Die diesjährigen Braugerstenversuche lieferten sowohl in der klassischen Frühjahrsaussaat als auch in der Spätherbstaussaat gute Ergebnisse und zeigen das Leistungsvermögen der Sorten auf. Bei dem momentanen Überangebot an Braugerste und gleichzeitigem Rückgang des Bierkonsums bleibt abzuwarten, wie die künftigen Marktaussichten sich weiter entwickeln werden.

Die klassische Frühjahrsaussaat spielt im Braugerstenanbau nach wie vor die dominierende Rolle. Dazu beigetragen haben sicherlich die letzten Jahre, in denen die Spätherbstaussaaten vielfach den Frosteinbrüchen vor bzw. auch nach Weihnachten zum Opfer fielen. So reduzierte sich die Spätherbstaussaatfläche auf ca. 5.000 ha im aktuellen Jahr. Vielen Landwirten war das Anbaurisiko schlichtweg zu hoch; daran konnten auch die oftmals sicheren Qualitäten dank früherer Beerntung nichts ändern, wenn zuvor ein Großteil der Spätherbstaussaaten im Frühjahr umgebrochen werden musste.
Die Aussaatbedingungen für die Braugerste waren in diesem Frühjahr recht günstig, auf den meisten Flächen konnte im Zeitraum Anfang bis Mitte März ausgesät werden. Im Gegensatz zum Vorjahr fielen von Februar bis April ungewöhnlich geringe Niederschlagsmengen, sodass insbesondere die schwerpunktmäßig für den Braugerstenanbau genutzten leichteren Standorte nicht optimal mit Wasser versorgt waren. Zu Beginn der Bestandesentwicklung stand dennoch ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung. Die Anfang Mai einsetzenden Niederschläge kamen für die Frühjahrsaussaaten in der Regel noch gerade rechtzeitig, wobei an den Versuchsstandorten Hamerstorf und Celle bereits Ende April die erste Beregnungsgabe erfolgte. Generell wurden die Bestände im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas stärker beregnet.
Die Vorteile der Spätherbstaussaat, nämlich die Winterfeuchtigkeit zu nutzen und Beregnungsgänge einzusparen, kamen in diesem Frühjahr leider nicht zum Tragen, da beispielsweise dieser Versuch bereits am 11. April am Standort Hamerstorf beregnet wurde und somit insgesamt vergleichbare Mengen wie bei der Frühjahrsaussaat gegeben wurden.
Gegenüber dem Vorjahr verbesserten sich laut der vorläufigen Ernteschätzungen des LSN die Praxiserträge bei der Sommergerste insgesamt um 4,8 dt/ha auf 56,2 dt/ha. Dieser positive Trend kommt bei den LSV-Erträgen noch stärker zum Ausdruck.
Landessortenversuche
Die Anlage der Versuche erfolgte 2025 erneut an vier Standorten im östlichen Bereich Niedersachsens in den Landkreisen Uelzen, Celle, Peine und in der Region Hannover.
Neben den langjährigen Standorten Hamerstorf (LK UE, AZ 30), Celle-Habighorst (LK CE, AZ 28) und Arpke (Region H, AZ 38) wurde der Versuch im Landkreis Peine in diesem Jahr auch wieder auf einem etwas höher bonitierten Standort in Schmedenstedt (AZ 57) angelegt. Insgesamt wurden sieben Braugerstensorten geprüft. Die langjährig geprüfte Sorte RGT Planet fungiert nach wie vor als Vergleichsmaßstab in qualitativer und ertraglicher Sicht gegenüber den neueren Sorten. Im fünften Prüfjahr stand die derzeit für den Braugerstenanbau in Niedersachsen dominierende Sorte Lexy. Mit Sting und LG Caruso befanden sich zwei Sorten im dritten Prüfjahr, wobei die neben Lexy ebenfalls von der Braugerstengemeinschaft empfohlene Sorte LG Caruso eine entsprechend höhere Anbaubedeutung hat, was auch an den diesjährigen Vermehrungszahlen erkennbar wird. Mit Ostara stand eine 2023 vom Bundessortenamt (BSA) zugelassene Sorte im zweiten Prüfjahr, ihr wurde im Februar vom Berliner Programm die Verarbeitungsempfehlung ausgesprochen. Die neuen Sorten Excalibur und LG Baryton, die in diesem Jahr in den großtechnischen Praxisversuchen getestet werden, absolvierten ihr erstes LSV-Jahr.
