Der zunehmenden Nachfrage nach heimischer Eiweißproduktion könnte künftig auch durch den Anbau von Lupinen, vor allem den Weißen, Rechnung getragen werden.
Unterschiedliche Arten und Wuchstypen
Die Blaue oder Schmalblättrige Lupine dominiert derzeit den Anbau, da sie bisher eine bessere Toleranz gegenüber dem Anthraknosepilz als Weiße und Gelbe Lupinen aufweist. Bei den Schmalblättrigen Lupinen gibt es zum einen die Verzweigungstypen, die neben dem Haupttrieb zusätzliche Nebentriebe ausbilden, zum anderen die sogenannten endständigen Sorten, die nur einen Haupttrieb (determinierter Wuchs) besitzen und dadurch gleichmäßiger und sicherer abreifen, im Vergleich zu den verzweigten Sorten jedoch etwas ertragsschwächer sind.
Der Anbau von Gelben Lupinen spielt derzeit keine Rolle und es gibt auch keine in Deutschland zugelassene Sorte. Seit 2019 stehen für die Weiße Lupine drei neue Sorten zur Verfügung. Die DSV-Sorten Frieda und Celina wurden als anthraknosetolerant eingestuft und konnten dieses in den bisherigen Versuchen auch bestätigen. Während die genannten Sorten bereits über eine Vermehrungsfläche von 177 bzw. 568 ha verfügen, scheinen bei der Sorte Victor Baer Probleme in der Anthraknosetoleranz zu bestehen. Sie wird daher vom Züchter nicht weiter verfolgt. Die Einstufungen des Bundessortenamtes (BSA) und erste bundesweite Versuchsergebnisse zeigen deutliche Ertragsvorteile der Weißen gegenüber den Schmalblättrigen Lupinen.
Verwendungsmöglichkeiten
Gegenüber Ackerbohnen und Erbsen erreichen Lupinen höhere Rohproteingehalte, wobei der RP-Gehalt der Weißen Lupinen wiederum höher ist als der der Blauen. Lupineneiweiß hat zudem eine hohe Eiweißwertigkeit. Diese Eigenschaften machen die Lupine in der Fütterung und durch die neuen Sorten der Weißen Lupine auch in der menschlichen Ernährung interessant. Lupinenmehl ist glutenfrei und somit für Menschen mit Zöliakie eine Alternative. Zum Teil wird es Getreidemehl zugesetzt, um die Konsistenz und Haltbarkeit von Backwaren zu verbessern oder kohlenhydratarme und eiweißreichere Brote herzustellen. Aus den ganzen Bohnen können auch Fleischersatzprodukte hergestellt werden. Das isolierte Eiweiß der ganzen Bohnen wird u. a. auch für die Herstellung von veganem Eiweiß genutzt.
Anbau und Aussaat
Die Schmalblättrigen Lupinen benötigen leichte bis mittlere Böden und haben ähnliche Ansprüche wie die Futtererbse. Die Weiße Lupine gedeiht am besten auf mittleren bis schweren Böden, sie hat vergleichbare Standortansprüche wie die Ackerbohne. Wie alle Leguminosen ist auch die Lupine nicht selbstverträglich, sondern benötigt Anbaupausen von sechs bis sieben Jahren, auch zu anderen Leguminosen wie Ackerbohnen oder Erbsen.
Die Aussaat erfolgt zwischen Mitte und Ende März in einer Ablagetiefe von 2 bis 4 cm (flache Aussaat ist für epigäische Keimung notwendig – Lupinen schieben ihre Keimblätter über die Bodenoberfläche). Die endständigen Sorten können bis Mitte April ausgesät werden. In Abhängigkeit vom Wuchstyp sind die Aussaatstärken (keimfähige Körner/m²) anzupassen: 60 - 70 bei Weißen, 80 - 90 bei verzweigten und 110 - 120 bei endständigen Blauen Lupinen.
