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Strohqualität untersuchen

Webcode: 01044589
Stand: 14.08.2025

Die hochsommerlichen Temperaturen ab dem 2. Augustwochenende haben für gute Erntebedingungen gesorgt, so dass das Stroh trocken eingelagert werden konnte. Allerdings hat die feuchte Witterung vor der Ernte auch Auswuchs gefördert, was den Trocknungsprozess beeinflusst hat. Vielfach ist gräulich-schwarzes Stroh zu sehen. Wie ist die Strohqualität in diesem Jahr einzuschätzen? Sind erhöhte Gehalte an Pilzen und Mykotoxinen zu erwarten?

In der Fütterung spielt Stroh vor allem im Wiederkäuerbereich und in der Pferdehaltung eine Rolle. Da die Bedeutung von Stroh aber nicht nur als Einstreu, sondern auch als Futtermittel und Beschäftigungsmaterial für Schweine weiter steigt, ist ein guter Hygienestatus umso wichtiger für die Tiergesundheit. Gutes Stroh sollte frei sein von Schmutz, Unkraut, Steinen und Sand. Es sollte möglichst staubfrei sein. Eine trockene Ernte und eine goldgelbe Farbe stehen aber nicht automatisch für gute Qualität, und eine hohe Staubbildung deutet nicht auf trockenes Stroh hin, sondern auf einen erhöhten Pilzbesatz. Muffiges, staubiges, graues oder klammes Stroh ist ein Anzeichen schlechter Qualität und stellt ein hohes Risiko für die Tiergesundheit dar.

 

Beurteilung der Keimbelastung

Im Stroh gibt es immer eine Grundbelastung mit Mikroorganismen wie Bakterien oder Schimmel- und Schwärzepilzen. Hierunter fallen produkttypische und verderbanzeigende Arten. Die produkttypische Flora ist größtenteils schon auf dem Feld vorhanden und typisch für Stroh. Bei der Lagerung nehmen dann die verderbanzeigenden Mikroorganismen zu.

 

Insgesamt werden sieben Keimgruppen und vier Keimzahlstufen (KZS I normal bis KZS IV überhöht bis stark überhöht) unterschieden, für die der VDLUFA Orientierungswerte vorgegeben hat (Tabelle 1). Dunkel gefärbtes Stroh deutet auf den Besatz mit Schwärzepilzen hin. Diese gehören zur Keimgruppe 4 „Feldpilze, produktspezifisch“. Bei einem Schwärzepilze-Gehalt von 200.000 KBE/g wird die Strohprobe in KZS I und bei 2 Mio. KBE/g in KZS IV eingestuft.

 

Auch wenn die Getreidekörner unbelastet sind, kann daraus nicht auf die Unbedenklichkeit des Strohs geschlossen werden. Wie stark die Belastung mit Keimen oder Mykotoxinen ist, zeigen Futteranalysen. Die LUFA Nord-West bietet Untersuchungen auf Bakterien- oder Pilzkeimzahl (je 41 €) und Mykotoxine wie DON und Zearalenon (je 42 € mit ELISA) an. Zur Einordnung der Keimgehalte können die Orientierungswerte zur Beurteilung der mikrobiologischen Qualität herangezogen werden. Die folgenden Werte gelten allerdings nicht für erntefrisches Stroh.

Tabelle 1: Orientierungswerte (Keimzahlstufe I) für produkttypische und verderbnisanzeigende Mikroorganismen (VDLUFA, 2024)
  KG1) 1 KG 2 KG 3 KG 4 KG 5 KG 6 KG 7
Bakterien Bakterien Streptom. Feldpilze Lagerpilze Mucorales Hefen
produkt-typisch verderb-anzeigend verderb-anzeigend produkt-typisch verderb-anzeigend verderb-anzeigend verderb-anzeigend
Mio. KBE2)/g Mio. KBE/g Mio. KBE/g Tsd. KBE/g Tsd. KBE/g Tsd. KBE/g Tsd. KBE/g
Stroh 100 2 0,15 200 100 5 40

1) Keimgruppe   2) koloniebildende Einheit

Konservierungsmittel können schädliche Mikroorganismen unterdrücken. Bereits vorhandene Mykotoxine werden jedoch nicht oder kaum eliminiert. In einer aktuellen Untersuchung der LWK NRW wurde Weizenstroh mit 0,4 und 0,6 % Säure behandelt. Die gepufferte Propionsäure wurde über Sprühdüsen auf das Strohschwad appliziert. Mit einer Dosierung von 0,6 % wurde die hygienische Beschaffenheit deutlich verbessert.