Die Versuche wurden je nach Ertragserwartung auf einen N-Bedarfswert von 130 bis 150 kg/ha (incl. Nmin 0 - 90 cm und Berücksichtigung der Vorfruchteffekte) mineralisch gedüngt.
Alle vier angelegten Versuche waren auswertbar und erreichten mit durchschnittlich 72,0 dt/ha gegenüber dem Vorjahr deutlich höhere Erträge. Die Erträge der Einzelorte variierten in diesem Jahr in einem recht engen Bereich von 68,3 dt/ha am Standort Arpke bis 78,3 dt/ha am höher bonitierten Standort Schmedenstedt. In Hamerstorf und Celle-Habighorst lagen die Erträge bei 71,5 bzw. 70,0 dt/ha.
In der Ertragstabelle werden neben den Ergebnissen der Einzeljahre auch die Durchschnittserträge der mehrjährigen Verrechnung dargestellt. In diesen Durchschnittserträgen sind ergänzend zu den LSV-Ergebnissen auch die zuvor generierten Wertprüfungsergebnisse aus dieser Anbauregion in die statistische Verrechnung einbezogen worden. Die Bewertungen der neueren Kandidaten werden insbesondere dank dieser Vorprüfungsergebnisse deutlich aussagekräftiger. Um Aussagen zur Behandlungsintensität der Sorten darstellen zu können, sind für das aktuelle Jahr in der Spalte Minderertrag die Auswirkungen des fehlenden Fungizid- bzw. Wachstumsreglereinsatzes dargestellt. Auch in diesem Jahr zeigten die Sorten relativ geringe Ertragseffekte beim Verzicht auf oben genannte Behandlungen, was auf einen recht geringen Krankheitsdruck und gleichzeitig auf eine generell gute Blattgesundheit und Strohstabilität der Sorten hinweist. Ramularia hat 2025 lediglich am Versuchsstandort Schmedenstedt eine etwas größere Rolle gespielt, wobei gravierende Sortenunterschiede nicht erkennbar waren. Da aus vergangenen Jahren das hohe Schadpotenzial und die anspruchsvolle Behandlung von Ramularia bekannt sind, sollte hier dennoch weiterhin auf gute Gesundheitseigenschaften der Sorten gesetzt werden.
Erträge der Sorten
RGT Planet erreichte auch im elften LSV-Jahr mit einem Durchschnittsertrag von rel. 100 nach wie vor beeindruckende Ergebnisse und gilt zu Recht als Gradmesser für die neueren Prüfkandidaten.
Die seit 2022 bereits klar empfohlene Sorte Lexy überzeugte auch in diesem Jahr mit insgesamt überdurchschnittlichen Erträgen von rel. 100,9. Von den wenigstens dreijährig geprüften Sorten zählt sie mehrjährig verrechnet mit rel. 100,5 zu den ertragsstärksten Sorten und untermauert damit ihre klare Anbauempfehlung.
LG Caruso konnte 2025 nicht ganz an die überdurchschnittlichen Erträge der Vorjahre anknüpfen, sie liegt mehrjährig betrachtet mit rel. 100,7 auf etwa gleich hohem Ertragsniveau wie Lexy.
Sting verbesserte sich ertraglich im zweiten Jahr in Folge, ist jedoch bedingt durch die schlechteren Vorprüfungsergebnisse mehrjährig etwas ertragsschwächer. Die zweijährig geprüfte Sorte Ostara konnte auch in diesem Jahr im Ertrag nicht überzeugen und liegt damit in der mehrjährigen Auswertung dank guter Vorprüfungsergebnisse mit rel. 98,9 noch auf gleicher Höhe mit Sting.
Von den beiden erstmalig im LSV geprüften Sorten erzielte Excalibur mit 102,5 die höchsten und gleichzeitig an allen Standorten überdurchschnittliche Erträge. Mit rel. 100,7 konnte LG Baryton ertraglich ebenfalls überzeugen.
Qualitätsergebnisse
Bei der Braugerste spielen für die Anbauempfehlung parallel zum Ertrag insbesondere eine Vielzahl von Qualitätsparametern eine entscheidende Rolle.
