Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) engagiert sich intensiv für eine Reduzierung des Torfeinsatzes, vor allem aus Gründen des Klimaschutzes. Um sich über die Situation bei der Verwendung dieses Rohstoffes in Baumschulen auszutauschen, besuchten Vertreter des BMEL auf Einladung des BdB Weser-Ems am 6. und 7. 3. 2023 vier Baumschulbetriebe im Ammerland sowie die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn - Rostrup.
Branchengespräch
Zunächst wurde die Gruppe aus dem BMEL, Dr. Thomas Schmidt, der Leiter des Referats 716 "Gartenbau, Landschaftsbau", zusammen mit seiner neuen Mitarbeiterin Sonja Wischnewsky, der Nachfolgerin von Prof. Nazim Gruda, an der LVG Bad Zwischenahn-Rostrup begrüßt, wo online ein Branchengespräch zum Torfreduzierung durchgeführt wurde. Vertreter aus der Forschung und aus der Baumschulwirtschaft diskutierten darin mit dem Ministerium den Sachstand bei der Torfrminderung. Neben lobenden Worten von allen Beteiligten für die bisher erzielten Erfolge bei der Reduzierung des Torfeinsatzes in den Betrieben, gab es von Seiten der Baumschulwirtschaft aber auch Kritik an der Informationskampagne der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Diese führe neben dem zweifellos begründeten Argument des Klimaschutzes auch den Moorschutz als Grund für den Torfverzicht an. Da Torf aber nicht aus intakten Mooren gewonnen werde, sei das fachlich nicht korrekt und könne den Verbraucher in die Irre führen.
Wichtige Projektarbeit
Bei der Redzierung des Torfeinsatzes spielen auch Projekte eine wichtige Rolle, von denen viele vom BMEL finanziell gefördert werden. Das MuD-Projekt ToSBa mit insgesamt 10 teilnehmenden Baumschulen in den Regionen Pinneberg und Ammerland konnte in den letzten beiden Jahren zeigen, dass eine Reduzierung des Torfanteils in Baumschulsubstraten bis zu 50 Prozent in vielen Fällen gelingen kann, aber auch risikobehaftet ist. Die Projektkoordinatorin Dr. Inga Binner bat um Unterstützung für ein Folgeprojekt, in dem der Torfanteil noch weiter reduziert werden soll als bei ToSBa.
Torfreduzierung als erklärtes Ziel der Baumschulwirtschaft
Im Anschluss an die Diskussionsrunde nutzten Dr. Thomas Schmidt und Sonja Wischnewsky die Gelegenheit, um sich in den Baumschulen Roßkamp, zur Mühlen, Hinrichs sowie Jens Meyer Jungpflanzen einen Eindruck von der Sortimentsvielfalt, den praxisüblichen Kulturbedingungen und den Herausforderungen, die die Reduzierung des Torfanteils der Kultursubstrate bildet, zu verschaffen. Torfreduzierung könne nur in dem Rahmen erfolgen, in dem der Kulturerfolg und die wirtschaftliche Zukunft der Betriebe nicht gefährdet werden. Die Baumschuler*innen wiesen darauf hin, dass die Preissituation schwierig sei und höhere Substratkosten von den Abnehmern nicht ausgeglichen werden. Auch die unsichere Zukunft des Pflanzenschutzmitteleinsatzes werde die Betriebe zusätzlich vor große Probleme stellen.
Dr. Thomas Schmidt hatte ein offenes Ohr für die Bedenken der Baumschuler*innen und versprach, dass die Reduzierung des Torfeinsatzes im Erwerbsgartenbau weiterhin auf Freiwilligkeit basieren soll. Er wies aber auch darauf hin, dass die Bundesregierung zusammen mit anderen EU-Staaten bestrebt ist, die Gewinnung und den Einsatz von Torf in der gesamten EU zu beenden, auch im Baltikum. Verhandlungen darüber laufen zurzeit in Brüssel.