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Landessortenversuche 2025: Sommer-Futtergerste

Webcode: 01044936
Stand: 04.12.2025

Auch die Sommer-Futtergerste ist in ihrem Anbauumfang erwartungsgemäß wieder deutlich zurückgefallen. Der LSV hat gezeigt, dass anbauwürdige Sorten mit guten Erträgen und Eigenschaften zur Verfügung stehen. Ihr Anbau kann dazu beitragen, Probleme in engen Wintergetreidefruchtfolgen zu verringern.

LSV Sommer-Futtergerste
LSV Sommer-FuttergersteCarsten Rieckmann
Die Anbauflächen der Sommerungen sind 2025 gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich zurückgegangen, weil die Aussaatbedingungen für die Winterungen im Herbst 2024 sehr günstig waren. Dadurch reduzierte sich sowohl die Sommerbrau- als auch die Futtergerstenfläche deutlich. Sommergerste wurde nach Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) 2025 auf 36.300 ha angebaut, davon entfielen ca. 22.000 ha auf Sommer-Braugerste und dementsprechend etwa 14.300 ha auf Sommer-Futtergerste.

Auch in diesem Herbst war eine weitestgehend unproblematische Aussaat von Winterungen möglich. Sofern bis zum Frühjahr keine Schäden durch Auswinterung auftreten, ist für 2026 nicht mit einer Ausweitung des Sommergerstenanbaus zu rechnen, zumal die Nachfrage nach Braugerste aktuell sehr verhalten ist.

Wachstumsverlauf

Die Sommergerste konnte in diesem Frühjahr meistens unter recht günstigen Bedingungen Anfang bis Mitte März ausgedrillt werden. Die Niederschlagsmengen waren von Februar bis April ungewöhnlich gering, die Saat lief jedoch gleichmäßig auf und die Bestände konnten sich gut entwickeln. Da die Temperaturen und dementsprechend die Verdunstung in diesem Zeitraum eher moderat ausfielen, wirkte sich die Trockenheit nicht so gravierend aus, ab Anfang Mai einsetzende Niederschläge kamen noch rechtzeitig für die weitere Pflanzenentwicklung. Der Krankheitsdruck war wegen der Trockenheit relativ gering, allerdings war auch die Düngerwirkung zeitweise beeinträchtigt. Regional traten noch relativ spät Ramularia- und, weniger ausgeprägt, Zwergrostbefall auf.

Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Durchschnittsertrag der Sommergerste laut der letzten Prognose des LSN gegenüber dem letztjährigen Ertragsergebnis nur geringfügig um 0,2 dt/ha auf 53,8 dt/ha. Dabei bestanden deutliche regionale Unterschiede von Steigerungen um über 10 dt/ha gegenüber dem Vorjahr bis hin zu Ertragsrückgängen um mehr als 10 dt/ha.

Die Sommergerste wurde teilweise bereits am Ende der zweiten Julidekade, vielfach aber auch erst zu Beginn der zweiten Augustdekade gedroschen, da eine Regenperiode die Getreideernte grundsätzlich zum Stoppen brachte.

Landessortenversuch

Futtergerste wird hauptsächlich auf den leichteren Standorten Nordwestdeutschlands sowie in der Marsch angebaut. Im LSV konnten für diese Anbauregion „Sandige Standorte Nordwest/Marsch“ sieben Versuche aus den drei Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ausgewertet werden. In Niedersachsen wurden die Prüfungen wie in den Vorjahren an den Sandstandorten Holtorfsloh (LK WL), Wehnen (LK WST) und Werlte (LK EL) angelegt. Am Marschstandort Otterham war in diesem Jahr leider keine Aussaat möglich. Die Ergebnisse aus Wehnen konnten wegen zu hoher Grenzdifferenzen nicht in die Auswertung einbezogen werden.

Aus Schleswig-Holstein wurden die Ergebnisse von vier Standorten mit verrechnet, wobei auch hier kein Marschstandort zur Verfügung stand. Letztlich liegen somit für 2025 keine Ergebnisse aus der Marsch vor. Nordrhein-Westfalen steuerte ein Ergebnis zur Verrechnung bei.

Das Prüfsortiment bestand aus acht Sorten. Kimberly und Lexy wurden nicht weiter geprüft. Mit elf Prüfjahren wurde RGT Planet sowohl in den Futter- als auch in den Braugerstenprüfungen nach wie vor als Vergleichssorte für neuere Sorten angebaut. LG Belcanto stand im fünften und LG Rumba im vierten Prüfjahr. LG Caruso und Bounty sind seit dem letzten Jahr im LSV, neu aufgenommen wurden Brentano, KWS Enduris und Belladonna.

Der Ertrag im LSV lag im Mittel der sieben Standorte mit 75 dt/ha auf einem höheren Niveau als im Vorjahr und auch deutlich über dem vom LSN angegebenen Durchschnittsertrag von knapp 54 dt/ha in Niedersachsen. Die Erträge der beiden leichteren niedersächsischen Standorte betrugen etwa 65 dt/ha. In Schleswig-Holstein wurden an einem Standort 60 dt/ha geerntet, an den drei übrigen Standorten konnten mit 82 bis 89 dt/ha sehr gute Erträge erzielt werden. Der Standort in Nordrhein-Westfalen lag mit gut 75 dt/ha im Bereich des Versuchsmittels.

Ergebnisse der Sorten

In diesem Jahr konnte RGT Planet ihr Ertragsniveau gegenüber dem Vorjahr zwar wieder verbessern, lieferte letztlich mit rel. 98 jedoch leicht unterdurchschnittliche Erträge, sodass sie im zweiten Jahr in Folge die schwächsten Erträge aufwies.

Mit rel. 100 erzielte LG Rumba bei den mehrjährig geprüften Sorten das beste Ergebnis, wobei die Ertragsleistungen über die Versuchsjahre im relativen Bereich rückläufig sind. Die in diesem Jahr nur in Niedersachsen geprüfte Sorte LG Belcanto erzielte mit rel. 103 das beste Ertragsergebnis im Versuch, da es jedoch nur auf zwei Einzelwerten beruht, ist die Aussagekraft begrenzt.

Von den zweijährig geprüften Sorten verbesserte die Sorte Bounty ihr Vorjahresergebnis leicht auf rel. 101. LG Caruso konnte das sehr gute Ergebnis ihres Einstandsjahres im zweiten Prüfjahr nicht wiederholen, bei stärkeren Ertragsschwankungen an den Einzelstandorten erlangte sie mit rel. 99 ein leicht unterdurchschnittliches Ertragsniveau.

Die drei erstmals geprüften Sorten Brentano, KWS Enduris und Belladonna lagen in ihrem Ertragsniveau mit rel. 101 bzw. rel. 100 recht dicht beieinander, wobei Belladonna mit rel. 100 die geringsten Schwankungen an den Einzelstandorten aufwies.

Auch bei Betrachtung der über mehrere Jahre verrechneten Erträge liegen die Sortenergebnisse recht eng beieinander. Lediglich bei der langjährig geprüften Sorte RGT Planet spiegelt sich nach zwei schwachen Jahren ein deutlicher Abfall auch in den mehrjährigen Leistungen mit einem Wert von rel. 96,8 wider. LG Rumba verlor gegenüber dem Vorjahr knapp 2 % und erreichte rel. 100,3, Belcanto blieb mit rel. 99,4 knapp unter dem Durchschnitt. Bounty und LG Caruso lagen mit rel. 100,5 bzw. rel. 100,2 leicht über dem Durchschnitt. Bei den Neuzugängen profitierte Belladonna von guten Vorprüfungsergebnissen und erzielte mit einem Wert von rel. 102,6 das beste Ergebnis. Brentano und KWS Enduris erreichten durchschnittliche Erträge Es bleibt zu hoffen, dass die neueren Sorten auch im kommenden Jahr ihr Leistungsvermögen unter Beweis stellen.

Qualitäten

Die Verwertung von Sommer-Futtergerste findet vielfach im eigenen Betrieb statt. Da sie jedoch für die Vermarktung ebenso angebaut wird, sind entsprechende Qualitätskriterien mit zu berücksichtigen. Hier spielt vor allem das Hektolitergewicht (hl-Gewicht) eine Rolle, es sollte mindestens 62 kg/hl betragen. Bei ausreichendem Angebot ist jedoch teilweise bereits bei Werten unterhalb von 64 kg/hl mit Preisabschlägen zu rechnen. Für die Sortenwahl sind darüber hinaus wie bei den anderen Getreidearten die Parameter Ertrag, Standfestigkeit, Halmstabilität und Pflanzengesundheit entscheidend.

In diesem Jahr lag das durchschnittliche hl-Gewicht höher als im Vorjahr bei einem guten Wert von 65,0 kg. Den Spitzenwert von 66,3 kg/hl erzielte erneut RGT Planet, gefolgt von LG Caruso mit 65,6 kg/hl. Die übrigen Sorten erreichten durchschnittliche Werte, lediglich Brentano und Bounty blieben mit 64,5 bzw. 63,4 kg/hl etwas darunter. Sehr auffällig waren in diesem Jahr die Unterschiede zwischen den Standorten. Während in Holtorfsloh mit knapp 59 ein sehr schwaches hl-Gewicht ermittelt wurde, lagen die Werte in Werlte bei knapp 70 kg. Diese Standortunterschiede wurden auch in der Sortierung sehr deutlich, da in Holtorfsloh durchschnittlich 22 % der Körner unterhalb von 2,2 mm lagen, während in Werlte praktisch alle Sorten mit über 99 % oberhalb der 2,2 mm Sortierung und zu 92 % oberhalb von 2,8 mm lagen. Überraschender Weise kamen die deutlichen Qualitätsunterschiede ertraglich nicht zum Ausdruck.

Da die geprüften Futtergerstensorten beim Bundessortenamt für die Zulassung zur Braugerstennutzung angemeldet werden, sind sie auf geringe Rohproteingehalte (RP-Gehalte) gezüchtet worden und werden damit in der RP-Einstufung entsprechend sehr schwach bewertet. Mit 10,3 % RP-Gehalt im Mittel aller Standorte bei einer Bandbreite zwischen den Standorten von 8,4 % bis 12,7 % lasie gen die Ergebnisse auf einem mittleren Niveau. Die Sortenunterschiede waren insgesamt wieder sehr gering.

