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Landessortenversuche 2025: Ackerbohnen und Körnererbsen

Webcode: 01044945
Stand: 11.12.2025

Unter den trockenen Frühjahrsbedingungen 2025 konnten die Körnererbsen im LSV und auch auf vielen Praxisflächen ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den Ackerbohnen deutlich besser unter Beweis stellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die diesjährige Zunahme der Anbauflächen bei den beiden Kulturen weiterentwickeln wird.

LSV Ackerbohnen
LSV AckerbohnenCarsten Rieckmann
LSV Körnererbsen
LSV KörnererbsenCarsten Rieckmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Anbau von Körnerleguminosen versprach ab 2025 in Niedersachsen einen deutlichen Aufschwung zu nehmen, weil ein Verarbeitungswerk speziell für Körnererbsen im Raum Hannover an den Start gehen sollte. Obwohl diese Pläne kurzfristig wieder aufgegeben wurden, waren Anbauverträge aber bereits unterzeichnet. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg der Anbauzahlen für 2025. Insgesamt ist festzuhalten, dass laut der Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) der Leguminosenanbau in Niedersachsen von 2020 mit 9.900 ha auf aktuell 22.800 ha angestiegen ist. Die stärkste Anbauausdehnung verzeichnete dabei klar die Körnererbse, die in diesem Jahr in Niedersachsen erstmals an den Ackerbohnen vorbeiziehen konnte. Beide Kulturen liegen mit 9.200 bzw. 9.100 ha damit klar vor den Sojabohnen mit 2.400 ha und den Lupinen mit 2.100 ha. Im Vergleich zu den Mähdrusch-Hauptkulturen wie Weizen, Gerste, Roggen und Raps befindet sich die Leguminosen-Anbaufläche jedoch nach wie vor auf einem niedrigen Niveau.

Witterung/Wachstumsverlauf/Krankheiten

Im Gegensatz zum Vorjahr fielen 2025 von Februar bis April ungewöhnlich geringe Niederschlagsmengen. Dadurch waren die Aussaatbedingungen für die Ackerbohnen und Körnererbsen in diesem Frühjahr durchweg günstig; auf den meisten Flächen konnte im Zeitraum Anfang bis Mitte März ausgesät werden. Die Anfang Mai einsetzenden Niederschläge kamen für die Frühjahrsentwicklung in der Regel noch gerade rechtzeitig. Auf austrocknungsgefährdeten Standorten sowie an Standorten, wo im Mai keine ergiebigen Niederschläge fielen, wie beispielsweise am Versuchsstandort Astrup (LK OS), setzten die Bohnen recht wenig Hülsen an bzw. warfen Blüten ab. Durch die Regenperiode Ende Juli bis in die zweite Augustwoche hinein kam es bei den Körnererbsen, die kurz vor der Ernte standen, zu stärkerem Lager. Dies führte sowohl in der Praxis als auch in den Versuchen zu Ernteproblemen.

An einigen Standorten zeigte sich verstärkt Botrytis- bzw. Rostbefall an den Ackerbohnen. Insbesondere in den Marschregionen ist häufig mit Rostbefall zu rechnen, der sich auch sehr deutlich in der Ertragsleistung widerspiegelt. Daher wird in dieser Anbauregion in der Praxis, aber auch in den Versuchen ein Fungizideinsatz gefahren. Bei den Körnererbsen trat zum Teil echter Mehltau auf.

Die Durchschnittserträge haben sich in der Praxis nach den Prognosen des LSN für 2025 gegenüber dem Vorjahr bei den Körnererbsen nochmal deutlich verbessert. Sie betragen nach den letzten Schätzungen 39 dt/ha. Bei den Ackerbohnen hingegen sank der Durchschnittsertrag auf 34,7 dt/ha. Das Ertragspotenzial der beiden Kulturen ist damit jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft.

