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Ackerbohnen, Erbsen und Süßlupinen in der Fütterung

Webcode: 01040378 Stand: 08.03.2022

Die heimischen Körnerleguminosen erleben eine Renaissance. Nicht nur das Greening, sondern auch pflanzenbauliche Aspekte wie die Fruchtfolgeauflockerung, der Vorfruchtwert und das Ackerfuchsschwanzproblem oder der Einsatz von nicht genetisch veränderten (GVO) Eiweißkomponenten sind Gründe für die Ausweitung des Anbaus von Körnerleguminosen.

Ackerbohne
AckerbohneMarkus Mücke
Insbesondere im eigenen Betrieb lassen sich diese Proteinfuttermittel gut verwerten. Bei entsprechender Verfügbarkeit werden sie auch von den Mischfutterherstellern nachgefragt. In 2020/21 betrug der Anteil der Körnerleguminosen am industriell hergestellten Mischfutter nur rund 0,7 %. Eine nennenswerte Rolle haben die Hülsenfrüchte schon immer im ökologischen Landbau gespielt. In Niedersachsen hat der Anbau im letzten Jahr um mehr als 20 % gegenüber 2020 zugenommen.

Übersicht 1: GAP-Flächen (ha) in Niedersachsen

 

2021

2020

Ackerbohnen

7225

6415

Erbsen

2747

2157

Süßlupinen

1655

961

Gesamt

11627

9533

Im Jahr 2018 betrug die Fläche noch 8374 ha.

1. Futterwert

Die UFOP (Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen) führte in den Jahren 2015 bis 2017 ein bundesweites Monitoring durch. Die Ergebnisse zeigen deutliche Schwankungen in den Nährstoffgehalten (Übersicht 2).

Erbsen weisen höchstens mittlere Eiweiß-, aber hohe Stärkegehalte auf und sind deshalb in erster Linie als Energieträger zu werten. Lupinen sind eiweißreicher als Ackerbohnen und Erbsen und enthalten deutlich mehr Fett und Rohfaser, aber nur wenig Stärke. Ackerbohnen liegen im Proteingehalt zwischen Erbsen und Lupinen, sie enthalten weniger Stärke als Erbsen und sind aus Sicht der Schweineernährung deutlich energieärmer.

Übersicht 2: Futterwert von Körnerleguminosen (UFOP, Angaben je kg, Basis 88 % TS)

 

Einheit

Ackerbohnen

n = 135

Erbsen

n =87

Lupinen

n = 77

Rohprotein

g

257

(216-296)

198

 (166-231)

287

 (214-345)

Lysin

g

16,4

 (14,8-18,6)

15,0

(12,9-16,2)

15,0

 (11,5-18,2)

Methionin

g

1,8

 (1,6-2,0)

1,9

(1,6-2,1)

2,0

 (1,7-2,4)

Cystin

g

3,2

 (2,4-3,7)

2,9

(1,9-3,2)

4,5

 (3,5-6,1)

Rohfaser

g

87

(50-123)

58

 (42-96)

138

 (89-182)

Stärke

g

393

(328-440)

471

 (305-515)

126

 (76-206)

ME Schwein

MJ

12,5

(12,2-12,8)

13,5

(13,3-13,6)

13,4

(12,9-13,8)

ME Rind

MJ

12,0

 (11,8-12,1)

11,9

(11,7-12,0)

12,4

 (12,1-12,8)

NEL Rind

MJ

7,6

 (7,5-7,7)

7,5

 (7,4-7,6)

7,8

 (7,7-8,1)

nXP

g

170

(164-177)

160

 (155-165)

188

(167-204)

RNB

g

14

 (9-19)

6

 (2-11)

16

(7-23)

aNDFom

g

140

(91-283)

96

(70-166)

219

(171-300)

ADFom

g

112

 (73-144)

73

(54-125)

192

(146-255)

Ca

g

1,1

 (0,8-1,6)

0,9

(0,6-1,4)

2,5

 (1,7-3,4)

P

g

5,4

 (4,0-7,8)

4,1

 (3,1-5,6)

4,5

(3,4-5,7)

 Für die Schweinefütterung sind nicht die Protein-, sondern die Aminosäurengehalte entscheidend. Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen sind arm an den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin.

Übersicht 3: Aminosäurengehalte in g/kg (DLG, 2014)

 

Lysin

Methionin

Methionin + Cystin

Threonin

Tryptophan

Ackerbohnen

16,3

2,0

5,4

8,9

2,3

Erbsen

15,8

2,1

5,3

7,9

2,0

Lupinen (blau)

14,7

1,8

6,2

10,6

2,6

HP-Sojaschrot

29,0

6,2

13,0

18,9

6,4

Für die Schweine sind jedoch nicht die Brutto-, sondern die praecaecal (dünndarm) verdaulichen Aminosäuren ausschlaggebend.

Übersicht 4: Praecaecale Verdaulichkeiten (Angaben in %, DLG, 2014)

 

Lysin

Methionin

Cystin

Threonin

Tryptophan

Ackerbohnen

82

61

68

75

71

Erbsen

84

73

66

75

70

Lupinen (blau)

84

81

91

83

85

Sojaschrot

87

88

79

86

86

 

Während die Lysin-Verdaulichkeit im Vergleich zum Sojaschrot nicht wesentlich schlechter ist, weisen Ackerbohnen und Erbsen deutlich geringere Werte bei den anderen Aminosäuren auf. Die Lupinen hingegen erreichen - ausgenommen beim Methionin - ähnliche Verdaulichkeiten wie Sojaschrot.

Für den Einsatz in der Rinderfütterung ist hervorzuheben, dass Ackerbohnen und Erbsen etwas weniger Energie und weniger nutzbares Rohprotein (nXP) enthalten, dafür aber wesentlich stärkereicher als Lupinen sind, was ihren Einsatz in der Ration begrenzen kann.

Antinutritive Substanzen

Wenn über die Höhe des Einsatzes von Körnerleguminosen vor allem in der Schweinefütterung diskutiert wird, werden auch immer wieder die antinutritiven Substanzen ins Feld geführt. Da geht es u.a. um Tannine (Polyphenole), Glykoside (Vicin, Convicin) und Trypsininhibitoren, die in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten sind und die Proteinverdaulichkeit oder die Futteraufnahme reduzieren. Neue Versuchsergebnisse können eine Abnahme des Futterverzehrs allerdings nicht bestätigen, auch die Erfahrungen der ökologisch wirtschaftenden Betriebe mit z. T. sehr hohen Leguminosenanteilen in Schweinemastrationen geben keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Futteraufnahme. Die für Futterzwecke angebauten Süßlupinen weisen gegenüber Bitterlupinen nur noch geringe Alkaloidgehalte auf.

2. Einsatzempfehlungen

Die UFOP-Empfehlungen für Mastschweine konnte die LWK in Mastversuchen bestätigen.

 Übersicht 5: Einsatzempfehlungen für Körnerleguminosen (UFOP, 2020, Angaben in %)

 

Ackerbohnen

Erbsen

Lupinen

Ferkel bis 20 kg

Ferkel ab 20 kg

Vormast

Endmast

Sau niedertragend

Sau laktierend

 

5

15

25*

8

15

10

20

20

25

8

20

 

5

15

25

8

10

*Begrenzung für Flüssigfutter wegen Schaumbildung

 

Für Milchkühe werden Einsatzmengen von Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen in Höhe von 4 bis 5 kg/Tag empfohlen. In einem aktuellen Versuch der LWK und der LLG Iden mit Milchkühen (12.000 kg Milch/Kuh) wurden mit 4,1 kg Ackerbohnen/Tag sehr hohe Leistungen erzielt.

In der Mastbullenfütterung kann die alleinige Eiweißergänzung über Körnerleguminosen erfolgen.

3. Preiswürdigkeit

In der Schweinefütterung erfolgt die Berechnung der Preiswürdigkeit auf Basis von Energie und praecaecal verdaulichem Lysin. Die Werte sind gerundet.

Übersicht 6: Was dürfen Körnerleguminosen für Schweine kosten? Basis ME und pcv Lysin

               

 

HP-Sojaschrot (€/dt)

50

55

Weizen                        

€/dt

30

35

30

35

Ackerbohnen       

€/dt

36,40

38,30

38,80

40,80

Erbsen

€/dt

37,70

40,20

39,90

42,50

Lupinen

€/dt

37,50

40,00

39,70

42,20

Unter diesen Bedingungen sind Ackerbohnen bis zu einem Preis von 40,80 €/dt wettbewerbs-fähig, wenn Weizen 35 und HP-Sojaschrot 55 €/dt kosten.

Übersicht 7: Was dürfen Körnerleguminosen für Milchkühe kosten? Basis NEL und nXP

               

 

Rapsschrot (€/dt)

35

45

Weizen                        

€/dt

30

35

30

35

Ackerbohnen       

€/dt

32,40

36,60

34,40

38,60

Erbsen

€/dt

31,20

35,70

32,40

36,90

Lupinen

€/dt

34,50

38,30

38,00

41,80