Der Sommerweizen erreichte im LSV 2025 gute Qualitäten, konnte jedoch ertraglich nicht mit dem Winterweizen mithalten. Daher wird sein Anbauumfang weiterhin von den jährlichen Witterungsbedingungen im Herbst und Winter und den Anbauflächen der Winterungen abhängig sein.

Dass Sommerweizen keine gleichwertige Alternative zum Anbau von Winterweizen darstellt, zeigte sich in dieser Vegetationsperiode an den Durchschnittserträgen von Winter- und Sommerweizen an den drei LSV-Standorten Otterham (LK AUR), Astrup (LK OS) und Königslutter (LK HE), wo die beiden Kulturen parallel geprüft werden. Im Mittel der drei Standorte lagen die Erträge beim Winterweizen um 34 dt/ha höher, wobei die Unterschiede an den Einzelorten auf den ertragsstärksten Winterweizenstandorten Otterham und Königslutter am ausgeprägtesten sind.
Aktuell wird aufgrund der in diesem Herbst recht unproblematischen Aussaat der Winterungen - ein normaler weiterer Witterungsverlauf bis ins Frühjahr vorausgesetzt - die Anbaufläche von Sommerweizen für 2026 vielleicht den 2025er Umfang wieder erreichen. Die Gefahr von Auswinterungsschäden bei den Winterungen, die jedoch erst im kommenden Frühjahr abschätzbar sein werden, sind wie in jedem Jahr ein Unsicherheitsfaktor.
Wachstumsverlauf
Der Sommerweizen konnte in Niedersachsen und den angrenzenden Bundesländern vielfach ab der zweiten Märzwoche ausgesät werden. Aufgrund der trockenen Bedingungen im Zeitraum Februar bis Anfang Mai war die Aussaat unproblematisch und die Bestände liefen durchweg gleichmäßig auf. Mit fortschreitender Bestandesentwicklung wurde die Bestockung trockenheitsbedingt allerdings beeinträchtigt, was an der geringeren Anzahl ährentragender Halme offensichtlich wurde. Der ab Anfang Mai einsetzende Niederschlag kam vielfach jedoch noch rechtzeitig für die weitere Entwicklung. In den östlichen Regionen wurde Anfang Juli eine beschleunigte Abreife auf Grund von erneuter Trockenheit festgestellt. Ein erhöhter Krankheitsbefall trat 2025 nicht auf. Hauptkrankheiten waren Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria in Schleswig-Holstein, in den südwestlichen Regionen war der Krankheitsdruck generell eher geringer.
Die Bestände wurden in Niedersachsen im Zeitraum vom 11. bis 18 August nach einer längeren, durch eine Regenperiode unterbrochenen Wintergetreideernte bei insgesamt günstigen Bedingungen beerntet. Laut Zahlen des LSN wurde in Niedersachsen ein Durchschnittsertrag von 53 dt/ha erzielt, der somit leicht unter dem des Vorjahres lag. Gegenüber dem Winterweizen betrug die Ertragsdifferenz knapp 32 dt/ha.
Landessortenversuch
Der LSV Sommerweizen wurde wie im Vorjahr in zwei Anbauregionen angelegt. Als Marschstandorte standen Otterham (LK AUR) sowie die beiden schleswig-holsteinischen Standorte Sönke-Nissen-Koog und Barlt zur Verfügung. Für die Lehmstandorte Nordwest waren es in Niedersachsen Königslutter (LK HE) und Astrup (LK OS), die nordrhein-westfälischen Standorte Nörvenich und Blomberg-Holstenhöfen, Kastorf und Futterkamp aus Schleswig-Holstein sowie Eichhof und Friedberg aus Hessen.
Die Erträge der LSV lagen auf den Lehmstandorten Astrup sowie Königslutter 2025 bei 65 bzw. 65,4 dt/ha auf einem Niveau, während in Otterham mit 71,3 dt/ha im Gegensatz zum Vorjahr wieder ein zufriedenstallender Ertrag erzielt werden konnte, der auf dem Durchschnittsniveau der drei Marschstandorte mit einer Spannbreite von 62 bis 82 dt/ha lag.
Die Ergebnisse in der Anbauregion lehmige Standorte Nordwest bewegten sich in einem Ertragsbereich von 50 dt/ha bis 77 dt/ha und erreichten im Mittel der Standorte einen Wert von 63 dt/ha, der damit auch in etwa das Mittel der beiden niedersächsischen Standorte abbildet.