Die Spannweite der Ertragsleistungen im Landessortenversuch zeigte große Unterschiede zwischen den Einzelorten. Gerade die Körnererbsen konnten mit sehr hohen Erträgen, wie beispielsweise auf den schleswig-holsteinischen Standorten mit 70 dt/ha oder aber in Niedersachsen in der Hildesheimer Börde mit 68 dt/ha, voll überzeugen. An Versuchsstandorten in Niedersachsen, wo Ackerbohnen und Körnererbsen parallel geprüft wurden, zeigten sich deutliche Ertragsvorteile der Körnererbsen, die in erster Linie aber auf die teils enttäuschenden Ackerbohnenleistungen zurückzuführen sind.

Allgemeine Anbauhinweise

Ackerbohnen benötigen für einen erfolgreichen Anbau tiefgründige, wassernachliefernde Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität. Wegen ihres hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh (ab Ende Februar), wenn die Flächen ausreichend abgetrocknet und bestellbar sind, mit einer Saatstärke von 35 - 45 Körnern/m² und einer Saattiefe von 6 - 8 cm (schwere Böden) bzw. 8 - 10 cm (leichtere Böden) erfolgen. Durch die tiefere Ablage der Körner wird die Saat besser vor Vogelfraß geschützt, zudem wird die Standfestigkeit der Ackerbohnen verbessert. Die Ablagetiefe trägt auch dazu bei, den hohen Keimwasserbedarf besser abzusichern, auf guten Bodenanschluss ist zu achten. Einzelkornsaat ist hierbei oft von Vorteil. Generell sollte die Aussaat nicht in zu nassen Boden erfolgen. Das Saatbett sollte feinkrümelig sein, Verdichtungen und Schmierschichten sind zu vermeiden. Auch hier gilt gutes Saatbett geht vor Saatzeit, was in diesem Jahr allerdings kein Problem war. Bei späten Aussaatterminen können die Tageslänge und höhere Temperaturen das vegetative Wachstum fördern und dadurch die Standfestigkeit beeinträchtigen, ebenso die Blüten- und Hülsenbildung. Höhere Aussaatstärken können dies nicht ausgleichen, die Pflanzen werden dann eher zu lang und lageranfälliger. Anbaupausen von mindestens vier Jahren sollten eingehalten werden. Die Wasserversorgung der Ackerbohnen ist besonders während der Blütezeit, der Hülsenbildung und in der Kornfüllungsphase wichtig. Reicht sie nicht aus, werden Blüten abgeworfen und dementsprechend weniger Hülsen angesetzt, dies trat in diesem Jahr an zahlreichen Standorten auf.

Körnererbsen sind hinsichtlich der Standortbedingungen weniger anspruchsvoll, sie eignen sich für leichtere oder flachgründigere Böden ohne Strukturschäden, auch Standorte mit Sommertrockenheit sind für den Anbau noch eher geeignet. Zur Keimung und während der Blüte und der Hülsenanlage muss aber ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Bei Körnererbsen sind Anbaupausen von mindestens 6, besser aber 8 - 10 Jahren ratsam. Die Aussaat erfolgt in Drillsaat mit einer Stärke von 70 - 80 Körnern/m² ab Mitte März bis Mitte April in abgetrocknete Böden 3 - 6 cm tief. Auch hier muss der Bodenanschluss die ausreichende Bodenfeuchte für die Keimung gewährleisten. Bei einem zu feinen Saatbett besteht die Gefahr der Verschlämmung. Die Anbaufläche sollte für den Drusch bei tief abgesenktem Schneidwerk möglichst eben und auf der Oberfläche steinfrei sein.

In beiden Kulturen ist das Striegeln und Hacken zur Beikrautregulierung möglich, hierfür müssen die Reihenabstände der verfügbaren Technik angepasst werden. Während Ackerbohnen auch bis zu einer Reihenweite von ca. 45 cm, dann in Einzelkornsaat, bestellt werden können, sollte sie bei den Körnererbsen auf ca. 25 cm begrenzt sein. Mit Getreidehacktechnik ist das Hacken dann zumindest in der Jugendphase bis zur Verrankung der Pflanzen auch noch durchführbar. Aus ertraglicher Sicht scheint für die Erbsen jedoch die engere Saatreihe vorteilhaft zu sein, da hierbei eine bessere Standraumverteilung und raschere Bodenbedeckung gegeben ist.

