Die Qualitäten des Winterweizens sind in diesem Jahr erfreulicherweise besser als zunächst erwartet. Das betrifft in erster Linie die Rohproteingehalte. Starke Sortendifferenzierungen waren bei der Fallzahl erkennbar, die bei der Sortenwahl für die kommende Aussaat berücksichtigt werden sollten.

Aus ertraglicher Sicht war 2025 im Vergleich zu den Vorjahren ein erfolgreiches Jahr, wobei die langanhaltende Trockenperiode von Februar bis Anfang Mai dazu führte, dass die Anzahl ährentragender Halme sukzessive reduziert wurde – je nach Bodengüte und Verfügbarkeit entsprechender Bodenwasservorräte. Ein positiver Effekt dieser Trockenphase bestand darin, dass sich Blattkrankheiten kaum entwickeln konnten und damit auf frühzeitige Fungizidmaßnahmen verzichtet werden konnte. Die Anfang Mai einsetzenden Niederschläge führten zu einem raschen Entwicklungssprung der Bestände, weil dadurch auch die Nährstoffaufnahme sprunghaft verbessert wurde. Ausreichende, zum Teil ergiebige Niederschläge im Zeitraum Ende Mai bis Anfang Juni gewährleisteten eine sehr gute Kornausbildung und führten letztlich auch zu höheren Rohproteingehalten (RP-Gehalte) im Korn und hohen Hektolitergewichten (hl-Gewichte).
Die insgesamt positiveren Wachstumsbedingungen führten in diesem Jahr zu stark verbesserten Hektarerträgen und in der Kombination mit einer laut vorläufiger Zahlen des statistischen Landesamtes Niedersachsen (LSN) wieder auf „Normalniveau“ angewachsenen Weizenanbaufläche zu einer Steigerung der Erntemengen um 65,8 % auf 3.225.800 Tonnen. Hierzu trugen im Vergleich zum sechsjährigen Mittel um 7,2 % höhere Durchschnittserträge von 84,8 dt/ha sowie eine um 35,3 % gestiegenen Anbaufläche (gegenüber 2024) bei. Da die von der aufnehmenden Hand und den Verarbeitern geforderten Qualitäten oftmals erreicht wurden, kann in diesem Jahr der A-Weizenbedarf zum überwiegenden Teil mit heimischer Ware gedeckt werden. Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch die im Herbst 2024 prognostizierten Qualitätsaufschläge wieder stark zurückgefahren wurden. Ein im letzten Jahr abgeschlossener Vertragsanbau mit entsprechenden Zuschlägen wäre sicherlich eine ökonomisch lohnenswerte Maßnahme gewesen.
Während in den vergangenen Jahren vielfach die geringeren Rohproteingehalte intensiv diskutiert wurden, wurde vor allem aus der Praxis von höheren Werten berichtet, sodass die geforderten Mindestnormen oftmals erfüllt wurden. Die verbesserten RP-Gehalte werden vor allem durch die jahresbedingten Witterungsverhältnisse begründet, da wie bereits beschrieben sich dank der guten Wasser- und Nährstoffversorgung in der Kornfüllungssphase gut ausgebildete Körner entwickeln konnten.
Mit sich abzeichnenden positiven deutschland- und europaweiten Ertragsprognosen verringerten sich entsprechend auch die Marktpreise und die Qualitätsaufschläge. Lagen die Einkaufspreise im September 2024 für A-Weizen noch bei 22,95 €/dt und konnten einen Aufschlag von knapp 3 €/dt gegenüber B-Weizen generieren, so sank der Preis im August 2025 auf 18,95 €/dt und die Differenz von A- zu B-Weizen betrug lediglich 1 €/dt, B-Weizenpreise lagen zum Teil weniger als 0,50 €/dt über dem Futterweizenpreis. Damit rücken die sehr hohen Marktpreise des Jahres 2022 in weite Ferne.
Probleme durch einen stärkeren Mutterkornbesatz oder fusariumbelastete Partien waren in diesem Jahr die Ausnahme.
Unterschiedliche Modalitäten bei der Vermarktung
Der Rohproteingehalt (RP-Gehalt) ist nach wie vor - obwohl er seit 2019 nicht mehr Bestandteil der Qualitätseinstufung von Winterweizensorten durch das Bundessortenamt (BSA) ist - ein sehr wichtiger Qualitätsparameter bei der Vermarkung. Ein Großteil des Qualitätsweizens wird weiterhin auf Basis der für den Export ausschlaggebenden Konditionen gehandelt und die möglichen Preisaufschläge orientieren sich aktuell, fachlich gerechtfertigt oder nicht, noch immer am Rohproteingehalt - die Erfüllung der übrigen geforderten Qualitätskriterien wie Fallzahl und hl-Gewicht vorausgesetzt. Ein Verfehlen der geforderten Werte führt zu entsprechenden Preisabschlägen.
Um qualitativ hochwertige Backwaren zu produzieren, spielen aus Sicht der verarbeitenden Branche weniger die erwähnten RP-Gehalte, sondern andere Parameter wie z. B. der Feuchtklebergehalt eine wesentlich wichtigere Rolle. Da die RP-Gehalte gegenüber dem Vorjahr in den Landessortenversuchen um etwa 0,4 Prozentpunkte höher sind – aus der Praxis wird von zum Teil über 1 % höheren RP-Gehalten berichtet – zeigten die Untersuchungen der LSV-Qualitätsergebnisse auch bei den sogenannten Sedimentationswerten, ein für die Beschreibung der Backqualität derzeit häufig herangezogener Parameter, gleichgerichtet zum RP-Gehalt ein verbessertes Niveau.
Im Vertragsanbau werden in der Regel Abnahmeverträge direkt mit dem Verarbeiter geschlossen und bereits vor der Aussaat die Sorten für den Anbau vereinbart sowie zu erfüllende Qualitätskriterien festgelegt. Derartige abgeschlossene Verträge konnten aufgrund der oben beschriebenen verbesserten diesjährigen Qualitäten oftmals erfüllt werden und entsprechende Aufschläge verbesserten die ökonomische Bilanz.
Die Sortenwahl spielt generell bei der Produktion von Qualitätsweizen eine entscheidende Rolle, wobei die Kombination aus hoher Ertragsleistung und der Erfüllung geforderter Qualitätsnormen für den Landwirt am wirtschaftlichsten ist. Ein Verzicht auf Ertrag bei besserer Qualität sollte dann entsprechend vom Verarbeiter honoriert werden.
Qualitätsergebnisse der in den Landessortenversuchen geprüften Sorten
Die Ertragsleistung sowie zahlreiche weitere agronomische Eigenschaften wie Lagerneigung und Festigkeit gegenüber Krankheiten wurden in den bereits veröffentlichten Ergebnissen der Landessortenversuche beschrieben. Die wichtigsten Faktoren für die Qualitätseinstufung hingegen sollen im Folgenden vorgestellt werden. Dazu zählen die schon erwähnten Parameter RP-Gehalt, hl-Gewicht, Tausendkorn-Masse (TKM), Fallzahl und Sedimentationswert.
Fallzahlen
Die Fallzahl bereitete in diesem Jahr sowohl in der Praxis als auch in den Versuchen wieder stärkere Probleme, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie es 2023 der Fall war. Die Durchschnittswerte der 11 untersuchten Standorte befanden sich in einem sehr breiten Bereich von 195 bis 349 sec. Die eingangs erwähnten Beobachtungen haben sich damit weitgehend bestätigt; d. h. druschreife Bestände, die nicht vor der Regenperiode geerntet werden konnten, sondern erst ab dem 08. August, büßten hier bei den Fallzahlwerten ein und die Fallzahlsicherheit der Sorten differenzierte entsprechend stark. Auf dem bereits am 26. Juli gedroschenen Standort Lüchow hingegen lagen die Fallzahlwerte auch bei den schwächsten Sorten noch über 230 sec.
Sortentypische Unterschiede waren also insgesamt klar erkennbar, was an der Schwankungsbreite der einzelnen Sorten deutlich wird (Tabellen 1 u. 2). Die höchsten Durchschnittswerte von 361 bis 332 sec. erreichten Emmerto, WPB Newton, Ambientus, SU Marathon, Willcox und Spectral, die damit auch eine hohe Fallzahlsicherheit mitbringen.
Mit guter Fallzahlsicherheit wurden darüber hinaus im E- bzw. A-Bereich auch die Sorten Exsal, KWS Donovan und SU Jonte eingestuft sowie vorläufig die neuen Sorten Intensity, Filius und Kumpel.
Mit sehr geringen Fallzahlen fiel die Sorte SU Tarroca auf, was nicht nur in Niedersachsen offensichtlich wurde; damit wurden die im letzten Jahr angedeuteten Schwächen drastisch sichtbar. Aber auch die A-Sorte SU Magnetron wies mit einer sehr starken Streuung in den Einzelwerten auf ein schwache Fallzahlsicherheit hin, die für einen sicheren Qualitätsweizen mit sehr hohen Risiken verbunden ist.
Das Merkmal der Fallzahlsicherheit, welches 2023 von den Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern ermittelt wurde, fasst im Prinzip die vom BSA aufgeführten Parameter Fallzahlhöhe und -stabilität zusammen und wurde mit den eigenen 2025er Werten ergänzt. Sorten mit einer positiven Einstufung müssen dabei nicht unbedingt die höchsten Fallzahlen erreichen, fallen unter kritischen Bedingungen jedoch nicht besonders stark ab. Sorten mit geringerer Fallzahlsicherheit sollten daher - wie das Jahr 2023 und 2025 gezeigt haben - bei wechselnden Witterungsbedingungen während der Ernteperiode vorrangig beerntet werden.
Obwohl das hl-Gewicht die Mahl- und Backeigenschaften nur recht gering beeinflusst, wird das Merkmal nach wie vor als wichtiges Qualitätsmerkmal ausgewiesen. Für A-Weizenqualitäten müssen beispielsweise Gewichte >77 kg, für B-Weizen >76 kg erzielt werden.
In diesem Jahr erreichten die geprüften Sorten im Mittel hl-Gewichte von 77 kg und erfüllten damit die A-Qualitätsnorm. Sie lagen im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 kg höher. Zwischen den Sorten sind starke Unterschiede zu beachten. Bei den E-Sorten erreichte Exsal mit knapp 79 kg sehr gute Werte, während Emmerto hier doch recht deutlich unter 77 kg blieb. Mit Werten klar oberhalb der A-Norm konnten SU Tarroca, Ambientus, LG Optimist, Filius, Polarkap, KWS Donovan sowie aus dem B-Bereich, SU Fiete, LG Tomjol und Sportsman überzeugen. Aber auch die neuen C-Sorten Balzac und Shrek lieferten sehr gute Werte.
LG Kermit, KWS Friese und die lediglich in der Marsch geprüfte Sorte Champion lieferten mit unter 74,5 kg die schwächsten Ergebnisse.
Analog zu den hl-Gewichten haben sich auch die 2025er TKM-Werte verbessert und zwar um knapp 2 g auf 48,2 g im Vergleich zu 46,4 g im Jahr 2024. Von den mehrjährig geprüften Sorten aus dem E- und A-Bereich erreichten SU Tarroca und LG Optimist mit 53,6 g bzw. 52,4 g die höchsten Werte. Von den B- und C-Sorten lieferten KWS Keitum (C) und RGT Konzert hohe TKM-Ergebnisse. Polarkap und die neuen A-Sorten Ambientus und KWS Friese erreichten mit über 51 g ebenfalls hohe Werte.
Die RP-Gehalte lagen mit durchschnittlich 11,7 % bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Kornerträgen dennoch um 0,4 % höher als im Vorjahr. Die verbesserten RP-Gehalte, die in der Praxis aufgrund entsprechender Rückmeldungen noch deutlich höher lagen, werden unter anderem auf die ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung in der Kornbildungsphase zurückgeführt bei anschließend kontinuierlichem weiteren Abreifeverlauf, was sich auch für die beiden soeben beschriebenen Parameter positiv auswirkte. Hinzu kamen die weniger üppigen Bestände, sodass die entwickelten Ähren entsprechend gut versorgt wurden.
Zwischen den Versuchsstandorten waren die Unterschiede im RP-Gehalt gegenüber dem Vorjahr weniger stark ausgeprägt, zeigten dennoch aber eine Spannbreite in einem Wertebereich von 9,2 % bis 13,9 %.
Die Unterschiede zwischen den Qualitätsgruppen spiegeln sich auch in diesem Jahr wider. Zu beachten ist, dass in den Landessortenversuchen auch die E-Sorten auf Basis der Bedarfswerte der A- und B-Sorten gedüngt wurden. Eine um 30 kg N/ha erhöhte Düngung hätte bei den E-Sorten sicherlich noch zu einer spürbaren Verbesserung der RP-Gehalte geführt. In parallel durchgeführten Versuchen erreichten die E-Sorten bei entsprechender Ausdüngung mit später N-Gabe ein Plus von 0,6 %-Punkten. Von den beiden E-Sorten hätte dann zumindest Exsal die für A-Sorten erforderliche RP-Norm von 13 % erreicht.
Mit 11,9 % lagen die durchschnittlichen RP-Gehalte der A-Sorten um 0,4 %-Punkte unter denen der E-Sorten, aber auch um 0,4 % über den B-Sorten mit 11,5 %.
Im A-Bereich erzielten die zweijährig geprüften Sorten SU Magnetron und SU Tarroca sowie die neue Sorte Ambientus das gleiche Niveau wie die beiden E-Sorten im Mittel. Von den bereits länger geprüften Sorten überzeugten wieder KWS Donovan, Polarkap und SU Jonte mit leicht überdurchschnittlichen bis durchschnittlichen Ergebnissen. Zu erwähnen ist, dass mit KWS Friese eine Sorte als A-Sorte beschrieben wird, die aufgrund der in den LSV erreichten RP-Gehalte von 11 % beim Landhandel oftmals nur als Futterweizen zu vermarkten wäre. Sorten wie KWS Friese, die laut BSA mit der niedrigsten RP-Einstufung (1 von 9) beschrieben wird, haben daher praktisch nur im Vertragsanbau eine Chance, wenn die A-Qualität honoriert werden soll.
Im B-Bereich erzielten SU Fiete, die nur auf den Sandstandorten Nordwest geprüfte Sorte Sportsman und SU Tammo mit 12,3 bis 11,6 % hohe Werte. Geringe RP-Gehalte von knapp über 11 % erreichten wieder RGT Kreuzer, Spectral und die neue Sorte LG Tomjol. Die große Diskrepanz im Bereich der C-Sorten resultiert daher, dass KWS Keitum von vornherein als C-Sorte an den Start ging, Winner und RGT Konzert jedoch auf Grund von Schwächen in den Backeigenschaften nunmehr als C-Weizen eingestuft wurden und sie entsprechend bessere RP-Werte als KWS Keitum aufwiesen. Während Shrek als neue C-Sorte erwartbar schwache RP-Gehalte erzielt, würden zumindest die RP-Gehalte bei der Sorte Balzac als B-Weizen passen – eine Umstufung in die B-Gruppe wird von Züchterseite angestrebt.
Das BSA hat 2023 erstmalig in der Beschreibenden Sortenliste das Merkmal der Stickstoff-Effizienz (N-Effizienz) aufgenommen. Hiermit wird beschrieben, wie effizient der aus Düngung und Nachlieferung des Bodens zur Verfügung stehende Stickstoff in Kornstickstoff umgewandelt wird. Der Kornstickstoffertrag ist also das Produkt aus Kornertrag und RP-Gehalt. In der Grafik, die sich auf die 2021 bis 2025 ermittelten Ergebnisse der fünf Standorte der Anbauregion Südhannover bezieht, in der verstärkt Qualitätsweizenproduktion stattfindet, sind diese beiden Parameter dargestellt. Die N-Effizienz-Einstufung des BSA ist als Zahl den jeweiligen Sortennamen angehängt. Die Bandbreite liegt aktuell in einem Bereich von 4 (niedrig bis mittel) bis 7 (hoch). Durch eine hohe Bewertung (Boniturnote 7) zeichnen sich vornehmlich RP starke Sorten mit hohen Kornerträgen aus wie KWS Donovan und die C-Sorte RGT Konzert von den etablierten Sorten, sowie die neuen bzw. neueren A-Sorten Ambientus, SU Magnetron und LG Kermit. Aber auch die E-Sorte Emmerto ist mit Einstufung 7 vertreten.
Die E-Sorte Exsal sowie Polarkap sind mit der Note 6 auch überdurchschnittlich bewertet, sie liegen ertraglich allerdings im eher unterdurchschnittlichen Bereich; SU Tammo hingegen punktete durch bessere Erträge. Eine sehr gute Kombination aus RP-Gehalt und Ertrag bietet die neue Sorte Intensity, die damit im gewünschten oberen rechten Quadrat der Abbildung angesiedelt ist. Für die Vermarktung als Qualitätsweizen ist aus ökonomischer Sicht sicherlich ein ertragreicher A-Weizen mit gleichzeitig sicheren RP-Gehalten am interessantesten. Durch die Möglichkeit E-Sorten um 30 kg N/ha besser mit Stickstoff zu versorgen, lassen sich bei diesen Sorten höhere RP-Werte erzielen, gleichzeitig gesteigerte Erträge sind eher die Ausnahme.
Ein Maß für die Proteinqualität ist der Sedimentationswert. Er beschreibt die Quellfähigkeit des Glutens und korreliert sowohl mit dem Proteingehalt als auch mit dem Backvolumen. Einhergehend mit den etwas geringeren RP-Werten fielen im Durchschnitt der Sorten auch die Sedimentationswerte mit einem Durchschnittswert von 39 ml deutlich besser als im Vorjahr aus. Der relativ enge Zusammenhang von RP-Gehalt und Sedimentationswert zeigt sich recht klar. Die besten Sedi-Werte lieferten die E-Sorte Exsal und die A-Sorten SU Magnetron, SU Tarroca, Polarkap, Ambientus und SU Jonte von den A-Sorten. Bei den B-Sorten erreichten SU Fiete und SU Tammo hohe Werte sowie die C-Sorte RGT Konzert.
Ist ein Anbau von E-Weizensorten unter den aktuellen Rahmenbedingungen sinnvoll?
Auch wenn in diesem Jahr die RP-Werte erfreulicherweise spürbar angestiegen sind, ist es derzeit auf den typischen und in der Regel hochertragreichen Lehmstandorten Südhannover kaum realistisch, die am Export orientierten RP-Gehalte für
E-Weizenqualitäten zu erfüllen, auch die geforderten RP-Gehalte für A-Weizen sind oft nicht sicher erreichbar. Um eine unter vielen Umweltbedingungen sichere Qualitätsweizenerzeugung zu gewährleisten, ist der in der Düngeverordnung festgelegte Stickstoff-Bedarfswert als standortspezifische Obergrenze leider zu knapp bemessen. Der direkte Vertragsanbau wird daher die sinnvollste Option für einen erfolgversprechenden Qualitätsweizenanbau sein, wobei aber im Vorhinein die Qualitätsvorgaben und in der Regel auch die anzubauende Sorte feststehen und auch möglichst klare Preisauf- bzw. bei Nichterfüllung auch die Preisabschläge vereinbart werden sollten. Überlegungen, E-Sorten in den ausgewiesenen roten Gebieten anzubauen, um durch den höheren Bedarfswert im Vergleich zum A/B-Weizen die aus der reduzierten Düngung resultierenden negativen Auswirkungen auf die Qualitäten abzumildern, spielen bei den derzeit geringen Preisaufschlägen eine eher unbedeutende Rolle. Berechnungen zeigen, dass der Anbau von E-Weizensorten mit dem Ziel, A-Qualität zu erreichen, oftmals erst bei Preisunterschieden von 2,50 €/ha eine ökonomisch interessante Option wäre. Diese Preisaufschläge waren im vergangenen Herbst realistisch, schmolzen bei sich abzeichnenden positiven Ertragserwartungen aber sukzessive zusammen. Nach derzeitigem Stand sind Preisaufschläge in der Größenordnung von 1,00 €/dt möglich, wobei Prognosen davon ausgehen, dass im Laufe der kommenden Monate sich wieder eine stärkere Differenzierung zwischen den Weizenqualitäten ergeben wird. Wie sich in diesem ertragsstarken Jahr 2025 gezeigt hat, liegen die ertragreichen E-Sorten wie z. B. Exsal immer noch um ca. 10 % gegenüber den ertragsstärksten B-Weizensorten zurück. Hier kann nur durch entsprechende Preisaufschläge für bessere Qualitäten die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten bleiben.
An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass durch den Qualitätsweizenanbau in der eigenen Region gleichzeitig auch der Weizenanbau insgesamt gesichert werden kann. Sollten sich die Importstrukturen aus den südosteuropäischen Weizenregionen zunehmend etablieren, werden diese Handelsströme schwieriger wieder zurückzufahren sein. In welche Richtung und auf welchem Niveau sich der Bedarf an heimischen Futterweizen bewegen wird, bleibt spannend.
Bewährte Sorten mit guten Qualitätseigenschaften in den einzelnen Qualitätsgruppen
Auf Basis der in den Tabellen dargestellten Qualitätsparameter Fallzahl, Sedi-Wert, RP-Gehalt und hl-Gewicht zeigten folgende Sorten gute Ergebnisse:
Die E-Sorte Exsal lieferte mehrjährig betrachtet eher unterdurchschnittliche Erträge bei gleichzeitig aber guten Qualitäten. Für einen ökonomischen Anbau sind jedoch entsprechende Preisaufschläge erforderlich, die in erster Linie im Vertragsanbau realisiert werden können.
Die mehrjährig geprüften Sorten SU Jonte und KWS Donovan bestätigten ihre bisherigen guten Qualitätseigenschaften. SU Jonte wurde aus agronomischer Sicht bei gleichzeitig allerdings eher unterdurchschnittlichen Erträgen in allen Anbauregionen empfohlen, wenn auch oftmals nur eingeschränkt. Die sehr krankheitsanfällige Sorte KWS Donovan - vor allem gegenüber Gelb- und Braunrost – liefert jedoch gute Qualitäten (hohe RP-Gehalte) und wird für die Lehmböden Südhannover und den Höhenlagen noch eingeschränkt empfohlen. Polarkap erwies sich in den Höhenlagen Mitte/West wieder qualitativ stark in den relevanten Merkmalen und wird bei mittleren Erträgen dort noch empfohlen.
Die lageranfällige Sorte LG Optimist erreichte in den Prüfjahren hohe Fallzahlen und hl-Gewichte, ist jedoch bei den RP-Werten eher schwächer einzustufen. WPB Newton überzeugte vor allem in den Fallzahlen und zeigte bei den weiteren Qualitätsparametern keine Schwächen, die Sorte wurde generell für den Anbau empfohlen. Trotz hoher RP-Gehalte eignet sich SU Magnetron aufgrund gravierender Schwächen in den diesjährigen Fallzahlen nicht unbedingt für einen sicheren Qualitätsanbau. Die etwas ertragsstärkere Sorte Willcox erreichte eher durchschnittliche Qualitäten, konnte vor allem aber durch hohe Fallzahlen überzeugen und bietet sich für den Anbau an. Die sehr guten RP- und Sedi-Werte sowie hl-Gewichte bei SU Tarroca wiegen die sehr schwachen Fallzahlen leider nicht auf, sodass von einer Empfehlung Abstand genommen wird. LG Kermit konnte bedingt durch eher durchschnittliche Fallzahlen und sehr schwache hl-Gewichte qualitativ nicht überzeugen. Von den neuen A-Sorten lieferte Intensity eine sehr gute Kombination aus hohen Erträgen bei insgesamt ausgewogenen Qualitäten. Sie wird damit klar für den Probeanbau empfohlen. Die in allen entsprechenden Qualitätsparametern gut abschneidende Sorte Ambientus kommt aufgrund der schwächeren Erträge in erster Linie für den Probeanbau im Vertragsanbau in Frage. Aufgrund der guten Erträge auf den Lehmstandorten Südhannover wäre auch die Sorte Kumpel dort dank günstiger Qualitätseigenschaften eine Option.