2025 wurden im LSV sieben Sorten geprüft, wobei die neue E-Sorte Laudatio nur in Niedersachsen und Hessen stand. Nach dem Ausscheiden der beiden altbekannten Sorten Licamero und Quintus wurden die E-Sorte KWS Carusum, die A-Sorte Winx und die beiden B-Sorten KWS Jordum und Patricia im vierten LSV-Jahr geprüft. Die Sorten Mohican (A) und Lobster (B) wurden 2024 in den LSV aufgenommen.
Ergebnisse der Sorten
In der Marschregion erreichten die beiden B-Sorten Patricia und Lobster mit rel. 104 sehr gute Ergebnisse, da sie an allen drei Standorten überdurchschnittliche Werte aufwiesen. Die übrigen mehrjährig geprüften Sorten lagen mit rel. 98 bis 97 entsprechend im unterdurchschnittlichen Bereich. Von der neuen Sorte Laudatio liegt lediglich ein Marschergebnis am Standort Otterham vor; dieses fiel mit rel. 107 aber sehr vielversprechend aus. Im mehrjährigen Vergleich konnte von den im vierten LSV-Jahr stehenden Sorten vor allem Patricia mit rel. 103 überzeugen. KWS Jordum und Winx erreichten dank besserer Leistungen in den Vorjahren mit rel. 100 noch gute Ergebnisse. Wegen zweier überdurchschnittlicher Jahre erzielte Lobster mit rel. 104 die höchsten Erträge, wobei einschränkend auf die relativ geringe Datengrundlage von fünf Ergebnissen hinzuweisen ist. Die ebenfalls zweijährig geprüfte Sorte Mohican hingegen konnte bislang mit rel. 96 noch nicht überzeugen. Die ausgesprochen qualitätsbetonte Sorte KWS Carusum lieferte mit rel. 98 erwartbare Durchschnittserträge.
In der Anbauregion Lehmige Standorte Nordwest standen insgesamt acht Versuchsergebnisse inclusive der angrenzenden Nachbarländer zur Verfügung. Hier konnte 2025 vor allem die vierjährig geprüfte Sorte Winx mit rel. 105 sehr gute und recht konstante Erträge aufweisen. Die sich im vergangenen Jahr und auch aktuell in der Marsch sehr gut präsentierende Sorte Patricia hingegen enttäuschte mit rel. 97 in dieser Anbauregion ertraglich doch recht deutlich. KWS Carusum und KWS Jordum lagen mit rel. 98 in einem leicht unterdurchschnittlichen Bereich. Die zweijährig geprüfte Sorte Lobster überzeugte wie in der Marsch auch auf den Lehmböden mit überdurchschnittlichen Leistungen von rel. 104. Mohican hingegen konnten mit rel. 97 bei weitem nicht an die sehr guten Vorjahresleistungen in dieser Anbauregion anknüpfen. Die neue und nur an vier Standorten geprüften E-Sorte Laudatio lag bei stärker schwankenden Einzelorterträgen letztlich auf dem Ertragsniveau von KWS Carusum, wobei deren Leistungen deutlich konstanter ausfielen.
Im mehrjährigen Vergleich lagen die zweijährig und die vierjährig geprüften Sorten Lobster und Winx mit rel. 102 bzw. 101 ertraglich vorne. Bei allerdings stark schwankenden Leistungen erreichte auch Mohican dank guter Vorjahresergebnisse noch ein überdurchschnittliches Ergebnis. KWS Jordum behauptete sich mit rel. 100 auf einem noch guten Niveau, während Patricia leicht abfiel. Trotz recht konstanter Leistungen erzielte KWS Carusum mit rel. 96 letztlich das schwächste Ergebnis. Zu der neuen Sorte Laudatio lassen sich bei der geringen und zudem recht schwankenden Datenlage noch keine klaren Beurteilungen vornehmen
Die Sortenempfehlungen für die Anbauregionen werden in der abschließenden Einzeldarstellung der Sorten erläutert.
