Mobilstallhaltung von Legehennen: Innovationen zur Umsetzung eines gesetzeskonformen Hygienemanagements in der Praxis.
1. Problemstellung
Mobile Geflügelställe, in denen insbesondere Legehennen auf wechselnden Auslaufflächen gehalten werden, sind seit dem Jahr 2000 vermehrt im praktischen Einsatz. Entgegen der ursprünglichen Erwartungen handelt es sich dabei keineswegs nur um einen vorübergehenden Trend, der auf den Bereich der Bio-Eier beschränkt geblieben ist. So erfuhr diese Haltungsform in den letzten beiden Jahren deutschlandweit einen regelrechten Boom auch in kleinbäuerlichen Strukturen. Gerade für die Direktvermarktung, die Nutzung von Grenzstandorten oder für zusätzliches Einkommen in Kleinbetrieben können Mobilställe eine sinnvolle Alternative zu bisherigen Systemen darstellen. Im Idealfall bieten mobile Systeme den Tieren Auslaufflächen mit ausreichend Aufwuchs schnellregenerierender Pflanzen. Durch die regelmäßige Versetzung der Ställe soll eine Zerstörung der Vegetation, eine Überdüngung des Bodens, eine Nährstoffemission ins Grundwasser sowie ein übermäßiger Eintrag von Parasiten und pathogenen Keimen vermieden werden. Eine ebenso prägnante Herausforderung liegt in einer tierschutzgerechten Vermeidung von Schadnagern und standortadaptiertem Raubwild und Beutegreifern.
Bei der Umsetzung von Routine-Hygienemaßnahmen in Mobilställen, wie zum Beispiel der Reinigung und Desinfektion zwischen zwei Durchgängen, bestehen aber in der Praxis noch deutliche Defizite. So trifft dies insbesondere dann zu, wenn die Ställe nicht auf spezielle Reinigungsplätze versetzt werden können. Hier ist das Auffangen und Entsorgen der Reinigungs- und Desinfektionsmittel besonders hervorzuheben. Auch die unkontrollierte Verteilung bzw. punktuelle Anreicherung von Exkrementen stellt hierbei ein hygienisches Risiko dar.
2. Zielsetzung
Ziel des Kooperationsprojektes „Mobilstallhaltung von Legehennen: Innovationen zur Umsetzung eines gesetzeskonformen Hygienemanagements in der Praxis“ ist es, die Haltung von Legehennen in mobilen Ställen zukünftig nicht nur als besonders tiergerechtes, sondern auch als tier- und umwelthygienisch sicheres, alternatives Haltungskonzept zu etablieren. In einem interdisziplinären Ansatz mit Partnern aus der Veterinärmedizin, den Agrarwissenschaften, dem Bereich der Stallbauentwicklung und der Beratung werden bestehenden Defizite bei der Umsetzung der routinemäßigen Reinigung und Desinfektion, sowie bei zusätzlich erforderlichen Maßnahmen im Tierseuchenfall identifiziert und wissenschaftlich bearbeitet. Schwerpunktmäßig werden hierzu tier- und umweltbezogene Indikatoren an zwei praxisnahen Versuchsstandorten erfasst und bewertet, auf deren Grundlage eine Optimierung und Nachrüstung mobiler Stallsysteme stattfindet. Die Synthese der erhobenen und bewerteten Daten ermöglicht schließlich die Entwicklung eines unter Tierschutz- und Tierhygiene-Aspekten praxistauglichen Mobilstall-Prototyps inklusive detaillierter Einsatz- und Managementempfehlungen.
3. Arbeitsziele
- der für hygienische Routinemaßnahmen wie Reinigung und Desinfektion inklusive Entsorgung der Abwässer erforderlichen technischen Voraussetzungen?
- der Integration von Einrichtungen für die über die Routine hinausgehenden Hygienemaßnahmen im Seuchenfall beispielsweise durch Unterbrechung der Verschleppung infektiösen Materials, Händereinigung, Anlegen und Entsorgen von Schutzkleidung, Ei-Entnahme und Übergabe?
- der technischen Einrichtungen, welche eine tiergerechte, jahreszeitlich unabhängige Haltung mit gesichertem Auslauf auch bei Aufstallungspflicht ermöglichen?
- der Möglichkeiten, die konzentrierte Anreicherung von Exkrementen bei vorübergehend stationärer Haltung im Seuchenfall zu reduzieren?
- der Nachrüstung bestehender Systeme im Hinblick auf die o.g. Anforderungen?
Dieses Projekt, ist ein Projekt aus TiHo Hannover, dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe, den Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, der Hochschule Osnabrück, sowie dem Mobilstall Anbieter Weiland. Es hat sich zum Ziel gesetzt, durch eine wissenschaftliche, aber praxisorientierte Herangehensweise, Antworten auf diese der Nachhaltigkeit des Verfahrens geschuldeten Fragen zu geben und einen Mobilstall zu entwickeln, der diesen Sicherheitsansprüchen gerecht wird.
Aufgaben der LWK Niedersachsen am Standort Ruthe:
- Beratung in der Mobilstallhaltung, Prototyp- Abgleich mit anderen Haltungssystemen
- Nährstoffmanagement (Input/Output Faktoren), Beratung zur Nährstoffreduzierung und Reduzierung von Nährstoffeinträgen am Standort in Ruthe
- Analysen/Folgenabschätzung in der Ökologie und Ökonomie
- Wissenstransfer in die landw. Praxis und Geflügelhaltenden Betrieben.
Projektablauf:
Bewilligungszeitraum: 11/2018 - 10/2021
Geschäfts-/Förderzeichen: 313-06.01-28RZ-3.071 (Rentenbank)
Das Projekt ist bereits gestartet, der in Ruthe errichtete Mobilstall wird seit Juni 2020 von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Bezug auf Nährstoffeinträge beprobt.
Die Förderung erfolgte aus Mitteln des Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank.
Weitere Informationen über das Projekt:
Kontakt Koordinatorin des gesamten Vorhaben:
Frau Prof. Dr. Nicole Kemper
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN)
Bischofsholer Damm 15, (Gebäude 116)
30173 Hannover
Telefon: 0511 856-8951
Telefax: 0511 856-8998
nicole.kemper@tiho-hannover.de
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