zeit zunehmende Trockenheit im Oberboden bewirkte, dass das Wurzelwachstum nach dem eher niederschlagsreichen Winter die unteren Bodenschichten doch noch stärker erschlossen hat. Vor allem auf Böden ohne Strukturschäden gelang dies deutlich besser als im vorherigen Jahr, wo die langanhaltende Nässe das Wurzelwachstum beeinträchtigte. In diesem Jahr konnten die Wasserreserven im Unterboden gerade auf den tiefgründigen Standorten daher effektiver von den Pflanzen genutzt werden. Fehlende Feuchtigkeit im Oberboden verhinderte allerdings oftmals das zügige Lösen und infolgedessen auch die Aufnahme der im Frühjahr applizierten Düngung durch die Pflanzenwurzeln.
Dank der durchweg recht trockenen Witterungsbedingungen wurden die Getreidebestände bis Anfang Mai aber auch in deutlich geringerem Umfang durch Krankheiten befallen, sodass vor allem der Fungizideinsatz gegenüber Blattkrankheiten - besonders im Vergleich zum Vorjahr - in dieser Trockenphase stark zurückgefahren bzw. zum Teil auch ganz darauf verzichtet werden konnte.
Die ab Anfang Mai zum Teil ergiebigen Niederschläge führten insgesamt zu einer deutlichen Entspannung der Situation und zu einer Erholung der Bestände. Gleichzeitig setzte dadurch jedoch noch ein später Krankheitsbefall im Weizen mit Blattseptoria und vor allem Braunrost ein, der insbesondere bei anfälligen Sorten oftmals einen gezielten Fungizideinsatz erforderlich machte, während in gesunden Sorten der Fungizideinsatz deutlich heruntergefahren werden konnte.
Die Temperaturen im Frühsommer lagen durchweg im moderaten Bereich, sodass sich die Bestände kontinuierlich entwickeln und anschließend in die Abreifephase übergehen konnten.
Aufgrund der diesjährigen Witterungsbedingungen waren Missernten auch auf sehr leichten Standorten die Ausnahme. Dennoch wirkten sich die unterschiedlichen Bodenqualitäten und die Wasser- und Nährstoffversorgung der Bestände in den Regionen ertraglich entsprechend aus. Die Bestände präsentierten sich nicht so üppig wie in niederschlagsreichen Jahren, dafür konnten sich die Körner insgesamt gut ausbilden und damit die geringere Bestandesdichte kompensieren.
Da im weiteren Vegetationsverlauf keine außergewöhnlichen Niederschlags- oder Sturmereignisse auftraten, konnte die Weizenernte in Niedersachsen Ende Juli beginnen. Sie wurde jedoch durch eine mehrtägige Regenperiode mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen unterbrochen. Bei Beständen, die zuvor bereits ihre Druschreife erreicht hatten, zeigten sich die Auswirkungen der zwangsweise verspäteten Ernte zum Teil in entsprechend schwachen Fallzahlen. Hier wurden dann auch die starken Sortenunterschiede offensichtlich.
Sowohl in den südhannoverschen Ackerbauregionen als auch in den Marschregionen erzielten gut entwickelte Bestände durchaus Spitzenerträge von zum Teil über 120 dt/ha.
Durchführung des Landessortenversuchs
Der Landessortenversuch (LSV) Winterweizen konnte 2025 in Niedersachsen an allen 19 vorgesehenen Standorten in sechs Anbauregionen angelegt werden. So stehen für die Marsch wieder drei, für die Sandstandorte Nordwest und Nordhannover insgesamt sieben (3 + 4), für die Lehmstandorte Nordwest drei, für die Lehmstandorte Südhannover fünf und in den Höhenlagen Mitte/West zwei Standorte zur Verfügung, die allesamt belastbare Ergebnisse lieferten.
Wie seit Jahren üblich werden die niedersächsischen Ergebnisse durch Standorte aus den benachbarten Bundesländern ergänzt.
An allen Standorten wurden insgesamt 22 Sorten geprüft. Um der im vergangenen Herbst erhofften stärkeren Nachfrage nach qualitativ sicheren A-Weizenqualitäten zu entsprechen, wurden neben der E-Sorte Exsal mit Emmerto eine weitere E-Sorte in ausgewählten Anbauregionen geprüft, um mit diesen Sorten zumindest die für die Vermarktung relevanten Rohproteingehalte (RP-Gehalte) zu erreichen. Neben bereits im A-Segment geprüften Sorten wurden für dieses Jahr auch weitere neu zugelassene Sorten aufgenommen: Intensity, Filius, Kumpel, Ambientus und KWS Friese, wobei die letztgenannte Sorte mit sehr geringen RP-Gehalten vielfach wohl nur im Vertragsanbau oder als Futter- bzw. Backweizen zu vermarkten ist.
In den stärker auf die Veredelung ausgerichteten Regionen wurden die neuen Kandidaten LG Tomjol, Champion und Sportsman in die entsprechenden Prüfungen gestellt. Mit Balzac und Shrek gingen aus den EU-Prüfungen zwei Sorten an den Start, die zum Zeitpunkt der Aussaat eigentlich als B-Weizen eingestuft wurden; beide Sorten sind jedoch derzeit als C-Weizen deklariert, wobei Balzac noch Chancen auf eine B-Einstufung hat.
Bei den in den Tabellen dargestellten mehrjährigen Durchschnittserträgen sind auch Ergebnisse aus Vorversuchen wie Wert- und EU-Prüfungen sowie aus dem Bundessortenversuch (BSV) mit einbezogen worden, um auf diese Weise erstmalig im LSV stehende Sorten bereits verlässlicher beurteilen zu können. Die Ergebnisse der Sorten wurden dafür auf das aktuelle Leistungsniveau der diesjährigen Verrechnungssorten transferiert und anhand der absoluten Einzelortergebnisse ermittelt.
Hinweise auf die Krankheitsanfälligkeit der Sorten
Die ein- und mehrjährig verrechneten Ertragsergebnisse bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei standortangepasster Gesunderhaltung (behandelte Stufe) der Bestände ab. Der Ertragsunterschied der unbehandelten gegenüber der behandelten Stufe (Einsatz von Wachstumsregulatoren und Fungiziden) wird in der Spalte Minderertrag dargestellt. Gesunde und standfeste Sorten zeichnen sich durch entsprechend geringe Ertragsunterschiede aus. Dies kommt in der Empfehlungs- und Eigenschaftentabelle entsprechend zum Ausdruck, wo u. a. die Lager- und Krankheitsanfälligkeit beschrieben werden. Im Gegensatz zum Jahr 2024, wo ein früher Gelbrostbefall, aber auch Blattseptoria und etwas verzögert ein starker Braunrostbefall an den empfindlichen Sorten zu verzeichnen war, trat in diesem Jahr in erster Linie recht spät Braunrost in der Praxis und den Versuchen auf. Daher sind die Auswirkungen des Verzichts auf Fungizidmaßnahmen 2025 deutlich geringer ausgefallen, allerdings traten die anfälligen Sorten augenscheinlich hervor. Der überwiegende Teil der Sorten ist als blattgesund einzustufen, vor allem auch die erstmalig in der Prüfung Stehenden. Ausnahme hierbei ist die in der Marsch geprüfte ertragsstarke, aber gleichzeitig auch lageranfällige Sorte Champion. Mit deutlichen Schwächen in der Blattgesundheit - sichtbar an Braun- und/oder Gelbrostbefall - sind hier in erster Linie KWS Donovan, LG Kermit, SU Tarroca sowie WPB Newton zu nennen, wobei vor allem bei den beiden erstgenannten Sorten entsprechende Mindererträge bei Fungzidverzicht erkennbar wurden.
Stärkere Sortendifferenzierungen im Bereich der Lageranfälligkeit waren nur an Einzelstandorten bei den entsprechenden auffälligen Sorten feststellbar, dazu zählen LG Optimist, KWS Keitum und die nur in der Marsch geprüfte Sorte Champion. Die Mehrzahl der geprüften Sorten wurde als standfest eingestuft (siehe Tab. 3. u. 4).
Sortenempfehlungen
Erfolgreiche und für die Praxis zu empfehlende Sorten zeichnen sich neben aktuell hohen Erträgen vor allem durch konstante Leistungen in unterschiedlichen Jahren und auf unterschiedlichen Standorten aus. Besonders vor dem Hintergrund der fortschreitenden Einschränkungen im chemischen Pflanzenschutz sind Faktoren wie Blattgesundheit und Standfestigkeit und nicht zuletzt die Winterhärte ebenso mitentscheidende Größen bei der Sortenbeurteilung und -auswahl. Hinweise zur Winterhärte wurden dankenswerter Weise von den Kollegen aus Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern bundesweit zusammengetragen, sie sind in den Eigenschaftstabellen für viele Sorten entsprechend dargestellt.
Qualitätsaspekte spielen für die Vermarktung eine wichtige Rolle. Hier ist nach wie vor der Rohproteingehalt neben der sicheren Fallzahl hervorzuheben, die in der Tabelle „Sorteneigenschaften und Empfehlungen“ ebenfalls mit dargestellt werden. Sorten mit spezifischen Qualitätseigenschaften könnten im Rahmen eines Vertragsanbaus sicherlich eine lohnenswerte Vermarktungsstrategie sein.
Nachdem 2023 extreme Probleme durch nicht erreichte Fallzahlen zu Schwierigkeiten bei der Vermarktung geführt haben, waren auch in diesem Jahr vor allem auf Flächen, die erst nach der Regenperiode gedroschen werden konnten, entsprechende Sortendifferenzierungen erkennbar. Hierauf wird in einem späteren Bericht zur Qualitätsbeurteilung eingegangen, der die aktuellen eigenen Untersuchungen und Ergebnisse ausführlich bewertet und veröffentlicht. Bei den RP-Gehalten zeigte sich zwischen den Einzelstandorten eine sehr große Schwankungsbreite von 9,1 % bis 13,8 % jeweils im Mittel der Verrechnungssorten. Im Mittel der Sorten wurden durchschnittliche RP-Werte von 11,7 % erzielt, wobei sich die Werte in einer Bandbreite von 10,6 % bis 12,5 % bewegten.
Hinweise zu den Sortenempfehlungen
Die empfohlenen Sorten werden zur besseren Orientierung in den beiden Tabellen „Eigenschaften und Empfehlungen“ für die einzelnen Anbauregionen mit einem „x“ für Empfehlung bzw. „P“ für Probeanbau gekennzeichnet. Mit „Q“ wurde die E-Sorte Exsal in einzelnen Anbauregionen bewertet, weil sie dort im Vertragsanbau ökonomisch eine Alternative zu ertragsstärkeren A-Weizensorten bieten könnte. Ergänzend werden die besonderen Anbaueignungen und die wichtigsten Qualitäts- und Krankheitseinstufungen sowie die Standfestigkeit und Winterhärte beschrieben. Als blattgesund gelten Sorten, wenn sie gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria keine Schwächen zeigen und sich in wenigstens einem dieser genannten Merkmale als robust („+“) erweisen.
Eine Anbauempfehlung erhalten Sorten unter drei unterschiedlichen Voraussetzungen:
Sorten, die mit „x“ in der Empfehlungstabelle gekennzeichnet sind, weisen neben ihrer guten Ertragsleistung auch weitere positive Eigenschaften, wie z. B. Standfestigkeit, Blattgesundheit, Fusariumtoleranz oder Winterhärte auf.
