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Wenn die Schadinsekten-App Alarm schlägt

Webcode: 01044701
Stand: 18.09.2025

Digitale Technologien im Rapsanbau: Kammer-Fachmann erläutert Möglichkeiten und Grenzen

Pflanzenbau-Experte Kai-Hendrik Howind während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem.
Pflanzenbau-Experte Kai-Hendrik Howind erläuterte während der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 18.09.2025 in Hannover-Ahlem die Rolle digitaler Anwendungen beim Rapsanbau.Christopher Hanraets
Hannover – Die Erfordernisse von Anbauplanung, Produktion, Markt, Klimawandel und Politik machen den Ackerbau immer aufs Neue zu einer Bewährungsprobe. Hilfestellungen versprechen sich viele Landwirtinnen und Landwirte vom Einsatz digitaler Technologien. Bei welchen der vielfältigen Entscheidungen im Laufe der Vegetation die Praktikerinnen und Praktiker beim Anbau von Winterraps bereits auf digitale Unterstützung zurückgreifen können, erläuterte Kai-Hendrik Howind, bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) Leiter des Sachgebiets Anbausysteme, Fruchtfolgen, Digitales, während der Ernte-Pressekonferenz der LWK am Donnerstag (18.09.2025) in Hannover.

Komplexe Zusammenhänge

„Erfolgreichen Pflanzenbau zu betreiben ist an sich schon eine große Herausforderung“, betonte Howind: „Die komplexen Zusammenhänge zwischen Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Düngung und vielen weiteren Faktoren müssen in einer Art und Weise berücksichtigt werden, die für den individuellen Betrieb zu stabilen und nachhaltigen Anbausystemen führt.“ Diese Herausforderung werde durch sich verändernde klimatische Verhältnisse, schwankendes Marktgeschehen und gesetzliche Vorgaben aber noch weiter verstärkt.

Möglichst passende Pflanzendichte pro Quadratmeter

Die digitale Unterstützung im Anbau von Winterraps beginnt laut Howind bei relativ einfachen Anwendungen wie Apps zur Unterstützung bei der Sortenwahl oder zur Beurteilung der Bodenverhältnisse und geht weiter bei der teilflächenspezifischen Aussaat: Hierzu werden Ertragskarten analysiert und so angewendet, dass bei Flächen mit unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit eine möglichst passende Pflanzendichte pro Quadratmeter gesät wird.

„Auch die durch Künstliche Intelligenz gestützte Erkennung von Schädlingen ist mittlerweile keine Zukunftsvision mehr, sondern bereits in der Praxis verfügbar“, berichtete Howind. So könnten spezielle Gelbfangschalen über integrierte, hochauflösende Kameras die gefangenen Insekten fotografieren und mittels KI die Arten analysieren.

Insekten-Zuflug aus der Ferne kontrollieren

Spezielle Gelbfangschalen auf dem Rapsfeld können über integrierte, hochauflösende Kameras die gefangenen Insekten fotografieren und mittels KI die Arten analysieren. Über eine App kann aus der Ferne der Zuflug kontrolliert werden.
Spezielle Gelbfangschalen auf dem Rapsfeld können über integrierte, hochauflösende Kameras die gefangenen Insekten fotografieren und mittels KI die Arten analysieren. Über eine App kann aus der Ferne der Zuflug kontrolliert werden.Kai-Hendrik Howind
„Über eine App kann so auch aus der Ferne der Zuflug kontrolliert werden“, erläuterte der Pflanzenbau-Fachmann. „Bei Überschreiten der Bekämpfungsschwelle – also wenn die Zahl der Schadinsekten eine wirtschaftliche Schädigung des Rapses befürchten lässt – verschickt die App eine entsprechende Warnnachricht.“ Dies erspare den Landwirtinnen und Landwirten viel händische Kontrolle und ermögliche besonders zielgerichtete Behandlungen.

Drohnenkartierung hilft bei exakter Düngung

Auch bei der Düngung wird Howind zufolge zunehmend mit digitalen Maschinen und Anwendungen wie etwa Bodenkarten, Drohnenkartierung, Satellitenbildern und Sensoraufnahmen gearbeitet: „Mit Hilfe der gewonnenen Daten teilen die Betriebe eine Fläche in Hoch- und Niedrigertragszonen ein. Auf dieser Basis wird die Düngung noch stärker am aktuellen, tatsächlichen Bedarf der Pflanzen ausgerichtet. An jeder Stelle eines Ackers wird folglich exakt so viel Dünger ausgebracht, wie die Pflanzen am jeweiligen Punkt benötigen.“ Dies erhöhe die Effizienz, senke Kosten und reduziere mögliche punktuelle negative Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Digitalisierung kann auf diese Weise auch den Anbau von Raps in Niedersachsen weiter nach vorne bringen. Gleichwohl ersetze sie nicht die übrigen Komponenten, die das Einmaleins des modernen Ackerbaus ausmachten, hob LWK-Experte Howind hervor: „Bei aller Euphorie um die weit reichenden Möglichkeiten der Digitalisierung sollte stets bedacht werden, dass ein funktionierendes Anbausystem aus Fruchtfolge, Sortenwahl, Bodenbearbeitung und Co. die Basis allen Pflanzenbaus bleibt.“ Nur wo diese stabile Basis vorhanden sei, könnten digitaler Technologien helfen, die Effizienz noch einmal zu steigern.

Wichtigste heimische Ölpflanze

Die Raps-Anbaufläche ist 2024/25 in Niedersachsen um 1,3 Prozent auf 91.600 Hektar gewachsen. Der Durchschnittsertrag liegt mit 40,3 Dezitonnen pro Hektar gut ein Viertel über dem Vorjahr und auch über dem Sechs-Jahres-Mittel (36,1 dt/ha). Im Vergleich zum Getreide, wo die Preise seit Jahren rückläufig sind, ist der Rapspreis stabil: Mit 45,10 Euro pro Dezitonne liegt er aktuell leicht über dem Vorjahres-Niveau (+0,7 Prozent).

Raps ist die wichtigste heimische Ölpflanze. Aus den gelben Blüten entwickeln sich die Schoten, in denen sich die etwa zwei Millimeter dicken, schwarzen Körner bilden. Aus diesen werden zum Beispiel Speiseöl und Margarine, aber auch biologisch abbaubare Schmier- und Treibstoffe wie Hydrauliköl oder Biodiesel hergestellt.


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