Wir bieten Lösungen - regional & praxisnah!

Getreide- und Ölsaatenmarkt: USDA-Bericht April 2024

Webcode: 01043002

Am 11. April 2024 hat das US-Agrarministerium seinen aktuellen Bericht zur weltweiten Angebots- und Nachfrage-Situation veröffentlicht. Im Vorfeld gingen Analysten von steigenden US-Endbeständen für Weizen und Soja aus. Diese wurden auch bestätigt. Auf globaler Ebene wurden ebenfalls höhere Endbestände erwartet. Hier kam es jedoch zu einer Abwärtskorrektur. Dafür stiegen die Lagerbestände für Mais und Soja unerwartet an. An den Börsen tendierten die Kurse zunächst schwächer. Welche Faktoren zu den Endbestandsänderungen geführt haben, werden im Folgenden kurz zusammengefasst.

Weizen: Weltendbestände sinken; EU-Exporte rückläufig

Welt Weizen - WASDE Bericht - April 2024
Welt Weizen - WASDE Bericht - April 2024Sabine Heinemann
In seiner aktuellen Schätzung hat das USDA die globale Weizenproduktion 23/24 leicht erhöht. Noch stärker wurde der Verbrauch nach oben korrigiert. Dieser ist mittlerweile auf über 800 Mio. t angestiegen und erreicht damit einen neuen Rekord. Die Angebots- und Nachfrage-Schere öffnet sich entsprechend weiter und daraus resultiert ein weiterer Abbau der globalen Endbestände.

Höhere Produktionszahlen wurden dabei für die EU, Moldawien und Pakistan genannt. Der höhere Verbrauch geht hauptsächlich auf das Konto von Indien. Hier erhöht sich der Bedarf für Nahrungsmittel und die industrielle Verwertung um deutliche 2 Mio. t auf insgesamt 112,97 Mio. t nach 108,68 Mio. t im Vorjahr.

Den Weizenhandel dominiert derzeit Russland. Die Exportzahlen wurden im Vergleich zum Vorjahr um eine weitere Million auf 52 Mio. t erhöht nach 47,5 Mio. t und 33 Mio. t in den vorhergehenden Wirtschaftsjahren. Ein weiteres Plus wurde für die Ukraine verbucht. Auch hier stieg die Exportmenge um 1,5 Mio. t auf 17,5 Mio. t an. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Summe der Weizenexporte aus diesen beiden Ländern ca. 30% der Gesamtexporte ausgemacht. Daher reagieren die Preise entsprechend empfindlich, wenn von neuen Eskalationen im Kriegsgeschehen berichtet wird. Gleichzeitig hat die EU im Exportgeschäft das Nachsehen. Die günstige Ware aus der Schwarzmeerregion verdrängt die EU-Ware vom Exportmarkt. Als Folge wurden die Weizenexporte im aktuellen USDA-Bericht um 2 Mio. t auf 34,5 Mio. t nach unten korrigiert.

Die Endbestände, die sich als Differenz aus Verbrauch und Angebot errechnen, sinken auf globaler Ebene weiter ab und erreichen mit 258,27 Mio. t den tiefsten Stand seit dem Wirtschaftsjahr 2015/16. Insbesondere in Indien und der Ukraine gibt es rückläufige Endbestände. Dagegen wachsen sie in der EU und Algerien weiter an. Die Differenz der Weltendbestände zum Vorjahr beläuft sich damit auf 12,7 Mio. t. Und man darf nicht vergessen, dass sich über 51% der Endbestandsmengen in China befinden und demnach nur 126,26 Mio. t dem Weltmarkt zur Verfügung stehen.

Reaktionen an der Börse: Geringere Exportzahlen für die EU sowie höhere Endbestände in den USA lassen an den Börsen kaum Luft für einen Aufschwung. Die Börsenkurse fielen am Donnerstag ins Minus. Der Mai-Kontrakt an der Matif schloss bei 201 EUR/t, hielt sich aber dennoch auch im Tiefpunkt oberhalb der psychologisch wichtigen 200-Euro-Marke. An der Börse in Chicago gab der Frontmonat über 1% nach. Die höheren US-Endbestände sowie die schwächelnde Nachfrage nach US-Ware wurden unter anderem als Gründe genannt.

 

Mais: Endbestände kleiner als im Vormonat, aber höher als erwartet; Bakterium senkt Ernteerwartungen in Argentinien

Beim Mais fielen die Endbestände sowohl auf US- als auch auf globaler Ebene höher aus als erwartet. Das sorgte zunächst für Druck auf die Kurse an den Börsen. Allerdings fielen sie geringer aus als noch im Vormonat prognostiziert worden war. Das bremste den Abschwung. Die Weltproduktion geht im Vergleich zum Vormonat um 2,4 Mio. t auf 1,228 Mrd. t zurück. Diese Abwärtskorrektur erfolgte insbesondere in Südafrika, Argentinien, Mexiko und Moldawien. In Südafrika führt die Trockenheit im März zu geringeren Erträgen. Ertragseinschränkungen sind auch in Argentinien und Mexiko Gründe für eine geringere Erntemenge. Zudem greift in Argentinien das Spiroplasma-Bakterium um sich, das von Zikaden übertragen wird. Die Getreidebörse in Rosario hat daher die Ernteerwartung schon deutlich gesenkt. Ein Ende des Befalls ist noch nicht abzusehen. Das US-Agrarministerium verringerte die argentinische Ernte dagegen nur moderat auf 55 Mio. t. Die brasilianische Ernte wird wie im Vormonat auf 124 Mio. t geschätzt.

