Großes Interesse an „Praxistag Wirtschaftsdünger effizient nutzen“ – Verfahren für mehr Effizienz, weniger Emissionen und Gewässerschutz vorgestellt
Im Fokus standen Effizienzsteigerung, Emissionsminderung und Gewässerschutz – denn auch in Wasserschutzgebieten stellen strenge Vorgaben Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen. Durch Fachvorträge, Versuchsbesichtigungen im Feld mit Praxisdemonstrationen und einer moderierten Austauschrunde zwischen Praktikern und Interessierten zeigte die LWK praxisorientierte Lösungen für ein zukunftsfähiges Wirtschaftsdüngermanagement auf.
Organisiert wurde der abwechslungsreiche Tag mit rund 100 Besuchenden von den Koordinatoren der drei Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Säure+ im Feld, SlurryUpgrade und MuD-NIRS, die im Rahmen der Ackerbaustrategie 2035 vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gefördert werden. Nach einer kurzen Vorstellung der MuD folgten Fachvorträge sowie Einblicke in laufende Exaktversuche.
Das MuD SlurryUpgrade befasst sich mit der Effizienzsteigerung im Wirtschaftsdüngermanagement, bei der vor allem die Aufbereitung flüssiger Wirtschaftsdünger im Fokus steht. „Die Aufbereitung vereinfacht es, Nährstoffe genau an dem Ort und in dem Maße einzusetzen, wo sie gebraucht werden“, betonte Christin Meyer, eine der Projektverantwortlichen. Besonders im Fokus standen Technologien wie die Separation, die bereits mit einfachen Mitteln Fließeigenschaften und Düngeeigenschaften positiv beeinflussen. Durch das Entstehen der festen Phase könne insbesondere Phosphor gezielter in Gebiete mit P-Bedarf verbracht werden.
Weniger Emissionen mit Säure
Beim MuD Säure+ im Feld liegt der Fokus auf der Effizienzsteigerung des Wirtschaftsdüngers durch die Reduktion von Ammoniakemissionen. Hier wird der Wirtschaftsdünger während der Ausbringung in stehende Bestände mit konzentrierter Schwefelsäure angesäuert. Die Säure verschiebt das pH- und temperaturabhängige Gleichgewicht von Ammonium und Ammoniak im Dünger vermehrt zum Ammonium. In statistisch auswertbaren On-Farm-Versuchen wird bereits im dritten Versuchsjahr das Potential der Ansäuerung unter Praxisbedingungen getestet. „In 80 Prozent der Versuche konnten wir bereits positive Effekte auf den Ertrag in der Variante mit Säure feststellen. Im letzten Jahr gab es sogar signifikant positive Effekte auf Ertrag und Proteingehalt“, berichtete Kristin Böning, Regionalkoordinatorin im Projekt.
Im Projekt MuD NIRS spielt die präzise Online-Ermittlung von Nährstoffgehalten eine zentrale Rolle. Durch den Einsatz von NIRS-Technik (Nahinfrarotspektroskopie) können die Nährstoffgehalte von Gülle während der Ausbringung in Echtzeit erfasst werden. „Eine exakte Nährstoffermittlung ist entscheidend für eine bedarfsgerechte organische Düngung und kann daher als praktizierter Wasserschutz angesehen werden“, erklärte Harm Drücker, Leiter des Fachbereichs Landtechnik, Energie, Bauen, Immissionsschutz. Versuchsergebnisse zeigen, dass NIRS-Sensoren insbesondere bei Trockensubstanzgehalt, Gesamtstickstoff und bei Mastschweinegüllen eine hohe Genauigkeit liefern. Größere Abweichungen bestehen bei Phosphor und Sauengülle. Dennoch ermöglicht NIRS, natürliche Schwankungen bei der Ausbringung besser zu berücksichtigen. Die Technik ergänzt damit bestehende Methoden sinnvoll und verbessert die Effizienz im Nährstoffeinsatz – ein Fortschritt für Umwelt und Pflanzenbau.
Einsatz von Zwischenfrüchten
Wolfgang Klahsen von der Düngebehörde stellte in einem Vortrag die langjährigen Versuche in einer Winterroggen-Silomais-Fruchtfolge am Standort Wehnen vor. Diese zeigen, dass Zwischenfrüchte effektiv zur Reduzierung von Nitratverlusten beitragen können. Im Versuch konnten die Zwischenfrüchte den nach der Ernte verbliebenen Stickstoff aufnehmen und den Herbst-Nmin-Wert im Boden um bis zu 63 % reduzieren. „Die Kombination aus Zwischenfruchtanbau und reduzierter N-Düngung zu Silomais, insbesondere an Standorten mit hoher N-Nachlieferung, kann den Nitrataustrag senken und gleichzeitig vergleichbare Erträge erreichen“, erklärte Wolfgang Klahsen. Die N-Nachlieferung der Zwischenfrucht sollte bei der Bemessung der N-Düngungshöhe zur nachfolgenden Hauptkultur unbedingt berücksichtigt werden.
Düngerecht und Ansäuerung
Karen Peters (LWK, Düngebehörde) erläuterte die düngerechtlichen Änderungen, die zu Beginn der Düngesaison 2025 in Kraft getreten sind und ging kurz auf die Ergebnisse des am 12. Mai veröffentlichten Nährstoffberichts für Niedersachsen 2023/2024 ein. Außerdem berichtete Christine Lentz aus dem Sachgebiet Düngung, Pflanzenernährung und Nährstoffmanagement der LWK über die Exaktversuche im Bereich der Ansäuerung, welche seit 2019 durchgeführt werden. Ziel der Versuche war es, zu prüfen, ob die Ansäuerung die Wirksamkeit der ausgebrachten Gärreste im Vergleich zu Ausbringtechniken wie Schleppschuh oder Schlitztechnik erhöhen kann. Auch die dafür benötigte Menge an Schwefelsäure war Teil der Untersuchungen. „Gerade, weil wir mit der ausgebrachten Schwefelsäure immer auch direkt pflanzenverfügbaren Sulfat-Schwefel ausbringen, muss dies auch im Zusammenhang mit dem Schwefelbedarf der Kultur gesehen werden“, machte Christine Lentz deutlich. Vor dem Hintergrund, dass Sulfat aufgrund seiner negativen Ladung auswaschungsgefährdet ist, sei die Ansäuerung kein Verfahren, welches grundsätzlich zum Einsatz kommen müsse. „Bei perfekten Ausbringbedingungen und der Möglichkeit der direkten Einarbeitung vor Sommerungen löst der Einsatz von Schwefelsäure kein Problem: hier kann sie weggelassen werden“, so Lentz. Bei der Ausbringung in stehende Getreidebestände, wie es das MuD untersuche, überwiegen die Vorteile allerdings häufig.
Fazit:
Effizientes Wirtschaftsdüngermanagement erhöht die Nährstoffausnutzung, schützt Böden und Gewässer – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen