Neuausrichtung im Bereich Landwirtschaft und Herausforderungen in der Forstwirtschaft sind die großen Themen beim Parlamentarischen Abend in Hannover
Für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes neu aufgestellt
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause fand die bedeutende Veranstaltung erstmals wieder im Restaurant des Landtags statt. „Die gesamte Branche befindet sich im Wandlungsprozess – wir tragen diesem Wandel Rechnung und haben uns für Fragen des Natur-, Arten- und Wasserschutzes neu aufgestellt, weil diese Aspekte für eine langfristig sichere Lebensmittelversorgung von großer Bedeutung sind“, berichtete Kammer-Vizepräsident Heinrich Grupe den versammelten Abgeordneten und Spitzen mehrerer Ministerien.
„So wie wir es uns auf der Kammerversammlung 2021 vorgenommen haben, haben wir unseren Geschäftsbereich Landwirtschaft mittlerweile umorganisiert“, erläuterte Grupe den Mandatsträger*innen. Drei neue Ressortleitungen sorgten künftig für eine bessere Vernetzung zwischen den Bereichen Betrieb/Ländliche Entwicklung, Tier/Technik/Bauen und Pflanze/Umwelt. Die Fachleute in den im ganzen Land verteilten LWK-Bezirksstellen würden künftig in die Lage versetzt, ihr Wissen bei Bedarf überregional zu bündeln.
Neue Fachbereiche für Artenvielfalt und Wasserschutz
Bei diesen Reformen sei es aus Sicht der LWK unerlässlich, die wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse der Betriebe nie aus den Augen zu verlieren, betonte Grupe.
Bis zu 1,5 Milliarden Euro Schaden im niedersächsischen Wald
Nicht nur die Landwirtschaft, auch die Forstwirtschaft steht angesichts der Folgen des Klimawandels vor großen Herausforderungen. „Die Schäden, die in den zurückliegenden Jahren in deutschen Wäldern durch Stürme, Dürre und Borkenkäferbefall entstanden sind, beziffern Forstökonomen und Forscher auf 12,7 Milliarden Euro. Nach unserer Einschätzung liegt das Schadniveau in Niedersachsens Wäldern bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro – 60 Prozent der Schäden betreffen den Privatwald“, berichtete Rudolf Alteheld, bei der LWK Leiter des Geschäftsbereichs Forstwirtschaft. „Für die knapp 60.000 Hektar Waldfläche, die zerstört worden sind, sind rund 250 Millionen Jungpflanzen erforderlich.“
Zwar sei die forstliche Förderung in Niedersachsen im Bundesvergleich vorbildlich, hob Alteheld hervor. „Aber die zu Verfügung gestellten Gelder reichen möglicherweise nicht aus, die immensen Schäden zu regulieren – deswegen sind die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer langfristig auf gute Beratung und auf forstliche Förderung angewiesen.“
Mischwaldbestände sollen Klimawandel trotzen
Prävention sei die entscheidende Stellschraube, damit die Wälder Niedersachsens widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels würden, sagte der LWK-Forstfachmann weiter. „Statt Reinbeständen sind in Zukunft Mischwaldbestände gefragt, die im Privatwald ökologische und ökonomische Ziele vereinen müssen.“
An die Stelle der Fichte träten künftig Laubbäume sowie Nadelholz wie Kiefer, Weißtanne, Lärche und Douglasie. „Nadelholz ist weiterhin überaus wichtig, weil Nadelholz als Bauholz gefragt bleiben wird“, so Alteheld.
Stabile Holzpreise - instabile Preise für Aufarbeitung und Transport
Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen warb mit Blick auf die großen Zukunftsaufgaben bei den Parlamentarier*innen für eine enge Kooperation: „Ich sehe die Landwirtschaftskammer Niedersachsen als Körperschaft des öffentlichen Rechts in der Verantwortung für eine zukunftszugewandte Weiterentwicklung der gesamten Branche und damit des Landes Niedersachsen – vor diesem Hintergrund biete ich allen Verantwortlichen in Parlament und Landesregierung, insbesondere dem für uns zuständigen Landwirtschaftsministerium, eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen an.“
Kammerdirektor: Versorgungssicherheit nicht selbstverständlich
Zu den Folgen des Krieges in der Ukraine sagte von Garmissen: „Leider wird uns durch diese Schockwellen vor Augen geführt, dass selbst die so lange als selbstverständlich geglaubte Versorgungssicherheit mit gesunden Nahrungsmitteln keine Selbstverständlichkeit ist.“
„Die Folgen des Krieges sind in den bäuerlichen Betrieben Niedersachsens bereits zu spüren – sei es durch gestiegene Dieselpreise oder durch die enorme Verteuerung von Dünge- und Futtermitteln“, bestätigte Kammer-Vizepräsident Hermann Hermeling in seinem Schlusswort.
Zahlreiche Kabinettsmitglieder unter den Gästen
LWK-Forstfachleute informierten die Politiker*innen unter anderem über die Waldbesitzer-App, die durch digitalen und mobilen Zugriff auf Inventur- und Planungsdaten einen hervorragenden Überblick über den Waldbesitz ermöglicht, sowie über das Projekt PRIMA, in dessen Zuge mit Blick auf die Folgen des Klimawandels im Wald ein Risikomanagement für die forstliche Planung entwickelt wird.
Zeichen der Wertschätzung für die Kammer
„Dass sowohl viele Abgeordnete als auch die Hausspitzen aus mehreren Ministerien unserer Einladung gefolgt sind, empfinden wir als ein Zeichen der Wertschätzung für die Aufgaben und die Arbeit unserer Landwirtschaftskammer“, sagte Kammer-Vizepräsident Grupe.
Die Teilnahme der Spitzen aus mehreren Ministerien zeige zugleich, dass Landwirtschaft heute nicht mehr nur ein Thema im Zusammenhang mit der Produktion pflanzlicher oder tierischer Erzeugnisse sei, sondern in einem viel komplexeren Zusammenhang stehe, hob Grupe hervor: „Die Entwicklung des ländlichen Raumes insgesamt spielt eine Rolle, die Vernetzung mit anderen Wirtschaftsbereichen, der Schutz natürlicher Ressourcen, die Infrastruktur und Energiewirtschaft und die Aus-, Fort- und Weiterbildung.“
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