Sorten, die mit [x] markiert sind, verfügen über oben genannte positive Eigenschaften, sind ertraglich jedoch etwas schwächer einzustufen.
Die mit (x) bzw. ((x)) versehenen Sorten erreichten hohe bis sehr hohe Erträge, zeigen jedoch in einem oder mehreren der oben genannten Merkmale Schwächen bzw. starke Schwächen. Zu Letztgenannten gehört KWS Donovan, die bei Verzicht auf Fungizide in Jahren mit hohem Infektionsdruck Mindererträge von ca. 50 % hinnehmen musste.
Die Sortenempfehlungen in den einzelnen Anbauregionen sind in den Tabellen Sorteneigenschaften und -empfehlungen dargestellt.
Zu den empfohlenen Sorten im Einzelnen:
Die allgemein empfohlenen und in der Regel standfesten und blattgesunden Sorten werden dabei zuerst vorgestellt.
Sorten der Qualitätsgruppe A
Die zweijährig geprüfte Sorte Willcox bestätigte ihre guten Vorjahresergebnisse und wird in allen Anbauregionen uneingeschränkt empfohlen. Vor allem auf den Sandstandorten erreichte sie überdurchschnittliche Erträge. Überdies ist sie standfest und blattgesund.
WPB Newton machte ihr letztjähriges schwächeres Ergebnis wieder wett, indem sie in allen Anbauregionen hohe Erträge erzielte und damit auch mehrjährig überzeugte. Sie ist eine standfeste Sorte, die jedoch gegenüber Braunrost empfindlicher bewertet worden ist. Vom Bundessortenamt (BSA) wurde sie zudem mit Boniturnote 6 gegenüber Ährenfusarium schwach herabgestuft, dieses gilt es bei der Anbauplanung in jedem Fall zu berücksichtigen. Eine eingeschränkte Empfehlung für die Höhenlagen beruht auf der möglichen Auswinterungsgefahr. In den übrigen Anbauregionen wird sie trotz der schwächeren agronomischen Beurteilungen aus ertraglicher Sicht empfohlen.
SU Jonte lieferte in diesem Jahr schwächere Erträge und erreicht damit auch mehrjährig nur noch leicht unterdurchschnittliche bzw. unterdurchschnittliche Erträge. Bei mittlerer Einstufung gegenüber Braunrostbefall zählt sie weiter zu den blattgesunden Sorten, die sich darüber hinaus auch durch die positiven Eigenschaften wie Standfestigkeit, Halmbruchfestigkeit, Fusariumtoleranz und Winterhärte auszeichnet. Aufgrund der Ertragsleistungen wird SU Jonte eingeschränkt empfohlen, in der Marsch uneingeschränkt
LG Optimist bestätigte ihre guten Vorjahreserträge und wird daher auf den Sandstandorten, den Lehmstandorten Nordwest sowie für die Höhenlagen eingeschränkt empfohlen. Die starke Lageranfälligkeit zeigte sich in diesem Jahr nur an einzelnen Standorten, sie war ertraglich nicht unbedingt relevant, führte dennoch zur Einschränkung. Positiv hervorzuheben ist die gute Winterfestigkeit sowie die Fusariumtoleranz. Auf Standorten ohne Mehltaubefall ist sie als blattgesund einzustufen.
Polarkap wurde lediglich noch in der Anbauregion Höhenlagen Mitte/West geprüft und zeigte dort schwankende, aber insgesamt gute Erträge. Bei durchschnittlicher Standfestigkeit punktet sie durch eine sehr gute Blattgesundheit, Winterhärte sowie gute Einstufungen gegenüber Halmbruch und Ährenfusarium. Sie wird daher in den Höhenlagen bei durchschnittlichen Erträgen dank der guten Winterhärte eingeschränkt empfohlen.
