Beimischung von aktivierter Pflanzenkohle im Mastfutter von Hähnchen und Puten
Die Idee:
Der Tierschutzindikator Fußballengesundheit wird in Zukunft beim Mastgeflügel eine bedeutende Rolle spielen. Tierwohl und Tierschutz werden anhand des Zustandes der Fußballen als objektives Bewertungskriterium gemessen. Fußballen werden durch feuchte Einstreu und einer vermehrten Entstehung von Ammoniak negativ beeinflusst.
In der Hähnchen- und Putenmast werden zusätzliche Maßnahmen folgen, um den Einsatz pharmakologisch wirksamer Substanzen deutlich zu reduzieren und die Mast mit geeigneten Futterprogrammen zu „entschleunigen“. Diese tierschutzrechtlichen Vorgaben für mehr Tierwohl basieren auf eine Optimierung im Produktionsprozess durch eine Sensibilisierung des Betriebsleiters und durch eine Verbesserung des Managements. Letztendlich führt eine Optimierung der Haltung zu mehr Tiergesundheit und dementsprechend zu mehr Tierwohl. Ob dieses Projekt auch wirtschaftlich sinnvoll ist, sollen monetäre Betriebsanalysen nach standardisierten Betriebsauswertungen für Hähnchen und Puten ergeben.
Die Landwirtschaftskammer hat in der jüngsten Vergangenheit Pflanzenkohle als Einstreumaterial in der Hähnchen-Praxis getestet und bessere Fußballen in der Hähnchenmast erzielen können. Dieser Versuch wurde auch beim letzten Fachforum in Cloppenburg und in mehreren Veröffentlichungen in der Fachpresse vorgestellt. Zudem beschäftigt sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit nährstoffreduzierten Fütterungskonzepten in bestimmten Wachstumsphasen von Hähnchen und Puten mit dem Ziel, Nährstoffströme zu erfassen, die Aminosäureversorgung beim Mastgeflügel zu optimieren und den Nährstoffgehalt im Futter dem Wachstum der Tiere anzupassen, dem Wachstumsstress zu reduzieren und dabei die Darmgesundheit zu stabilisieren.
Operationelle Gruppe „Team CarboFeet“ (schwarze Füße)
Das auf drei Jahre angelegte EIP-Agri Projekt mit dem Namen CarboFeet zielt darauf ab, die gewonnenen Ergebnisse aus den Vorversuchen mit Pflanzenkohle als Einstreuhilfe und einer nährstoffreduzierten Fütterung zu kombinieren, in dem aktivierte und zertifizierte Pflanzenkohle nicht eingestreut, sondern dem Alleinfuttermittel zugmischt, also verfüttert wird.
Dieses innovative Konzept basiert auf zwei grundlegenden Säulen, nämlich der Säule der Tiergesundheit und einer Säule des Betriebsmanagements. Dies bedeutet wiederum, dass in diesem Projekt eine grundlegende und aufeinander aufbauende Zusammenarbeit zwischen der Tiermedizin und der Fütterung und Haltung von Tieren zielführend ist.
Während die Experten aus der Tiermedizin der Tierärztlichen Hochschule Hannover sich hauptsächlich dem Thema Darmgesundheit und Darmstabilität, Fußballengesundheit, Brustblasen, mikrobielle Belastung, Abgangsursachen, Sektionen, Labortechnische Untersuchungen, Histologie und Mikrobiologie des Darmes zur Wirkweise der aktivierten Pflanzenkohle und evtl. Rückstände/Gefahrenstoffe beschäftigen, ist es die zweite Säule des EIP-Projektes, dass Fachleute aus dem Unternehmensbereich Tier der Landwirtschaftskammer sich mit der Verfütterung und Einmischung der Pflanzenkohle, der angepassten Nährstoffversorgung, der Haltungstechnik und der sich daraus ergebenen Nährstoffströme befassen und letztendlich auch monetär bewerten.
Der innovative Denkansatz dieses Projektes geht davon aus, dass durch eine optimale Haltung und Fütterung des Mastgeflügels die Tiergesundheit und damit die Darmgesundheit gefördert und durch den Zusatz von aktivierter zertifizierter Pflanzenkohle dieser Zustand nochmals verbessert werden könnte. Hierdurch soll der Einsatz pharmakologisch wirksamer Substanzen minimiert werden. Die Erfahrung aus der Putenmast haben zeigt, dass ein Anstieg von Clostridium perfringens im Darm begünstigt wird, wenn ein proteinreiche Futtermittel verfüttert werden, Toxine gebildet und die Verdaulichkeit herabgesetzt wird, der Kot kann feuchter werden und dementsprechend kann die Einstreu feuchter werden. Die Folgen für Fussballendermatiden, evtl. Brustblasen sowie eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Tiere und damit der Minderung der biologischen Leistung sind zwangsläufig gegeben.
Diesem Entwicklungskreislauf soll vorgebeugt werden, indem ein Expertenteam aus Tierärzten und Agraringenieuren diese oben dargestellten Entwicklungsschritte analysieren und mit der Verfütterung der Pflanzenkohle blockieren, indem fachspezifische Interessensschwerpunkte gesetzt werden, die zu einem gemeinsamen Ziel führen.
Die Umsetzung:
Das Ziel:
Durch Einsatz von Pflanzenkohle im Futter ist eine Verringerung von Tierarzneimitteln, mehr Tierwohl durch gesunde Fußballen, trockenere Einstreu, einen stabilen Darm, eine angepasste Leistung und Schonung der Umwelt zu wirtschaftlich akzeptablen Rahmenbedingungen zu erreichen.
Die OG CarboFeet ist ein Teil der „eip-agri, agriculture & innovation“, gefördert von der Europäischen Gemeinschaft. Das Projekt wird gefördert durch die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für die Tätigkeiten Operationeller Gruppen im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri).
Was ist Pflanzenkohle?
Was ist eigentlich zertifizierte und aktivierte Pflanzenkohle? Pflanzenkohle wird aus naturbelassenem Laubholz/Stammholz in der sog. Pyreganlage verkohlt. Dabei werden alle organischen Gase verbrannt und am Ende des Cabonisierungsprozesses entsteht Pflanzenkohle. Der anschließende Ablöschprozess kann mit Säure (Sauerkrautsaft oder einem Multimikrobenpräparat erfolgen. Hierbei wird die Affinität der Pflanzenkohlenoberfläche von 300 m² je g Kohle auf das Dreifache erhöht. Neben einem guten Wasserbindevermögen hat die Kohle eine hohe Kationenaustauschkapazität. Viele N-haltigen Stoffe sind positiv geladen und können fest an der Oberfläche der Pflanzenkohle gebunden werden. Die Kapillarwurzel der Pflanzen kann diese Verbindung für sich verfügbar machen und nutzt den vorhandenen Stickstoff. Wenn die Oberfläche der Pflanzenkohle durch die Säure derart vergrößert wird, liegt der Schluss nahe, dass sich die vorhandenen Mikroben (im Sauerkrautsaft, Milchsäurebakterien) ansiedeln. Da Pflanzenkohle unterschiedlich große Poren auf der Oberfläche hat, können sich Moleküle, Kationen, pathogene Keime anlagern und aus dem Darm geschleust werden. Denn eines ist klar: Schon im Altertum ist davon berichtet worden, dass Pflanzenkohle Durchfall bei Mensch und Tier bekämpft und durch Pflanzenkohle der Geruch in Gülle und Mist beseitigt werden kann.
Das EIP-Agri Projekt „CarboFeet" wird gefördert durch: