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Artenschutz: Großer Tag für winzige Aale

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Landwirtschaftskammer Niedersachsen koordiniert Besatzaktion an der Elbe zur Arterhaltung und Bestandssicherung des europäischen Aals

Glasaale werden in die Elbe gelassen.
Christina Hiegel, Leiterin des Fachbereichs Fischerei, lässt Glasaale in die Elbe.Christopher Hanraets
Oldenburg – Sie sind fast durchsichtig, messen um die 7 Zentimeter und sind ca. 0,35 Gramm leicht: Diese jungen sogenannten Glasaale sollen in der Elbe heranwachsen, um als erwachsene Blankaale quer über den Atlantik in ihr Laichgebiet abzuwandern. Fachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), Fischer/-innen und Angler/-innen haben an diesem Mittwoch (05.03.2025) mit Start in Bleckede (Kreis Lüneburg) am West- und Ostufer der Elbe sowie in vielen Nebengewässern insgesamt 144,9 Kilogramm der Jungfische besetzt.

Die Besatzaktion ist ein Baustein zur Stabilisierung und Wiederauffüllung des Bestandes des Europäischen Aals (Anguilla anguilla). Insgesamt waren es mehr als 400.000 Tiere. Die LWK koordiniert die Besatzaktion zum 20. Mal.

Elbe ist gutes Aufwuchsgewässer

Als winzige Glasaale wurden die Tiere schonend an der französischen Atlantikküste gefangen und nach Bleckede gebracht. Angereist sind sie gekühlt in einem speziellen Fischtransport-LKW. Die Elbe gilt als gutes Aufwuchsgewässer: Entlang des West- und Ostufers der Elbe, in den Altarmen und Nebengewässern wie Jeetzel und Krainke wachsen die Jungaale auf und können später als erwachsene Blankaale die Elbe in Richtung ihres Laichgebietes Sargassosee im Atlantik wieder verlassen. Mit dem Wehr in Geesthacht existiert auf dem Weg zum Meer nur ein Absperrbauwerk ohne Wasserkraft und Turbinen, was den Tieren die Abwanderung erleichtert.

Aalbesatzaktion Elbe Bleckede 2025
Glasaale wiegen nur etwa 0,35 Gramm.Christopher Hanraets
Rätselhafter Lebenszyklus

Der Europäische Aal gibt der Wissenschaft noch immer viele Rätsel auf. Forschende arbeiten weiterhin an der künstlichen Nachzucht des Aals. Auch konnte bisher niemand das Laichgeschäft der Tiere im Atlantik beobachten. Die Lebensweise der Larven während ihrer Zeit im Golfstrom zurück nach Europa ist ebenfalls noch nicht entschlüsselt.

In jedem Fall erreichen durchsichtige, weidenblattartige Larven mit dem Golfstrom nach Osten verdriftet nach etwa zwei bis drei Jahren die europäischen Küsten. Sie entwickeln sich dort zu Glasaalen. Gelingt es ihnen, die Flusssysteme hinaufzuziehen, werden die kleinen Glasaale durch Pigmentierung dunkel. Die Oberläufe der Flüsse sind ihre Aufwuchsgebiete, die sie nach ungefähr sechs bis zwölf Jahren als erwachsene Aale verlassen, um wieder über die Nordsee quer durch den Atlantik zum Laichgebiet zu wandern.

Die Bestände des Europäischen Aals sind überall in Europa seit Jahrzehnten erheblich zurückgegangen, wobei aktuell für einige Gewässer ein leichter Aufwärtstrend in der Bestandsentwicklung beobachtet werden kann. Für den Rückgang der Aalbestände kommen verschiedene Faktoren zusammen, darunter klimatische Veränderungen, die Fischerei, Parasiten, natürliche Feinde wie die Vogelart Kormoran sowie Wasserbauwerke, die die natürliche Wanderungsbewegung der Aale stören bis vollständig verhindern.

Glasaale in der Transportbox
Glasaale in der Transportbox.Christopher Hanraets
Engagement für den Aalbestand

Die Kosten der Besatzaktion 2025 liegen bei 40.000 Euro. Hiervon werden 60 Prozent vom Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) sowie vom Land Niedersachsen getragen. Den verbleibenden Eigenanteil von 40 Prozent erbringt der Verein für Fischerei- und Gewässerschutz im Landkreis Lüneburg (VFGL e.V.). Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich regionale Akteurinnen und Akteure für die fischereilichen Belange an der Elbe.

Zur Bestandssicherung des Aals hat die Europäische Union 2007 eine Aal-Verordnung erlassen. Jeder Mitgliedstaat erstellte Managementpläne und setzt diese seither um – mit dem Ziel der Wiederauffüllung des Aalbestandes. Neben Niedersachsen setzen auch andere Länder des Elbeeinzugsbereiches Besatzmaßnahmen mit Jungaalen um. Die Erfolge aller Maßnahmen und der zurückliegenden Besatzaktionen werden sich erst in einigen Jahren zeigen.

 

 


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