Zwischenfruchtmischungen in Fruchtfolgen mit Leguminosenanbau sollten in jedem Fall keine Leguminosen enthalten, damit die Anbaupausen auch entsprechend eingehalten werden können.

pH-Wert beachten

Ackerbohnen und Körnererbsen reagieren auf nicht angepasste pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien an den Leguminosenwurzeln dann eingeschränkt ist. Liegt der pH-Wert unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden.

Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV)

Ackerbohnen

Der LSV Ackerbohnen bestand 2025 aus zehn Sorten. Langjährig in der Prüfung standen Tiffany und Stella, für Caprice war es das vierte Prüfjahr. Genius und Iron absolvierten das dritte Prüfjahr. Die drei letztjährig hinzugekommenen Sorten Hammer, LG Eagle und Callas wurden ebenfalls weitergeprüft. Neu aufgenommen wurden Loki als ertragsbetonte, aber sehr proteinarme Sorte sowie die EU-Sorte Malibu. Mit Tiffany, Iron, Hammer, Callas und Malibu befinden sich wieder fünf vicinarme Sorten im Prüfsortiment. Sorten mit geringen Vicingehalten werden bevorzugt in der Geflügel- und Schweinefütterung eingesetzt, während vicinhaltige Sorten auch unproblematisch in der Rinderfütterung verwendet werden können.

In der Standortgruppe Lehmböden West konnten die Ergebnisse der drei niedersächsischen Standorte Astrup (LK OS) Höckelheim (LK NOM) und Scharnhorst (Bundessortenamt, Reg. H) sowie drei NRW- und zwei hessische Standorte zur Sortenbeurteilung herangezogen werden. Für die Küstenregion standen die Ergebnisse des niedersächsische Standortes Otterndorf (LK CUX) sowie sieben schleswig-holsteinische Standorte zur Verfügung. Mit Hilfe der seit Jahren angewandten Hohenheim-Gülzower Methode können auch die Vorprüfungsergebnisse aus Wert- und EU-Prüfungen mit ausgewertet werden. Ein direkter Quervergleich zu den Einzeljahresergebnissen ist nicht möglich, da die Relativzahlen auf jeweils unterschiedlichen Bezugssorten basieren.

Das Ertragsniveau lag in der Küstenregion mit 54,5 dt/ha knapp 10 dt/ha höher als im Vorjahr, während in der Anbauregion Lehmböden West mit 39,0 dt/ha das Vorjahresniveau erreicht wurde. In dieser Anbauregion werden die Versuche teilweise auch mit und ohne Funigizideinsatz angelegt. Die Sortenergebnisse basieren allerdings auf der unbehandelten Stufe, da nur dadurch ein Vergleich zwischen den Standorten möglich ist. Während in Einzeljahren sehr starke Behandlungseffekte erkennbar waren, lagen sie in diesem Jahr im Durchschnitt der 5 parallel angelegten Versuche bei 2 dt/ha. Eindeutige Sorteneffekte lassen sich auf dieser Basis nicht klar darstellen.

Lehmböden West

In der Standortgruppe Lehmböden West erzielten 2025 die langjährig geprüften Sorten Stella und Caprice sehr gute Erträge, während die letztjährige Spitzensorte Hammer mit rel. 100 die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Sehr gut hingegen zeigten sich Callas sowie die neue Sorte Malibu. Iron, LG Eagle und Genius erreichten wie Hammer nur durchschnittliche Werte. Schwach, aber besser als in den Vorjahren schnitt Tiffany ab, ebenso die ertraglich hoch eingeschätzte neue Sorte Loki mit sehr schwankenden Einzelortergebnissen.

Bei Betrachtung der mehrjährigen Verrechnung ist zu beachten, dass die ertragsstarken neuen Sorten die Bezugsbasis stark verbessert haben, sodass die guten relativen Ergebnisse der älteren Sorten aus den Vorjahren insgesamt nicht direkt mit den aktuell dargestellten mehrjährigen Ergebnissen vergleichbar sind. Von den wenigstens vierjährig geprüften Sorten erzielte Stella mit rel. 101 das beste Ergebnis. Caprice zählt mit rel. 100 dank nunmehr vier überdurchschnittlicher LSV-Jahresergebnisse zu den ertragsstärksten Sorten. Ertraglich weiter abgerutscht ist Tiffany auf rel. 92.