Die Qualitäten
Die geprüften Sorten erreichten im Mittel Rohproteingehalte (RP) von 13,3 %, sie lagen damit gegenüber dem Vorjahr um 1 % höher. Damit bestätigt sich auch beim Sommerweizen die Beobachtung höherer RP-Gehalte, wie sie auch beim Winterweizen und der Sommerbraugerste ermittelt wurden. Sie werden unter anderem auf die ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung in der Kornbildungsphase zurückgeführt. Dennoch wurden nicht der sehr hohe Wert von 14,5 % wie im Jahr 2023 erreicht, in dem allerdings auch das Ertragsniveau deutlich niedriger lag. Mit einem RP-Gehalt von 14,6 % wurde am Standort Otterham der zweithöchste Wert im Versuch erzielt, aber auch Astrup und Königslutter lagen über dem Durchschnitt aller Orte.
Bei Betrachtung der Sorten erreichte mit 13,9 % wieder die E-Sorte KWS Carusum den höchsten RP-Wert. Mit Ausnahme der RP-schwachen Sorte Lobster (RP-Wert von 12,1 %) befanden sich die übrigen Sorten in einem Bereich von 13,2 % bis 13,6 % alle recht eng beieinander. In der vierjährigen Zusammenfassung spiegeln sich diese Ergebnisse auch bei den mehrjährig geprüften Sorten wider.
Fallzahluntersuchungen wurden 2025 an insgesamt vier Standorten durchgeführt. Da der Sommerweizen in der Regel vor der Regenperiode Ende Juli noch nicht ganz druschreif war, wurden die Fallzahlen nicht wie beim Wintergetreide durch die feuchte, knapp 10-tägige Ernteunterbrechung beeinträchtigt. Mit Werten von durchschnittlich 379 sek. lagen alle Sorten bei einer Schwankungsbreite von 340 bis 421 sek. in einem sehr guten Bereich. Mehrjährig betrachtet und auch unter Einbeziehung des schwierigen Jahres 2023 zeigten sich besonders KWS Carusum, aber auch KWS Jordum in diesem Merkmal sehr robust.
Die geprüften Sorten erreichten mit Durchschnittswerten von 77,8 kg ein sehr gutes Hektolitergewicht (hl-Gewicht), das damit um 1,7 bzw. 2,5 kg höher als in den Vorjahren war; auch ein Beleg für die recht günstigen Witterungsbedingungen zum Zeitpunkt der Kornfüllungsphase. Zwischen den Standorten zeigte sich eine große Bandbreite von 73 bis 81 kg. Die niedersächsischen Standorte erreichten mit 78,3 bis 81 kg jeweils hohe bis sehr hohe Werte.
Mit dem höchsten Wert von 80,2 kg schnitt die E-Sorte KWS Carusum wieder am besten ab, dicht gefolgt von Patricia mit 79,8 kg. Aber auch die Sorten Winx und KWS Jordum befanden sich mit Werten von 77,6 und 77,5 auf einem guten Niveau; diese Ergebnisse bestätigen sich auch im vierjährigen Vergleich. Relativ schwache hl-Gewichte erreichte hingegen Lobster.
Die empfohlenen Sorten im Einzelnen:
Die E-Sorte KWS Carusum erzielte als ausgesprochene Qualitätssorte leicht unterdurchschnittliche Erträge in der Marsch und unterdurchschnittliche Werte in der Anbauregion lehmige Standorte Nordwest, punktete dafür aber in den Qualitätseinstufungen umso mehr. Die sehr guten Einstufungen durch das BSA in den Merkmalen RP-Gehalt, Fallzahl und hl-Gewicht wurden auch in den LSV-Prüfungen klar bestätigt. Darüber hinaus sind die sehr gute Blattgesundheit, vor allem gegenüber Mehltau und den Rostkrankheiten, sowie die geringe Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium hervorzuheben. Als E-Sorte erhält sie daher in der Marsch noch eine Anbauempfehlung, wenn in erster Linie Qualitäts- und weniger Ertragsaspekte im Vordergrund stehen. Bei den derzeitigen geringen preislichen Qualitätszuschlägen reichen die Erträge auf den Lehmstandorten für eine klare Empfehlung nicht ganz aus.
Die B-Sorte KWS Jordum lieferte 2025 etwas schwächere Erträge, konnte mehrjährig jedoch mit rel. 100 nach wie vor ausreichende Erträge aufweisen. Dank der sehr guten Blattgesundheit und der sehr geringen Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium bei gleichzeitig guter Standfestigkeit wird sie für beide Anbauregionen empfohlen. Darüber hinaus konnte sie auch als B-Sorte mit insgesamt guten Qualitäten überzeugen, insbesondere in der Fallzahl, aber auch im Hektolitergewicht.
