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Fischerei in Niedersachsen 2024

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Die niedersächsische Fischereiflotte schrumpft weiter und leidet unter stark sinkenden Fangmengen, insbesondere bei Krabben und Muscheln, was zu erheblichen Umsatzverlusten führt. Während die Fänge in der Kleinen Hochseefischerei stabil bleiben, wird politisch mit der „Zukunftskommission Fischerei“ versucht, Wege aus der Krise zu finden.

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KutterPhilipp Oberdörffer

Der Rückgang der niedersächsischen Fischereiflotte hat sich auch 2024 fortgesetzt. Während die Flotte 2004 noch 162 Fahrzeuge zählte, waren es Ende 2024 nur noch 107. Zwar ist die Flotte im vergangenen Jahr nur um 3 Fahrzeuge geschrumpft, zum Vorjahr waren es noch 10, aber in den letzten 20 Jahren hat sie sich dennoch um fast ein Drittel verkleinert.

Neben stark schwankenden Fangmöglichkeiten ist dies der Hauptgrund, warum tendenziell immer weniger Fisch, Muscheln und Nordseegarnelen in niedersächsischen Häfen angelandet wurden.

Den größten Anteil an der niedersächsischen Fischereiflotte stellen weiterhin die etwa 90 Krabbenkutter. Allerdings war für diese das Jahr 2024 das Jahr mit den geringsten Anlandungen in den vergangenen 40 Jahren. Zuletzt wurden 1990 ähnlich geringe Mengen gefangen. Die Erzeugerpreise sind gegenüber dem Vorjahr zwar um 11 % auf durchschnittlich 7,45 €/kg gestiegen, dies konnte aber dem mengenmäßigen Rückgang von fast 40 % nicht ausgleichen und somit ist der Jahresumsatz um fast ein Drittel eingebrochen. Auch im ersten Quartal 2025 hat sich der Negativtrend bei den Fangmengen fortgesetzt. Mit nur etwa 25 % der durchschnittlichen Fangmenge der letzten 10 Jahre in den ersten drei Monaten des Jahres ist für die Krabbenfischerei noch keine Besserung in Sicht. 

Bei der Muschelfischerei hat sich die Anzahl der Betriebe von 4 auf 3 verringert. Auch dieses Segment hat bereits seit vielen Jahren mit schwierigen Produktionsbedingungen zu kämpfen. Zwar konnten die Muschelproduktion im vergangenen Jahr auf sehr niedrigem Niveau leicht gesteigert werden (1.197 t auf 1.784 t), aber aufgrund des guten Aufkommens von Jungmuscheln im Jahr 2022 waren die Betriebe von einer besseren Ernte ausgegangen. Aus der ersten Dekade dieses Jahrtausends wissen wir, dass mit vergleichbarem Aufwand im niedersächsischen Küstenmeer 4.000-5.000 t Muscheln jährlich produzierbar sind, ohne die Kulturflächen auszudehnen. In Schleswig-Holstein sieht die Entwicklung deutlich erfreulicher aus, es bleibt zu klären, warum im niedersächsischen Küstenmeer die Wachstumsbedingungen für Miesmuscheln so viel schlechter sind?

Die Frischfischfischerei findet in den Küstengewässern weiterhin kaum noch statt. Die 13 niedersächsischen Fahrzeuge der Kleinen Hochseefischerei sind nordseeweit aktiv und fangen hauptsächlich Seelachs, Scholle, Kaisergranat und Seezunge. Auch hier ist die Anzahl der Betriebe beständig rückläufig. Die Fangmengen blieben in den letzten Jahren auf niedrigem Niveau recht stabil.

Auffällig ist die fortschreitende Steigerung bei den Fangmengen von Kalmaren (2023 100 t / 2024 200 t). Es besteht die Möglichkeit, dass diese Art von den sich wandelnden Umweltbedingungen in der Nordsee profitieren kann und der Fischerei ein neues Standbein eröffnet.

Politisch ist die prekäre Lage der heimischen Fischereibetriebe durch die Einberufung der Zukunftskommission Fischerei (ZKF) adressiert worden. Seit März 2024 beschäftigten sich rund 40 Vertreter*innen aus unter anderem Fischerei, Umweltverbänden, Ministerien, Wissenschaft und Küstenkommunen mit aktuellen Herausforderungen für die Fischerei wie z.B. Flächenkonkurrenz und Flottenmodernisierung. Im April 2025 hat die ZKF ihren Abschlussbericht dem Bundeslandwirtschaftsministerium überreicht. Die neue Regierung hat in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen, die Empfehlungen aus dem Bericht genau zu prüfen und möglichst umzusetzen.