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Heimischer Ackerbau zwischen Top und Flop

Webcode: 01044700
Stand: 18.09.2025

Steigende Erträge, sinkende Preise: Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellt Bilanz des Erntejahrs 2025 vor – Extrem trockenes Frühjahr bremst Pflanzenwachstum – Regen im Sommer erschwert Getreideernte und lässt Mais üppig wachsen

Kammerpräsident Gerhard Schwetje während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Kammerpräsident Gerhard Schwetje während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.Christopher Hanraets
Das Wichtigste im Überblick:

  • Wetter: Günstige Aussaatbedingungen im Herbst 2024 und anschließend milder Winter mit ausreichend Niederschlag bis Januar 2025 ermöglichen gute Pflanzenentwicklung; extreme Trockenheit zwischen Februar und April führen zu Schäden insbesondere auf Standorten mit ungünstiger Wasserversorgung; gleichwohl günstige Pflanz- und Aussaatbedingungen für Sommerkulturen; Regen ab April/Mai und moderate Temperaturen sorgen für Erholung der Kulturen; Regen Ende Juli bis Anfang August verzögert Getreideernte und sorgt stellenweise für Qualitätseinbußen.
  • Winterkulturen wie Winterweizen, Triticale und Roggen gewinnen dank guter Aussaatbedingungen im Vergleichen zum ungünstigen Vorjahr wieder stark an Fläche und liegen jetzt wieder auf dem mittleren Niveau der Vorjahre; entsprechender Flächen-Rückgang bei Sommerkulturen wie Sommer- und Braugerste sowie Mais.
  • Getreideernte: Erträge gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen, vielerorts gute Qualitäten; Qualitäts-Einschränkungen bei wegen Regens zu spät geernteten Beständen.
  • Kartoffeln: Anbaufläche auf Rekordwert erhöht; hohe Erntemengen erwartet, teils sehr schwierige Vermarktungsbedingungen.
  • Raps: Anbaufläche leicht ausgeweitet; infolge der Trockenheit im Frühjahr örtlich starke Unterschiede bei Ertrag und Ölgehalt.
  • Zuckerrüben: Aufgrund der Marktlage Rückgang der Anbaufläche auf langjährigen Durchschnitt; Ernte mit durchschnittlichen, teils unterdurchschnittlichen Erträgen und überdurchschnittlichen Zuckergehalten erwartet; intensives Monitoring soll Schäden durch Schilf-Glasflügelzikade begrenzen.
  • Mais: Dank Wasser sparender Bodenbearbeitung vor der Aussaat, anfangs kühlen Temperaturen und dank des Regens ab Mai vielerorts gute Wachstumsbedingungen; teils Trockenstress durch Wassermangel auf leichten Sandböden; Häckselreife in vielen Regionen früh erreicht, insgesamt gute Erträge erwartet.
  • Grünland: Entwicklung des ersten Grasaufwuchses durch trockenes Frühjahr beeinträchtigt, Futterqualität des ersten Schnitts gut, unterdurchschnittlicher Ertrag; Niederschläge im zweiten Halbjahr ermöglichen im Nordwesten bis zu vier Schnitte – bei Futterbaubetrieben im Osten und Südosten Niedersachsens ist Grobfutter aus Graskonserven mangels Regen knapp.
  • Erzeugerpreise: Regionale und globale Einflüsse lassen Getreidepreise weiter sinken, kostendeckende Produktion schwierig; europaweit großes Kartoffel-Angebot drückt die Preise erheblich, Angebote für Pommes-Frites-Sorten zwischenzeitlich auf Niveau von Futterkartoffeln; Rapspreis im Vergleich zum Vorjahr stabil, in Vorkontrakten gebundene Partien mit Vorteilen.
  • Ökolandbau: Erfreuliche Erträge beim Getreide, Nachfrage nach Backweizen und Schälhafer ist gut, verbunden mit guten Erlösen; Futtergetreide-Preise notieren schwächer; Winterhafer interessante Kultur zur Klimaanpassung; Nachfrage nach heimischen Öko-Körnerleguminosen weiterhin hoch, stabile Erzeugerpreise, teils eher mäßige Erträge; Sojabohnen profitieren von Wetter und guter Nachfrage; gute Kartoffelernte in Sicht, Preise unter Druck; autonome Hacktechnik weiter auf dem Vormarsch.

Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen (l.) und Kammerpräsident Gerhard Schwetje während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen (l.) und Kammerpräsident Gerhard Schwetje während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.Christopher Hanraets
Hannover – Niedersachsens Landwirtinnen und Landwirte haben in diesem Jahr trotz teilweise extremer Wetterverhältnisse eine beachtliche Ernte mit deutlich gestiegenen Erträgen eingefahren. Die aktuellen Marktpreise insbesondere für Getreide und Kartoffeln trüben jedoch die Freude über die erfolgreiche Arbeit auf dem Acker. So fasste Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), am Donnerstag (18. September) die Erntebilanz 2025 zusammen.

Dank der im Vergleich zum Vorjahr wesentlich besseren Wetter- und Boden-Bedingungen während der Aussaat im Herbst 2024 hätten sich Getreide- und Rapspflanzen über den milden Winter hinweg gut entwickelt, berichtete Schwetje auf der Ernte-Pressekonferenz der LWK in Hannover. „Die Folgen des extrem trockenen Frühjahrs – der März 2025 war der trockenste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – sind geringer als befürchtet ausgefallen.“

Wasserreserven im Unterboden

Bei moderaten Tagestemperaturen und kühlen Nächten hätten die Kulturen vielerorts rechtzeitig Wurzeln hinab in tiefere, noch feuchte Bodenschichten gebildet, so Schwetje. „Während der Oberboden immer trockener wurde, konnten Raps und Getreide weiterhin Wasserreserven im Unterboden fürs Wachstum nutzen.“ In Gegenden mit Sandböden und ungünstiger Wasserversorgung habe es gleichwohl erhebliche Ertragsausfälle gegeben.

Nach Schätzungen des Landesamts für Statistik fällt die Getreideernte mit 5,8 Millionen Tonnen um gut ein Drittel höher aus als im Vorjahr (2024: 4,3 Millionen Tonnen). „Mit 76,4 Dezitonnen pro Hektar liegt der Durchschnittsertrag knapp ein Fünftel über dem Vorjahr und zugleich über dem Sechs-Jahres-Schnitt von 70,6 Dezitonnen“, berichtete Schwetje (siehe dazu die Tabelle „Anbauflächen, Erträge und Erlöse“).

Hintergrund des Mengenzuwachses sind die erwähnten guten Aussaatbedingungen nach der Ernte 2024. Dadurch konnten die Landwirtinnen und Landwirte viel mehr Flächen mit Winterkulturen bestellen als unter den nassen und damit sehr schwierigen Bedingungen ein Jahr zuvor. Entsprechend deutlich sind die Anbauflächen von Sommerkulturen wie Sommergerste und Mais wieder auf das Niveau der Vorjahre zurückgegangen.

Ähnlich wie in Niedersachsen sind die Ernteprognosen für Getreide in vielen anderen Regionen günstig – hinzu kommt ein komplexes Zusammenspiel regionaler und globaler Marktkräfte. „In der Summe sind die Erzeugerpreise für Getreide im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gesunken“, sagte der Kammerpräsident. „Die Betriebe schaffen es nur bedingt, die schwächeren Preise mit einer höheren Erntemenge auszugleichen und zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.“ Oft fielen die Erlöse nicht einmal kostendeckend aus. Teilweise noch schwieriger sei dieses Jahr die Vermarktung von Kartoffeln (mehr dazu unter „Die Kulturen im Einzelnen“).

Pflanzenbau-Experte Kai-Hendrik Howind während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Pflanzenbau-Experte Kai-Hendrik Howind während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.Christopher Hanraets
Digitale Analyseverfahren gewinnen an Bedeutung

Mit Blick auf die zunehmenden klimatischen Unwägbarkeiten, steigende Marktschwankungen sowie auf Vorgaben aus der Politik steige die Bedeutung digitaler Analyseverfahren, um die Bestände einerseits möglichst gesund und jederzeit bedarfsgerecht ernährt, andererseits aber auch kosteneffizient bis zur Reife zu bringen, betonte der Kammerpräsident mit Blick auf moderne Methoden wie KI-basierte Schaderregererkennung und teilflächenspezifische Düngungsverfahren (siehe separate Pressemitteilung „Wenn die Schadinsekten-App Alarm schlägt“).

Ernte 2025 in Niedersachsen: Die Kulturen im Einzelnen

Getreide: Plus bei Fläche und Ertrag – Preisrutsch geht weiter

Die Getreide-Anbaufläche in Niedersachsen ist 2024/25 nach Zahlen der von der LWK geführten Statistik für EU-Agrarförderanträge um 18,5 Prozent (%) auf knapp 774.000 Hektar (ha) gestiegen. Am höchsten war der witterungsbedingte Zuwachs bei Winterweizen (+34,9% auf 352.500 ha) und bei Triticale (+32,1% auf 36.200 ha), die wieder das Niveau der Vorjahre erreichten. Der Anbau von Sommergerste ging hingegen um 37,1% auf 37.000 ha zurück, der Anbau von Sommerweizen um 51% auf 7.400 ha. Gegen den Trend ging es beim Sommerhafer weiter aufwärts (+2% auf 15.000 ha).

Die Trockenheit im Frühjahr sorgte auf manchen sandigen Standorten mit schlechter Wasserverfügbarkeit für Trockenstress und ausgedünnte Bestände. Dünger konnte im trockenen Oberboden seine Wirkung nur schwer entfalten. Dank des Regens, der im April einsetzte, konnte sich der Großteil der Getreidepflanzen erholen und recht gut entwickeln. Die Durchschnittserträge liegen durchweg über dem Sechs-Jahres-Mittel.

Auch die Qualitäten fielen dieses Jahr häufig erfreulich aus. Dies lässt sich an höheren Rohproteingehalten und hohen Hektolitergewichten (=Qualitäts-Maß für die Dichte von Getreide) ablesen. Der Regen während der Getreideernte verminderte die Qualität von Beständen, die erntereif und nass auf den Mähdrescher warten mussten. Im Vergleich zur verregneten Getreideernte 2023, als Auswuchsgetreide und niedrige Fallzahlen (=Qualitätsparameter für Backfähigkeit) für Enttäuschung sorgten, waren die Ausfälle dieses Jahr relativ gering.

Mit durchschnittlich 17 Euro pro Dezitonne (dt, 1dt=100kg) sind die Erzeugerpreise beim Getreide im dritten Jahr in Folge gesunken (-4,5% gegenüber 2024). Der Krieg in der Ukraine, der 2022 ein Preis-Hoch ausgelöst hatte, sorgt weiterhin für Unsicherheit. Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Preisabschläge bei Braugerste (-18,9% auf 19,80 Euro/dt) und Winterweizen (-9,7% auf 17,70 Euro/dt) besonders deutlich aus. Die Erlöse aller Getreidearten liegen unter dem Fünf-Jahres-Schnitt.

Raps: Große Streuung beim Ertrag – stabile Preise

Im Vergleich zum Getreide ist der Rapspreis stabil: Mit 45,10 Euro/dt liegt er leicht über dem Vorjahres-Niveau (+0,7%). In den Monaten vor der Ernte wurden aufgrund gestiegener Rohölpreise für den Biosprit-Rohstoff bis zu 50 Euro/dt geboten. Dies verdeutlicht den Vorteil, den Erzeugerinnen und Erzeuger haben, wenn sie Teilmengen ihrer Ernte als Vorkontrakte (=vorab geschlossene Lieferverträge) absichern.

Die Raps-Anbaufläche ist um 1,3% auf 91.600 ha gewachsen. Der Durchschnittsertrag liegt mit 40,3 dt/ha gut ein Viertel über dem Vorjahr und auch über dem Sechs-Jahres-Mittel (36,1 dt/ha). Auffallend ist jedoch die große regionale Streuung: Die Spanne lag zwischen 20 und 60 dt/ha. Große Unterschiede gab es auch beim Ölgehalt, der für die Vermarktung maßgeblich ist. Versuche der LWK ergaben im Schnitt einen Ölgehalt von 43,7%, was leicht unter dem Vorjahreswert liegt.

Leguminosen: Auf und Ab bei Anbauflächen

Die eiweißreiche Nutzpflanze Nummer eins in Niedersachsen bleibt die Ackerbohne: Die Anbaufläche nahm dieses Jahr um 4,7% auf 8.600 ha zu. Mit 7.900 ha (+28%) ein wohl eher vorläufiges Hoch ist bei den Körnererbsen zu verzeichnen. Der Flächenzuwachs hängt mit Plänen eines Unternehmens zusammen, das in der Region Hannover ein Werk zur Gewinnung von Erbsen-Protein errichten wollte. Dazu wurden für dieses Jahr Lieferverträge geschlossen. Da die Fabrik-Pläne mittlerweile auf Eis liegen, wird es vorerst keinen entsprechenden Vertragsanbau geben.

Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.Christopher Hanraets
Dank der Verfügbarkeit geeigneter Sorten und guter Nachfrage summiert sich die Anbaufläche für Sojabohnen (mehr zu dieser Kultur weiter unten beim Ökolandbau) auf nunmehr 2.200 ha (+16,3% gegenüber 2024). Lupinen wurden auf 1.800 ha gesät (+7,2%). Bei den Sonnenblumen schrumpfte die Anbaufläche um weitere 19,5% auf 1.030 ha (2022: 2.200 ha). Hintergrund ist der Preisrückgang beim Sonnenblumenöl.

Kartoffeln: Großes Angebot – kleiner Preis

139.670 ha – diese Rekordanbaufläche und ein im Vergleich zu den zurückliegenden beiden Jahren eher normales Anbaujahr werden 2025 die Kartoffelernte in Niedersachsen prägen. Die Anbaufläche stieg um mehr als 8.000 ha (+6,1%) und betrifft alle Verwertungsrichtungen (Speise-, Pommes-/Chips-, Stärke-, Pflanz- und Industriekartoffeln). Obwohl bundesweit mehr Kartoffeln gepflanzt wurden, behauptete Niedersachsen seine Position als bedeutendstes Kartoffel-Bundesland.

Ähnlich wie bei den anderen Kulturen gab es witterungsbedingt einen vielversprechenden Start in die Kartoffelsaison 2025. Abgesehen von Hitzestress Anfang Juli sorgte das lange Zeit trockene Wetter für weniger Probleme mit Kraut- und Knollenfäule. Wer konnte, beregnete seine Bestände, um die Entwicklung seiner Knollen auf den richtigen Weg zu halten.

Aufgrund früher Pflanztermine läuft die Haupternte bereits. Die Erträge werden als durchschnittlich bis gut eingeschätzt. Zum Vergleich: Laut Landesamt für Statistik lag der durchschnittliche Hektar-Ertrag für Kartoffeln 2018 bis 2023 bei 424 dt. Der Ertrag steht im Kartoffelbau nicht immer an erster Stelle – die Qualität und mögliche Vermarktungswege sind angesichts der wachsenden Angebotsmengen in diesem Jahr wichtiger.

Während Betriebe, die Frühkartoffeln direkt vermarkteten, zunächst noch gut verdienten, sanken die Preise im Jahresverlauf wegen eines großen Angebotes immer weiter. Mittlerweile sind die Kartoffelpreise in Niedersachsen so niedrig wie lange nicht mehr: 14 Euro/dt (-58,8% gegenüber Vorjahr) wurden im Schnitt noch notiert. Für Pommes-Kartoffeln, die nicht vorab vertraglich gebunden wurden, wurde zeitweise nur noch so viel geboten wie für Futterkartoffeln. Es zeichnet sich ab, dass freie, nicht durch Lieferverträge gebundene Mengen erst im kommenden Jahr vermarktet werden können – oder im Futtertrog oder in der Biogasanlage landen, weil auch der internationale Markt gesättigt ist.

Zuckerrüben: Anbaufläche zurück auf Durchschnittswert

Nachdem der Weltmarktpreis für Zucker wegen großer Erntemengen in 2024 seinen Höhenflug beendet hat, ist die Anbaufläche in Niedersachsen wieder auf das lange Jahre übliche Niveau von rund 100.000 ha zurückgegangen (-11,6% auf 99.100 ha). Um den Preis zu stabilisieren, reduzierten die Zuckerhersteller den Anbauumfang, indem sie weniger Liefer-Fläche unter Vertrag nahmen.

Nach optimalen Aussaatbedingungen, die zu einer sehr frühen Aussaat führten, machte die Trockenheit im Frühjahr vielen Beständen etwas zu schaffen. Ausgangs des Sommers stieg in vielen Regionen der Trockenstress. Die Kampagne mit konventionell erzeugten Rüben läuft bereits seit einigen Tagen. Ergebnisse von Probe-Rodungen und erste Lieferungen an die Nordzucker AG deuten auf eine durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Ernte mit einem Ertrag von etwa 80 t/ha hin. Die bisher ermittelten Zuckergehalte schwanken zwischen 17 und 19% und liegen damit insgesamt über dem fünfjährigen Mittel von 17,5%.

Fokus auf Schadinsekt

Neben der Pflanzenentwicklung und dem Preis gilt bei der Zuckerrübe – wie auch bei den Kartoffeln – derzeit einem Schadinsekt besondere Aufmerksamkeit: Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt bakterielle Erreger auf die Hackfrüchte und richtet dadurch in Ost- und Süddeutschland bereits große wirtschaftliche Schäden an. In Niedersachsen wurden bisher erst relativ wenige Schilf-Glasflügelzikaden festgestellt. Der Pflanzenschutzdienst der LWK und die Zuckerunternehmen betreiben seit vergangenem Jahr ein intensives Monitoring und feilen an Pflanzenschutz-Strategien. Züchtungsunternehmen arbeiten an Sorten, die widerstandsfähig gegenüber den durch das Insekt übertragenen Krankheiten sind.

Echt scharf: Zwiebelanbau auf neuem Rekord-Niveau

Markt-Fachmann Mathias Klahsen (M.), Kammerpräsident Gerhard Schwetje (l.) und Ökolandbau-Experte Markus Mücke während der  Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Markt-Fachmann Mathias Klahsen (M.), Kammerpräsident Gerhard Schwetje (l.) und Ökolandbau-Experte Markus Mücke während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.Christopher Hanraets
Auf mittlerweile 9.300 ha (+10%) werden hierzulande Allium-Arten angebaut: Speisezwiebeln, Schalotten, Lauch, Bärlauch, Knoblauch. Damit bleibt Niedersachsen Bundesland Nummer eins im Zwiebelanbau. Mit 75 bis 80% der Anbaufläche hat die Sommerspeisezwiebel die größte Bedeutung. Die meisten Zwiebeln wachsen derzeit im Landkreis Uelzen (2.200 ha), gefolgt von den Kreisen Emsland (1.350 ha) und Lüchow-Dannenberg (750 ha). Der Flächenzuwachs dauert seit nunmehr fünf Jahren an. Das unterstreicht die Kompetenz der niedersächsischen Betriebe und ihrer Vermarktungspartner. Da der bundesdeutsche Selbstversorgungsgrad bei Zwiebeln bei etwa 70% liegt, ist noch Luft nach oben.

Wer davon profitieren will, sollte sich vorab gründlich mit möglichen Vermarktungswegen und mit den pflanzenbaulichen Herausforderungen befassen. Die Konkurrenz schläft nicht. Als Vergleich: In den Niederlanden werden auf 33.000 ha Zwiebelgewächse angebaut.

Mais: Weniger Fläche – häufig gute Erträge

Eine schonende Bodenbearbeitung, die Verdunstung reduziert, war im trockenen Frühjahr 2025 eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Maisanbau. Viele Betriebe haben diese Arbeitsweise beherzigt und können sich auf teilweise hohe Erträge freuen.

Niedersachsens flächenstärkste Kultur nutzte die im Mai einsetzenden Regenfälle für ein gutes Längen- und Massenwachstum. Zur Blüte im Juli herrschten günstige Bedingungen. Die weitere Entwicklung verlief unterschiedlich: Auf grundwasserfernen, sandigen Böden (südliches Weser-Ems-Gebiet, Heide, rund um Hannover) litten die Maispflanzen an Wassermangel – wer konnte, setzte die Feldberegnung ein. Manche Flächen wurden vorzeitig gehäckselt, um die bis dahin erreichte Futterqualität zu sichern.

In Regionen, in denen die Böden Wasser besser speichern können, sind bessere Ernteergebnisse zu erwarten. Im nördlichen Niedersachsen, wo im Vorjahr starke Regenfälle und Staunässe für starke Ertragseinbußen gesorgt haben, sieht es in diesem Jahr sehr gut aus. Die Häckselreife stellte sich dieses Jahr relativ früh ein.

Witterungsbedingt war der Maisanbau 2024 erheblich ausgeweitet worden – dieses Jahr ist ein Rückgang der Anbaufläche von Silo- und Körnermais um 8,2% auf 543.000 ha zu verzeichnen. Das ist in etwa das Niveau von 2023. Silomais (gehäckselt und siliert) dient den Futterbaubetrieben als Grundfutter für ihre Rinderherden, Körnermais (gedroschen, im ganzen Korn, geschrotet, gequetscht, fermentiert oder als Pellet) eignet sich als Kraftfutter für Rinder, aber auch für Schweine und Geflügel.

In Zukunft wird weniger Mais in Biogasanlagen verwertet, da der Gesetzgeber den Maisanteil in den Fermentern zunehmend deckelt. Daher sind in den kommenden Jahren Veränderungen in der Fruchtfolgegestaltung zu erwarten. Der Maisanbau dürfte sich ein Stück weit hin zur Körnernutzung verlagern und insgesamt etwas zurückgehen.

Grünland: Akzeptable Erträge im Nordwesten – Sorgen im Osten und Südosten

Bei der Grundfuttererzeugung für Milchviehherden spielt das Grünland mir rund 700.000 ha in Niedersachsen eine bedeutende Rolle. Besonderen Stellenwert hat der erste Grasaufwuchs im Frühjahr, der den Grundstein für den nächsten Wintervorrat legt.

Von allen landwirtschaftlichen Kulturen hat das Grünland den höchsten Wasserbedarf – entsprechend wichtig sind auskömmliche Regenmengen. Doch Regen fiel im Frühjahr 2025 wenig und regional sehr unterschiedlich. Im März bekamen die Wesermarsch und Ostfriesland lediglich 10 bis 15% der üblichen Regenmenge ab. Dazu herrschten kühle Temperaturen vor.

Angesichts dieser Bedingungen musste der erste Schnitt auf dem Grünland recht früh und nahezu zeitgleich mit dem Ackergras vorgenommen werden. Die Qualität erwies sich als gut, die Erträge lagen 12% unter dem zehnjährigen Mittel. Der im Mai einsetzende Regen sorgte an der Küste, im Norden und Westen Niedersachsens für bessere Wachstumsbedingungen und bessere Erträge. In günstigen Lagen konnten bis Ende August vier Schnitte in den Silos eingelagert werden.

Anders sieht es im Osten und Südosten Niedersachsens aus: In der Region Hannover-Braunschweig und im Weser-Leine-Bergland fielen bis Ende August teilweise nur 300 Liter Regen pro Quadratmeter und damit deutlich weniger als im langjährigen Durchschnitt. Entsprechend niedrig sind die Gras-Erträge. Betroffene Betriebe müssen Grundfutter zukaufen oder als Ausgleich auf eine gute Silomais-Ernte hoffen.

Heu ist weiter als Pferdefutter gefragt. Von Juni bis Mitte Juli 2025 waren die Bedingungen für die Heuernte vielerorts gut – die Qualitäten der in dieser Zeit produzierten Heu- und Gärheuballen werden als gut bis sehr gut eingeschätzt.

Ökolandbau: 155.370 Hektar Gesamtfläche – Bio-Milch gesucht

Zur Ausdehnung des Ökolandbaus gibt es in Niedersachsen konkrete Ziele: Im Naturschutz-Bündnis „Der Niedersächsische Weg“ ist vorgesehen, dass bis 2030 15% der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Aktuell beläuft sich der offizielle Flächenanteil nach Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wie im Vorjahr auf 6,0% (155.370 ha). Die Zahl der Ökobetriebe liegt derzeit bei 2.692. Nach den Auswertungen der Antragszahlen durch die LWK könnte die Öko-Fläche in 2025 steigen.

Die Umstellung konventioneller Betriebe auf ökologische Wirtschaftsweise ist in Niedersachsen gegenwärtig verhalten. Gleichwohl gehen aber weiterhin Anfragen zur Umstellung bei der LWK ein. Vorrangig betrifft dies die Rinderhaltung und vereinzelt auch den Ackerbau. Im Bereich der Öko-Tierhaltung sorgen hohe Kosten für Stallbau beziehungsweise -umbau, der bürokratische Aufwand und unklare Auslegung politischer Vorgaben für eine verhaltene Bereitschaft zur Umstellung.

Biomolkereien sind aber auf der Suche nach Bio-Milch und würden derzeit weitere Betriebe aufnehmen. Zudem sind auch in der ökologischen Schweine- und Geflügelhaltung sowie im Öko-Ackerbau gute Perspektiven gegeben. Für Landwirtinnen und Landwirte, die offen für die ökologische Wirtschaftsweise sind, die bereit sind sich auf Veränderungen und neue Wege in der Landwirtschaft einzulassen, kann der Einstieg in den Ökolandbau der richtige Weg sein. Flankierend können positive Signale der Abnehmer, Vermarkter und Verarbeiter, sowie eine Vorliebe der Verbraucherinnen und Verbraucher für heimische Ökoprodukte die Bereitschaft zur Umstellung wesentlich erhöhen.

Öko-Getreide: Überwiegend erfreuliche Erträge

Ähnlich wie bei konventionellen Kulturen fallen die Ernteergebnisse beim Öko-Getreide überwiegend erfreulich aus. Ausnahmen bilden Bestände, die unter Wassermangel zu leiden hatten. Die Regenperiode im Juli führte dazu, dass manche Öko-Weizen- und Roggenpartien (Roggen: +10% auf 4.748 ha) statt als Back- nur noch als Futtergetreide zu gebrauchen sind. Dadurch ist das Angebot für die Futtermühlen angestiegen – die Preise sanken.

Beim Öko-Winterweizen (+24% auf 8.752 ha), der rechtzeitig geerntet werden konnte, wird die Backqualität (= Feuchtklebergehalt und Fallzahlen) als durchschnittlich bewertet. Backweizen und Öko-Dinkel (+113% auf 2.678 ha) in guter Qualität sind gefragt – hier ist mit guten Preisen zu rechnen. Eine gute Nachfrage besteht nach Hafer (+15% auf 3.343 ha). Doch wegen Wassermangels haben nicht alle geernteten Partien dieses Sommergetreides die geforderten Eigenschaften. Zu einer interessanten, klimaangepassten Alternative könnte sich der Winterhafer (+180% auf 578 ha) entwickeln, der dieses Jahr sehr gute Erträge und Speise-Qualitäten lieferte.

Öko-Körnerleguminosen: Gute Nachfrage – stabile Preise

Öko-Ackerbohnen (+12% auf 3.065 ha) konnten dieses Jahr früh gesät werden. Das trockene Frühjahr sorgte dafür, dass die im Ökolandbau so bedeutsame mechanische Beikrautregulierung unter optimalen Bedingungen stattfinden konnte. Auf Feldern ohne Möglichkeit zur Beregnung kostete die Trockenheit im Frühling aber Ertrag. Bei den Erbsen (-27% auf 970 ha) spross nach dem Regen im Juli das Unkraut teilweise so üppig, dass manche Bestände kaum oder gar nicht beerntet werden konnten. Die Erbsen-Erträge gelten insgesamt als zufriedenstellend. Genauere Ertrags-Schätzungen für Weiße Lupinen und Blaue Lupinen (-8% auf 652 ha) liegen noch nicht vor. Die Nachfrage nach regional erzeugten Öko-Körnerleguminosen als Eiweißträger in der Futterration ist nach wie vor hoch. Es ist daher mit stabilen Erlösen zu rechnen.

