Das von der BLE geförderte Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz „Schlupf im Stall“, durchgeführt auf acht Praxisbetrieben mit Masthühnerhaltung, die vergleichend sowohl Eintagsküken aus der Brüterei (BRÜ) als auch das Verfahren „Schlupf im Stall“ (SiS) durchgeführt haben, hat zeigen können, dass sich das Verfahren durchaus als Alternative zum Schlupf der Küken in der Brüterei eignet. Dennoch ist der Schlupf im Stall ein Verfahren, dass sich weniger dafür eignet, ohne Vorkenntnisse oder geeignete Partner an der Seite in einem konventionellen Stall ohne entsprechende Vorbereitungen durchgeführt zu werden. Gerade die ersten Durchgänge müssen in der Schlupfphase engmaschig betreut und auch durch Eigenkontrollen auf Erfolg und Tiergerechtheit überprüft werden.

Während auf herkömmlicher Weise der Maststall mit frisch geschlüpften Eintagsküken belegt wird, werden bei dem Verfahren – Schlupf im Stall – vorgebrütete Bruteier vom 18. Bruttag in ein Spänebett auf dem Stallboden oder auf speziellen Schlupfhorden in den Maststall hineingebracht. Im Maststall wird wie in der Brüterei die Schlupfbrut durchgeführt.
In Vorbereitung der praktischen Durchführung des Verfahrens gibt es einige Punkte, die in Bezug auf den Tierschutz Schlüsselstellen einnehmen. Dies sind neben der optimalen Stallvorbereitung mit Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit und einem angepassten Management für einen guten Bruterfolg auch das tierschutzgerechte Selektieren der Eier und die ordentliche Tötung der nichtgeschlüpften Küken im Ei.
Um hierfür eine Hilfestellung und dem Landwirt eine Handlungsanweisung zu geben, wurden die wesentlichen praktischen Erkenntnisse aus dem Vorhaben „Schlupf im Stall“ in einem Leitfaden (Praxishandbuch) für Tierhalter, Amtsveterinäre und sonstigen interessierte Personen, zusammengetragen. Das Handbuch dient als Managementhilfe und gibt einen Überblick über gesetzliche Bestimmungen, praktische Durchführung und wichtige Kontrollpunkte und Stellschrauben beim Schlupf des Hähnchens im eignen Maststall.
Auch wenn der Schlupf im Stall nicht flächendeckend zum Einsatz kommt, ist im Fall der aviären Influenza, wenn die Lage von Masthühnerbetrieben in der Überwachungszone keine Lieferung von Eintagsküken, wohl aber von Bruteiern (auf Antrag) ermöglicht, bietet der Leitfaden eine Hilfestellung für Tierhalter*innen, die dann oftmals kurzfristig mit dem Schlupf im Stall konfrontiert werden.

Konkret werden im Leitfaden u.a. folgende Fragestellungen angesprochen:
- Welche tierschutzfachlichen und rechtlichen Vorgaben müssen bei dem Verfahren beachtet werden und wie ist aus tierschutzfachlicher Sicht mit „Steckenbleibern“ und nicht lebensfähigen Küken zu verfahren?
- Welche Vor- und Nachteile hat der Einsatz von Schlupfhorden auf einem Gestell zur Durchführung von Schlupf im Stall gegenüber der Durchführung direkt auf dem Boden des Stalles?
- Welche Klimaparameter sind für den Erfolg der Durchführung des Verfahrens von besonderer Relevanz und welche Auswirkungen hat das Verfahren auf das Stallklima?
Die Art der Heizung spielt eine wichtige Rolle, da die Eischalentemperatur für einen guten Schlupferfolg in einem optimalen Bereich gehalten werden muss. Das Zusammenspiel der Eischalentemperatur mit der Lufttemperatur ist aber sehr träge, es kann einige Minuten und unter Umständen sogar Stunden dauern bis eine veränderte Stalllufttemperatur die Eischalentemperatur beeinflusst. Die Lagerung der Eier muss auf die Heizung abgestimmt sein, so empfiehlt es sich zum Beispiel bei einer vorhandenen Bodenheizung, die Eier etwas erhöht zu platzieren, um einen gewissen Abstand von der direkten Wärmequelle zu gewinnen. Dies kann auch eine dickere Einstreumatratze sein. Es stellte sich als essenziell heraus, die Eischalentemperatur engmaschig zu überwachen, um auf Veränderungen zeitnah reagieren zu können. Dafür sind konventionelle Eierschalensensoren erhältlich, die über das Internet die Werte örtlich ungebunden zur Verfügung stellen können. Detaillierte Angaben sind auch in dem Leitfaden dokumentiert, der aus diesem Projekt heraus entstanden ist.
Untersuchungen zum Verhalten der Tiere zeigen, dass der Schlupf im Stall Einfluss auf das Verhalten der Tiere in den ersten Lebenstagen hat. SiS-Küken sind ruhiger und weniger schreckhaft, nahmen nach dem Schlupf im Mittel nach knapp 10 h erstmalig Futter und nach 16h erstmalig Wasser an der Nippelränke auf. Grundsätzlich waren die Küken, die im Stall geschlüpft sind in den ersten zwei Tagen sehr viel leiser, als Küken, die aus der Brüterei kamen. Wenn Küken in ihrer Umgebung schlüpfen, prägen sie sich diese Umgebung innerhalb der ersten Stunden nach ihrem Schlupf ein.
Und nicht zuletzt muss der Schlupf im Stall ganzheitlich betrachtet werden, da eine frühe Futteraufnahme mit hochwertigen Proteinen zu höheren Startgewichten führt, die u.U. die Skelettstabilität und den nachfolgenden Mastverlauf negativ beeinträchtigen können. Ggf. muss die Starterfütterung angepasst werden, um zu verhindern, dass die Tiere zu schnell zu schwer werden. Ein niedriges 7 Tage-Gewicht ist ein guter Indikator.

Aus allen praktischen Erfahrungen des Projektes ist ein Leitfaden entstanden, der im Sinne des Wissenstransfers als Hilfe für diejenigen gedacht ist, die sich mit dem Schlupf im Stall beschäftigen wollen und nicht über ausreichend eigene Kenntnisse zum Thema verfügen. Der Leitfaden ist in 15 Kapitel gegliedert und umfasst neben rechtlichen Grundlagen die zur Verfügung stehenden Verfahren sowie die verschiedenen Arbeitsschritte vor, während und nach dem Schlupf im Stall.
Gedruckte Exemplare können über das Institut für Tierhygiene und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule bezogen werden. Die digitale Version wird unter diesem Link zur Verfügung gestellt.
Autoren:
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Niels Köhne, Neele Dirksen, Peter Hiller
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Anna Schwarz, Sabine Elisabeth Vossler, Stephanie Schäfers, Nicole Kemper, Birgit Spindler
LMU München
Maria Chiara Bosello, Jan Heck, Elke Rauch
Universität Rostock
Friederike Dietzel, Helen Louton