Von den dreijährig geprüften Sorten wiesen Genius mit rel. 102 und Iron mit rel. 100 gute Werte auf. Hammer profitiert von ihrem überragenden Vorjahresergebnis, sodass sie mit rel. 102 trotz schwankender Leistungen als ertragsstarke Sorte einzustufen ist. Besonders Callas und LG Eagle bestätigten ihre guten Vorjahresleistungen.

Küstenregion

An den Standorten in der Küstenregion konnte 2025 die Sorte Hammer wie im Vorjahr wieder die besten Erträge erzielen. Darüber hinaus erreichten auch Callas und Iron überdurchschnittliche Ergebnisse. Positiv überraschte Tiffany mit guten Leistungen von rel. 100. Mit Ausnahme von Genius und LG Eagle erzielten auch die übrigen Sorten mittlere Werte.

Im mehrjährigen Vergleich überzeugten vor allem die zwei- bzw. dreijährig geprüften Sorten Hammer und Iron mit besten Leistungen. Von den weiteren wenigstens dreijährig geprüften Kandidaten lieferte Caprice die konstantesten Erträgen. Genius erreichte gegenüber Caprice noch etwas bessere Werte, sie fiel 2025 aber deutlich ab. Stella mit rel. 97 und Tiffany mit rel. 96 schnitten von den langjährig geprüften Sorten am schwächsten ab. Von den neben Hammer zweijährig geprüften Sorten konnte Callas ihr Vorjahresergebnis verbessern, während LG Eagle etwas zurückfiel. Bei den einjährig geprüften Sorten profitierte Malibu stark von den Vorprüfungsergebnissen, was bei Loki nicht der Fall war.

Anbauempfehlung Ackerbohnen

Die zwei- bzw. dreijährig geprüften und vicinarmen Sorten Hammer und Iron erhalten in beiden Anbauregionen dank überdurchschnittlicher Leistungen eine klare Anbauempfehlung. Sie zeichnen sich darüber hinaus durch eine hohe Standfestigkeit sowie Blattgesundheit aus. Ebenso erhält auch die in den letzten Jahren sehr ertragskonstante Sorte Caprice eine Anbauempfehlung, wobei diese aufgrund etwas schwächerer Erträge in der Küstenregion eingeschränkt ist. Gegenüber den beiden vorgenannten Sorten weist sie höhere Rohproteingehalte (RP-Gehalte) auf. Genius erreichte etwas höhere Erträge, zeigte sich jedoch anfälliger für Rost und lieferte eher unterdurchschnittliche RP-Gehalte, was die eingeschränkte Empfehlung für die Küstenregion begründet. Stella zeigte sich insbesondere auf den Lehmstandorten ertragsstark und wird daher dort auch dank hoher RP-Gehalte empfohlen. Da die altbekannte vicinarme Sorte Tiffany in der Küstenregion wieder überraschend gute Erträge geliefert hat und sie in den Vermehrungszahlen nach wie vor ganz vorne steht, erhält sie dort weiterhin noch eine eingeschränkte Anbauempfehlung. Wegen der diesjährigen sehr guten Erträge auf den Lehmstandorten erhält die vicinarme Sorte Callas dort eine Empfehlung für den Probeanbau.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen auch in diesem Jahr, dass die vicinarmen neueren Sorten ertraglich überzeugen können, dadurch wird die Anbaubedeutung der altgedienten Sorte Tiffany vermutlich weiter zurückgehen.

Körnererbsen

Das Sortiment des LSV Körnererbsen bestand 2025 aus neun Sorten. Seit mindestens fünf Jahren wurden Astronaute, Orchestra, Kameleon und Symbios geprüft. Das Prüfsaatgut von Kameleon wies in diesem Jahr allerdings Mängel in der Keimfähigkeit auf. Für Batist und Iconic war es das dritte, für LG Corvet das zweite Prüfjahr. Neu in den LSV aufgenommen wurden Cosmos und NOS Impact.