Aus Sicht der Landwirtschaft sind vor allem Kenngrößen wie Proteingehalt, Hektolitergewicht und die Siebsortierung von Interesse, da diese einen direkten Einfluss auf die Preisbildung haben. Im Mälz- und Brauprozess sind aber viele weitere Eigenschaften maßgebend, die allerdings für die landwirtschaftliche Praxis weniger von Belang sind und daher hier nicht vorgestellt werden.
Entscheidendes Kriterium bei der Braugerstenvermarktung sind die Eiweißgehalte, deren Werte eng eingegrenzt sind. Der Eiweißgehalt sollte in einem Bereich zwischen 9,5 % und 11,5 % liegen. Weder ein Zuviel noch ein Zuwenig an Protein ist beim Prozess der Bierherstellung gut. So wirken sich beispielsweise erhöhte Eiweißgehalte qualitätsmindernd im Hinblick auf Malzlösung und Extraktgehalt aus. Liegen die Gehalte unter 9 % können Vergärungsprobleme und eine schlechtere Schaumqualität die Folge sein.
Qualitäten 2025
Der Rohproteingehalt (RP-Gehalt) der Sorten lag in der Ernte 2025 im Mittel der Standorte und Sorten mit durchschnittlich 11,3 % um knapp 2 % höher gegenüber dem Vorjahr. Damit deckt sich die deutliche Zunahme mit den Ergebnissen, die auch bei den Winterungen festgestellt wurden. Da beim Düngungsniveau und der N-Verteilung keine Änderungen vorgenommen wurden, ist dieser Effekt vorrangig auf die Jahreswitterung zurückzuführen. Die höheren RP-Gehalte werden unter anderem auf die ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung in der Kornbildungsphase zurückgeführt. Die Schwankungsbreite zwischen den Standorten reichte dabei von 9,9 bis 12,4 %.
Sowohl am Standort Arpke als auch in Hamerstorf wurden mit 12,4 bzw. 12,3 % RP-Gehalt die geforderten Normen überschritten. An den Standorten Schmedenstedt und Celle-Habighorst hingegen bewegten sich die Werte mit 10,4 % und 9,9 % im optimalen Bereich; in Celle lagen die Werte 2024 mit 8,0 % noch deutlich unter der geforderten Norm. Die Unterschiede im RP-Gehalt zwischen den Sorten waren relativ gering. Die ertragsstärkste Sorte Excalibur erreichte mit 11,0 % den geringsten und LG Baryton mit 11,5 % den höchsten Wert, sodass alle Sorten zumindest im Mittel der Standorte die geforderten Normen erfüllten.
Die Hektolitergewichte (hl-Gewicht) erreichten 2025 mit 63,8 kg knapp das Vorjahresniveau, wobei die Sorten relativ eng beieinander lagen. Mehrjährig betrachtet weist RGT Planet die höchsten hl-Gewichte auf.
Der geforderte Wert von mindestens 90 % Vollgerstenanteil (Sortierung > 2,5 mm) wurde von allen Sorten sicher erreicht. Eine stärkere Sortendifferenzierung zeigte sich erst ab einer Sortierung oberhalb von 2,8 mm. Hier erzielten mit Ausnahme der Sorten Lexy und Excalibur alle Sorten Werte oberhalb von 85 %. Ostara und Sting wiesen dabei die besten Werte von 88,7 % auf.
Im mehrjährigen Vergleich konnten aus qualitativer Sicht vor allem Sting und LG Caruso in den drei beschriebenen Merkmalen überzeugen.
Vermehrung in Niedersachsen
Lexy und Amidala waren 2025 bundesweit mit 2.108 bzw. 1.794 ha eindeutig die vermehrungsstärksten Sommergerstensorten. In Niedersachsen hingegen sieht es etwas anders aus. Lexy ist auch hier die dominierende Braugerstensorte; mit der Entscheidung seitens der AG Braugerste, auch LG Caruso in die Empfehlungen aufzunehmen, liegt sie mit 384 ha Vermehrungsfläche nur knapp hinter Lexy. Nachdem Amidala aufgrund schwächerer Erträge keine Empfehlungen mehr erhalten hat, spielt sie hier vor Ort keine Rolle mehr.