Das Interesse am Anbau von Öko-Sojabohnen (+21% auf 1.719 ha) nimmt weiterhin zu. Der Großteil der Ware wird aktuell als Öko-Futter verkauft, aber auch die Vermarktung als Speiseware hat zugenommen. Nach optimalen Aussaatbedingungen Ende April und Anfang Mai verlief die Pflanzenentwicklung planmäßig und teilweise mit Unterstützung der Feldberegnung. Das unbeständige Wetter in Juli und August, welches die Getreideernte so erschwerte, war bei der Sojabohne für die Kornausbildung sehr förderlich. Die Ernte der Öko-Sojabohne beginnt Ende September.

Öko-Mais: Optimale Wachstumsbedingungen

Der Regen in Mai und Juni führte beim Öko-Mais zu einem höheren Aufwand beim Einsatz von Striegel und Scharhacke zur Beikrautbeseitigung, sorgte zugleich aber für gute Wachstumsbedingungen. Ähnlich wie der Öko-Sojabohne kamen dem Öko-Mais die Niederschläge im Juli und August gerade recht. Seitdem schreitet die Abreife mit zunehmender Trockenheit voran. Öko-Silomais (-20% auf 5.091 ha) wird seit zwei Wochen gehäckselt, die Ernte des Öko-Körnermaises (-7% auf 4.300 ha) steht noch aus.

Öko-Raps: Schädlinge fressen Schoten an

Die Fläche mit Öko-Winterraps ist 2024/25 in Niedersachsen zurückgegangen (-30% auf 757 ha) – dafür sind die Preise wesentlich stabiler. Wegen des hohen Nährstoffbedarfs und wegen tierischer Schaderreger ist der Anbau von Öko-Raps eine Herausforderung. Dieses Jahr bereiteten die Schoten-Schädlinge einigen Betrieben Kopfzerbrechen. Insgesamt werden der Öko-Raps-Ertrag als durchschnittlich und die Ölgehalte als gut beschrieben.

Nach Jahren mit stabiler Flächenausdehnung ist der Anbau der Öko-Sonnenblume dieses Jahr zurückgegangen (-20% auf 425 ha). Ähnlich wie Mais und Sojabohne nutzte die Öko-Sonnenblume die Niederschläge im Sommer für eine gute Entwicklung. Die Aussichten für die Ernte im Oktober gelten derzeit als günstig.

Öko-Zuckerrübe: Jäten von Hand großer Kostenfaktor

Änderungen bei der Gestaltung von Lieferverträgen haben den Anbau von Öko-Zuckerrüben schrumpfen lassen (-43% auf 1.208 ha). Der angebotene einjährige Rübenpreis war einigen Betrieben wirtschaftlich zu riskant. Ob der Öko-Zuckerrübenanbau rentabel ist oder nicht, hängt stark vom Kostenaufwand für die notwendige Handjäte ab. Zur rechten Zeit genügend Saisonarbeitskräfte zur Verfügung zu haben, ist ein weiteres Risiko.

Aus diesen Gründen setzen Ökobetriebe beim Rübenanbau zunehmend auf autonome Hacktechnik. Die Feldroboter haben sich in den zurückliegenden Jahren stark weiterentwickelt, verfügen über einen hohen Wirkungsgrad und tragen wesentlich zur Reduktion der hohen Kosten für die Handjäte bei. Die Öko-Zuckerrübenkampagne im Nordzucker-Werk Schladen (Kreis Wolfenbüttel) ist bereits abgeschlossen.

Öko-Kartoffeln: Trockenheit bremst Krautfäule

Das extrem trockene Frühjahr bot Vorteile für die Öko-Kartoffeln (Speisekartoffeln: -1% auf 3.166 ha, Stärkekartoffeln: +25% auf 1.261 ha). Krautfäule war 2025 kein so großes Problem wie im vergangenen Jahr. Erst Ende Juli nahm diese Krankheit in den Beständen zu, die zu diesem Zeitpunkt aber den Großteil der Ertragsbildung abgeschlossen hatten. Die Ernte läuft seit Mitte August, die Erträge könnten leicht überdurchschnittlich ausfallen. Die Erzeugerpreise lassen ein eher schwächeres Niveau erwarten.


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