In der Standortgruppe Sand- und Lehmböden Nordwest wurde der Versuch in Niedersachsen an den Standorten Astrup (LK OS), Höckelheim (LK NOM) und Eldagsen (Reg. H) angelegt, außerdem gingen die Ergebnisse des BSA-Standortes Scharnhorst (Reg. H) mit in die Verrechnung ein. Aus Nordrhein-Westfalen wurden die Daten dreier sowie aus Hessen zweier weiterer Standorte ebenfalls mit verrechnet.

Der Durchschnittsertrag für diese Standortgruppe hat sich in den letzten zwei Jahren wieder deutlich erhöht und lag 2025 mit 54 dt/ha um 10 dt/ha höher als im fünfjährigen Mittel. Die Spannweite der niedersächsischen Standorte reichte dabei von 47 dt/ha bis zum Spitzenwert von 68 dt/ha.

Die langjährig geprüften Sorten Astronaute und Symbios konnten mit jeweils rel. 101 ihr hohes Ertragsniveau halten, auch Orchestra konnte mit rel. 100 gut überzeugen. Kameleon hingegen zeigte deutliche Auflaufschwächen, die sich entsprechend in geringen Pflanzenzahlen und sehr geringen Erträgen widerspiegelten. Iconic erreichte auch in ihrem dritten Prüfjahr mit rel. 102 wieder den höchsten Ertrag im LSV-Sortiment und bestätigte damit die hohe Ertragskonstanz. Batist blieb mit rel. 98 leicht unterdurchschnittlich. Auf vergleichbarem Niveau schnitt auch die zweijährig geprüfte Sorte LG Corvet ab. Die beiden erstmalig geprüften Sorten Cosmos und NOS Impact erreicht mit rel. 99 und 96 nicht die erhofften Leistungen, weitere Ergebnisse müssen abgewartet werden.

In die Verrechnung der mehrjährigen Ergebnisse fließen auch die Vorprüfungsergebnisse aus Wert (WP)- und EU-Prüfungen mit ein, sodass insbesondere bei den neueren Sorten bereits Ergebnisse der Vorjahre mitberücksichtigt werden können. Symbios und Orchestra erreichten von den langjährig geprüften Sorten mit rel. 101 und rel. 100 die besten Erträge, gefolgt von Astronaute (rel. 98). Kameleon fiel aufgrund der schlechten diesjährigen Ergebnisse auf rel. 93 ab. Die Spitzenposition des geprüften Sortimentes nahm klar Iconic mit rel. 103 im mehrjährigen Vergleich ein, Batist lag mit rel. 99 nach ihrem dritten Prüfjahr leicht unter dem Durchschnitt. LG Corvet blieb auch incl. der WP-Ergebnisse unter dem Durchschnitt. Die beiden erstmalig im LSV stehenden Sorten Cosmos und NOS Impact profitierten von guten Vorprüfungsergebnissen, sodass sie sich mit rel101 insgesamt bis jetzt besser präsentierten als im aktuellen Jahr.

Für die Anbauregion Marsch, Geest, Hügelland Nord standen für die Verrechnung lediglich Ergebnisse von zwei Standorten aus Schleswig-Holstein zur Verfügung. Der Durchschnittsertrag lag mit 70 dt/ha (67 bis 72 dt/ha) auf dem sehr hohen Niveau der Jahre 2021 und 2022. Im Vergleich zur Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest lagen die Erträge um 15,5 dt/ha höher.

An beiden Standorten erzielt Orchestra die mit Abstand höchsten Erträge, gefolgt von Symbios, Batist, Cosmos und Iconic. Etwas enttäuschend fiel der unterdurchschnittliche Ertrag von Astronaute aus, aber auch LG Corvet konnte das Vorjahresergebnis nicht bestätigen. Kameleon hatte auch auf diesen Prüfstandorten Auflaufprobleme. Der sehr hohe Einzelortertrag von NOS Impact sieht sehr vielversprechend aus, muss jedoch in den Folgejahren betätigt werden.

Um für den niedersächsischen Bereich dieser Anbauregion möglichst gerechte Sortenbeurteilungen zu ermöglichen, wurden bei der Berechnung der mehrjährigen Ergebnisse die Werte der eigenen Standorte aus der Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest als ergänzendes Anbaugebiet mit berücksichtigt, da auch im nördlichen Bereich der Körnererbsenanbau in der Regel nicht direkt auf den reinen Marschböden stattfindet.

