Etwas Süßes nicht nur zum Dessert - Zuckerrüben für Milchkühe
Die Zuckerrübenkampagne hat bereits begonnen, in Niedersachsen stehen knapp 100.000 ha zur Ernte an. Die Zuckerrübe glänzt durch sehr hohe Energie- und Trockenmasseerträge vom Acker und ist neben dem Ausgangsprodukt für Zuckerfabriken bislang auch als Komponente für Biogasanlagen bekannt. Seit einigen Jahren setzen auch Milchviehbetriebe vereinzelt auf die Zuckerrübe, zum Teil haben sie die positiven Erfahrungen in Dänemark überzeugt. Wie so oft, spricht vieles für dieses Futtermittel. Aber es gibt natürlich auch nachteilige Punkte.
Die Zuckerrübe besticht durch ihren hohen Energiegehalt, ist hoch verdaulich und aufgrund des hohen Zuckergehalts von 70 % sehr schmackhaft. Mit etwa 23 bis 25 % Trockensubstanz ist sie sehr wasserreich. Die Rübe enthielt viele leicht verdauliche Kohlenhydrate in Form von Zucker, Pektinen und Hemicellulose. Die letzten beiden sind Zellwandbestandteile und beeinflussen die Pansenflora positiv.
Tabelle 1: Nährstoff- und Energiegehalt von Zuckerrüben (DLG, 1997)
Trockenmasse g/kg |
Rohasche g/kg TM |
Rohprotein g/kg TM |
nXP g/kg TM |
Rohfaser g/kg TM |
Zucker g/kg TM |
NEL MJ/kg TM |
230 |
47 |
62 |
152 |
54 |
696 |
8,0 |
Der Energiegehalt von 8,0 MJ/kg TM trifft nur für saubere Rüben zu, bei ungereinigten Rüben mit viel Erdanhaftung und hohen Aschegehalten liegt er weit darunter. Letztere senken die Verdaulichkeit der organischen Substanz.
Tabelle 2: Auswirkungen des Verschmutzungsgrades auf die Verdaulichkeit
Zuckerrüben |
Rohasche g/kg TM |
Verdaulichkeit der OS % |
gewaschen verschmutzt stark verschmutzt |
64 240 367 |
89 87 85 |
Die Zuckerrübe kann die Futteraufnahme erhöhen, denn Tiere fressen die Rüben auch dann noch, wenn bei Silagefütterung schon eine Sättigungsgrenze erreicht ist. Wegen des hohen Zuckergehalts und des Risikos der Pansenacidose können bis zu 2,5 kg Zuckerrüben-TM je Kuh und Tag als Orientierung bei sonst zuckerarmer Ration gelten. Das entspricht etwa 10 bis 12 kg FM. Aus Dänemark wurde sogar über Mengen von mehr als 20 kg je Kuh und Tag berichtet.
Zuckerrüben eignen sich zum Ausgleich energiearmer, proteinreicher Rationen. Um Schlundverstopfungen und Selektion zu vermeiden, sollten die Rüben zerkleinert werden. Das kann z.B. über Rübenschnitzler oder im Futtermischwagen erfolgen. Frische Rüben sind nicht sehr lange haltbar. Bei Lagerung in Rübenmieten ist eine Verwertung frischer Rüben allgemein bis zum Anfang des Folgejahres möglich. Für einen längeren Einsatz bietet sich die Silierung an, allerdings sind auch hier z.T. nennenswerte Verluste zu berücksichtigen. Ganze Rüben im Fahrsilo oder Schlauch zu silieren, ist wegen der hohen Sickersaftbildung sehr problematisch. Sinnvoller ist deshalb eine Mischsilierung, die z.B. mit Silomais (Verhältnis 3:1), Stroh oder Trockenschnitzeln und zerkleinerten Rüben erfolgen kann. Allerdings passen die Erntetermine der Rübe nicht optimal zur Maisernte. Wird der Rodetermin vorgezogen, muss auf einen Teil des Ertrages verzichtet werden. Eine Gefahr stellen Steine im Erntegut dar, deshalb sind nur saubere, gut zerkleinerte Partien ohne Steine zu verfüttern. Zu beachten ist, dass die Kühe sich langsam an die Rübenration gewöhnen.
In Versuchen des LVG Köllitsch wurden Mischsilagen aus Zuckerrüben und verschiedenen Grobfuttermitteln untersucht. Bei Mischungen mit 5 % Weizenstroh, 10 % Heu bzw. 30 % Grassilage fiel fast kein Sickersaft an. Allerdings war bei der Strohvariante der Silierverlust nahezu doppelt so hoch wie bei den anderen beiden Komponenten. Auch die Ethanolbildung war mit 20 % der TM beim Stroh als Mischungspartner deutlich höher als bei der Heu- und Grassilagekombination (14 bzw. 11 % der TM). In einem 60tägigen Köllitscher Versuch mit je 30 Milchkühen wurden in der Kontrollgruppe 6,6 kg TM Grassilage gefüttert, in der Versuchsgruppe wurden 3 kg Grassilage-TM durch eine Zuckerrüben-Grassilage (70:30 in der TM) ersetzt. Dies entspricht einer Zuckerrübenmenge von 2,1 kg TM. Trotz Reinigung und Wässerung der Rüben lag ihr Rohaschegehalt bei 20 % der TM und der Energiegehalt der Mischsilage bei unter 5,2 MJ NEL/kg TM. Die Kühe der Rübengruppe nahmen 1,5 kg TM weniger auf, ihre Milchleistung sank um 1,6 kg. Soll der hohe Energiegehalt der Zuckerrüben nicht durch hohe Rohaschegehalte reduziert werden, müssen die Rüben sauber sein.
Kontakte

Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
ME und sidP: Berechnung des Bedarfs und der Versorgung
Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe Die Berechnung des Bedarfs an Energie und dünndarmverdaulichem Protein (sidP) und die Versorgung der Milchkühe mit sidP werden im nachfolgenden Bericht beschrieben. Sie finden den …
Mehr lesen...Faserverdaulichkeit von Maissilage
In der Rinderfütterung ist Maissilage nicht nur ein energiereiches Grobfuttermittel, sondern trägt auch durch ihren Fasergehalt zur Strukturversorgung bei. Ihr Futterwert wird in erster Linie durch den Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) …
Mehr lesen...Milchleistungsfutter von Oktober bis Dezember 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der VFT 17 Milchleistungsfutter im 4. Quartal 2024 überprüft hat. Darunter waren acht Futter für ausgeglichene Grobfutterrationen. Ein Futter diente zum Ausgleich von Rationen mit geringem Eiwei&…
Mehr lesen...Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe
Gleichungen zur Schätzung der Verdaulichkeit der Organischen Masse von Mischfuttermitteln für Wiederkäuer Im Zuge der neuen Versorgungsempfehlungen für Milchkühe (GfE, 2023) musste auch die Schätzgleichung zur …
Mehr lesen...Getreidepreise April 2025
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Qualität von Rapsextraktionsschrot
Zur Ernte 2025 beträgt die Rapsanbaufläche in Deutschland etwa mehr als 1,0 Mio. ha, davon liegen weniger als 10 % in Niedersachsen.
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen

Einführung in die funktionelle Klauenpflege
13.06.2025
Die Klauengesundheit spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Leistung unserer Rinder. Durch die Fütterung, Klauenpflege und tiergerechte Haltung hat der Halter vielfältige Einflussmöglichkeiten auf die …
Mehr lesen...
Ganzjährige Weidehaltung von Rinder und Pferden - Praxistag Sachsen-Anhalt II
01.07.2025
Die ganzjährige Weidehaltung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten als erfolgreiche Methode zur Pflege extensiver Weiden und Naturschutzflächen etabliert. Diese Form der Bewirtschaftung stellt die Betreiber*innen jedoch beim Management …
Mehr lesen...
Beraterfortbildung Rind 2025
29.10.2025
Terminankündigung der Beraterfortbildung Rind: Am 29.10.2025 in der Bezirksstelle Oldenburg Nord der LWK Niedersachsen. Das Programm folgt.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte

5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...
Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...
ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...
AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...
AmmonMind
Ausgangslage Ammoniak (NH3) ist ein Luftschadstoff, der vor allem bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern freigesetzt wird. Die Minderung der NH3-Emissionen ist international …
Mehr lesen...
AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...