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Milchkuhfütterung: Neue Energie- und Proteinbewertung

Webcode: 01044285
Stand: 13.06.2025

Die neuen Versorgungsempfehlungen für Milchkühe wurden im Herbst 2023 von der GfE veröffentlicht. Inzwischen wurde ein Fütterungsversuch in Baden-Württemberg durchgeführt, in dem die Rationen nach GfE (2023) und nach GfE (2001) geplant wurden. Weiterhin wurde in Nordrhein-Westfalen ein abgeschlossener Milchkuhversuch rückwirkend ausgewertet und die Kennzahlen der Energie- und Proteinbewertung nach GfE (2023) und GfE (2001) betrachtet. Nachfolgend werden erste Ergebnisse vorgestellt.

1. Fütterungsversuch in Aulendorf

Im Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf wurden 38 Fleckviehkühe im mittleren Laktationsstadium 70 Tage mit Rationen gefüttert, die hinsichtlich Energie und Protein nach GfE (2023) oder nach GfE (2001) geplant wurden. Die Kontrollgruppe (GfE 2001) und die Versuchsgruppe (GfE 2023) erhielten eine grasbetonte Teilmischration. Die Rationsplanung nach GfE (2001) oder GfE (2023) führte zu einer ähnlichen Zusammensetzung der Teilmischration.

Tabelle 1: Zusammensetzung der Teilmischration

Komponenten in % der TM

Kontrolle (GfE 2001)

Versuch (GfE 2023)

Grassilage

76,4

82,2

Biertrebersilage

11,9

4,4

Stroh

6,1

6,7

Eigenmischung

4,8

5,9

Mineralfutter

0,82

0,85

 

In die Kontrollration wurden 1 bis 5 und in die Versuchsration 4 bis 9 kg Wasser je Kuh und Tag gemischt. Das Konzentratfutter war in beiden Mischungen identisch.

 

Tabelle 2: Futteraufnahmeniveau sowie Energie- und Nährstoffgehalte der Gesamtrationen

 

Einheit

Kontrolle (GfE 2001)

Versuch (GfE 2023)

Futteraufnahmeniveau

 

3,27

3,28

NEL (GfE 2001)

MJ/kg TM

6,93

6,95

ME (GfE 2001)

MJ/kg TM

11,32

11,34

MEFANi* (GfE 2023)

MJ/kg TM

11,73

11,82

Rohprotein

g/kg TM

171

166

nXP

g/kg TM

155

152

aNDFom

g/kg TM

435

419

Stärke

g/kg TM

103

112

Zucker

g/kg TM

81,5

86,9

* FANi = realisiertes Futteraufnahmeniveau

Versuchsergebnisse

In beiden Futtergruppen lag die Energieaufnahme sowohl bei Bewertung nach GfE (2001) als auch nach GfE (2023) etwa 5 bis 9 % über dem kalkulierten Energiebedarf. Der BCS wurde dadurch nicht erhöht. Es gab keine Unterschiede in der Futter- und Energieaufnahme, in der Milchleistung und im Energiebedarf (Tabelle 3). Die Auswertung der Proteinversorgung ist noch nicht abgeschlossen.

Tabelle 3: Versuchsergebnisse (Fütterungsversuch Aulendorf)

 

Einheit

Kontrolle (GfE 2001)

Versuch (GfE 2023)

Futteraufnahme

kg TM

23,1

23,1

   Grobfutteraufnahme

kg TM

16,2a

17,5b

NEL (GfE 2001)

MJ/Tag

161

161

   NEL aus GF* (GfE 2001)

MJ/Tag

107a

115b

ME (GfE 2001)

MJ/Tag

262

262

   ME aus GF (GfE 2001)

MJ/Tag

176a

190b

MEFANi (GfE 2023)

MJ/Tag

271

273

  MEFANi aus GF (GfE 2023)

MJ/Tag

192a

208b

Milchleistung

kg/Tag

35,7a

34,3b

Milchfett

%

3,63

3,70

Milcheiweiß

%

3,40

3,44

Laktose

%

4,92

4,90

ECM

kg/Tag

34,2

33,0

Milchharnstoff

mg/l

258a

240b

Energiebedarf

 

  NEL (GfE 2001)

MJ/Tag

153

150

  ME (GfE 2001)

MJ/Tag

249

245

  ME (GfE 2023)

MJ/Tag

252

249

BCS

 

3,46

3,50

* Grobfutter     a,b: signifikante Unterschiede (p < 0,05)

 

2. Fütterungsversuch in Haus Riswick

Ein abgeschlossener Versuch mit 48 Kühen (Deutsche Holstein) im VBZL Haus Riswick wurde rückwirkend ausgewertet. Die Rationen waren nicht nach GfE 2023 geplant. In den Futtermischungen lagen der Rohproteingehalt bei 160 g/kg TM und der ME-Gehalt FAN1 bei 11,7 MJ/kg TM. Die TM-Aufnahme betrug im Mittel 24,9 kg, die ECM-Menge 38,3 kg und das Futteraufnahmevermögen (FANi) 3,75.

Versuchsergebnisse

Die berechneten ECM-Mengen aus Energie nach GfE (2001) und GfE (2023) wichen im Mittel um max. 3 % von der tatsächlichen Milchmenge ab und zeigten damit eine sehr gute Übereinstimmung. Die kalkulierten ECM-Mengen aus sidP (dünndarmverdauliches Protein) übertrafen mit im Mittel 44,3 kg deutlich die ermolkenen Milchmengen von 38,3 kg. Dies wird auf das veränderte MCP/DOM-Verhältnis (mikrobielles Rohprotein/verdauliche organische Masse) bei TM-Aufnahmen ab 22 kg zurückgeführt. Die berechnete Milchmenge nach sidP und die tatsächliche Milchmenge stimmten bei einer TM-Aufnahme von 21 bis 23 kg gut überein. Im Versuch wurde eine bedarfsdeckende Versorgung der Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin und Valin ermittelt, während die Menge an Histidin nicht bedarfsdeckend war.