Damit erreichten in der mehrjährigen Ergebnisdarstellung vor allem Iconic und die langjährig geprüfte Sorte Symbios überdurchschnittliche Erträge von 102 bzw. 101. Dank der sehr guten diesjährigen Leistungen schnitt die Sorte Orchestra mit einem Relativwert von 100 wieder gut ab. Astronaute hingegen fiel mit rel. 98 etwas zurück, ebenso die zweijährig im LSV geprüfte Sorte LG Corvet.

Anbauempfehlung Körnererbsen

Eine klare Anbauempfehlung für beide Anbauregionen erhalten die Sorten Symbios und Iconic. Astronaute wird für die Anbauregion Lehmböden Nordwest nach wie vor klar empfohlen, während die Empfehlung für die Marschstandorte eingeschränkt ausfällt. Bei der Sorte Orchestra sieht es genau umgekehrt aus.

Die Sorte Batist ist ebenfalls ertragsstark eingestuft, zeigte jedoch insbesondere auf den Küstenstandorten schwankende Jahresleistungen. Durch die gravierenden diesjährigen Auflaufprobleme wird die Sorte Kameleon in den künftigen LSVs nicht weiter geprüft.

Ausblick

Insbesondere die Körnererbsen konnten in diesem Jahr ihr Leistungsvermögen trotz zum Teil widriger Erntebedingungen unter Beweis stellen. Bei den Ackerbohnen hingegen zeigten sich die höheren Anbauansprüche und die höhere Empfindlichkeit gegenüber den Witterungsbedingungen. Viele neuere Sorten bieten sowohl bei den Ackerbohnen als auch bei den Körnererbsen dank höherer Ertragsleistung auch ökonomisch günstigere Perspektiven. Bei den Ackerbohnen bestätigten auch in diesem Jahr die neueren vicinarmen Sorten ihr gutes Ertragsvermögen.

Wie sich der weitere Anbauumfang gerade im konventionellen Anbau weiterentwickeln wird, ist derzeit nicht ganz klar einzuschätzen. Durch den Wegfall eines zusätzlichen Verarbeiters im Bereich der Körnererbsen in Niedersachsen ist fraglich, wie umfangreich ein Vertragsanbau weiter stattfinden wird. Auch für den Vertragsanbau bei den Ackerbohnen scheinen sich Veränderungen abzuzeichnen. Bei den derzeitigen Marktpreisen, die von Genossenschaften und Landhandel offeriert werden, ist ein ökonomischer Anbau schwer zu realisieren. Nach wie vor sollten die Leguminosen jedoch für die Verwendung in der hofeigenen Fütterung ins Auge gefasst werden.

Das Interesse an gentechnikfreiem Eiweiß aus heimischer Produktion wird nach wie vor bekundet, sowohl für die Futtermittelproduktion, als auch zunehmend für die Lebensmittelerzeugung. Allerdings müssen dann auch entsprechend ökonomisch interessante Angebote vorliegen. Die Absicherung der Produktion durch Verträge ist in jedem Fall anzuraten, sofern die Ernte nicht im eigenen Betrieb verwertet werden kann. Insbesondere die Qualitätsanforderungen müssen genau vereinbart sein, da hier vielfach bei Nichterfüllung entsprechende Abzüge oder auch eine Nichtabnahme der Erntemengen drohen.

Die ackerbaulichen Vorteile der Körnerleguminosen, z. B. die Auflockerung und Erweiterung von Fruchtfolgen und die günstige Wirkung auf die Bodenstruktur sind in jedem Fall anzurechnen und sollten auch bei der ökonomischen Bewertung erweiterter Fruchtfolgen hervorgehoben werden. Durch die Stickstoffbindung der Knöllchenbakterien an den Wurzeln der Leguminosen können entsprechende Einsparungen von Stickstoffdünger - mit pflanzenbaulichen Maßnahmen auch für die Folgekultur - erreicht werden, was ebenfalls für einen Anbau dieser Kulturen spricht.