Die Sorten im Einzelnen
Lexy überzeugte auch im fünften LSV-Prüfjahr in erster Linie durch die sehr guten und konstanten Ertragsleistungen. Darüber hinaus erwies sich die Sorte als halmstabil und blattgesund. In den für die Landwirtschaft relevanten Qualitätsparametern lieferte sie mehrjährig gute Werte ab, ohne jedoch an die Qualitäten der nicht mehr geprüften Sorte Amidala heranzureichen. Aufgrund der auch in diesem Jahr sehr guten Ertragsleistungen wird sie sicherlich weiter von der niedersächsischen AG Braugerste für den Anbau empfohlen werden
Die nunmehr dreijährig geprüfte Sorte LG Caruso konnte in diesem Jahr nicht ganz an die sehr guten Vorjahreserträge anknüpfen, zählt mehrjährig betrachtet aber zu den ertragsstärksten Sorten. Ebenso sind auch die sehr hohen Vollgerstenanteile, die gute Standfestigkeit und Strohstabilität hervorzuheben sowie die gute Robustheit gegenüber Krankheiten. Die für das Anbaujahr 2025 ausgesprochene Anbauempfehlung wird wohl auch für die kommende Saison fortgeschrieben. Von Seiten der AG Braugerste wird in den nächsten Wochen sicherlich eine finale Anbauempfehlung ausgesprochen werden.
RGT Planet wurde und wird in Niedersachsen in erster Linie als Futtergerste angebaut, da sie von der Vermarktungsseite als Braugerste zumindest in Niedersachsen keine Bedeutung erlangte. Als ertragsstarke und -konstante Futtergerste liegt sie hier in den Vermehrungszahlen immer noch im mittleren Bereich. Sie gilt dank ihrer Ertragskonstanz nach wie vor als Gradmesser für die neueren Sorten. In der Robustheit gegenüber allen bedeutenden Krankheiten zeigt sie weiterhin keine Schwächen und ist zudem recht standfest und strohstabil.
Die dreijährig geprüfte Sorte Sting liegt ertraglich mehrjährig betrachtet auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau, konnte sich jedoch 2024 und 2025 steigern. Sie erwies sich als standfest mit allerdings nur durchschnittlicher Halmstabilität. Gegenüber den wichtigsten Krankheiten ist sie robust. Besonders hervorzuheben sind die guten Qualitätseigenschaften.
Die neue Sorte Ostara zeigte im zweiten Prüfjahr keine überzeugenden Ertragsleistungen und liegt mehrjährig im leicht unterdurchschnittlichen Bereich. Qualitativ zeigte sie gute Ergebnisse und auch im Bereich Halmstabilität und Robustheit gegenüber Krankheiten ist sie positiv zu bewerten.
Von den beiden erstmalig geprüften Sorten erwies sich Excalibur als ertragsstärkste Sorte im Sortiment. Qualitativ ist sie eher durchschnittlich einzustufen. Mit Ausnahme der Schwäche gegenüber Ramularia ist sie ansonsten als blattgesund und darüber hinaus sehr standfeste Sorte zu beschreiben. LG Baryton erwies sich ebenfalls sehr ertragsstark und qualitätsbetont und überzeugte auch in puncto Halmstabilität und Blattgesundheit.
Es bleibt abzuwarten, ob diese beiden Kandidaten seitens des Berliner Programms im Februar eine Verarbeitungsempfehlung erhalten werden, die entscheidend für die weiteren Perspektiven dieser Sorten sein wird.
Ausblick
Die Marktaussichten für Braugerste haben sich derzeit stärker eingetrübt, was aktuell an den nur geringen Preisaufschlägen gegenüber der Futtergerste erkennbar ist. Bei einem momentanen Überangebot an Braugerste sowohl deutschland- als auch europaweit bei gleichzeitig zurückgehendem Bierabsatz sind für das Anbaujahr 2026 keine sehr positiven Perspektiven erkennbar. Wie rasch sich das Blatt jedoch wenden kann, wurde gerade auch bei der Braugerste in den letzten Jahren deutlich, wenn widrige Witterungsbedingungen zu drastischen Ausfällen vermarktungsfähiger Ware führten. Für das Anbaujahr 2026 ist der Anteil bereits abgeschlossener Vorverträge sicherlich sehr gering.
Inwiefern sich der Anbau von Braugerste wieder stärker in Richtung Spätherbstaussaat orientieren wird, bleibt abzuwarten. Auswinterungsprobleme waren zumindest im vergangenen Winter eher die Ausnahme, sodass aus qualitativer und ertraglicher Sicht möglicherweise wieder mehr Landwirte ins Risiko gehen.
Aus Sicht der Landwirtschaftskammer stehen mit Lexy und LG Caruso sehr ertragsbetonte und verlässliche Sorten für den Anbau zur Verfügung. Die Sortenempfehlung durch die AG Braugerste wird in den nächsten Wochen voraussichtlich in die gleiche Richtung gehen.
Sommerbraugersten in Spätherbstaussaat
Dieses Anbauverfahren fand in Folge der Trockenjahre 2018 und 2019 zunehmend Zuspruch, weil die Erträge der Spätsaaten oftmals höher als bei Frühjahrsaussaat lagen und die Beregnungsintensität zurückgefahren werden konnte. Nach den letzten Wintern 2022/23 und 2023/24 mit den regional stark ausgeprägten Auswinterungsschäden machte sich zunehmende Ernüchterung hinsichtlich dieses Anbauverfahrens breit, sodass sich der Anbau hauptsächlich auf weniger auswinterungsgefährdete Standorte beschränken sollte. Landwirte, die in den letzten Jahren weitgehend ungeschädigte Bestände ernten konnten, profitierten sicherlich auch in dieser Ernte davon und werden auch weiter daran festhalten. In erster Linie kamen im Erntejahr 2025 die ertraglichen und weniger die wassersparenden Aspekte zum Tragen.
Die Prüfung von Sommerbraugerstensorten in Herbstaussaat wurde ab 2020 in Verbindung mit dem Anbau von Winterfuttergerstensorten im Spätsaatverfahren (Aussaat Ende Oktober bis Anfang November) getestet. Dabei wurden neben zwei Linien- auch zwei Hybridsorten in die Prüfungen gestellt. Als Futtergerstensorten wurden aktuell Esprit und Julia sowie die Hybriden SY Galileoo und SY Loona gewählt. Als Braugersten wurden neben Prospect und Lexy (fünf- bzw. vierjährige Prüfung) LG Caruso im zweiten Jahr und Ostara im ersten Jahr geprüft. Auf eine Weiterprüfung von Amidala und Sting wurde verzichtet, weil beide Sorten für die Braugerstenvermarktung in Niedersachsen nur noch bzw. grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung sind.
Während die zu Beginn der Spätherbstaussaaten vorwiegend angebaute Sorte Leandra - laut Züchterangaben verfügt sie über ein Rrs2-Resistenzgen mit der damit verbundenen guten Resistenz gegenüber Rhynchosporium - bereits im letzten Jahr nicht mehr weitergeprüft wurde, steht noch Prospect als ebenfalls langjährig in Spätsaat angebaute Sorte letztmalig in den Prüfungen. Die vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass die ertragsstarke Sorte Lexy, die aktuell in der normalen Frühjahrsaussaat die größte Bedeutung hat, auch in der Spätherbstaussaat zu überzeugen wusste. Die zweite für die Frühjahrsaussaat empfohlene Sorte LG Caruso wurde ebenfalls für die Spätsaateignung nach den ersten positiven Erfahrungen im Spätsaatverfahren weiter geprüft.
Von den ab 2020 durchgeführten Spätherbstaussaatversuchen winterten in drei der insgesamt 15 angelegten Versuche die Sommerbraugersten aus, während die Wintergerstensorten sich normal entwickelten. Damit lag die Ausfallquote noch in einem tolerablen Bereich; viele Landwirte hatten hier regional wesentlich stärkere Ausfallraten zu verkraften.
Zu den Ergebnissen im Einzelnen
Von den drei im letzten Spätherbst angelegten Versuchen - Hamerstorf (LK UE), Königslutter (LK HE) und Lüchow (LK DAN) - lieferten alle drei Standorte gut auswertbare Ergebnisse, wobei an allen Standorten die Braugerstensorten im Vergleich zu den Winterfuttergersten deutlich höhere Erträge erzielten. Vergleichbare Ertragskonstellationen zeigten sich auch 2022 am Standort Hamerstorf.
Aufgrund der letzt- und diesjährigen begrenzten Anzahl Versuchsergebnisse soll auf die Einzelergebnisse nicht detailliert eingegangen werden.
