Weniger Protein für Mastbullen
Da Mastbullen im Verlauf der Mast mehr Fett und weniger Eiweiß ansetzen, muss der Proteingehalt des Futters während der Mast angepasst werden. Dadurch werden auch die Stickstoffausscheidungen reduziert. Wie reagieren Bullen auf eine reduzierte Proteinversorgung?
Diese Frage hat die LfL Bayern in einem Versuch mit 73 Fleckviehbullen geprüft. Gruppe 1 (Kontrolle) wurde dreiphasig nach LfL-Empfehlung gefüttert. Gruppe 2 erhielt durchweg eine TMR mit 12,6 % Rohprotein (RP) in der Trockenmasse (TM). Gruppe 3 wurde ab der Mittelmast wie die Kontrollgruppe versorgt. Zu Mastbeginn wurde der RP-Gehalt auf 10,8 % in der TM abgesenkt, da in Tests ein niedriger RP-Gehalt zu einem verzögerten Wachstum geführt hatte, was anschließend aber durch eine bedarfsgerechte Versorgung kompensiert werden konnte.
Tabelle 1: Rohproteingehalte der drei Futtergruppen (% in der TM)
|
Anfangsmast |
Mittelmast |
Endmast |
Gruppe 1 (Kontrolle, dreiphasig) Gruppe 2 (einphasig) Gruppe 3 (dreiphasig, RP-reduziert) |
13,5 12,6 10,8 |
12,6 12,6 12,6 |
12,1 12,6 12,1 |
Die Energiegehalte lagen bei 11,4 und 11,5 MJ ME/kg TM und die Gehalte an Stärke und Zucker bei rund 36 % in der TM. Die Hauptkomponenten der TMR waren Maissilage, Rapsschrot, Körnermais und Trockenschnitzel.
Tabelle 2: TM-, RP und ME-Aufnahme im Mastversuch der LfL Bayern
|
Gruppe 1 dreiphasig |
Gruppe 2 einphasig |
Gruppe 3 dreiphasig, RP-red. |
Anfangsmast (223-374 kg) TM kg/Tag RP g/Tag ME MJ/Tag |
7,78 1036 92,5 |
7,70 965 90,8 |
7,63 822 90,0 |
Mittelmast (374-587 kg) TM kg/Tag RP g/Tag ME MJ/Tag |
9,86 1274 118 |
9,69 1253 116 |
10,4 1344 125 |
Endmast (587-748 kg) TM kg/Tag RP g/Tag ME MJ/Tag |
10,9 1321 128 |
9,90 1250 116 |
10,8 1303 126 |
Gesamtmast TM kg/Tag RP g/Tag ME MJ/Tag |
9,80 1236 116 |
9,29 1181 110 |
9,87 1199 117 |
Bei Versuchsbeginn wogen die 151 Tage alten Bullen im Mittel 223 kg. Am Mastende waren sie im Schnitt 748 kg schwer und 484 Tage alt. Die einphasig gefütterten Tiere nahmen in der gesamten Mast weniger Futter und auch weniger Rohprotein als die dreiphasig gefütterten Tiere auf.
Übersicht 3: Leistungen
|
Gruppe 1 dreiphasig |
Gruppe 2 einphasig |
Gruppe 3 dreiphasig, RP-red. |
Anfangsgewicht kg Endgewicht kg Tageszunahmen Anfangsmast g Mittelmast g Endmast g Gesamte Mast g
Schlachtkörpergewicht kg Handelsklasse (E=1, U=2…) Fettklasse Futterkosten €/Tier DB II €/Tier |
223 767
1898 1874 1270 1633
443 2,2 2,9 654 167 |
225 719
1856 1777 1008 1479
418 2,6 2,7 630 75 |
222 757
1621 2047 1231 1606
438 2,2 2,7 651 149 |
Im Mastverlauf sanken die Tageszunahmen der einphasig gefütterten Tiere weiter ab und lagen über die gesamte Mastdauer betrachtet im Mittel 140 g niedriger als die beiden anderen Gruppen. Die anfangs stark proteinreduziert gefütterten Bullen der Gruppe 3 reagierten mit deutlich geringerem Wachstum auf die niedrigere Proteinversorgung, holten in der Mittelmast enorm auf und erreichten fast das Endgewicht der Gruppe 1. Das Schlachtkörpergewicht und der Deckungsbeitrag II der Gruppe 2 lagen deutlich unter denen der dreiphasig gefütterten Gruppen.
Übersicht 4: N-Ausscheidungen
|
Gruppe 1 dreiphasig |
Gruppe 2 einphasig |
Gruppe 3 dreiphasig, RP-red. |
N-Ausscheidung je Bulle kg je kg Zuwachs g |
51,2 94,9 |
49,7 102 |
49,4 92,7 |
Die N-Ausscheidung je kg Zuwachs waren in der einphasigen Gruppe wesentlich höher als in den beiden anderen Gruppen.
Fazit
Der Versuch mit 73 Fleckviehbullen und drei unterschiedlichen Proteinversorgungen zeigt, dass eine einphasige Mast mit 12,6 % Rohprotein in der TS aufgrund geringerer Tageszunahmen und erhöhter N-Ausscheidungen nicht zu empfehlen ist.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Keimgehalte in Futtermitteln Orientierungswerte zur Beurteilung der mikrobiologischen Beschaffenheit
Futtermittel sind nicht keimfrei, sondern in unterschiedlichem Maß mit Bakterien, Pilzen oder Hefen besiedelt. Der Keime können produkttypisch sein oder das Futter verderben.
Mehr lesen...Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe
NEL und nXP werden abgelöst Nach mehr als 20 Jahren veröffentlichte die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) im Herbst 2023 die neuen Versorgungsempfehlungen für Milchkühe in einem 288-seitigen Buch. Die …
Mehr lesen...Getreidepreise April 2024
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Milchleistungsfutter von Juli bis September 2023 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der VFT 15 Milchleistungsfutter im 3. Quartal 2023 überprüft hat. Darunter waren sieben Futter für ausgeglichene Grobfutterrationen, ein MLF für den Ausgleich von proteinarmen …
Mehr lesen...Rindermastfutter im August 2023 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest fünf Rindermastfutter II im August 2023 überprüft hat. Die Futter waren mit 10,2 und 10,8 MJ ME/kg deklariert. Die angegebenen Rohproteingehalte lagen zwischen 20 und 25…
Mehr lesen...Rotklee für Milchkühe
Milchkuhhalter können mit dem Anbau von Grünleguminosen mehr Protein auf ihren Flächen erzeugen und damit einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung der Eiweißlücke leisten. Der Anbau bringt auch Vorteile für Betriebe, …
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Biotopverbund Grasland
Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…
Mehr lesen...