Weitere Produktionsänderungen wurden wie folgt vorgenommen: Für die EU werden Reduzierungen für Rumänien, die Slowakei und Bulgarien genannt. Höhere Ernten werden für Ungarn, Polen, Spanien und Frankreich erwartet. Unterm Strich erhöht sich die EU-Produktion demnach um 1 Mio. t auf 61 Mio. t.

Die Analysten schätzen, dass die Exportmengen für Südafrika, Indien und Tansania zurückgehen und für Russland steigen. Geringere Importe werden für die EU, Saudi Arabien und Bangladesh genannt. Ein Abbau der Lagerbestände wird für Mexiko und Südafrika prognostiziert.

Reaktionen an der Börse: Mit den Endbeständen, die höher ausfielen als erwartet und unter dem Einfluss der schwächeren Weizenkurse gaben auch die Maiskurse am Donnerstag nach. Das Minus fiel an der Matif nur leicht aus, etwas deutlicher um ca. 1,3% ging es an der US-Börse bergab. Bereits am Freitag konnte sich der Matif-Kontrakt aber wieder erholen und näherte sich im Hochpunkt der 195-Euro-Marke.

 

Ölsaaten: Hohe US-Ernte setzen US-Kurse unter Druck; Globale Rapsernte unter Vorjahresniveau

Wie beim Mais fielen auch bei den Sojabohnen die Endbestände höher aus als erwartet. Auf US-Ebene wurde dabei auch die Vormonatsmenge übertroffen. Die Weltendbestände halten sich knapp auf dem März-Niveau. Auch die globale Produktion weist im Vergleich zum letzten Bericht kaum Veränderungen aus. Abwärtskorrekturen gab es für Südafrika. Trockenheit hat hier zu Ertragseinschränkungen geführt. Einen kleinen Ausgleich schafft hier Paraguay. Hier wird die Sojaernte um 0,2 Mio. t auf 10,5 Mio. t erhöht.

Geringere Exportmengen werden sowohl für die USA als auch für Südafrika genannt. Auf der anderen Seite ermöglicht die höhere Erntemenge für Paraguay auch höhere Exporte. Auf der Importseite wurden die Mengen für Indonesien, Russland, Algerien und die USA gesenkt. Einen höheren Importbedarf zeigt dagegen die EU. Er beläuft sich auf 14,3 Mio. t nach 13,1 Mio. t im Vorjahr. Hinsichtlich der Endbestände gleichen die höheren Erwartungen für de USA die Abwärtskorrekturen für Kanada, Iran und Russland aus.

Die globale Rapsernte wird sich nach Einschätzungen des USDA auf 88,385 Mio. t belaufen nach 88,829 Mio. t im Vorjahr. Die kleinere australische Rapsernte wird durch höhere Ernten in der Ukraine und Indien nahezu ausgeglichen. Als größter Produzent erreicht die EU 20 Mio. t nach 18,8 Mio. t für Kanada und 15,4 Mio. t für China. Die australische Erntemenge belaufen sich auf nur 5,7 Mio. t. Mit Spannung werden die Zahlen für die kommende Saison erwartet. Die ersten Schätzungen veröffentlicht das US-Agrarministerium im nächsten Bericht am 10. Mai.

Reaktionen an der Börse: Die Sojabohnen verloren am Donnerstag leicht und rutschten an der US-Börse auf 1.159,25 ct/bu.  Bereits im Vorfeld gerieten die Kurse aufgrund der erwarteten höheren Endbestände unter Druck. Der Rapskontrakt an der Matif sank auf 451,50 EUR/t, konnte sich aber am Freitag bereits wieder leicht erholen. Im Laufe des Tages stand er im Hochpunkt kurz vor der 460-EUR-Marke. Für Unterstützung sorgt hierbei jedoch auch die Erwartung einer kleineren Ernte in der kommenden Saison.

 

USDA April 2024

Erwartungen

USDA März 2024

Weizen

Weltendbestände 23/24 (Mio. t)

258,27 (-)

259,14

258,83

US-Endbestände 23/24 (bn bu)

0,698 (+)

0,690

0,673

Mais

Weltendbestände 23/24 (Mio. t)

318,28 (+)

316,72

319,63

US-Endbestände 23/24 (bn bu)

2,122 (+)

2,102

2,172

Soja

Weltendbestände 23/24 (Mio. t)

114,22 (+)

113,71

114,27

US-Endbestände 23/24 (bn bu)

0,340 (+)

0,317

0,315

(-) unter Erwartungen
(+) über Erwartungen

Quelle: USDA/BQCI