Die 2025er Ergebnisse sind über alle acht Sorten (vier Futter- vier Braugersten) gemittelt, sodass aufgrund der höheren Ertragsleistungen bei den Braugerstensorten diese alle deutlich über rel. 100 abschnitten. Die Ertragsrelationen zwischen den Braugerstensorten spiegeln im Prinzip die Sortenrangierung der Frühjahrsaussaaten wider. Auch hier schnitt Lexy 2025 am besten ab, gefolgt von LG Caruso und Ostara. Im mehrjährigen Spätsaatvergleich der orthogonal geprüften Sorten Lexy und Prospect zeigen sich die deutlichen Ertragsvorteile von Lexy auch bei den Spätaussaaten.
Im Mittel der drei Versuchsstandorte erzielten die Braugerstensorten einen Durchschnittsertrag von 96,5 dt/ha und lagen damit weit über dem Ertragsniveau der vier Versuchsstandorte in Frühjahrsaussaat, wobei die Standorte nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Allerdings wurden auch die Ertragsvorteile im direkten Vergleich in Hamerstorf erkennbar, wo die Spätherbstaussaaten ca. 16 dt/ha höhere Erträge lieferten bei allerdings vergleichbarer Beregnungsintensität (4 x mit insges. 95 mm).
Aufgrund der mehrjährigen Ergebnisse ist die Sorte Lexy auch für die Spätherbstaussaat klar zu empfehlen und vereinfacht damit für die Vermarkter auch die interne Logistik. Prospect wird zukünftig auch in den Spätherbstaussaaten kaum noch angebaut werden. Nach zwei erfolgreichen Prüfjahren wird LG Caruso sicherlich auch in der Spätherbstaussaat eine wichtige Rolle spielen, zumal sie 2024 in Lüchow von den vier Braugerstensorten tendenziell die geringsten Kälteschädigungen aufwies. Zur Beurteilung der neueren Sorten sollten weitere Ergebnisse vorliegen. Qualitativ ist festzustellen, dass die Spätsaaten im Versuch sowie in der Praxis die geforderten Qualitätskriterien 2025 in den Merkmalen Rohproteingehalt, Hektolitergewicht und Vollgerstenanteil sicher erreicht haben.
Im Mittel der acht Versuchsergebnisse zum vergleichenden Anbau von Winterfuttergersten- und Sommerbraugerstensorten liegt zumindest Lexy dank der diesjährigen hohen Erträge auf gleichem Ertragsniveau, wobei natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf, das bei insgesamt 12 Versuchen dreimal die Sommerbraugersten einen Totalausfall zu verzeichnen hatten. Anhand der diesjährigen Krankheitsbonituren werden die unterschiedlichen Anfälligkeiten gegenüber einzelnen Krankheiten erkennbar. So war am Standort Hamerstorf der Mehltaubefall bei den Winterfuttergersten stark ausgeprägt, während Rhynchosporium weniger zum Tragen kam. Bei den Sommergersten war der Krankheitsbefall genau umgekehrt. Ramularia trat hingegen in erster Linie am Standort Königslutter bei Winterfutter- und Sommerbraugerste auf. Die im Bereich der Futtergersten häufig beschriebenen Ertragsvorteile der Hybriden gegenüber Liniensorten bei später Aussaat konnten, zumindest auf Basis dieser vorliegenden Ergebnisse, nicht bestätigt werden.
Zusammenfassung
Festzuhalten bleibt, dass Sommerbraugersten bei Spätsaatterminen Ende Oktober/Anfang November in der Lage sind Erträge zu erzielen, die in günstigen Jahren durchaus höher als bei Frühjahrsaussaat ausfallen können, dies haben die diesjährigen Ergebnisse klar gezeigt. Das hohe Anbaurisiko durch Auswinterungsschäden sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten. Der Spätherbstanbau bleibt sicherlich eine Option, zumal die Qualitätskriterien in der Regel sicherer erfüllt werden können, da Trockenstress und Probleme in der Ernte weniger zu befürchten sind.
Eine Risikostreuung durch gestaffelte Aussaaten von Winterbraugerste, Spätsaaten von Sommerbraugerste und die schwerpunktmäßige Frühjahrsaussaat sollte stärker in Betracht gezogen werden. Hier muss jeder Landwirt betriebsindividuell seine ökonomisch günstigste Auswahl treffen.