KWS Donovan zählt zu den krankheitsanfälligsten der im LSV geprüften Sorten, vor allem, weil sie früh gegenüber Gelbrost, Mehltau und später stark gegenüber Braunrost empfindlich reagiert. Letzteres äußerte sich vor allem 2024 in sehr starkem Maße. Da der Krankheitsdruck 2025 weniger ausgeprägt war und zudem recht spät auftrat, erzielte sie insgesamt wieder bessere Erträge. Da die A-Sorte jedoch sehr hohe RP-Gehalte und eine hohe N-Effizienz erreicht, wird sie dank überdurchschnittlicher Erträge stark eingeschränkt für die Lehmböden Südhannover, die Höhenlagen Mitte/West sowie auch noch für die Marsch empfohlen. Beim Anbau ist in jedem Fall ein mehrmaliger Fungizideinsatz erforderlich, der eine intensive Bestandsbeobachtung unumgänglich macht.
Die standfeste, aber stark gegenüber Braunrost empfindliche Sorte LG Kermit konnte in den beiden LSV-Jahren ertraglich in der Marsch, auf den Lehmstandorten Südhannover und den Höhenlagen überzeugen. Da sie im Gegensatz zu KWS Donovan keine Gelbrost-Schwäche zeigt, ist in erster Linie ein gezielter Fungizideinsatz gegenüber Braunrost erforderlich, sodass die Empfehlung eingeschränkt, aber nicht stark eingeschränkt ausgesprochen wird.
Sorten für den Probeanbau
Intensity ist eine mittelfrüh abreifende Grannenweizensorte, die vor allem in der Marsch und auf auf den Lehmstandorten sowie Höhenlagen überdurchschnittliche Erträge erzielte. Gleichzeitig weist sie eine hohe Standfestigkeit und Blattgesundheit auf und wird daher für die genannten Anbauregionen für den Probeanbau empfohlen. Zusätzlich hat Intensity eine sehr gute Einstufung gegenüber Ährenfusarium erhalten, sodass sie auch für intensive Maisfruchtfolgen auf den westlichen Sandstandorten eingeschränkt empfohlen wird.
Die ertragsstarke Sorte KWS Friese stellte ihre Leistungsfähigkeit vor allem in der Marsch und auf den Lehm- und Höhenlagenstandorten unter Beweis. Zudem kann die Sorte durch eine gute Standfestigkeit und Blattgesundheit punkten. Größtes Manko der Sorte ist jedoch der sehr geringe RP-Gehalt, sodass sie die RP-Normen bei der üblichen Vermarktung kaum erreichen wird, sondern teilweise nur als Futterweizen gehandelt wird. Ob die Sorte im Vertragsanbau - wo die RP-Gehalte nicht die entscheidende Rolle spielen sollen - in größerem Maßstab angebaut wird, bleibt abzuwarten. Aus ertraglicher Sicht kommt sie als gesunde und standfeste Sorte auf den Lehmstandorten Südhannover und für die Höhenlagen für den Probeanbau in Frage.
Die sehr blattgesunde und standfeste Sorte Kumpel konnte ertraglich noch nicht ganz überzeugen. Lediglich auf den Lehmstandorten Südhannover erreichte sie gute Erträge, die einen Probeanbau für einen unproblematischen und pflanzenschutzreduzierten Anbau rechtfertigen.
Weitere geprüfte A-Sorten
Mit Filius und Ambientus standen zwei qualtitätsbetonte Sorten erstmalig in den LSV-Prüfungen, die aus agronomischer Sicht vor allem wegen einer guten Blattgesundheit und Fusariumtoleranz positiv zu bewerten sind. Ertraglich rangiert Ambientus auf dem Niveau der beiden E-Sorten Exsal und Emmerto. Filius erwies sich etwas ertragsstärker, ohne jedoch schon voll zu überzeugen; am besten schnitt sie auf den Höhenlagenstandorten ab.
Die mit bereits sehr hohen Vermehrungszahlen in Niedersachsen an den Start gegangene Sorte SU Tarroca konnte die Erträge im zweiten LSV-Jahr zwar dank des geringeren Krankheitsdrucks verbessern, allerdings ohne mehrjährig betrachtet zu überzeugen. Trotz der sehr hohen RP-Gehalte fiel sie in diesem Jahr sehr negativ durch geringe Fallzahlen auf, die viele Landwirte bei der Vermarktung leidvoll zu spüren bekamen. Bei insgesamt durchschnittlichen Erträgen sind die Standfestigkeit sowie die hohen RP-Gehalte positiv hervorzuheben; für eine sichere Vermarktung stellen die geringen Fallzahle jedoch ein hohes Risiko dar.
Empfohlene B-Weizensorten zeichnen sich durch eine hohe Ertragsleistung bei gleichzeitig unproblematischem Anbau - d. h. standfest und blattgesund - aus.
RGT Kreuzer überzeugte auch in diesem Jahr durch ihre hohe Ertragsleistung und wird nach dem dritten LSV-Jahr klar uneingeschränkt empfohlen. Darüber hinaus sind auch die Standfestigkeit, die Blattgesundheit, Fusariumtoleranz sowie die sehr gute Kältetoleranz positiv hervorzuheben.
Spectral erzielte ebenfalls im dritten LSV-Jahr wieder sehr gute Erträge und ist in diesem Segment mehrjährig betrachtet die ertragsstärkste Sorte. Auch sie ist blattgesund, standfest und fusariumtolerant. Sowohl Spectral als auch RGT Kreuzer weisen allerdings nur geringe RP-Werte auf, die bei der Backweizenvermarktung zu beachten sind, diese Qualität wird nicht in jedem Fall erreicht.
SU Tammo wird nach dem zweiten LSV dank überzeugender Erträge mit Ausnahme der Marschregion empfohlen. Bei mittlerer Standfestigkeit zeichnet sich die Sorte durch eine gute Blattgesundheit aus und liegt in den RP-Gehalten im mittleren Bereich, sodass die Backweizenvermarktung günstiger als bei den beiden vorgenannten Sorten einzustufen ist.
Chevignon präsentierte sich in diesem Jahr mit Ausnahme der Marschstandorte wieder ertragsstark und konnte die schwachen Vorjahresergebnisse ausgleichen. Auf den Lehmböden wird sie als früh abreifende, aber aufgrund zunehmender Schwächen gegenüber Mehltau nicht mehr als blattgesund eingestufte Sorte weiterhin uneingeschränkt empfohlen. Eine eingeschränkte Empfehlung wird für die Anbauregion Marsch (Frühreife) und für die Sandböden (schwächere Blattgesundheit, geringe RP-Gehalte) ausgesprochen.
B-Sorten für den Probeanbau
SU Marathon erreichte auf den westlichen Sand- und Lehmstandorten sowie den Lehmböden Südhannover und den Höhenlagen Mitte/West hohe Erträge. Da sie als sehr kurzstrohige Sorte eine entsprechende Standfestigkeit aufweist und darüber hinaus insbesondere gegenüber den Rosten sehr blattgesund ist, wird sie für den Probeanbau in diesen Anbauregionen empfohlen. Zusätzlich sprechen die geringe Fusariumanfälligkeit sowie die derzeit erkennbare Fallzahlsicherheit für den Probeanbau.
LG Tomjol wurde im LSV nicht in allen Anbauregionen geprüft, da zum Zeitpunkt der Aussaat noch nicht klar war, ob sie als B- oder C-Weizen eingestuft wird. Auf den schwerpunktmäßig für die Futterweizenproduktion ausgerichteten Anbauregionen Marsch sowie den westlichen Lehm- und Sandstandorten erzielte sie sehr gute Erträge, die eine Empfehlung zum Probeanbau rechtfertigen. Zudem sprechen die sehr gute Blattgesundheit und die Fusariumtoleranz dafür.
Mit Champion wurde in der Marsch eine Sorte aufgrund positiver Ertragsmeldungen aus der Praxis in den LSV aufgenommen, ohne in den deutschen Vorprüfungen gestanden zu haben. Während sich die hohen Erträge in diesem Jahr in den LSVs bestätigt haben, müssen die offensichtlichen Schwächen der Sorten aber auch klar benannt werden. Nach derzeitigem Eindruck erwies sich die Sorte als lageranfällig und vor allem gegenüber Braunrost als sehr anfällig. Da sie ursprünglich von Züchterseite vornehmlich für die Küstenregion mit geringer Auswinterungsgefahr ins Spiel gebracht wurde, sind diese Punkte entsprechend beim Anbau zu berücksichtigen. Aus rein ertraglicher Sicht kann ein Anbau in Erwägung gezogen werden, wenn die angesprochenen Punkte entsprechend berücksichtigt werden.
Weitere geprüfte B-Sorten
Trotz der positiven Eigenschaften wie Standfestigkeit, Blattgesundheit sowie hoher RP-Gehalte wird die langstrohige, aber standfeste und blattgesunde Sorte SU Fiete aufgrund nur durchschnittlicher bzw. leicht unterdurchschnittlicher Erträge nicht mehr weiter empfohlen.
Mit Sportsman wurde eine sehr standfeste, blattgesunde und besonders fusariumtolerante Sorte speziell auf den westlichen Sandstandorten mit hohen Maisanteilen und mit reduziertem Fungizideinsatz geprüft. Es wurden jedoch nur unterdurchschnittliche Erträge erreicht.
Empfohlene C-Sorten
KWS Keitum erreichte in allen Anbauregionen wieder sehr hohe Erträge und ist klar die ertragsstärkte C-Sorte, sodass ist sie als Futterweizen klar empfohlen wird. Zu beachten sind jedoch die besonders 2023 offensichtlich gewordenen Schwächen in der Standfestigkeit. Für die Höhenlagen ist zudem die geringere Winterhärte ausschlaggebend für die eingeschränkte Empfehlung. Positiv hervorzuheben sind die Blattgesundheit und die Ährenfusariumtoleranz, die besonders in maisintensiven Regionen wichtig ist. Die Schwächen in der Stand- und Winterfestigkeit gilt es in jedem Fall zu beachten.
Die C-Sorte Winner, von Seiten des Züchters als „französischer Brotweizen“ bezeichnet, wurde 2025 noch in der Marsch sowie den westlichen Sand- und Lehmböden geprüft. Die mittelfrühe Grannenweizensorte kann gegenüber KWS Keitum ertraglich nicht ganz mithalten, könnte bei entsprechenden Vermarktungsmöglichkeiten als Backweizen dennoch dank der guten Standfestigkeit, Blattgesundheit und Fusariumtoleranz nicht ganz uninteressant sein. Die Sorte erhält eine Anbauempfehlung für die Marsch und die Sandstandorte, da sie auch hier in diesem Jahr ertraglich überzeugte sowie eingeschränkt für die Lehmstandorte Nordwest.
C-Sorten für den Probeanbau
Mit Balzac und Shrek wurden aus den EU-Prüfungen zwei B-Sorten in die Prüfungen aufgenommen, die derzeit beide (Balzac vorläufig C) nunmehr den C-Sorten zuzuordnen sind. Gegenüber KWS Keitum liegen sie ertraglich zurück. Lediglich in der Marsch, wo KWS Keitum aufgrund von Lagerproblemen mehrjährig schwächere Erträge lieferte, könnten sie für den Probeanbau in Frage kommen. Für einen Anbau sprechen die frühere Abreife sowie die Blattgesundheit.
Auch die Sorte RGT Konzert war ursprünglich als A-Sorte vorgesehen, ist aufgrund von Schwächen in der Teigelastizität jedoch lediglich als C-Weizen eingestuft und wird daher wohl bei eher durchschnittlichen Erträgen keine große Marktbedeutung erlangen.