Die B-Sorte Patricia erreichte im Mittel der vier Jahre vor allem auf den Marschstandorten hohe, auf den Lehmstandorten Nordwest hingegen knapp durchschnittliche Erträge. Sie präsentierte sich als standfeste, wenig ährenfusariumanfällige und insgesamt blattgesunde Sorte, besonders gegenüber Mehltau und Braunrost. Im Bereich der Qualitätsmerkmale ist in erster Linie das hohe Hektolitergewicht hervorzuheben. Insgesamt wird die Sorte vorrangig für die Marsch empfohlen.
Die A-Sorte Winx konnte ertraglich in den mehrjährigen Ergebnissen vor allem in der Anbauregion Lehme Nordwest überzeugen. Sie zählt vierjährig geprüft insgesamt zu den ertragsstärksten Sorten. Da sie deutliche Schwächen in der Standfestigkeit aufwies und gegenüber Krankheiten - in erster Linie gegenüber Braunrost - schwächer eingestuft ist, erhält sie nur eine eingeschränkte Empfehlung für die Lehme Nordwest.
Die zweijähig geprüfte Sorte Lobster bestätigte insgesamt ihre guten Vorjahresleistungen, indem sie vor allem auf den Marschstandorten sehr hohe Erträge erzielte. Bei insgesamt guter Blattgesundheit und Einstufung gegenüber Ährenfusarium sowie mittlerer Standfestigkeit wird sie für beide Anbauregionen empfohlen. In den Qualitätsmerkmalen kann sie mit hohen Fallzahlen aufwarten, während RP-Gehalte und hl-Gewichte nur unterdurchschnittlich ausfallen.
Die ebenfalls zweijährig geprüfte Sorte Mohican konnte ertraglich lediglich 2024 auf den Lehmen Nordwest sehr gute Ergebnisse abliefern und erreichte unter Einbeziehung der in dieser Anbauregion erzielten guten Vorprüfungsergebnisse letztlich noch leicht überdurchschnittliche Erträge. Da sie sich in den Versuchen als gut standfest und sehr blattgesund, besonders gegenüber Mehltau und den Rosten, gezeigt hat, erhält sie für die Lehme Nordwest eine Anbauempfehlung, wobei sich die Erträge künftig wieder verbessern sollten.
Zu der einjährig und nur an einzelnen Standorten geprüften E-Sorte Laudatio können noch keine gesicherten Aussagen getroffen werden. Auffällig ist jedoch die sehr schwache BSA-Einstufung gegenüber der Lagerneigung einerseits und die sehr guten Einstufungen in puncto Blattgesundheit und Ährenfusarium andererseits.
Zusammenfassung
Der Sommerweizen erreichte in diesem Jahr durchschnittliche Erträge bei allerdings durchweg guten Qualitäten. Von den derzeit geprüften Sorten weisen die meisten eine gute bis sehr gute Blattgesundheit und zum Teil parallel auch eine hohe Festigkeit gegenüber Ährenfusarium auf. Allerdings zeigen einzelne Sorten Schwächen in der Standfestigkeit, die in den Versuchen nicht gravierend zum Tragen gekommen sind, bei der Sortenwahl sicherlich aber mit berücksichtigt werden sollten.
Im Vergleich zum Winterweizen offenbarten sich wieder sehr deutliche Ertragsunterschiede. Unter normalen Witterungsbedingungen wird der Sommerweizen es schwer haben, ertraglich und ökonomisch gegenüber dem Winterweizen mitzuhalten. Daher wird der Sommerweizenanbau nach wie vor in erster Linie als Ersatz oder auch „Lückenbüßer“ für andere Kulturen fungieren, wenn auf den Flächen im Herbst nicht ausgesät werden konnte oder auswinterungsbedingt neu bestellt werden musste.
Da die bisherige Herbstaussaat recht unproblematisch verlief und unter der Voraussetzung, dass beim Wintergetreide keine Auswinterungsschäden auftreten, wird sich die Anbaufläche von Sommerweizen 2026 vermutlich wieder auf dem Niveau dieses Jahres einpendeln.