Im Segment der B-Sorten erreichte wieder SU Fiete bei allerdings schwächeren Fallzahlen gute RP-Gehalte und hl-Gehwichte, sie ist aus ertraglicher Sicht jedoch nicht in die Empfehlung gekommen. Eine bessere Wahl ist hingegen die zweijährig geprüfte Sorte SU Tammo, die gute Erträge mit ausgewogenen Qualitäten verbindet. Die ertragsstärksten B-Sorten Spectral und RGT Kreuzer zeigen mit Ausnahme der geringen RP-Gehalte keine Schwächen in den Parametern Fallzahl und hl-Gewicht und sind daher ebenfalls entsprechend geeignet; vorausgesetzt die RP-Norm wird erreicht. Von den neuen B-Sorten lieferte die etwas RP-schwächere SU Marathon ebenfalls eine gute Kombination aus Ertrag und Qualität und könnte für den Probeanbau in Frage kommen.
Detaillierte Untersuchungen zu den Backeigenschaften werden im Rahmen der Qualitätsuntersuchungen der AG Qualitätsweizen an ausgewählten Sorten vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden gesondert veröffentlicht.
Ausblick
Hochwertige Qualitätsweizenpartien stehen trotz der begrenzt aufgetretenen Probleme durch geringe Fallzahlen in diesem Jahr sowohl niedersachsenweit als auch bundesweit in deutlich größerem Umfang zur Verfügung. Dank insgesamt ausgeweitetem Anbau auf „Normalniveau“ bei gleichzeitig erfreulichen Ertragssteigerungen wurden entsprechend die Erntemenge um ca. 66 % gesteigert. Da parallel die RP-Gehalte sich ebenfalls spürbar verbessert haben, erfüllten viele Partien auch die A-Qualitätsnormen. Es ist zu vermuten, dass die gestiegenen RP-Gehalte in erster Linie auf einen Jahreseffekt beruhen und insbesondere auf den Hochertragsstandorten mit den nach Düngevorordnung zulässigen Bedarfswerten eher davon auszugehen ist, die Qualitätsnormen im RP-Gehalt nicht zu erfüllen.
Einhergehend mit den gestiegenen Ertragserwartungen kurz vor und während der Ernte reduzierten sich die Aufgelder für Qualitätsweizen. Die insgesamt gesunkenen Preise machten die Mehrerträge je Hektar spätestens bei der Abrechnung wieder zunichte, sodass sich das Weizen- bzw. generell das Getreidejahr 2025 aus ökonomischer Sicht nicht mehr so positiv dargestellt. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Tatsache, dass der Pflanzenschutzeinsatz spürbar zurückgefahren werden konnte, sodass hier entsprechende Einsparmöglichkeiten genutzt werden konnten.
Inwiefern und in welchem Umfang in absehbarer Zeit wieder mit nennenswerten Aufschlägen für Qualitätsweizenpartien zu rechnen ist, bleibt abzuwarten. Zu hoffen ist, dass der in diesem Jahr begonnene Vertragsanbau mit qualitativ hochwertigen Sorten fortgesetzt, am besten ausgedehnt wird, um in unseren klassischen Anbauregionen für Qualitätsweizen den heimischen Markt besser und sicherer zu versorgen.
Bei den derzeitigen Preiskonstellation werden viele Betriebe wohl wieder schwerpunktmäßig auf ertragreiche B-Sorten setzen.
Derzeit stehen sowohl neuere Sorten mit hoher Ertragsleistung bei schwachen Rohproteinwerten, die häufig nur als Futterweizen zu vermarkten sind in den LSV-Prüfungen, als auch qualitätsbetonte Sorten mit hohen Rohproteinwerten bei allerdings eher schwächerer Ertragsleistung. Sorten, die beide Kriterien erfüllen, weisen dann in den agronomischen Merkmalen wie Lager- oder Krankheitsanfälligkeit häufig Schwächen auf.
Sollten sich die derzeitigen Vermarktungschancen für niedersächsischen Qualitätsweizen längerfristig wieder verbessern, sind für die praxisrelevante Vermarktung die Rohproteingehalte nach wie vor ein sehr wichtiges Kriterium bei der Sortenwahl. Weitere Sorten, die genetisch hohe Backqualitäten bei geringeren RP-Gehalten erreichen, haben in erster Linie im direkten Vertragsanbau eine Chance.