 

Wird Stroh schlechter Qualität eingebracht und verfüttert, können insbesondere Schweine durch von Fusariumpilzen gebildete Mykotoxinen – am bedeutendsten sind Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon – in ihrer Leistung beeinträchtigt werden. Hohe Gehalte dieser Toxine führen zu Leistungseinbußen und Fruchtbarkeitsstörungen.

 

Bundesweite Untersuchung von Stroh

Umfangreiche Untersuchungen zur Strohqualität sind bisher rar. Ein bundesweites Screening zur Ermittlung der Toxinbelastung von Stroh wurde in den Erntejahren 2007 und 2008 durchgeführt. In 201 Weizenstrohproben wurden Mykotoxine und die Bioverfügbarkeit von Deoxynivalenol (DON) im Vergleich zu Weizenkörnern beim Schwein bestimmt.

 

Die DON-Gehalte des Weizenstrohs (83 % positive Proben) variierten zwischen 0,016 und 23,27 mg/kg, wobei die mittlere Konzentration 1,23 mg/kg betrug. Zearalenon (ZEA) war in 46 % der 201 Proben nachweisbar, wobei eine mittlere Konzentration von 0,089 mg/kg bei einem Schwankungsbereich von 0,007 bis 0,767 mg/kg gemessen wurde. Ochratoxin (OTA) wurde nur in einer Probe im Spurenbereich von 0,0015 mg/kg festgestellt. Die Strohproben enthielten im Mittel drei Toxine; allerdings wurde auch das gleichzeitige Vorkommen von bis zu zehn Toxinen festgestellt. Unterschiedliche Gehalte und Vorkommen der einzelnen Mykotoxine sind insbesondere durch Strohart, Erntejahr, Anbauregion, Vorfrucht und Bodenbearbeitung bedingt. Es wurden keine Unterschiede in der Bioverfügbarkeit von DON aus Weizenstroh und aus Weizenkörnern festgestellt. Daher kann angenommen werden, dass der Anteil des Strohs an der DON-Exposition von Schweinen allein vom DON-Gehalt im Stroh sowie der tatsächlichen Menge an aufgenommenem Stroh abhängt.

 

Wird für eine Risikoabschätzung ein mittlerer DON-Gehalt von 1,23 mg/kg Stroh sowie unter Berücksichtigung, dass Stroh von den Schweinen auch als Beschäftigungsmaterial genutzt wird, eine maximale Strohaufnahme von 14 % der Tagesration unterstellt, so ergibt sich durch den Anteil des Strohverzehrs ein DON-Gehalt von 0,17 mg/kg an der Tagesration. Auf Basis des maximal ermittelten DON-Gehaltes von 23,27 mg/kg errechnet sich eine DON-Konzentration von 3,28 mg/kg. Daher würde im Extremfall der EU-Richtwert von 0,9 mg/kg im Schweinefutter einzig durch die Aufnahme von Stroh überschritten, wobei zu berücksichtigen ist, dass im Mittel deutlich weniger Stroh von Schweinen freiwillig gefressen wird. Zu beachten ist, dass der EU-Richtwert für Stroh als Einzelfuttermittel 8 mg/kg beträgt.

 

Die ZEA-Gehalte überschreiten bei mittleren Gehalten von 0,089 mg/kg und der maximalen Strohaufnahme nicht die Richtwerte von 0,1 mg/kg für Jungsauen bzw. von 0,25 mg/kg für Zuchtsauen und Mastschweine. Unter Berücksichtigung der maximal ermittelten ZEA-Gehalte von 0,767 mg/kg Stroh werden 0,11 mg/kg Futter erreicht; damit würde der Richtwert für Jungsauen allein durch den Strohanteil überschritten. Die Arbeitsgruppe „Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln“ beim BMLEH schlussfolgerte, dass Stroh im Vergleich zu anderen Futtermitteln aus Getreide nicht als eine besonders prädisponierte Quelle für die untersuchten Mykotoxine anzusehen sei. Das potenzielle Risiko für landwirtschaftliche Nutztiere, insbesondere für das Schwein, hängt neben den Gehalten im Stroh auch von der tatsächlichen Strohaufnahme aus der Ration bzw. aus der Einstreu ab. Andere Mykotoxine, wie Toxine aus Schwärzepilzen (z.B. Alternaria), sind in diesem Zusammenhang weiter zu untersuchen.

 

Konkrete Aussagen zur diesjährigen Strohqualität sind erst nach der Ernte möglich. Je mehr repräsentative Proben untersucht werden, desto besser kann die Strohqualität eingeschätzt werden.