Das Saatgut, insbesondere wenn Lupinen erstmalig auf der Fläche angebaut werden, sollte unbedingt mit einem Rhizobien-Präparat geimpft werden. Das Vorhandensein spezialisierter Knöllchenbakterien fördert Ertrag und Rohproteingehalte. Unterschiedliche Impfmittel auf flüssiger oder auf Torfbasis stehen zur Verfügung.
Versuchsergebnisse
Aufgrund der derzeit recht geringen Anbaubedeutung im nordwestdeutschen Raum liegen auch nur begrenzte Versuchsergebnisse vor. In der dargestellten Tabelle sind daher die über die Jahre 2017 bis 2020 zusammengefassten Ergebnisse aus LSV und Wertprüfungen mit den Einstufungen des Bundessortenamtes vergleichend dargestellt. Zu beachten ist, dass die Ergebnisse von Schmalblättrigen und Weißen Lupinen nicht direkt miteinander zu vergleichen sind, da die Versuche i. d. R. getrennt voneinander und nicht gemeinsam randomisiert angelegt wurden.
Die Sorten im Einzelnen:
Im Sortiment der Schmalblättrigen Lupinen ist Boregine deutschlandweit die am stärksten angebaute Sorte und stellt über die Jahre ihre solide Ertragsstabilität unter Beweis. Die Rohproteingehalte sind leicht unterdurchschnittlich. Sie weist eine mittlere Standfestigkeit und eine sehr gute Unkrautunterdrückung auf und gehört nach wie vor in die engere Wahl.
Probor erreichte insgesamt höhere Erträge und lieferte überdurchschnittliche Rohproteingehalte und -erträge. Insbesondere von Betrieben mit eigener Tierhaltung kann diese Sorte für den Anbau bevorzugt werden.
Bolero liegt auf dem Ertragsniveau von Boregine bei allerdings etwas besseren Rohproteinwerten. Schwächen in der Standfestigkeit sind zu beachten.
Von der Sorte Carabor liegen nur Werte aus dem Jahr 2019 vor, in dem sie die besten Ertragsergebnisse des Sortimentes erzielte. Der Rohproteingehalt fällt unterdurchschnittlich aus. Als recht kurze Sorte weist sie eine gute Standfestigkeit auf. Weitere Ergebnisse müssen abgewartet werden.
Die einzige endständige Sorte Boruta erzielte über die Jahre hinweg streuende, insgesamt aber hohe Erträge bei mittleren Rohproteingehalten. Für den Anbau endständiger Sorten ist Boruta nach wie vor erste Wahl.
Bei den Weißen Lupinen sind die beiden relevanten neuen Sorten Frieda und Celina als anthraknosetolerant eingestuft und insbesondere Celina konnte die vom BSA beschriebene hohe Ertragsleistung durch erste Ergebnisse im norddeutschen Raum 2020 bestätigen. Ebenso verzeichnen beide Sorten deutlich höhere Rohproteingehalte als die Schmalblättrigen Lupinen.
Zusammenfassung
Der zunehmenden Nachfrage nach heimischer Eiweißproduktion könnte künftig auch durch den Anbau von Lupinen, vor allem den Weißen, Rechnung getragen werden. Steigende Korn- und besonders Rohproteinerträge könnten bei hoffentlich auch entsprechenden preislichen Anreizen die Vermarktung fördern und die Wirtschaftlichkeit des Lupinenanbaus verbessern. Bei der ökonomischen Betrachtung sollten die positiven Effekte der Lupinen auf die Folgefrüchte berücksichtigt werden. Durch ihre Fähigkeit, mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft zu binden, mindern sie die Düngerkosten und tragen zur N-Versorgung der nächsten Kultur bei. Zudem fördern sie die Bodengare.
Wermutstropfen derzeit ist, dass die Bereitstellung von Saatgut noch nicht in gewünschtem Umfang gewährleistet ist. Hier scheint derzeit die Nachfrage das aktuelle Angebot zu überschreiten, zumal ein Nachbau strikt untersagt ist.
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