Zusammenfassende Sortenbeurteilung

LG Rumba ist vom BSA als ertragsbetonte Futtergerstensorte eingestuft. Im LSV ist die Ertragsleistung im Vergleich mit den anderen Sorten über die Jahre etwas zurückgegangen, sie liegt aber immer noch auf einem guten Niveau. Die Sorte ist standfest und halmstabil und erwies sich gegenüber Krankheiten, besonders gegenüber Mehltau und Zwergrost, als sehr robust und auch gegenüber Rhynchosporium, Netzflecken und Ramularia zeigte sie keine Schwächen. Daher wird LG Rumba für den Futtergerstenanbau weiterhin klar empfohlen.

Für den Anbau 2025 hat LG Caruso eine Empfehlung als Braugerste erhalten. Die Sorte überzeugte im ersten LSV-Jahr als Futtergerste ertraglich, fiel in ihren Leistungen jedoch im zweiten Prüfjahr auf durchschnittliche Werte ab. Da LG Caruso sich wie LG Rumba durch eine gute Standfestigkeit und Halmstabilität auszeichnet und darüber hinaus auch sehr blattgesund ist, insbesondere gegenüber Mehltau und Zwergrost ist sie sehr unempfindlich, erhält sie eine Anbauempfehlung als Sommer-Futtergerste, ist aber auch als Braugerste neben Lexy die empfohlene Sorte.

Die inzwischen zweijährig geprüfte Sorte Bounty verbesserte ihre Ertragsleistung gegenüber dem Vorjahr leicht und erzielte mehrjährig betrachtet überzeugende Erträge, sie bestätigte ihre durchschnittliche Standfestigkeit und insgesamt gute Blattgesundheit und erhält eine Anbauempfehlung. Allerdings eignet sie sich wegen ihrer schwächeren hl‑Gewichte eher für die hofeigene Verwertung.

Die langjährig geprüfte Sorte RGT Planet konnte 2025 trotz einer Ertragsverbesserung gegenüber dem Vorjahr nicht an ihr bisheriges Ertragsniveau heranreichen, sie fiel auch mehrjährig betrachtet weiter zurück und erhält damit auch keine Anbauempfehlung mehr.

Wie bereits erwähnt wurde LG Belcanto nur noch in Niedersachsen geprüft, sie erzielte dort auch überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Bei der mehrjährigen Verrechnung blieb die Sorte leicht unterdurchschnittlich, zeigte sich aber weiterhin standfest, halmstabil und recht robust gegenüber Krankheiten. Auch aufgrund der geringen Vermehrungszahlen wird sie nicht mehr weiter empfohlen.

Von den erstmalig geprüften Sorten erzielte Belladonna dank guter Vorprüfungsergebnisse mehrjährig betrachtet überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Da sich die Sorte standfest und halmstabil sowie robust gegenüber Rhynchsporium und Zwergrost zeigte, erhält sie eine Empfehlung für den Probeanbau. Bei den Sorten KWS Enduris und Brentano sollten weitere Ergebnisse abgewartet werden.

Ausblick

Die Anbaufläche der Sommergerste hat sich 2025, wie bereits im vergangenen Herbst prognostiziert, wieder auf den langjährigen Umfang zurückbewegt, da Wintergetreide weitestgehend unproblematisch bestellt werden konnte. Dies trifft auch für die aktuellen Herbstaussaaten zu. Zusätzliche Anreize durch attraktive Braugersten-Vertragsofferten blieben bis jetzt ebenfalls aus. Damit wird auch der Anbau für 2026 aller Voraussicht nach keine positive Entwicklung nehmen, es sei denn, Auswinterungsschäden bei den Winterungen machen Neuansaaten erforderlich.

Die LSV-Ergebnisse haben gezeigt, dass ertragreiche und im Anbau robuste Futtergerstensorten zur Verfügung stehen und zum Teil auch neue Sorten eine gute Ergänzung des Sortiments bieten können. Gleichzeitig wird deutlich, dass im Bereich der Sommer-Braugersten spürbare ertragliche Verbesserungen zu verzeichnen sind, sodass am Beispiel LG Caruso einzelne Sorten sowohl als Brau- als auch als Futtergerste anbauwürdig sind. Bei einer geplanten Vermarktung sollten vorzugsweise Sorten mit sicheren hl-Gewichten ausgewählt werden. Mit LG Rumba sowie der neuen Sorte Belladonna stehen ertragsstarke Sorten zur Verfügung. Durch hohe und sichere hl‑Gewichte überzeugte vor allem die altbewährte, allerdings etwas ertragsschwächere Sorte RGT Planet.

Neben Hafer kommt sicherlich auch die Sommergerste für Standorte in Frage, wo durch eine Fruchtfolgeerweiterung pflanzenbauliche Probleme bei der Unkrautbekämpfung besser in den Griff zu bekommen sind; dies wird beispielsweise auch auf Marschstandorten praktiziert.