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Landwirtschaftskammer im Wandel stellt sich den Fragen der Politik

Webcode: 01040438
Stand: 23.03.2022

Neuausrichtung im Bereich Landwirtschaft und Herausforderungen in der Forstwirtschaft sind die großen Themen beim Parlamentarischen Abend in Hannover

Parlamentarischer Abend: Für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes habe sich die Landwirtschaftskammer neu aufgestellt, berichtete Kammer-Vizepräsident Heinrich Grupe den Abgeordneten und Spitzen mehrerer Ministerien.
Parlamentarischer Abend: Für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes habe sich die Landwirtschaftskammer neu aufgestellt, berichtete Kammer-Vizepräsident Heinrich Grupe den Abgeordneten und Spitzen mehrerer Ministerien.Wolfgang Ehrecke
Hannover – Für alle Fragen rund um die Vereinbarkeit von Produktion, Umwelt- und Klimaschutz will die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) für die Betriebe der grünen Branche das passende Beratungs-Paket schnüren und den Verantwortlichen im Land Niedersachen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gemeinsam stellen sich die LWK-Forstfachleute mit den Privatwaldbesitzer*innen und dem Land Niedersachsen den Herausforderungen, die Klimawandel und Verwerfungen am Holzmarkt mit sich bringen: Die Neuausrichtung der LWK sowie speziell ihr Engagement für den Privatwald standen beim Parlamentarischen Abend am Dienstag (22.03.2022) in Hannover im Mittelpunkt der Gespräche.

 Für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes neu aufgestellt

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause fand die bedeutende Veranstaltung erstmals wieder im Restaurant des Landtags statt. „Die gesamte Branche befindet sich im Wandlungsprozess – wir tragen diesem Wandel Rechnung und haben uns für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes neu aufgestellt, weil diese Aspekte für eine langfristig sichere Lebensmittelversorgung von großer Bedeutung sind“, berichtete Kammer-Vizepräsident Heinrich Grupe den versammelten Abgeordneten und Spitzen mehrerer Ministerien.

„So wie wir es uns auf der Kammerversammlung 2021 vorgenommen haben, haben wir unseren Geschäftsbereich Landwirtschaft mittlerweile umorganisiert“, erläuterte Grupe den Mandatsträger*innen. Drei neue Ressortleitungen sorgten künftig für eine bessere Vernetzung zwischen den Bereichen Betrieb/Ländliche Entwicklung, Tier/Technik/Bauen und Pflanze/Umwelt. Die Fachleute in den im ganzen Land verteilten LWK-Bezirksstellen würden künftig in die Lage versetzt, ihr Wissen bei Bedarf überregional zu bündeln.

Neue Fachbereiche für Artenvielfalt und Wasserschutz

Prävention sei die entscheidende Stellschraube, damit die Wälder Niedersachsens widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels würden, sagte LWK-Geschäftsbereichsleiter Rudolf Alteheld auf dem Parlamentarischen Abend in Hannover.
Prävention sei die entscheidende Stellschraube, damit die Wälder Niedersachsens widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels würden, sagte LWK-Geschäftsbereichsleiter Rudolf Alteheld auf dem Parlamentarischen Abend in Hannover.Wolfgang Ehrecke
„Weil es bei unserer Beratung darum geht, die Betriebe in Zeiten des Klimawandels passgenau dabei zu unterstützen, gesetzliche Anforderungen und wirtschaftliche Ziele bestmöglich in Einklang zu bringen, bündeln wir unsere Kompetenzen zum Beispiel in den zwei neuen Fachbereichen ,Klima, Natur und Ressourcenschutz, Biodiversitätʻ sowie ,Wassermanagement, Wasser- und Bodenschutzʻ“, führte der Kammer-Vizepräsident weiter aus. „Den Abgeordneten, die 2020 das Gesetzespaket für das Naturschutzbündnis ,Der Niedersächsische Wegʻ verabschiedet haben, mag unsere Neuorganisation als Beleg gelten, dass wir die praktische Umsetzung der Gesetze vorantreiben.“

Bei diesen Reformen sei es aus Sicht der LWK unerlässlich, die wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse der Betriebe nie aus den Augen zu verlieren, betonte Grupe.

Bis zu 1,5 Milliarden Euro Schaden im niedersächsischen Wald 

Nicht nur die Landwirtschaft, auch die Forstwirtschaft steht angesichts der Folgen des Klimawandels vor großen Herausforderungen. „Die Schäden, die in den zurückliegenden Jahren in deutschen Wäldern durch Stürme, Dürre und Borkenkäferbefall entstanden sind, beziffern Forstökonomen und Forscher auf 12,7 Milliarden Euro. Nach unserer Einschätzung liegt das Schadniveau in Niedersachsens Wäldern bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro – 60 Prozent der Schäden betreffen den Privatwald“, berichtete Rudolf Alteheld, bei der LWK Leiter des Geschäftsbereichs Forstwirtschaft. „Für die knapp 60.000 Hektar Waldfläche, die zerstört worden sind, sind rund 250 Millionen Jungpflanzen erforderlich.“

Zwar sei die forstliche Förderung in Niedersachsen im Bundesvergleich vorbildlich, hob Alteheld hervor. „Aber die zu Verfügung gestellten Gelder reichen möglicherweise nicht aus, die immensen Schäden zu regulieren – deswegen sind die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer langfristig auf gute Beratung und auf forstliche Förderung angewiesen.“

Mischwaldbestände sollen Klimawandel trotzen

Prävention sei die entscheidende Stellschraube, damit die Wälder Niedersachsens widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels würden, sagte der LWK-Forstfachmann weiter. „Statt Reinbeständen sind in Zukunft Mischwaldbestände gefragt, die im Privatwald ökologische und ökonomische Ziele vereinen müssen.“

An die Stelle der Fichte träten künftig Laubbäume sowie Nadelholz wie Kiefer, Weißtanne, Lärche und Douglasie. „Nadelholz ist weiterhin überaus wichtig, weil Nadelholz als Bauholz gefragt bleiben wird“, so Alteheld.

Stabile Holzpreise - instabile Preise für Aufarbeitung und Transport

Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen bot auf dem Parlamentarischen Abend den Verantwortlichen in Parlament und Landesregierung eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.
Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen bot auf dem Parlamentarischen Abend den Verantwortlichen in Parlament und Landesregierung eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.Wolfgang Ehrecke
Zu den aktuellen Verwerfungen auf dem Holzmarkt – trotz eines großen Rohstoffangebots sind die Preise hoch – stellte der Geschäftsbereichsleiter fest: „Stabile Holzpreise stehen sehr instabilen Kosten für Holzaufarbeitung und -transport gegenüber, deren Entwicklung zurzeit noch nicht absehbar sind.“ Das liege unter anderem am stark gestiegenen Preis für Dieselkraftstoff.

Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen warb mit Blick auf die großen Zukunftsaufgaben bei den Parlamentarier*innen für eine enge Kooperation: „Ich sehe die Landwirtschaftskammer Niedersachsen als Körperschaft des öffentlichen Rechts in der Verantwortung für eine zukunftszugewandte Weiterentwicklung der gesamten Branche und damit des Landes Niedersachsen – vor diesem Hintergrund biete ich allen Verantwortlichen in Parlament und Landesregierung, insbesondere dem für uns zuständigen Landwirtschaftsministerium, eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen an.“

Kammerdirektor: Versorgungssicherheit nicht selbstverständlich

Frank Oesterhelweg, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtags, spricht auf dem Parlamentarischen Abend der Landwirtschaftskammer am 22.03.2022 im Landtag in Hannover.
Frank Oesterhelweg, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtags, hob auf dem Parlamentarischen Abend die Rolle der Landwirt*innen bei der Ernährung der Weltbevölkerung hervor.Wolfgang Ehrecke
Ebenso freue er sich über das zielorientierte Zusammenwirken mit dem Umweltministerium, fügte der Kammerdirektor hinzu. „Hier haben die zurückliegenden Jahre gezeigt, dass Umweltbelange und Landwirtschaft sich nicht entgegenstehen müssen, sondern eine gemeinsame Denkweise hervorbringen können.“

Zu den Folgen des Krieges in der Ukraine sagte von Garmissen: „Leider wird uns durch diese Schockwellen vor Augen geführt, dass selbst die so lange als selbstverständlich geglaubte Versorgungssicherheit mit gesunden Nahrungsmitteln keine Selbstverständlichkeit ist.“

„Die Folgen des Krieges sind in den bäuerlichen Betrieben Niedersachsens bereits zu spüren – sei es durch gestiegene Dieselpreise oder durch die enorme Verteuerung von Dünge- und Futtermitteln“, bestätigte Kammer-Vizepräsident Hermann Hermeling in seinem Schlusswort.

Zahlreiche Kabinettsmitglieder unter den Gästen

Parlamentarischer Abend (v.l.): Vizepräsidenten Grupe und Hermeling, Wissenschaftsminister Thümler, Agrarministerin Otte-Kinast, Finanzminister Hilbers, Kammerdirektor Dr. v. Garmissen, Wirtschaftsminister Dr. Althusmann, Umweltminister Lies.
Parlamentarischer Abend (v.l.): Vizepräsidenten Grupe und Hermeling, Wissenschaftsminister Thümler, Agrarministerin Otte-Kinast, Finanzminister Hilbers, Kammerdirektor Dr. v. Garmissen, Wirtschaftsminister Dr. Althusmann, Umweltminister Lies.Wolfgang Ehrecke
Neben zahlreichen Abgeordneten der im Landtag vertretenen Fraktionen nahmen auch Kabinettsmitglieder am Parlamentarischen Abend der LWK teil, darunter Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast, Umweltminister Olaf Lies, Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, Finanzminister Reinhold Hilbers, der Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, sowie mehrere Staatssekretäre.

LWK-Forstfachleute informierten die Politiker*innen unter anderem über die Waldbesitzer-App, die durch digitalen und mobilen Zugriff auf Inventur- und Planungsdaten einen hervorragenden Überblick über den Waldbesitz ermöglicht, sowie über das Projekt PRIMA, in dessen Zuge mit Blick auf die Folgen des Klimawandels im Wald ein Risikomanagement für die forstliche Planung entwickelt wird.

Zeichen der Wertschätzung für die Kammer

„Dass sowohl viele Abgeordnete als auch die Hausspitzen aus mehreren Ministerien unserer Einladung gefolgt sind, empfinden wir als ein Zeichen der Wertschätzung für die Aufgaben und die Arbeit unserer Landwirtschaftskammer“, sagte Kammer-Vizepräsident Grupe.

Die Teilnahme der Spitzen aus mehreren Ministerien zeige zugleich, dass Landwirtschaft heute nicht mehr nur ein Thema im Zusammenhang mit der Produktion pflanzlicher oder tierischer Erzeugnisse sei, sondern in einem viel komplexeren Zusammenhang stehe, hob Grupe hervor: „Die Entwicklung des ländlichen Raumes insgesamt spielt eine Rolle, die Vernetzung mit anderen Wirtschaftsbereichen, der Schutz natürlicher Ressourcen, die Infrastruktur und Energiewirtschaft und die Aus-, Fort- und Weiterbildung.“


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