E-Sorten
Aufgrund der positiven Marktprognosen für den Qualitätsweizenanbau im vergangenen Herbst mit entsprechenden Aufgeldern wurde neben der bereits geprüften Grannenweizensorte Exsal mit Emmerto eine zweite E-Weizensorte zumindest in ausgewählten Regionen geprüft.
Exsal konnte in diesem Jahr nicht an die guten Erträge des Jahres 2023 in der Anbauregionen Lehmböden Südhannover heranreichen, sondern lieferte insgesamt Werte von ca. rel. 95 im Vergleich zum Mittel aller Sorten der unterschiedlichen Qualitätsgruppen. Somit hängt ein aus ökonomischer Sicht erfolgreicher Qualitätsweizenanbau stark von den Zuschlägen ab. Aus agronomischer Sicht erweist sie sich als sehr standfest und blattgesund und wurde seitens des BSA auch als sehr ährenfusariumtolerant eingestuft. Der Sorte wird eine Qualitätsweizenempfehlung für den Vertragsanbau auf den Lehmböden Südhannover und den Höhenlagen ausgesprochen, weil nur mit entsprechenden Qualitätszuschlägen der Anbau auch ökonomisch interessant sein wird. Die Sorte Emmerto konnte auf den Sandstandorten Nordhannover ertraglich überzeugen, sodass hier bereits eine Probeanbauempfehlung erfolgt, wobei auch hier die Qualitäten entsprechend monetär honoriert werden sollten.
Weitere Hinweise zu den dies- und mehrjährigen Qualitätsergebnissen werden in einem gesonderten Artikel zu einem späteren Termin erläutert.
Zusammenfassung
Die Winterweizenerträge haben sich 2025 gegenüber dem Vorjahr in allen Anbauregionen deutlich gesteigert. In den LSV wurden durchschnittlich knapp 100 dt/ha erzielt und erfreulicherweise waren auch auf den leichten Standorten keine Missernten zu beklagen. Auch wenn die zwischenzeitlichen Trockenphasen optisch nicht extrem auffielen, sicherten Beregnungsmaßnahmen die Erträge auf den leichten Standorten entscheidend ab. Die anhaltende Trockenperiode von Februar bis Anfang Mai verhinderte Infektionen durch Blattkrankheiten, sodass der Fungizideinsatz im Gegensatz zum Vorjahr deutlich reduziert werden konnte. Davon profitierten vor allem anfällige Sorten, die bei Fungizidverzicht keine extremen Ertragsverluste hinnehmen mussten. Auch die Rückmeldungen aus der Praxis waren aus ertraglicher Sicht zumindest positiv. Der große Wermutstropfen ist allerdings der schwache Getreidepreis, der sich im Verlauf der Ernte sukzessiv nach unten bewegte und damit die Wirtschaftlichkeit wieder deutlich schmälerte.
In den Landessortenversuchen zeigten zahlreiche etablierte Sorten sowohl ihre Ertragskonstanz als auch Robustheit gegenüber Krankheiten. Von der Vielzahl der neuen Sorten sind jedoch auch in diesem Jahr keine sogenannten Überflieger dabei. Lediglich im A-Segment fielen Intensity durch gute Erträge und günstige agronomische Einstufungen sowie SU Marathon und LG Tomjol im B-Bereich in den geprüften Anbauregionen positiv auf.
Für eine belastbare Sortenempfehlung gilt jedoch weiterhin, dass die Betrachtung mehrjähriger Ergebnisse unerlässlich ist. Hier spielen die Pflanzengesundheit und Robustheit eine zunehmend stärkere Rolle, insbesondere bei unterschiedlichen Umweltbedingungen zwischen den Jahren.
Die Anzahl uneingeschränkt empfohlener Sorten ist weiterhin überschaubar und zeigt, dass die Züchter weiter gefordert sind, ertragliche Fortschritte mit guter Pflanzengesundheit und hoher Qualität zu verbinden.











